Sonntag, 240421

Schrittmacher und Steher (siehe Eintrag vom gestrigen Samstag)

Taugen die beiden als Gleichnis? Im Sport bilden sie ein Team, des Sieges willen. In wieweit kann man solcherart Verhältnis auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen?

Wenn zwei zusammenfinden, zeigen sich meist schon nach kurzer Zeit tatsächliche oder vermeintliche Stärken, Talente ebenso wie Schwächen, Unvermögen. Oft geht einer vor, in seiner individuellen Stärke, und der andere folgt in dichten Abstand, gewinnt im rechten Zusammenspiel an Fahrt. Wird der Schrittmacher vom Ego gekitzelt, verliert er den Steher aus seinem Windschatten und das Spiel geht verloren. Entweder lernen beide von einander und üben weiter oder die Paarung erweist sich als dauerhaft untauglich.

Fortschritt kann also nur im Feingefühl füreinander erfolgen, sonst entsteht Ungleichheit, Machtgefälle. Beide, Schrittmacher und Steher wachsen in diesem Spiel aus ihrem Ego heraus, erlangen so die Fähigkeit, ihre Rollen zu tauschen und den jeweils anderen vorgehen zu lassen. Sie sind sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst, ohne daraus Macht und Ohnmacht entstehen lassen zu müssen.

Gefällt mir, dieses Gleichnis, auch wenn es weit hergeholt zu sein scheint.

Freitag, 230113

Freitag, der 13te, na dann.

Wie beginnt man am besten seinen Tag? In perfekter Harmonie ist machbar, zumindest, solange man auf keinen anderen Menschen trifft. Was nicht so ganz realitätsnah ist. Also kommt früher oder später der Lackmustest der eigenen Friedfertigkeit.

Gestern war so ein Tag. Der begann mit Lektüre über wu wei, der daoistischen Lehre vom intuitiven handeln oder vom natürlichen Lauf der Dinge, den man besser nicht stören sollte. Das geschieht eh meist von allein, also von außen zunächst, trifft aufs angepisste Ego und schon war es das, mit der Harmonie. So geschehen gestern (Milieustudie!) mit meinem Lieblingskollegen (auch das relativiert sich beim durchzählen, derweil wir nur zu zweit sind), der mich Gott sei Dank lange genug kennt, um mich nicht gleich umzuhauen. Nee, ernsthaft, er ist ein Guter, der Kollege. Wir kennen uns fast 28 Jahre ohne größere Gemetzel.

Also besser den Tag krawallig beginnen, mit spiritueller Luft nach oben, frei nach dem Motto Das-Beste-zum-Schluss? Kann auch nach hinten losgehen, oder besser nach unten, da ist bekanntlich immer Luft. Also frisch auf, allen Aberglauben zum Trotz.

Sonntag, 221009

Vollmond im Widder.
Gefühlslage – Karg und verlassen.
Es ist nur ein Gefühl, hat also einen Anfang und ein Ende.
Ich bin nicht mein Gefühl und nicht mein Ego.
Auch nicht meine Gedanken.

Einer ist immer bei mir.

Die gute Nachricht: Die getrennt lebenden Eltern gesunden. Bei meiner Mutter überrascht mich das nicht, freut mich dennoch natürlich. Selbst Vater hat Corona überstanden, ich stehe im telefonischen Kontakt mit der Station. Vielleicht gehen nächste Woche wieder Besuche. Freue ich mich für ihn? Ja und Nein. Er will gehen. Aber was heißt das schon, gehen wollen. Die Entscheidung fällt er nicht, zumal er Suizid ablehnt. Ist auch keine Lösung, glaube ich. Unheimliche Zwischenwelten verlängern nur das irdische anhaften an das alte Leben. Wir werden geholt. Auch mein Vater.

Vollmondlied – ich bitte um Nachsicht.

