Samstag, 220402

Der Blick aus dem Fenster gleicht einem schlechten Witz – selbst hier unten im Tal alles weiß. Ungewohnt, weil schon lange nicht mehr gesehen um diese Jahreszeit, früher dagegen nicht ungewöhnlich. Dann ist das jetzt so – banales Spätwinterscheißwetter. Ohne Fellbewuchs ist die Wohlfühlspanne eh sehr klein, bei mir geht sie so von 20-24 Grad, darunter fängt Frisch heute an, darüber Boah, ist dat warm. Eigentlich sind wir kaum lebenstüchtig ausgestattet, armselige Geschöpfe mit einem viel zu großen Kopf, der hilfreich zwar beim jagen, sammeln und erfinden von allerlei Nützlichen (Kunstfell), aber ansonsten nur schwer auf dem Hals sitzt.

Zu viel Kopf (und zu wenig Vertrauen), auch im übertragenen Sinn ein Thema. Ein paar Gedanken dazu stehen hier beim Wassertiger. Erinnert an die alte Menschheitsfrage nach dem Ei und dem Huhn. Wer war zuerst da, die Glaubenssätze oder die dazu passenden Ereignisse?

Gute Nachrichten hat es auch. Geht los mit grünen Wasserstoff, in Frankreich. Vielleicht auch bald hier, wenn die hiesigen Klagemöglichkeiten gegen Windräder endlich mal eingestampft werden sollten. Wäre ein Treppenwitz der politischen Geschichte, wenn ausgerechnet die nun gerade mitregierenden Grünen das in der jetzigen Lage mitverantworten müssten. Gemeinwohl vor Wohl des Einzelnen, bisken aus der Mode gekommene Weisheit, aber immer noch aktuell.

Zum Schluss noch Gedanken zur menschlichen Unschuld, ein Thema, das auch mich bewegt. Hier bei der lieben Luxus nachzulesen.

If you made them
and they made you
Who picked up the bill,
and who made who?

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Freitag, 210917

Ein Musterbeispiel meines Verhaltens als Internet-Nutzer.

Da lese ich Die Kartenlegerin, nebenan bei Gisela. Das Bild dominiert, na klar, ich bin weder selig noch heilig gesprochen. Es folgt das überfliegen des Textes, das kenne ich. Woher nehmen, wenn es fehlt, das Vertrauen in den großen Plan? Da bieten sich solche selbst ernannten Weissager an, die im günstigsten Fall über eine ausgeprägte Intuition und Menschenkenntnis verfügen. Oder sogar ausnehmend hübsch sind, wie hier in diesem Fall. Wobei ich beim Maler, Georg Hom, ankomme, der mir bis dato unbekannt ist, was aber nicht viel heißt, Kunstbabause, der ich bin. Wer so toll malt, also aus meiner beschränkten Sicht, dem lohnt es sich nachzuspüren. Viel ist von ihm nicht überliefert, außer eben seine Bilder, und- er hatte einen Sohn, der früh verstarb und das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin besuchte. Mich interessiert diese alte Schule, zumal geschlossen und dem Verfall preisgegeben. Ich lese über die Historie des Ortes, bin fasziniert von dem schönen alten Gemäuer und freue mich über Pläne zur neuen (Schul-) Nutzung. Zur Schule gehört ein Garten sowie ein Leitspruch, als dessen Schöpfer ein gewisser Johann Michael Moscherosch überliefert ist (ich hatte kein Latein, aber diese alte Sprache fasziniert mich, offenbart sie doch zahllose Wortwurzeln unserer gegenwärtigen Sprache):

Dic cur hic
Sag, warum du hier bist.

So Aufforderungen am frühen Morgen, da denke ich schon ewig drüber nach, vielleicht fällt mir nach der Morgentoilette etwas mehr dazu ein. Vorerst gehe ich ein wenig jagen und sammeln, das allein kann zwar nicht der Grund meines Daseins sein, ist aber unerlässlich, um den Kühlschrank voll zu bekommen.

Zum Schluss nochmal zurück zu Giselas Eintrag von der Wahrsagerin und nein, nicht wegen dem Bild – jedenfalls nicht nur 😉 – meine ich doch die Weisheit in den Schlusszeilen:

Vergesst nicht euer tiefes Wissen,
das selber ihr in euch verspürt!
Wegweiser werdet ihr nicht missen,
wenn euer Weg zu MIR euch führt.

Darum geht es, nicht nur für die letzte Stunde. Der Weg zu ihm kann schon zuvor beschritten werden, jeden Tag neu. Danke für`s erinnern, Gisela!

Gedanke: Stärke — Ankordanz

Es ist nicht die äußere, physische Kraft, die die Stärke eines Menschen ausmacht.  Es ist das Wesen einer unsichtbare Kraft im Inneren, auf der sich die wahre Stärke eines Menschen gründet.  Das Problem ist, das Wesen dieser unsichtbaren Kraft kann Vertrauen sein, aber auch Angst.

Gedanke: Stärke — Ankordanz – Danke für die Anregung!

Vertrauen ist der Schlüssel zu dieser Kraft. Der Ursprung mag in der Angst liegen, jedes Wachstum braucht einen Antrieb. Das Wesen innerer Stärke kann sie dagegen nicht sein, die Angst. Auch bedeutet Vertrauen nicht die Abwesenheit von Angst. Vertrauen lässt mit Angst das rechte tun. Vertrauen verweist die Angst in ihre Grenzen, Chef ist sie nicht. Den Platz hat das Vertrauen darauf, dass sich alles wie auch immer findet, und – zumindest meiner Erfahrung nach – meist besser als angenommen.

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Samstag, 210220

Amerika ist zurück.

