Freitag, 230707

Von Pontius nach Pilatus

Die Leuchten meines Bobbycars hören auf den kryptischen Namen HIR2 (wer sich so etwas ausdenkt), kosten in der Werkstatt das Stück knapp 50€ (im Netz die Hälfte) und halten dafür aber auch eine gefühlte Ewigkeit. Aber auch die geht irgendwann mal vorüber, weil eben nur gefühlt – gut 6 Jahre ist schon stramm für so ein Birnchen, immerhin. Nachdem ich mich über den Fuffi letztes Jahr auf der rechten Seite geärgert habe, besorgte ich mir für den gleichen Kurs direkt zwei im Netz und fuhr sie fortan spazieren, wohl wissend, verreckt die eine, ist die andere auch bald dran.

Bald war dieser Tage – das wechseln war kein Thema, ist sogar leichter geworden, kein Gefrickel wie früher. Gut zugänglich ist auch alles (es gibt Autos, da darf man für solche Zwecke ein Rad demontieren und Verkleidungen entfernen), allein leuchten wollte das Ding nach erfolgreichen Einbau nicht. Kann nur die Sicherung sein, meint der für Technik zuständige Teil meines Gehirns dazu. Wo hat dieses Auto denn Sicherungen?? Dem Netz ist keine Frage zu blöd, auf dass sie nicht schon von wem anders gestellt wurde und siehe, da sind sie ja. Deckel runtergemurkst und eine Liste mit Positionsnummern nach Zuständigkeit findet sich auch im Netz 🙏  – das entsprechende Teil mit der dafür vorgesehenen und als „Bordwerkzeug“ mitgelieferten Zange herausgepflückt und sehenden Auges als defekt eingeordnet.

Soweit, so gut. Ersatz muss her, ich fahre zur Haus- und Hofwerkstatt. Betriebsferien, na toll. Ham se sich verdient. Ab zur Steinbecker Meile, hier konzentriert sich sich einiges. Zuerst der Obi, ich suche mir ne Naht ab, finde eine kleine Kiste mit Sachen, die kunstvoll zugklebt ist, aber dem Aufdruck nach 10A-Sicherungen enthalten soll. Tut sie auch, wie ich draußen am Auto feststelle, nur drei Nummern größer als erforderlich. Wieder rein, Fehlkauf und so, Geld zurück. Nebenan ist ein Opel-Dealer, ja die sollten doch … nee, müssen wir bestellen. Häh? Vielen Dank, Tschüss. Unten am Arrenberg war doch mal son winziger Kfz-Teileladen, vielleicht da? Ich lasse den Wagen stehen und latsche da runter, um festzustellen, hat geschlossen. Langsam freunde ich mich mit dem Gedanken an, durch die halbe Stadt fahren zu müssen, der Vertragshänder sollte helfen können. So weit kam es dann Gott sei Dank doch nicht, der freundliche Koreaner am Weg hatte die Dinger tatsächlich vorrätig. 2 Euro, meint der, ich gebe vier und bedanke mich aufrichtig. Was lange währt … in Kürze habe ich auch von diesen Dingern einen kleinen Vorrat an Bord.

Auf dass die Lampe brennt …

Montag, 221212

Das Datum hat einen Eintrag verdient, auch wenn es an so einem Montag Morgen nichts Bedeutendes zu berichten gibt. Nur Einsen und Zweien, keine Null, geht, geht doppelt und kein geht nicht. Wie schön, kann losgehen.

WordPress stellt ausgegraute Animationsfragen oder so, für diejenigen, die überhaupt mal gar nicht wissen, was sie schreiben sollen. Die Fragen hauen ab, sobald der neue Block beschrieben wird. Gerade eben stand da „Wen beneidest du?“ Neid ist bei mir ein sehr seltenenes Gefühl, Gott sei Dank.Meine Lebensentscheidungen der letzten Jahre habe ich bewusst und in vollem Umfang aller Konsequenzen getroffen, wohl wissend, es hätte auch anders gehen können. Jene, die anders entschieden haben, beneide ich nicht, sondern schaue mit Neugier zu, was sich bei denen findet. Neid auf Besitz kenne ich dagegen überhaupt nicht. Sehr selten beneide ich Menschen, die die Möglichkeit haben, diese Gegend hier zu verlassen und ans Wasser zu ziehen. Aber auch sie zahlten ihren Preis, den ich nicht entrichten musste. Dann ist dieser Anflug von Neid verschwunden. Jeder auf seine Weise.