Mittwoch, 220928

Im Jahr des Wassertigers 2022 regieren kranke Egos und verletzte Emotionen. Der Blick in die Nachrichten macht Gänsehaut, die Welt scheint weit weg von Nächstenliebe oder wenigstens ein Mindestmaß an Verstand. Sei`s drum, alles Dinge und Umstände, die ich nicht ändern kann. Das zu unterscheiden ist für mich fundamental wichtig. Warum sich nen Kopp machen über etwas, was nicht im geringsten in meiner Macht liegt. Vorbereiten? Auf was? Ich gehe hier nicht weg. Wohin auch. Baue keine Bunker außer den einen für meine Seele. Einen kleinen Vorrat Trinkwasser lege ich an und horte für ein paar Tage dröges Zeug zum essen, fertig.

Gern hätte ich es nett und vor allem vorhersehbar. Seit das mit dem Weihnachtsmann klar ist, hasse ich Überraschungen. Beständig auskömmlich hätte ich es gern. Was ich schon gerne hätte – Drauf geschissen, das gibt es nicht. Also weitermachen, Nachrichten limitieren und die innere Emigration vorbereiten. Und – ganz wichtig – vertrauen, auf den großen Plan. Das ist, auch wenn ich das so oft mißbrauchte Wort hasse – alternativlos.

So, und jetzt etwas erbauliches in Sachen technische Schönheit. Blau ist bekanntlich die Farbe der Introvertierten und der Psychopathen. Also, mir als Blogger gefällt das Bild 😉

Schräge Musik zum schrägen Eintrag.

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Nachtrag: Seit sofort gibt es die Wupperpostille werbefrei. Kostet 48€/Jahr und hat dann 6GB Datenvolumen statt 3 zuvor. Achtung, Kostenfalle: Eine für das erste Jahr kostenlose Domain lässt sich anwählen, muss aber nicht gewählt werden. Kostet nämlich ab dem zweiten Jahr extra, ab 15€, je nach Endung. Hier sieht man mein Vertrauen in eine glanzvolle Zukunft über ein Jahr hinaus – ich habs gelassen, mit der eigenen Domain 😉

Samstag, 220219

Das Radio plärrt, während ich im Bad Fassadenputz betreibe. Wenn mal gerade nicht vom drohenden Krieg die Rede ist – der US-Präsident redet ihn, so scheint es, mangels ernsthafter Verhandlungsbereitschaft gerade so lange herbei, bis er auch wirklich da ist – dagegen treten selbst Corona und die diesbezüglich Räder drehenden Mitbürger derzeit ein wenig zurück, wenn also mal von alledem gerade nichts durch den Äther tönt, dann finden die wirklich wichtigen Dinge Erwähnung.

So hat Falco heute Geburtstag, der für mich größte Sohn der Alpenrepublik. Er hätte nicht, und er würde auch nicht 65 Jahre alt, heute, er wird es, unvergessen, wie er ist. Ein kurzes und heftiges Leben, für mich unglaublich beeindruckend. Exzentrik, sagt man. Also wortwörtlich genommen außermittig laufend, das Gegenteil von konzentrisch eben – Kreise mit demselben Mittelpunkt. Ich denke an die Texte von Heinz Kappes, mit denen ich mich gerade beschäftige und interpretiere den einen Kreis mit dem des Egos, der Emotionen, den anderen mit dem wahren Wesenskern der Seele. Mit nicht-rund-laufen kenne ich mich aus, wenn auch nicht so bunt schillernd und prätentiös. Für mich eine Lebensaufgabe, die Kreise halbwegs übereinander zu bekommen.

Einmal mehr erinnert mich das eben gehörte an unsere Endlichkeit, so wie Stefans Beitrag neulich. Memento mori – Bedenke, du wirst sterben. Und bis dahin tue das richtige. Das für mich richtige. Rein praktisch sind das zunächst einmal die samstäglichen Aktivitäten wie Schränke füllen und Herkunftsfamilie besuchen. Gelegenheit zum üben, gelebter Abgleich, wo ich stehe, zwischen soll und haben.

