Sonntag, 210314

Es regnet und ich habe das Haus heute nicht verlassen. Muss dieser Tage genug raus, da tue ich es an einem Tag wie heute lieber den Katzen gleich. Sonst so? Die To-Do-Liste ist ein wenig kürzer geworden, der Steuer-Scheiß ist auf dem Weg. Jedes Jahr die gleiche Überwindung, weil jedes mal das gleiche Szenario. Berge von Zetteln sortieren und widerwillig beantwortete Rückfragen stellen müssen. Fertig, das, Gott sei Dank.

Der Tag heute war besagtes Steuer-Finale mit einem langen, späten Frühstück im Anschluss zur Belohnung. Dekadent mit vollem Wanst geruht und dann musste Wim Wenders herhalten. Am Ende der Gewalt, 1997 (was für ein Jahr, für mich persönlich ….bitte nicht noch einmal). Der Film jedenfalls ist sehenswert.

Am Ende dieses sehr ruhigen Sonntags noch ein Fundstück. Der ehemals angestaubte DLF hat tatsächlich manchmal gute Tipps in Sachen Kultur parat, neben endlosen politischen Beiträgen, die ich je nach Stimmung mit verfolge. Oder auch nicht. Daneben, wie gesagt, hier und da gute Bücher-Tipps und Musik-Empfehlungen. So wie die hier, New Pagans, Belfast, Nord-Irland. Von denen wird man wohl noch mehr hören, glaube ich. Eine CD gibt es noch nicht, kann aber vorbestellt werden.

Schön laut machen…

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Sonntag, 210214

Valentinstag – braucht kein Mensch, außer Blumenhändler. Zumal, wenn Katzen die Hauptmieter sind, wird es schwierig mit Blümchen und so. Drama in drei Akten, Katzen und (Schnitt-) Blumen:

  1. Überschwemmung als Folge des Antestens der Standsicherheit vom Behältnis der Wahl.
  2. Angefressene, ramponierte Pflanzenteile.
  3. Kotzplacken, vorzugsweise unter`m Bett oder an anderen unzugänglichen Stellen.

Außerdem habe ich grundsätzlich keine Lust auf solche Tage, „Mutter“- und „Vater“-Tag beziehe ich da mit ein. Entweder ich achte und ehre meine Lieben an allen Tagen oder ich lasse es eben. 

Sonst so? Wenig los. Gott sei Dank. Die Zeiten, in denen mir langweilig wurde, sind schon lange her. Sonntag heute = Schlafdefizit ausgleichen, lange frühstücken, dabei Filmchen gucken, schreiben, lesen, vielleicht raus, für `ne Stunde. Filmchen – schaue gerade in Etappen die „Linkshändige Frau“ von Peter Handke, ein altes Ding von Drama über eine folgenschwere Verwechslung von der Suche nach Freiheit, nach Selbstverwirklichung einerseits und unfreiwilliger Isolation als Folge dessen. Erinnert mich an Zustände, in denen mir die Isolation als das kleinere Übel erschien.

Ok, statt Blumen gibt es ein Lied. Immerhin.

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Freitag, 201113

Ein entspannter Tag, weil werkfrei. Unspektakuläre und wohl dosierte Aktivitäten. Den Schornsteinfeger empfangen. Die neugierige Jung-Katze klettert erst einmal in seine Arbeitstasche, sie riecht nach Hund, die Tasche, wie mir berichtet wird. Darum also. Die Neugier weicht dem Fluchtinstinkt, als das Messgerät unter Restspannung brummend wieder an seinem Platz verstaut wird. Der schwarze Mann geht – wie geil, denke ich. Freitag, der 13te und dann noch ein Schornsteinfeger – kann eigentlich nix mehr in die Hose gehen.

Staubsaugen und danach ein paar fehlende Sachen einkaufen. Vormittags, weil es dann nicht so viele meiner Art sind. Einlass nach Schlange stehen, ich sehe nur maskierte Gesichter mit angespannten und/oder aggressiven, ängstlichen Augen. Wahrscheinlich sehe ich auch so aus. Schaffe es, ein bemühtes Grinsen an der Kasse hinzulegen, verbunden mit dem Wunsch nach einem guten Wochenende für die Kassiererin, deren Miene sich daraufhin etwas aufhellt. Ein Tages-Highlight, wenn man so bedenkt.

