Nächtliche Rituale.
Meine Schlafstätte ist eine Couch. Nächtens kommt die Kleine mich besuchen, weil sie das schon immer so gemacht hat. Aber nicht einfach so, nein. Ich muss in einer ganz bestimmten Position liegen, auf meiner rechten Seite nämlich, mit Bauch und Gesicht zur Rückenlehne. Liege ich anders, wird so lange Gedöns (scharren, grabbeln, buddeln, laut gurren) gemacht, bis ich mich gefällig positioniere. So entsteht eine Kulle zwischen meinen Bauch und der Lehne, die sie über alles liebt. Vom meinem Körper huscht sie dann auf die Lehne, von hier aus möchte sie eingeladen werden, mit leisen, freundlichen Worten und Fingerspiel am Bettlaken, dann hüpft sie hernieder und lässt sich bekuscheln. Aber auch nicht einfach so, ihr Kopf will in meine hohle Hand, das muss so und nicht anders sein.
Nach eine Weile wird mir der Arm lahm, je nach Grad der Schläfrigkeit mal früher oder später. Dann habe ich ihn unter ihren Vorderpfoten zu schieben und still zu verharren. Während der ganzen Zeit schnurrt das Fellbündel dunkel, wie aus dem Keller, durchgehend, ohne Punkt und Komma. Wie es weiter geht? Entweder gnädige Frau schlafen selbst ein, dann wird das Keller-schnurren erst leiser und geht dann in einem sehr süßen leisen Schnarchen über. Oder das schnurren bricht abrupt ab, weil sie irgend etwas gehört hat, das mehr Spannung verspricht als ihre augenblickliche Lage. Dann weiß ich, gleich isses soweit, dann springt sie auf und fort ist sie. Die dritte Möglichkeit besteht in dem Beginn einer ausdauernden und gründlichen Putz-Session, für meine eigene Nachtruhe die ungünstigste Variante. Da wird geleckt, geschmatzt, Schnurrhaare kitzeln beim steten auf und nieder meine nackte Haut und ständig wird sich neu positioniert. Das dauert so lange, wie es dauert, irgendwann haut sie ab und putzt anderswo weiter.
Auf ihre Weise ist sie sehr berechenbar, wenn man sie ein wenig kennt 🙂
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