Donnerstag, 221020

Letzte Nacht war eine dieser Nächte, in denen sich Wirklichkeit und Traum die Hände reichen und den Träumer dazu nötigen, für einen kleinen Moment richtig wach zu werden, um wieder unterscheiden zu können. Was genau eigentlich? Pathologisch ist es jedenfalls nicht, obgleich es sich manchmal für Minuten so anfühlt. Träume sind Teil der Wirklichkeit, auch wenn hier Geschlechter, Rollen, Freundschaften, Partnerschaften und Verwandtschaftsgrade frei fliegend wechseln können. Interessant auch, was andere glauben, unsere Deutung des Begriff Traum passt hier nicht wirklich. Was ich gut annehmen kann, ist die Vorstellung, das absolut alles beseelt ist, Belebtes und Unbelebtes, und dass alles mit allem in irgendeiner Weise verbunden ist.

Die wilden Nächte sind kein Wunder, derzeit. Heute nach der Arbeit besuche ich Vater, dessen Geist sich zunehmend zurück zieht, wie schon sein Körper seit längerer Zeit. Der Tod durch Altersschwäche ist ein zäher Geselle, der sich quälend lange Zeit lässt – plötzlich und unerwartet dagegen ein Geschenk, wenn auch oft ohne die Möglichkeit des Abschieds, den ich gerade so schmerzhaft bewusst wahrnehme. Wenn die Quälerei meines Vaters einen Sinn hat, dann den, mir auch noch die letzte Leiche aus dem Keller zu holen.

Und die so genannte Realität, also der „wache“ Teil der Wirklichkeit?? Sie fordert und lärmt. Alles wie immer, meine Nächte interessieren das Tagewerk nicht. So eine gewisse Erdhaftigkeit ist über Tag schon „praktisch“, wenn des Nachts auf Reisen gegangen wird.

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Samstag, 211030

Samstägliche Zwischenzeit, man kennt das. Zeit für einen Blogeintrag, auch auf die Gefahr hin, von WP wieder einen Lauf angedichtet zu bekommen. Draußen fährt lärmend so ein Blätteraufsammelteil den Berg herauf und herunter, das Geburtstagskind samt Familie üben sich noch in verkommener Gemütlichkeit. Danke, liebe Fabulierlust, unter anderen auch für diesen genialen Ausdruck! Ich liebe eine kräftige Sprache, die das zu sagende kurz und knapp auf den Punkt bringt. Lyrische Schnörkel und Schleifchen drum lese ich auch sehr gerne und bewundere dies, kann ich leider so nicht. Meine zarten Versuche, zu dichten, mündeten meist in arg konzentrierter Prosa, eine Art ätzende Sole, die nicht gefallen möchte. Das ist dann so.

Sonst so? Von Idealen war die Rede, neulich, in einem Kommentar. In Bezug auf dem, was so möglich ist, zwischen zwei Menschen. Ein Thema, das mich schon länger beschäftigt, werde ich doch meinen eigenen Idealen nicht oder besser eher selten gerecht. Und nein, ich bin durchaus eine treue Seele, es geht mehr darum, in wieweit ich selbst dazu in der Lage bin, das zu leben, wonach mich einst die Sehnsucht trieb. Ernüchterung macht sich breit, verbunden mit einem steten hinterfragen der einstigen Ideale. Das ist nicht so dramatisch gemeint, wie es möglicherweise klingt, wahrscheinlich ist es ein sehr natürlicher Prozess, den viele Menschen durchlaufen. Und abhauen ist keine Option, war es in dem Kontext nie.

Fein darstellen lassen sich diese und andere Diskrepanzen in kleinen Bastelarbeiten, genannt Farbtiefenreduktion, das geht gut beim IRVAN-Bildbetrachter. Dort lässt sich aus einem möglichst kontrastreichen Bild eine pure schwarz-weiß-Darstellung kreieren. Ich muss immer grinsen, bei diesem Wort, erinnert mich irgendwie an eiern, sorry. In dem Sinne – ich eiere, also bin ich, frei nach sonst wem. Licht und Schatten, Hell und Dunkel Bild-gewordene Polarisierung. Mir gefällt es.