Mittagsschlaf. Den liebe ich, wenn ich ihn mir leisten kann. Kann ich, heute. Gefolgt von Wim Wenders – Im Lauf der Zeit. Zumindest die zweite Stunde von insgesamt knapp dreien. Der dritte und letzte Teil seiner Roadmovie-Serie, Anno 1976. Kino und Familiengeschichten stehen im Mittelpunkt des in schwarz-weiß gehaltenen Streifens, den ich mir nur stundenweise anschaue. Melancholie pur, gemischt mit Bildern der Zeit. Landstraßen entlang der Zonengrenze, alte, heruntergekommene Kleinstadtkinos, in denen geraucht wird, Film-Vorführmaschinen aus der Nachkriegszeit – ich liebe das. Stundenweise eben. Der Streifen stand übrigens seinerzeit auf dem Index, wegen diverser Szenen. Das Protagonist scheißt auf einer Abraumhalde und sitzt zumindest einmal nackt in seinem alten Möbelwagen, ein Filmvorführer schaut gemütlich masturbierend einen typischen 70er-Porno mit, den er mittels Spiegelchen in sein Kabuff ablenkt. Reichte wohl für den Index. Komische Zeit, denke ich, der damals gerade mal 14 war. Alles locker und flockig, jeder vögelt jeden, aber so etwas schafft es auf den Index. Merkwürdig. Jedenfalls habe ich mir für lange, dunkle Stunden die komplette Wenders-Werkschau aus der Mediathek gezogen, 130GB Filme, das reicht für den Winter.

Sonst so? Morgen bin ich bar jeder haushaltlichen Verpflichtungen, derweil heute schon fleißig. Dafür fahre ich den Alten in`s Grün-Graue, am Morgen, solange seine Kraft reicht. Was heißt, Mittagsschlaf ist mir auch morgen sicher. Ich liebe so berechenbare Arrangements. Chaos kommt von allein.

Sonst so, Teil 2. Ein Gespräch mit `nem Kollegen ist im Kopf irgendwie hängen geblieben. Er hat einige wohl geratene Kinder und eines davon studiert BWL, steht mit ihren 22 Jahren der F.D.P. nahe. Und ja, ich finde die alte Schreibweise irgendwie hübscher. Was so ziemlich das einzig hübsche an der ganzen Truppe für mich darstellt, die in meinem persönlichen Ranking knapp oberhalb der AfD rangiert. Die Kleine jedenfalls lernt gerade, wie man der Generation ihres Vaters den wirtschaftlichen Garaus macht, ganz im Sinne der reinen Lehre. Gut für sie und schlecht möglicherweise für uns, die wir eh schon durch die Zeit gefallen sind. Eine bescheuerte Zeit, in der die einen nichts mehr haben, andere wiederum daheim arbeiten sollen und so Restbestände wie wir mit altersschwachen Maschinen rummachen, aus Scheiße Bonbons zaubern und irgendwie die Kinder manchmal nicht mehr so richtig verstehen. Was der Liebe keinen Abbruch tut.

Und jetzt? Grünkohl zubereiten. Essen ist existenziell. Wohlan, frisch an`s Werk.

PS: Wenn schon 70er, dann richtig. Danke, Wim … das beste am folgenden Stück ist das Intro, der Rest – na ja. Mir fällt gerade nix besseres in die Hände, will ja noch in die Küche.

Soll für das nächste halbe Jahr reichen…

Sonntag, 200823

Der 23ste – die 23 ist eine ganz besondere Zahl. Och nö, jetzt nicht wieder Nummerologie, sagt der naturwissenschaftlich geschulte, rationale Teil in mir. Aber ja, entgegnet es aus der mystischen Ecke, hast ja keine Ahnung von solchen Dingen. Während sich die beiden noch leise weiter zanken, denke ich an mein großes Kind, der an einem 23sten Geburtstag hat, ebenso wie seine Mutter. Den Film dazu passend haben wir damals im Programm-Kino zusammen geschaut, da war er 12 oder so. Als ich ihm dann noch ein entsprechendes T-Shirt besorgte, war der Glückseligkeit keine Grenze mehr gesetzt.

Astrologisch sind die an einem 23sten Geborenen in jedem Fall Grenzgänger zwischen den Zeichen, auch, wenn sie eindeutig zu einem Sonnenzeichen gehören, so ist doch der Einfluss des voran gegangenen Zeichens nicht unerheblich. Großes Gemaule von Ratio…du mit deiner Astrologie, fällt dir nichts besseres ein, dir die Menschen zu erklären? Elender Schubladendenker… Unterhaltsam ist das Ganze in jedem Fall.

Sonst so? Mittlerweile bin ich beim vierten Band der Reihe vom Friedhof der vergessenen Bücher angekommen. Auch eine Sucht. Und – die Werkschau von Wim Wenders ist endlich herunter zu laden, Stoff für viele lange Winterabende.

Ok, Sonntag Morgen ist auch noch…

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