Sonst so, @ unrund? Sag s mit Musik – vielleicht nicht das bekannteste, aber für mich beste Stück von Falco, nicht nur wegen der zerschossenen Gartenzwerge, als das Symbol aller Enge dieses Landes:

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Samstag, 220108

Zwischenzeit, Zeit zwischen Bürostuhl und Stuhlgang, also Zeit mit freien Händen zum schreiben, bevor es gleich erst los und dann heraus geht, Mehrfachdeutung möglich. Das werte Befinden? Der Alltag hat mich wieder, unerlässliche Routine, die Schränke füllt, Seele ermüdet und Kreativität tötet. Es grüßt das Murmeltier aus dem Hamsterrad, frei drehend dank Novalgin, für die immer noch gereizten Nerven.

Dagegen halten also, hier und jetzt. Der Tag wird sich finden, es gibt einen Plan und es gibt das Chaos. Es gibt Vertrauen darauf, dass es gut wird, so oder so. Demut – war ein Thema, zu dem ich in einem Forum etwas schreiben wollte, aus Zeitgründen aber nicht dazu kam. Die Definition ist verschieden, sie hat einen Geschmack, die Demut. Viele denken an zu-Kreuze-kriechen, an Unterwerfung. Andere picken sich den Mut heraus und verknüpfen ihn beliebig, das verneinende „De“ davor außer acht lassend. Für mich heißt Demut, das meine zu tun, nach Stand der Erkenntnis und bestem Wissen und Gewissen. Tun, was ich kann, Ergebnis-offen, auch wenn es starke Wünsche oder Visionen davon gibt, und – meinem Schöpfer das seine überlassen, verbunden mit dem Wunsch, das wie auch immer geartete Ergebnis in Frieden annehmen zu können. Vom grollen und hadern wird es auch nicht besser, falls das Ego Gründe dafür sieht.

Überhaupt, das Ego. Es hält per se nicht viel von Demut, sie ist nicht seine Natur. Was soweit in Ordnung geht, demütig erlegt man keinen Säbelzahntiger. Oder so. Einzig die Grenzen sind wichtig, zu wissen, wo hört meine persönliche Macht auf, wo fängt göttliche Fügung an. Bis dahin darf man auch schon mal Spaß machen, King for a Day, Balsam für das Ego, das geht auch ohne Leder-String 😉 Danke für die musikalische Inspiration und die Erinnerung an längst vergangene Zeiten, VVN 🙂

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Sonntag, 210221

Ein feiner Tag, mit Blick aus dem Fenster. Da werde ich mal schauen, wo zu gehen sein könnte, ohne all zu vielen Artgenossen zu begegnen. Das ist schwierig, in dieser Zeit, wo alle heraus wollen, was nur zu verständlich ist. Und analog zu den momentan wieder steigenden Fallzahlen passt, leider.

Sonst so?

Die Liebste hat die gestrige Erstimpfung mit Astra-Zeneca sehr gut vertragen. Mittlerweile ist eine Drittimpfung mit diesem Serum im Gespräch, welches an die Mutanten angepasst werden soll.

Was mich schon lange beschäftigt – was bleibt, wenn der Verstand Pause macht?

Die liebe Luxus hat das gut formuliert, gefällt mir sehr. Ein für mich teils elektrisierendes Thema, als Mensch, der ich mit der Maxime aufgewachsen bin, der Verstand sei das höchste menschliche Gut. Der Schul-Scheiterer, weil Angst-besetzt und völlig blockiert. Erste berufliche Erfolge – da sollte doch noch mehr sein als die vermeintlich angeborene Dummheit oder ängstliche Hilflosigkeit. Tatsächlich, so war es auch, das Unkind fand einen ausgeprägten Hang zu den Naturwissenschaften, zog Selbstbewusstsein aus seiner Fähigkeit, zu lernen. Irgendwo war immer diese leise Stimme – übertreib es nicht – während nebenan das Ego leise kicherte. Der Teil in mir, der keinen Raum bekam, forderte ihn im Rausch ein und fand ihn auch, Nebenkosten inbegriffen. Die wurden erst nach langer Zeit präsentiert.

