Willkommen!

Wupperpostille klingt nach Lokalnachrichten, manchmal geht es hier auch um regionales Klein-Klein. Sonst aber eher um geneigten Austausch mit euch, die ihr selbst bewegt seit von dem Leben, wie es nun einmal ist. Um Glaube, Vertrauen, Menschlichkeit, Mitgefühl, Philosophie, Alltagskram.

Darum, mir bei aller Breite,Tiefe und zeitweisen Schwere des Lebens das lachen zu bewahren.

Mehr von mir gibt es beim Wassertiger nebenan.

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Sonntag, 240428

Sanft entschlafen, die rechten Worte in der richtigen Datei und Ruhe ist. Am 12.8 läuft eh der Vertrag aus und die Seite war nur noch für Spammer interessant. 11 Jahre selbst hosten waren lehrreich, aber genug ist genug.

R.I.P. Wassertiger

Noch ein paar Eindrücke der gestrigen über 13000 Schritte gegen die senile Bettflucht, gegen die Schlaflosigkeit. Wirkt nur bedingt, tat trotzdem gut.

Donnerstag, 240425

Frau Gnadenlos

Donnerstags, alle zwei Wochen, dann ist es soweit. Tags zuvor schon alle beweglichen Brocken raus, Späne fegen. Zeug wieder transportbereit parken. Am frühen Morgen kommt sie, und es kennt kein Erbarmen. Da kann gestanden oder gesessen werden, wo Mensch will, sie wischt, brutal Sachen verschiebend und grinst frech. Ich bin froh, dass es sie gibt, sonst würden hier dieweil klebrige Seuchen ausbrechen.

Geht aber noch, da gab es noch ganz andere. Einst war eine fest angestellt, das ist über zwei Jahrzehnte her. Die riss das Brett auf, polterte mit den Fäusten an die Zellentür und bölkte: ABKNEIFEN! Sie war unwiederstehlich. Ihre Aufgaben waren zweigeteilt – Die Toiletten ebenso wie die kleine Kantine, damals. Seltsamerweise waren die Lappen immer von gleicher Farbe, was zu Mutmaßungen Anlass gab. Leise, wohlgemerkt, sie war eine geräuschvolle Respektperson. Krank wurden eh nur die Schwachen.

Läppisch, das alles. Wir leben ja nicht in Lappland. So Lappalien halt. Irgendwie isses meist sowieso immer dreckig genug, um noch ein wenig Spaß zu haben – und sauber genug, um gesund zu bleiben.

240423 – Drabble-Dienstag

Die Regeln – 100 Wörter, die drei Vorgegebenen müssen enthalten sein. Beugen geht, Synonyme gehen nicht. Überschriften zählen nicht mit. Zum Zeichenzähler geht es hier. Viel Spaß!

Hier die Wörter für Dienstag, den 23.4.2024:

Realsatire – nassforsch – entweihen

Im Nachgang steht sie fassungslos vor ihrer Vergangenheit, die in weiten Feldern einer Realsatire glich. Ihr beider nassforsches Auftreten im angetrunkenen Zustand. Ihr beidseitiges Unvermögen, in die Tiefe zu gehen, um zu schauen, wo die zunehmenden Dissonanzen und Aggressionen herrührten, die hemmungslos öffentlich ausgetragen wurden, daheim wurde stets geschwiegen – nie auch nur ein klärendes offenes Wort gefunden.

So viele fragwürdige Erwartungen, so viel Bedürftigkeit auf beiden Seiten, so viel unheilvolle familiäre Prägungen. Sie beide entweihten ihre Körper und Seelen nachhaltig, und doch brauchten sie einander, um jeder für sich ein Stück weiter zu kommen. Heil wurde jeder für sich allein.

Montag, 240422

Ich lese etwas über Euphorie als Stilmittel der verkaufstrategischen und politischen Manipulation, erinnere mich und schreibe …

Euphorie als Massensuggestion ist ja altbekannt. Meister dieses Faches war vermutlich Göbbels als schwärzester Vertreter der politischen Master of Ceremonis.