Und? Bin wach. 58 Minuten Fußweg, 4.5 Km mit 10Kg Rucksack in 6400 Schritten. Einmal die Woche tue ich jetzt so, habe ich entschieden. Macht dankbar für gutes Schuhwerk und gesunde Füße.

*

Sonntag, 221211

Immer noch Krebsmond mit schreiben gegen die Schlaflosigkeit. Es lief sich gestern bis um Zehne, die neuen Wanderschuhe machen sich so langsam. Dann klebrig vor dem Schirm, surfend, Filmchen guckend bis um 2 Uhr früh. Um 6 wieder wach nach streithaften Träumen. Und nun ruft der trockene Gaumen nach dem Morgentee, der sonst am Vorabend zubereitet wird. Leben fühlt sich gerade an wie ein verlorener alter Schuh in der Gosse einer verregneten Altstadtgasse.

Lichtblick: Neben mir träumt es fiepend aus gerolltem Fell.

Sonntag, 211017

Es wird nicht richtig hell, aber ein freier Tag, immerhin. Nach einer Arbeit-freien Woche, die in der Hauptsache aus Arztbesuchen bestand. Ebenso hat das Autochen frisch Werkstatt, TÜV & Winterräder, sauber ist er auch mal wieder. Was so liegenbleibt.

Darüber hinaus mache ich mir Gedanken um den Wassertiger. Wird kaum noch beschrieben, von mir, der Blog, so recht weiß ich auch nicht, in welche Richtung es gehen könnte. Persönlich war es ja schon immer, dort. Einfach vom Netz nehmen wäre zu schade, 8 Jahre Autobiographie und Gedanken einfach so in die Tonne geht so auch nicht. Und sei es nur für meinen Sohn, falls der das irgendwann mal lesen will. Andere vererben Häuser und Geschäfte, ich Bücher und Gedanken, irgendwann mal.

Also – wie sichert man einen selbst gehosteten Blog? Die große Suche im Netz beginnt, ich lerne, es gilt eine Datenbank als Ganzes, die quasi die Umgebungsstruktur darstellt, zu sichern, sowie die WordPress-Ordner und Dateien. Das sind viele, über 9000, wie sich herausstellte. Mein Datendealer gestattet keinen Ordner-Download, geschweige denn Unterordner mit was drin. Nur einzelne Dateien gehen ?!? Das ist so, lese ich. Um das komfortabel zu lösen, braucht es ein kleines Programm, das mit den FTP-Zugangsdaten (der Dealer stellt sie übersichtlich bereit) gefüttert wird und danach ähnlich wie der Windows-Explorer ein löschen, kopieren und überschreiben via Copy & Paste gestattet. Zwei Telefonate mit dem Support, der sehr speziell ist, bringen Klarheit über ein gut zu verwendendes Programm und eine saubere Downloadseite. Der Support – schon witzig. Hatte schon einige Male die Erfahrung gemacht, erst beim zweiten Anruf wirklich ernst genommen zu werden, dann aber sehr zuvorkommend und freundlich. Jedenfalls hat alles gut funktioniert und ich habe nun eine brauchbare lokale Datensicherung.

Hmm – vielleicht doch stehen lassen, aber dann mal modernisieren. Anderes Theme, die letztaktuelle WordPress-Version mit allen modernen Feature. Wie das im einzelnen geht, steht hier gut beschrieben. Geht bei vorhandener Funktion automatisch, aber gerne mal mit einigen Problemen. Manuell ist sicherer, wenn man weiß wie. Manche Ordner und Dateien müssen gelöscht/überschrieben werden, andere dürfen das auf keinen Fall. Aha…könnte spannend werden. Die aktuelle Version ist gezogen, was genau ersetzt werden muss, ist geklärt, ein brauchbares Backup vorhanden. Fehlt nur nur der Mut, anzufangen. Vielleicht 😉

Sonst so? Es gab gestern einen schönen Abendspaziergang mit einigen herbstlichen Bildern. Die Größe der Runde (fast 12 Km bei knapp 15000 Schritten) war so nicht geplant, darum war auch kein GPS dabei. Jedenfalls ging es über den Wuppertaler Nordhang hinaus, jenseits der Wasserscheide Wupper/Ruhr über Felder und durch Wälder Richtung Dönberg und von dort wieder Downtown.

