Montag, 230612

Milieu-Studie, wieder mal.

Ich bin ein verlässlicher Mensch, glaube ich zumindest. Und ein Gewohnheitstier. Obendrein kann ich auch nett sein, also verbinde ich das alles manchmal miteinander. So nehme ich seit einiger Zeit unsere Reinungskraft mit, die am Wege wohnt. Sie ist Mama einer 9-köpfigen, afrikanischen Großfamilie, was rechnerisch sieben Kinder ausmacht.

Mein Auto ist ein kleiner Kleinstwagen – also, ich will ihn jetzt nicht noch kleiner machen, als er ist, von wegen Zwerglein-Syndrom. Aber – Fakt ist ein komfortabler 2-Sitzer oder ein gestopfter 4-Sitzer für kurze Strecken. Was hier Dank Firmenparkplatz und allmorgendlicher Begegnung zu Verwunderung führte – und Gesprächsbedarf. Das mit den 7 Kindern war dem Flurfunk wohl allgemein bekannt. Heute früh kam aus dem erlauchten Kollegenkreis ein paar Hallen weiter dann die Frage, wie das denn passt, mit dem kleinen Auto und den 7 Kindern. Ähhh – hat sie gesagt. Ist Zweitwagen, nur für die Arbeit, große Bus steht zuhause. Gelächter – nein, ist nicht Mann, ist Bruder. Noch mehr Gelächter … und hier erst mal, als sie mir das erzählte.

Kommt gut, an so einem Montag.

Donnerstag, 230427

Mangels größerer Ereignisse – eine neue Folge Milieustudie.

Ich bin ein Indianer und habe drei Häuplinge. Einen Kleinen, einen Mittleren und einen Großen. In der Regel leben wir in großer Innigkeit miteinander, na klar, Ausnahmen gibt es, aber selten. Das bedingt auch gegenseitige Fürsorge, wie das so ist, in einer großen Familie.

Heute zum Beispiel kam der mittlere Häuptling sehr durch den Wind hier an. Bahn verpasst, den langen Weg mit einem betagten, stromlosen MTB geradelt, schweißnass von Kopf bis Fuß und obendrein noch das Fresspaket vergessen. So ein verschissener Tagesstart dauert mich und ich lasse ihm die Hälfte meines kalten Gemüsekuchens zukommen (Stell mal da hin, der ist gerade sonstwo, mach dir keinen Kopp, der frisst alles, kennze ja…). Nett kann ich, auch wenn das hier nicht so bekannt ist. Eine Rückmeldung über die potentielle Bekömmlichkeit steht im Übrigen noch aus, er wird es überlebt haben. Die Speise deklariere ich als eine Spielart des berühmten Elben-Lembas, sehr wenig macht satt bis nächste Woche.

Davon berichte ich grinsend meinem arabischen Lieblingskollegen, Häuptling Klein. Lembas, sagt der, na klar, fehlt nur noch der Elbenmantel, dann isser unsichtbar, wie praktisch. Was ihm nichts nützen wird, entgegne ich, von dem Küchlein musser gut furzen, das verrät ihn garantiert.

Werde mal Nachmittags die Stimmung drüben erkunden.

Freitag, 230324

Erkenntnis:

Nicht nur lebendige Geschöpfe, auch die Dinge brauchen achtsame Berührung, ja mitunter gar Zärtlichkeit. Und wieder Dualität – die einen, weil sie ansonsten schnell(er) außer Funktion geraten und/oder an Ansehen einbüßen – die anderen, weil sich sich nur so berühren lassen wollen. Scharfkantiger, noch nicht entgrateter Stahl zum Beispiel. Der hat etwas Katzen-artiges an sich – falsch angefasst gibt es Kratzer. Und jetzt höre ich auf, den Tag vor dem Abend zu loben.

Entschluss:

Genug an mir selbst gelitten. Profaner Nebensatz mit Gewicht, gut versteckt zwischen Banalitäten. So fällt er nicht auf, der Satz, Bedeutendes muss sich tarnen. Nach dem Entschluss folgt die praktische Umsetzung, die wieder aus vielen kleinen Nebensätzen besteht.

Und – eine neue Folge Milieustudie. Heute: Niemand ist eine Insel und keiner ist allein. Auch beim kacken nicht. Vorteil – man wird weder vollgequatscht noch zum Smalltalk genötigt.

*

Zum Schluss – scheint dem Einzelhandel die Sonne. Wenn schon sonst nix los ist. Inflation, Konsumverweigerung und Onlinebestelleritis sorgen für entspanntes Bummeln in der City, ähnlich wie im Lockdown. Irgend etwas ist ja immer. Alle sagen, kaufen macht nicht glücklich. Ja aber – was, wenn das Schule macht. Keine Arbeit, kein Brot im Haus, dann macht nicht-kaufen unglücklich, derweil sich Geld und Dinge bewegen müssen. Auch keine Lösung; wenn Konsum schon nicht glücklich macht und kein Konsum auf Dauer auch nicht – vielleicht einfach mal drüber nachdenken, was genau ich haben möchte. Und warum/wie oft undsoweiter.

Musikalische Späterziehung, hart am Thema.

Wurstparadies, lese ich gerade.
Gilt nicht für Schweine.

🍄
Pilz ohne Sinn,
hat das Sternchen ja auch nicht.


Freitag, 230113

Freitag, der 13te, na dann.

Wie beginnt man am besten seinen Tag? In perfekter Harmonie ist machbar, zumindest, solange man auf keinen anderen Menschen trifft. Was nicht so ganz realitätsnah ist. Also kommt früher oder später der Lackmustest der eigenen Friedfertigkeit.

Gestern war so ein Tag. Der begann mit Lektüre über wu wei, der daoistischen Lehre vom intuitiven handeln oder vom natürlichen Lauf der Dinge, den man besser nicht stören sollte. Das geschieht eh meist von allein, also von außen zunächst, trifft aufs angepisste Ego und schon war es das, mit der Harmonie. So geschehen gestern (Milieustudie!) mit meinem Lieblingskollegen (auch das relativiert sich beim durchzählen, derweil wir nur zu zweit sind), der mich Gott sei Dank lange genug kennt, um mich nicht gleich umzuhauen. Nee, ernsthaft, er ist ein Guter, der Kollege. Wir kennen uns fast 28 Jahre ohne größere Gemetzel.

Also besser den Tag krawallig beginnen, mit spiritueller Luft nach oben, frei nach dem Motto Das-Beste-zum-Schluss? Kann auch nach hinten losgehen, oder besser nach unten, da ist bekanntlich immer Luft. Also frisch auf, allen Aberglauben zum Trotz.