Selbst ist mir die alkohol- bzw. drogeninduzierte Euphorie gut vertraut. Ein Feuerwerk der Hormone im Vorfeld des Konsums und gerade auch zu Beginn. So etwas wird einem im nüchternen Leben selten präsentiert, mit zunehmenden Lebensalter immer weniger. Dieser manchmal empfundene „Mangel“ führt bei mir zeitweise und Gott sei Dank selten länger andauernd zu recht düsteren Episoden.

Die kleine, eher unverdächtige Schwester der Euphorie ist die Begeisterung – die geht immer, finde ich. Setzt aber Geist voraus – geistlose Menschen kann man nicht begeistern, sehr wohl aber fanatisieren – was wiederum auch etwas mit Euphorie zu tun hat, allerdings mit ihrer schwarzen Seite, siehe ganz oben. Aber – Begeisterung geht immer, so als schallgedämpfte Variante der Euphorie. Ein Zustand, der moralische Aspekte ebenso mit einschließt wie die Nutzung des Verstandes.

Gefällt mir persönlich besser!

Sonntag, 240421

Schrittmacher und Steher (siehe Eintrag vom gestrigen Samstag)

Taugen die beiden als Gleichnis? Im Sport bilden sie ein Team, des Sieges willen. In wieweit kann man solcherart Verhältnis auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen?

Wenn zwei zusammenfinden, zeigen sich meist schon nach kurzer Zeit tatsächliche oder vermeintliche Stärken, Talente ebenso wie Schwächen, Unvermögen. Oft geht einer vor, in seiner individuellen Stärke, und der andere folgt in dichten Abstand, gewinnt im rechten Zusammenspiel an Fahrt. Wird der Schrittmacher vom Ego gekitzelt, verliert er den Steher aus seinem Windschatten und das Spiel geht verloren. Entweder lernen beide von einander und üben weiter oder die Paarung erweist sich als dauerhaft untauglich.

Fortschritt kann also nur im Feingefühl füreinander erfolgen, sonst entsteht Ungleichheit, Machtgefälle. Beide, Schrittmacher und Steher wachsen in diesem Spiel aus ihrem Ego heraus, erlangen so die Fähigkeit, ihre Rollen zu tauschen und den jeweils anderen vorgehen zu lassen. Sie sind sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst, ohne daraus Macht und Ohnmacht entstehen lassen zu müssen.

Gefällt mir, dieses Gleichnis, auch wenn es weit hergeholt zu sein scheint.

Samstag, 240420

Vonne Rolle

Von der Rolle sein, nah dran, aber unverwandt mit dem „aus der Rolle fallen“ (Theaterjargon) – das war so ein Ausspruch meines Vaters, der so ziemlich alle denkbaren physischen und psychischen menschlichen Derangiertheiten umfasste. Ein Ausspruch, der auch heute noch bekannt ist und der seinen Ursprung in den so genannten Steherrennen hat.

Steherrennen gibt es vereinzelt noch, sind aber aus der Mode gekommen, sie hatten ihre große Zeit von den 20er bis 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch Wuppertal hatte am Stadion Zoo bis Anfang der 70er Jahre eine Radrennbahn, die für Steherrennen genutzt wurde. Der Sport bildet eine Peripherie zwischen Motorsport und klassischen Radrennsport – vorneweg ein Motorrad, der Schrittmacher, im Windschatten, ohne Verbindung zum Motorrad der Steher, immer dicht an der Rolle des Motorrad-Abstandhalters. Die Wortwurzel der Steherrennen liegt nicht, wie man vermuten könnte, im stehenden Motorradfahrer, der solcherart den größtmöglichen Windschatten erzeugte, sondern in den „Steher-Qualitäten“ des Radfahrers, im Sinne von Ausdauer und Durchhaltewillen, siehe auch „seinen Mann stehen“.