Heute lerne ich, mir als ganzer Mensch den Raum zu geben, den ich brauche. Ohne großes Ritual. Die können hilfreich und wohltuend sein, sind aber nicht sehr Praxis-tauglich, im Alltag. So kann ich schlecht in der Werkstatt eine Yogamatte ausrollen, Stille von allem und jeden einfordern und Räucherstäbchen anzünden, um mich mal der gängigen Klischees zu bedienen. Es soll also anders gehen, mitten im Geschehen nur atmen, sonst nichts. Das fühlt sich immer noch teils sehr befremdlich an, der Teil in mir, der gerne wertet und urteilt, ist zwar leiser geworden, aber immer noch gelegentlich aktiv.

He, komm` mal wieder bei dir an, keiner zuhause da oben, oder wie? Gleich hält dir der erstbeste Kollege ne Taschenlampe an`s Ohr und freut sich, wenn deine Augen so schön leuchten. Wirst hier nicht für`s dösen bezahlt …

So tönt es kurz, der innere König lächelt derweil milde, weiß er doch einerseits um das Überkommene dieser Stimme, andererseits um die heilende Wirkung einer Minute nur. Und .- ganz wichtig – der Rückweg ist jederzeit offen, anders als bei den zahllosen Substanz-gebundenen Erfahrungen, die erst „verstoffwechselt“ werden wollten.

So. Musik sollte nicht fehlen, aber was passt denn nur zum Thema? Wer sucht, der findet. 1988 – endete eine vierjährige Zeit der weltlichen Abwesenheit des Geistes, der mit einem 8-Stunden-Job und fordernder Abendschule, man erinnert sich, der Kreuzzug gegen die Dummheit, beschäftigt war und mündete in rauschende Ballnächte, in einer zwei Jahre andauernden Belohnungs-Orgie. Gehört auch zur Geschichte…

Sonntag, 201011

Das böse Ego, so lese ich in letzter Zeit öfter. Gehe ich dem nach, denke ich, wieso eigentlich? Das Maß der Dinge ist es doch, wie so oft. Und wer hat eigentlich gesagt, dass sich das Ego mit Fairness, Menschenrechte und Achtsamkeit nicht verträgt? Gefährlich wurde mir mein Ego erst, als ich es an erster Stelle rückte. Als ich mich in meiner Unreife selbst als das Maß der Dinge empfand. Nach dem scheitern dieser Illusion konnte ich eine Macht, größer als ich selbst, annehmen, auch wenn es mir zu Beginn schwer fiel. Zwei Dinge weiß ich über Gott, meinen Schöpfer, so sagte eine Freundin, es gibt ihn – und ich bin es nicht. Reicht mir heute zur Orientierung, neben den 10 Geboten.

Manchmal denke ich, komische Heilige sind da um mich. Arg geläutert klingt so manche Geschichte und – ich gönne es einem jeden Menschen von Herzen. Wenn es denn echt ist. Für mich schließe ich solcher Art Läuterung aus, weil sich diese möglicherweise nicht mit meinem immer noch in Spuren vorhandenem Hang zum Perfektionismus verträgt. Und so darf sich der spirituelle Boden, auf dem ich mich bewege, unter anderen mit meinem gelegentlichen Hang zum lautstarken fluchen vertragen, sich mit meinem gestutztem Ego arrangieren, ohne es gleich exorzieren zu wollen. Hat ja auch so seinen evolutionären Grund, unser Ego. Beim jagen und sammeln zum Beispiel. Oder im Umgang mit Menschen, bei denen das Ego eben noch an allererster Stelle steht. Oder in Kombination mit der Lust. Als Triebfeder, überhaupt irgendetwas zu beginnen und vollenden zu können. Immer mit Umsicht, Achtsamkeit,, Selbst- und Nächstenliebe, soweit irgend möglich.

Das Liedchen passt irgendwie auch dazu…