*Laufen ist der Versöhnung mit dem schwarzen Vogel förderlich. Es dauert, ist wie alles, was nicht sofort und auf der Stelle wirkt, für einen Menschen mit Suchtstruktur immer wieder eine Herausforderung, aber es funktioniert, das kann ich versichern. Licht, Luft, manchmal sogar Sonne und Bewegung machen den Gefiederten friedlich.*

Sonntag, 210822

Bilder vom Spaziergang am gestrigen späten Nachmittag, den Wuppertaler Südhang hinauf. Eine Runde von gut 10 Kilometern, der Track ist kürzer, weil ich ein Stück herausgeschnitten habe (Sackgasse auf Privatgrund mit Gemecker). Der Weg ging durch mehrere Gartensiedlungen, über Straßen, durch Wälder hoch auf den Kiesberg und wieder herunter in die Stadt. Hier zu gehen ist eine andere Liga als im entspannt flachen Berlin, beides hat seinen Reiz.

Gartensiedlung, die Erste…
Ausblick auf die Stadt am Ende der Sackgasse – von unten wurde gemault.

Und …

An den konnte ich nicht vorbei, ohne ein Bild zu machen.

Wieder Richtung heimatlichen Kiez…

Zuhause dann drüber und drunter bei der Raubtierfütterung.

Hauptsache, man kommt dran…

Sonst so? Wir schauen gerade bei Gelegenheit Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt, eine ausführliche Doku-Reihe über die jüngste wechselvolle Geschichte der Stadt. Im Zuge einiger Recherchen lande ich bei der Kongresshalle, keine Ahnung wie. Jedenfalls hat der Dachschaden eben jener so genannten schwangeren Auster Anno 1980 der sich im selben Jahr gründenden Band Einstürzende Neubauten zum Namen verholfen. Was wiederum neue Recherche nach ein wenig Liedgut der schwer verdaulichen Kapelle rund um Blixa Bargeld zur Folge hatte.

Alles in allem – ein Stück, das jede Menge Raum zum nachdenken lässt. Oder sich einfach nur im Hirn einnistet, dort seine Runden dreht und möglicherweise an den einen oder anderen Traum erinnert. Kein Klartext und keine leichte Kost, aber hörenswert. Kryptische Lyrik pur …

Nachtrag: Was inspiriert den Künstler zu solchen Texten? Des Rätsels Lösung kam zu mir beim nachdenklichen betrachten des demolierten Werkstattbodens an der Stätte meines Jagens und Sammelns. Abgeplatzter Estrich – der Rest ist Phantasie, ganz altmodisch mit „Ph“.

Ein Schwätzer versucht
Dem Felsen etwas einzureden
Der es versucht aber doch
Nicht flüchten kann

*

Freitag, 210806

Zu Fuß durch Berlin, laufen hat etwas. Lässt mich besser schlafen und den Geist zur Ruhe kommen. Die Familie lebt teils in Wilmersdorf, teils in Wedding, wenn ich mit der U-Bahn von Wilmersdorf nach Wedding fahre, sind es nur ein paar Minuten. Was dann bleibt, ist der fehlende Übergang sowie das Gefühl, abrupt von einer Welt in eine andere geschleudert zu werden. Zu Fuß ist das anders, die Straßen ändern sich allmählich. Über Bahnhof Zoo, dem Landwehrkanal, Hansaviertel, die Spree, Moabit, dem Westhafen zum Wedding. Wer will, kann mitlaufen.