Nicht nur sportliches Können, sondern hier vor allem die Paarung und die „Feinabstimmung“ zwischen Schrittmacher und Steher bestimmten die Chancen auf den Sieg. Sie verständigten sich angesichts des Motorenlärms mit kurzen Ruflauten, die der Schrittmacher durch nach hinten offenen „Ohrtrichtern“ am Helm wahrnehmen konnte. Der Schrittmacher musste einerseits fordern, aber auch Rücksicht auf den Steher nehmen, ein feines, menschliches Zusammenspiel über längeren Zeitraum bei bis zu 100 Km/H.

Gerne wäre ich bei Dir gewesen, Vater. Bei Dir, der Du in deiner Jugend diese Rennen sehen durftest – was dich so beeindruckt zu haben schien, dass Du viel später noch davon erzähltest. Du warst sportlich, liebtest Radfahren, aber ein Teamplayer warst Du nie (so wenig wie ich einer bin, muss ich ehrlicherweise sagen). Ich habe dich nicht so kennengelernt, aber du musst begeisterungsfähig gewesen sein, damals. Diese Begeisterung hätte ich gerne mit Dir geteilt, später, zu meiner Zeit, spürte ich davon nicht mehr viel. Steherqualitäten dagegen hattest Du und konntest sie auch mir weitergeben.

Stadion Zoo zu Wuppertal, 1928. Die so genannte „Schildwand“ steht noch, die ehemalige Radrennbahn ist größtenteils überbaut worden

240416 – Drabble-Dienstag

Die Regeln – 100 Wörter, die drei Vorgegebenen müssen enthalten sein. Beugen geht, Synonyme gehen nicht. Überschriften zählen nicht mit. Zum Zeichenzähler geht es hier. Viel Spaß!

Hier die Wörter für Dienstag, den 16.4.2024:

spielen – geheim – Stunde

Neulich mit den üblichen Verdächtigen

Die Kegelgeschwister haben fertig mit ihrem Spiel und lassen sich am Tisch nieder. Bier und dergleichen floss reichlich, die Stimmung ist dementsprechend heiter, lautstark die Lobes- und sonstige Bekundungen. Nebenbei werde ich zu dieser Stunde Zeuge einer berührenden grammatikalischen Aufklärung besonderer Art – der mit dem dicksten Bauch und der lautesten Stimme tönt an mein Ohr:

Die Mehrzahl von Teilen is Austeilen!

Danke, der Herr, grinse ich. Die geheime Botschaft dahinter meint wohl – wer nicht gemessen das Seine mit mir teilt, dem teile ich das Meine aus, aber ordentlich. Einmal mehr – ich liebe meinen Kiez mit seinen Menschen. Irgendwie ein Zuhause ❤️​

Sonntag, 240414

Triggerwarnung – las ich gerade bei der Wildgans. Ein völlig überstrapazierter Begriff, der in letzter Zeit allerorten zu lesen/zu hören ist. So als solle der schöne neue Mensch allzeit gewarnt werden/sein, was im Leben unangenehm berühren und/oder erinnern könnte. Hallo – denkt es in mir – unangenehme Gefühle sind doch auch Teil des Lebens, immer schon gewesen. Das Beste an ihnen ist doch, dass sie nicht nur einen Anfang, sondern auch ein Ende haben, zu ihrer Zeit , und uns nebenbei auch etwas lehren wollen.

Neulich sah ich schon die erste Fußmatte mit dem fein eingewirkten Aufdruck „Triggerwarnung“. Da kann man sich was bei denken, ist so ein Ding doch drehbar, je nach Stimmung oder herrschenden Verhältnissen, drinnen wie draußen. So kann beim verlassen der Wohnung vor der bösen Welt gewarnt werden, oder – Mensch, der Einlass begehrt, vor dem, was in der Wohnhöhle möglicherweise vorzufinden sein könnte. Ok, ich steigere mich da in was hinein – war nur Spaß, das mit der Matte. Allerdings gibt es „konfigurierbare Fußabtreter“ und somit zumindest die theoretische Möglichkeit der Verwirklichung meiner Ausführungen.

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Noch ein paar Kiezbilder – vielleicht sollten manche Stadtviertel nicht nur am Beginn der Einfallstraßen zur „Tempo-30-Zone“ deklariert werden, sondern auch noch den Zusatz „Triggerwarnung“ erhalten …

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