Samstag, 220115

Hände frei zum schreiben, auch der Kopf ist noch nicht zu sehr gefüllt, gute Voraussetzungen also für ein paar zusammenhängende Sätze. Klug müssen sie nicht unbedingt sein, aber wenigstens echt. Überhaupt – klug oder eher dumm – ich höre viel Radio, unter anderen neulich dies hier, ein Podcast von Heidi Kastner, Gerichtspsychiaterin und Forensikerin. Hörenswert, es gibt auch ein Buch von ihr zu dem Thema.

Irgendwie wirft das Thema bei mir Fragen auf. Darf man die Dummheit thematisieren, ohne überheblich oder gar arrogant zu klingen? Fakt ist, die „Dummheit“ ist als Begriff einerseits ein Art Joker, der universell einsetzbar ist, andererseits so ein Totschlag-Argument, das jede Diskussion verunmöglicht. Der Schaden mag allerdings bei echten Fällen von Dummheit eher gering sein, weil Diskussionen hier eh nicht zielführend sind. Aber zurück zum Joker – Die pure Uneinsichtigkeit, die mangelnde Fähigkeit, komplexere Zusammenhänge zu erkennen, ist nur das „Flaggschiff“ der so genannten Dummheit. Im Grunde verbergen sich eine Menge anderer Charaktereigenschaften hinter diesen Sammelbegriff. Heidi Kastner spricht in diesem Zusammenhang von „Gefühlsdummheit“. Auch ein Thema. Aber – da ist auch Licht , obgleich es scheint, dass die Dummheit derzeit Hochkonjunktur hat. Stimmt so nicht, meint die Autorin plausibel, sie sei in Zeiten vielfältiger sozialer Medien nur lauter denn eh und je. Fazit: Wer mit solchem beruflichen Hintergrund 25 Minuten über die Dummheit referieren kann, liegt so falsch nicht, auch wenn der Begriff eher flach daherkommt.

Kleines Liedchen zum Thema…

Die Dummheit, die tut weh
Weil sie so leicht verführt
Das ist, was mir weh tut
Und mein Herz berührt

Samstag, 201121

Nachgespürt und festgestellt, die Lauten sind vor allem eines – laut eben. Nicht zwangsläufig zahlreich. Für mich stelle ich fest: Lange halte ich an Menschen fest, gebe so schnell niemanden auf, weil auch ich immer wieder auf Menschen gestoßen bin, die mich nicht aufgaben. Allerdings ändert sich da gerade etwas, in mir. So bin ich nicht mehr bereit, mit Menschen zu diskutieren, die unseren Staat als Diktatur verunglimpfen, die nach Freiheit und Menschenrechten schreien und denen zujubeln, die, sind sie erst einmal an den Trögen, genau das am allerwenigsten möchten.

Alles nichts Neues. Geschichte wiederholt sich gerade, mit den Mitteln dieser Zeit. Unsinn, krudes Zeug, aus dem Kontext gerissene Halbwahrheiten, freche Lügen und Sündenbockmentalitäten verbreiten sich rasend schnell und fallen vor allem dort auf fruchtbaren Boden, wo mangelnde menschliche Reife mit persönlichen Einschränkungen und existenziellen Nöten zusammenfallen. Natürlich ist Kritik oft berechtigt und muss auch Gehör finden, so vieles wirkt überzogen und riecht nach flügelschlagenden Aktivismus, aber wer daraus das Recht ableitet, diesen unseren Staat als ganzes in Frage stellen zu dürfen, braucht sich nicht wundern, wenn er auf massive Ablehnung stößt. Selbst finde ich diesen Staat verbesserungswürdig, aber ich kenne keine freiere, humanere Gesellschaftsform. Das widerspricht sich übrigens nicht mit meiner Affirmation zur Anarchie und meiner Ablehnung sämtlicher Autoritäten, auch wenn das schwer verständlich scheint. Anarchie setzt Empathie voraus, sonst mündet sie im rechtlosen Chaos. In jungen Jahren habe ich mich empört, warum es hierzulande nicht möglich ist, über weitreichende Entscheidungen via Volksentscheid abzustimmen, wie eben in der Schweiz üblich. Je mehr ich das „Volk“ und seine leichte Manipulierbarkeit kennen lerne, um so mehr beunruhigt mich der Gedanke, wirklich jeden über alles mitbestimmen zu lassen. Eigentlich sehr schade, das.

Es singt der Chor der Blöden, der schon immer war zu laut. Auch, wenn Marius das damals in einem anderen Zusammenhang meinte.