Der vereinbarte Treff ist ein Imbiss an der Müllerstraße, gleich neben dem Leo. Die Szene hat etwas surreales. Die Familie, der volle Tisch einerseits, draußen das Laufpublikum. Bärte, Kopftücher, Tattoos, alte Menschen gebückt an Rollatoren, babylonisches Sprachengewirr. Gesichter wie mit Messern geschnitzt, Landkarten des Lebens in Relief-Form. Geballter Kiez halt. Dem entgegen die Beschallung mit feinster Musik, die mich für einen Moment nicht nur vergessen lässt, wo ich mich befinde, sondern auch alles andere, was mir gerade noch durch den Kopf geht. Jemand am Tisch weiß, wie man per Smartphon den Titel heraus bekommt, so dass mir das Stück erhalten bleibt

Schon schräg …

Zurück geht es gemeinschaftlich wieder zu Fuß, und so komme ich auf knapp 20000 Schritte, mein persönlicher Highscore für einen Tag, wenn auch im flachen Land nicht sehr fordernd, so spüre ich doch am Ende des Tages meine Füße.

*

PS: Wann lernt der Mensch? Wenn es nötig ist. So weiß ich nun, wie man aufgezeichnete GPX-Tracks auch mit Linux recht komfortabel bearbeiten kann. Das Programm trägt den etwas seltsamen, aber einprägsamen Namen PFLAUME

Pfingstsonntag, 210523

Allein mit zwei Katzen und meinen Gedanken, die Liebste ist das große Kind besuchen. Ich hätte können mich verabreden, tat ich aber nicht. Irgendwie war, ist mir nicht danach. Stattdessen lief ich, gestern und heute, die Hügel hier herauf und herunter.

Bilder von gestern, GPX hier, den Nützenberg herauf und herunter:

Die Schwebse – seit dem untauglichen Versuch aus einer ehemals durchaus alltagstauglichen Museumsbahn ein HighTec-Gefährt zu bauen, leider eine Dauerbaustelle. Derzeit fährt sie nur an den Wochenenden, um den Touris Funktionalität vorzugaukeln. Aber immerhin.

Wenn man, so wie ich, gerne Gedanken-verloren den Blick auf den Boden richtet, sieht man komische Dinge, die postwendend die Aufmerksamkeit weiter nach oben richtet…

Bekannter Weise fallen schon mal Sachen herunter, aber die hier scheinen schon etwas länger dort zu liegen. Weiter oben sieht jedenfalls alles frisch aus …

Eine der trostlosesten Ecken im Tal…

Anregung zum Nachdenken…

Downtown schwarz-weiß…

Heute ging es auf der Königshöhe ein wenig bunter zu, wieder mit GPX, hier:

Blick von weiter unten auf den Südhang…

Bunte Blüten für die Soldaten

Der Turm, zugewachsen und leider nicht zu besichtigen.

Die Stadt wirkt weit fort, was gut 100 Höhenmeter so ausmachen…

Da isser wieder, der weithin sichtbare Schlot vom Elberfelder Kraftwerk.

Und – ich wollte ihn immer schon mal fotografieren, weil ich genau so einen mit 20 mal selbst gefahren habe. Die Farbe stimmt, nur war der meine ein „Caravan“, also die Kombi-Variante. Praktisch, in dem Alter, beim damaligen spontanen Übernachten im gelobten Land.

Sonst so? Letzen Dienstag hatte ich meinen ersten Impftermin, mit Biontec – für mich sehr gut verträglich, nur der Arm schmerzte leicht am nächsten Tag. Ende Juni dann der Zweite und dann ist das Thema bis zur Auffrischung im nächsten Jahr hoffentlich erstmal durch. Wobei mir die allgemeine Aufregung gestohlen bleiben kann, mich reizt keine Gesellschaft derzeit. Außer die Familie, die leider gut im Land verteilt lebt, gegenseitige Besuche dürften im Sommer wieder drin sein. Ne heiße, aushäusige Pizza fände ich auch wieder mal gut, abwarten.

Bis dahin …

Wünsche frohe Pfingsten, allseits.

***

Nachtrag von Pfingstmontag – vor dem großen Regen: Runde durch den Kaiser-Wilhelm-Hain mit Blick auf die Stadt, GPX hier.