So sagen sie und es klingt gut, wenn man den Umgangston des neuen Präsidenten hört. Er mag ein vergleichsweise netter Mensch sein. Solange es nicht um Exportüberschüsse, Militärausgaben Energieversorgung und Handelsvorteile geht. Da hat die neue amerikanische Freundlichkeit Grenzen, was nicht überrascht. Aber das ist es nicht, was mich derzeit beschäftigt, wenn ich mir Gedanken über Politik mache. Joe Biden ist ein alter Mann und seine Berechenbarkeit (wichtig, nach den Erfahrungen der letzten vier Jahre) dürfte die Welt schon aus biologischen Gründen nicht mehr all zulange erfreuen. Dazu kommt, und das wiegt in meinen Augen viel schwerer, Demokratien werden eher selten durch Putsche oder dergleichen gestürzt, sondern schaffen sich selbst ab. Auf der einen Seite verunsicherte, verängstige Menschen, Menschen, die um jeden Preis Überkommenes bewahren wollen (ich schließe mich da nicht von aus), Menschen, bei denen gesäte Zwietracht und Zweifel auf fruchtbaren Boden fallen. Auf der anderen Seite die Demagogen, die groben Vereinfacher, Polarisierer, die Bodenbereiter des kommenden Heilsbringers. Diejenigen, welche besagtes Geschäft mit der Angst und der Unsicherheit meisterlich bedienen, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit aus dem Kontext gerissenen Teilwahrheiten und auch freche Lügen verbreiten. Die viele Fragen und Zweifel liefern, aber so gut wie keine Antworten. Und – auch das gehört zur Wahrheit, zur Misere zählen auch manche weichgespülte Politiker der so genannten etablierten Parteien, die vor lauter schielen auf die Wählerstimmen vergessen haben, Klartext zu sprechen. Die Dinge mit einfachen Worten beim Namen zu nennen, ohne ihren Inhalt zu vereinfachen, zu verdrehen.

Selbst übe ich mich neben Gottvertrauen in Vertrauen auf die staatstragenden Institutionen. Diese Republik hatte einen derart beschissenen Start, mit den zahllosen Verwaltungskräften, Richtern, Staatsanwälten, die schon im Nationalsozialismus Dienst taten. Selbst davon hat sie sich erholt und gilt vielleicht nicht zuletzt darum international als ein Hort der Beständigkeit, trotz aller Zweifel, von innen heraus betrachtet. Was mich mehr erschreckt, ist die Berechenbarkeit und Kontinuität von Autokratien, waschechten Diktaturen, Ein-Parteien-Herrschaften, die genau damit bei ihrem Volk punkten können. Auf ihre Weise haben sie schon recht – wer weiß, wer in knapp vier Jahren in Amerika regiert. Oder hierzulande. Auch werden Entscheidungen sehr viel schneller umgesetzt – was sehr gut ist, wenn es die richtigen waren. Wer nun aber zu laut jubelt, sollte den Preis bedenken, den solche Staatsformen fordern. Da kommt man sehr schnell bei den Märchen von den guten und bösen Königen an. Mir zu gefährlich, mit Blick auf letztere und unseren Erfahrungen damit. Ein Knüppel schmeckt nicht gut, und auch die Art, wie Menschen in solchen Staaten einfach so verschwinden können, hinter dicken Mauern oder in anonymen Grabstellen, gefällt mir nicht. Dann lieber so, wie es ist, mit Potential auf Verbesserungen und einer guten Portion Unsicherheit.

So, das reicht für`s Erste, mit Politik … Obwohl, da wäre noch etwas. Impfen geht los, die Liebste als Angehörige einer Risikogruppe heute sehr kurzfristig mit dem Saft von Astra-Zeneca, die Eltern ab nächster Woche mit mRNA-Impfstoff. Eines der wichtigsten Dokumente der kommenden Zeit dürfte der Impfpass werden. Wetten?

Ok, wieder auf Start, ich komme heute nicht von dem Thema los. Amerika. Mal abgesehen davon, dass ich einer ursprünglich amerikanischen Gemeinschaft mein Leben verdanke und mit einem guten amerikanischen Programm einen großen Teil meines Jobs erledige – da war doch noch etwas. So`n Lebensgefühl. Südstaaten … vielleicht komme ich doch noch irgendwann dort hin. Mit Impfpass …

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Mittwoch, 210203

Nachtschicht im Kopf.

Seit ein Uhr wach und um kurz vor drei aufgestanden. Schlachten geschlagen in meinen Träumen, in meinem Kopf. Nur dort, aber immerhin reicht es für eine verschissene Nachtruhe. Wie ist das eigentlich, mit Regeln und Vorgaben? Wenn alle machen, was sie wollen, kann ich das doch auch. Oder? Was ist in dem Zusammenhang noch wichtig? Gottvertrauen. Und vielleicht irgendwann ein guter Rechtsbeistand (Achtung, die Nachtruhe). Lebend kriegt ihr mich jedenfalls nicht, ihr Home-Officer mit der Vertrauensarbeitszeit, der Hand am Sack und den Füßen auf dem Tisch. Oh, die Nachtruhe geht gerade nahtlos über in die Tagesunruhe, wie fein. Adrenalin-Junkie, der ich bin, missbrauche ich den inneren Krieg um den eigenen Arsch hochzubekommen (kennt das vielleicht noch wer?) Auch eine Taktik, aber keine gesunde.

So. Wer jetzt hier den Kopf schüttelt, angesichts der geballten Aggression – hat völlig recht. Sollte ich vielleicht auch mal wieder tun, das klingelt dann immer so schön leise und ordnet alles neu. Vielleicht wie weiter unten dargestellt, das kleine Liedchen der britischen Tanzkapelle passt auch sonst gut zum Thema.

Guten Morgen.