Samstag, 200822

Er zog aber seine Straße fröhlich…

Mein Taufspruch, Anno 2007. Ein Satz aus der Episode mit dem Kämmerer, dem Philippus auf der Straße nach Süden Grundsätzliches erklärt, woraufhin es der Kämmerer für eine gute Idee hält, sich beim nächstbesten Wasser taufen zu lassen. Um anschließend seine Straße eben fröhlich zu gehen.

Der alte Pfarrer damals hier im Kiez hat es mir bei seinem Hausbesuch angesehen, was mir fehlte. Frohsinn und eine heitere Grundhaltung. Mein Leben war damals, na ich sage mal, ein wenig kompliziert. Frisch mit einer Frau zusammen gezogen, ein Akt, der von vorneherein zu scheitern verurteilt war. Das große Kind, das damals noch nicht ganz so groß war. Die Mutter des großen Kindes und und und. Fast alles hat sich in Wohlgefallen aufgelöst, mein Leben hat eine Richtung genommen, die ich nicht geahnt habe, in vielen Lebensbereichen. Die saturnische Schwere dagegen ist mir erhalten geblieben, in abgemilderter Form, was hoffen lässt. Dann ist das eben so, wenn sie bleiben möchte, soll sie das tun. Mit willentlicher Gewalt lässt sie sich jedenfalls nicht vertreiben. Möchte man das Ganze bei Lichte sehen, erkennt man auch Ernsthaftigkeit, Disziplin und Beharrlichkeit, hilfreiche Korrektive bei gewissen anarchischen Persönlichkeitsanteilen. Wie so oft ein Seil mit zwei Enden, immerhin.

Neugierig, wie ich bin, werfe ich den Satz, der zu mir gehören soll, in die Suchmaschine und stoße promt auf ein Buch, das diesen Titel trägt, wenn man darüber hinweg sieht, dass das „aber“ verdreht wurde. Die Erinnerungen eines Kinder-Chirurgen, der in drei Gesellschaftssystemen überlebt hat. Ein Auszug aus der Beschreibung beim bekannten Branchenriesen:

Sein Lebensprinzip Schwejk bedeutet, sich dabei von äußeren Umständen nicht entmutigen zu lassen, sondern sie mit Fantasie, Mut und ehrlicher Beharrlichkeit zu unterlaufen und ad absurdum zu führen, um mit Überzeugung handeln zu können.

Hat was, gefällt mir. Konnte ich eigentlich immer recht gut, auch in harten Zeiten. Ein wenig mehr Mut hätte ich mir schon öfter mal gewünscht, aber es ist ja (hoffentlich) noch nicht aller meiner Tage Abend. Und irgendwie passt das folgende Filmchen oder besser, der Begleit-Text auch zum Thema. Wer sucht, findet, Achtung Neugier. Der Autor nennt sich „Gerte Gottes“ Noch Fragen? 🙂

„Das grösste Schwergewicht. – Wie, wenn dir eines Tages oder Nachts, ein Dämon in deine einsamste Einsamkeit nach schliche und dir sagte: „Dieses Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch einmal und noch unzählige Male leben müssen; und es wird nichts Neues daran sein, sondern jeder Schmerz und jede Lust und jeder Gedanke und Seufzer und alles unsäglich Kleine und Große deines Lebens muss dir wiederkommen, und Alles in der selben Reihe und Folge – und ebenso diese Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Bäumen, und ebenso dieser Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!“ – Würdest du dich nicht niederwerfen und mit den Zähnen knirschen und den Dämon verfluchen, der so redete? Oder hast du einmal einen ungeheuren Augenblick erlebt, wo du ihm antworten würdest: „du bist ein Gott und nie hörte ich Göttlicheres!“ Wenn jener Gedanke über dich Gewalt bekäme, er würde dich, wie du bist, verwandeln und vielleicht zermalmen; die Frage bei Allem und Jedem „willst du dies noch einmal und noch unzählige Male?“ würde als das grösste Schwergewicht auf deinem Handeln liegen! Oder wie müsstest du dir selber und dem Leben gut werden, um nach Nichts mehr zu verlangen, als nach dieser letzten ewigen Bestätigung und Besiegelung? –“

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Gegen halten

Das heißt nicht ignorieren, kompensieren oder schön denken. Die Welt ist, wie sie ist, und mir werden mit den Jahren die existenziellen Dinge immer vertrauter. Viel Moll und wenig Dur sozusagen. Was aber immer schon in mir so angelegt war. Kein ausgesprochener Hang zur Schwermut, aber ein beständiges sich-sorgen in Verbindung mit einem augeprägten Hang zum grübeln.

Sei es jetzt Erbgut (warum eigentlich -gut ? ) oder sei es meine Herkunft aus den dunklen, engen Wupperbergen, die schon immer solche Köppe hervor brachten. Das sich-sorgen-müssen wird so langsam weniger, mit zunehmenden Vertrauen in den großen Plan, der sich mir nach und nach erschliesst.

Gegen den sich abzeichnenden Schwermut hift manchmal nur das genaue Gegenteil. Mal ein Gläschen (wer Sorgen hat, hat auch Likör) trinken geht ja leider nicht mehr, wegen meiner Vergesslichkeit, das aufhören betreffend. Dagegen halten mit scheinbar völlig sinnfreier Leichtigkeit hilft schon eher und hat keine Nebenkosten wie das saufen. Manchmal animiert mich das pendeln zwischen diesen Polen zum schreiben, manchmal finde ich die Leichtigkeit, die mir gerne mal abhanden kommt, in der Musik.

So etwas hier zum Beispiel.

 

Ja, Belgien kann so viel mehr als Pommes und Pralinen.

Textprobe?

A one armed gogo dancer
a midget in a suit
riding giant pony’s
and wearin‘ western boots
a bare hand bull fighter
in fishnets and heels
your chubby cousin Pete
On a tractor with big wheels
Mehr davon hier

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