Und zum Schluss noch Musik zum Thema Intensität, auch wenn mir sonst solche Veranstaltungen am Arsch lang gehen (nach 2.05 Minuten lässt sich gut abschalten)

Donnerstag, 211028

Wer allein werkelt und außer der Reihe einen Tag frei haben möchte, muss sehen, wie er die Arbeit erledigt. Ist aber alles in allem machbar und Zeit für ein paar dürre Worte im Blog findet sich auch noch. Kann also so wild nicht sein.

Die Wirklichkeit, die Realität. oder das, was Mensch gemeinhin dafür hält, war gerade nebenan bei Alice ein Thema. Ein Wesensmerkmal der so genannten Realität ist ja, dass sie uns nicht fragt, ob sie uns gefällt. Herausforderungen aller Art tun sich auf, lediglich die bertreffenden Lebensbereiche ändern sich mit der Zeit. Oder bleiben gleich und verlagern sich. Schmerzen, gleich ob körperlich oder seelisch, lassen mich innehalten, langsamer werden. Flüchten kann ich, möchte ich aber nicht mehr. Wohin auch? Also stehen bleiben, hinschauen, annehmen. Gleich, ob es sich um veränderte Beziehungen aller Art handelt oder um das letzte große Mysterium, den Tod. Besser gesagt, den mitunter sehr weiten und langsamen Weg dorthin.

Stehen bleiben hilft (mir). Vor Lebensumständen wie vor Menschen. Hier bin ich, Herr. Hineni. Immer wieder, bis zum letzten Gang. Stehen bleiben bedingt manchmal auch Gegenwehr, mit den Füßen fest auf dem Boden. Manchmal braucht es Biegsamkeit & Elastizität, ebenso erdverbunden. Manchmal auch gehe ich für eine Moment in die Knie, dann ist das so.

Da war doch noch was – richtig, Arbeit. Die Arme sind bandagiert, kann losgehen. Weiter gehen.

Donnerstag, 201203

Küchenphilosophie

Gute Tage beginnen meist damit, dass ich zu spät komme – und es mir gleichgültig ist. Und ja, man könnte den Gedanken nun fortführen, das an schlechten Tagen eher zu früh gekommen wird, aber das ist ein anderes Thema. Irgendwie ist immer rechtzeitig.

Sonst so?

Das Wort Realität ist ja derzeit wieder in aller Munde. Oder besser, deren Verweigerer. Da denkt man gleich an Alu-Hüte aller Art und sonstige Queer-Denker. Da bin ich froh, geradeaus denken zu können, meistens jedenfalls. Früher fand ich „Queer-denken“ mal gut, im Sinne von hinterfragen und kritisch hinschauen. Ist ja nichts gegen zu sagen, bis heute. Werden im Namen von Queer-Denken jedoch die krudesten Theorien und Thesen verbreitet, hat das für mich nicht mehr viel mit dem Ursprungsgedanken des Queer-Denkens zu tun. Da wären dann andere Kategorien passender.

Eigentlich – ja eigentlich bin ich recht Realitäts-verbunden. Das schadet nicht, im Alltag und gerade mit Blick auf meinem technischen Beruf. Wer sich hier der Realität im Sinne von Ignoranz der physikalischen Gesetze verweigert, hat schlechte Karten. Und dennoch bin ich kein Freund von ihr, im Sinne des Liedchens weiter unten. Nicht alles, was ich anerkenne, liebe ich auch. Danke, Ines, für`s erinnern an Funny 🙂

So, zu meiner Tage-Realität gehört auch, den Erwartungen meines Arbeitgebers gerecht zu werden. In dem Sinne…Tschüss.

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