Sonntag, 230910

Oder eigentlich eher die Nachlese zum gestrigen Samstag. Nachdem wir Mutter zum absolut Rollator-gerechtem Berger Hof gefahren haben (für Familien mit Kindern schon eher Klasse) und dann andernorts üppig Mittag machten, ging es für mich auf die Couch, Grüße vom Suppenkoma.

Netter älterer Herr mit lustig Hütchen im Maisfeld …

Um den Tag dann doch noch anderweitig Sinn zu geben, beschlossen wir, sinnlos zu reisen, wie so oft unter Nutzung der Öffentlichen. Mit dem Bus nach Hattingen, hattich schon mal bebildert berichtet, es hat dort eine plüschige Altstadt mit Eiscafes und so. Auf der Rückfahrt dann ließen mir die Stoffbezüge der S-Bahn dann keine Ruhe, vielleicht kennt das jemand, alles mögliche ist irgendwie selbsterklärend, bis auf ein Detail. Darüber wird gesonnen und gesonnen und irgendwie kommt nichts bei heraus, außer Unfug, der zwar zur Tagesqualität passt, aber eben keinen Sinn ergibt.

Der Nerd hinten links ist bildhafter Beifang – ein Zeitungsleser! Und verdächtig hat er sich auch gemacht, nicht wegen seiner schuhlosen Füße auf der gegenüber liegenden Sitzbank, nein, der schnitt tatsächlich Sachen aus der Zeitung, so wie früher die Verfasser von anonymen Briefen. Ach, meine Phantasie …

Nein, es soll ja um die Zeichen auf dem Bezug gehen. Ich tippe mal auf schön regionale Bezüge, um Touris gedanklich anzuregen oder quengelnde Kinder auf lehrreiche Fragen zu fokussieren. Irgendwie alles typisch bergisches Land – da hat es Fabriken, viel Wasser, Getreideähren, Die Sonne, Windräder, Herzileins und selbst den Elefanten kann man noch durchgehen lassen. Nein, es geht um unten hervorgehobenes Symbol, das ich nicht eingeordnet bekomme:

Was könnte das nur sein?? Für ein Zahnrad isses zu verunglückt schief. Ein Torx-Schraubenkopf fällt mir noch ein, als technisch versierter Mensch, macht aber in Sachen Regionalbezug nicht wirklich Sinn. Irgendwo im Hinterkopf meint der Gehörnte irgendwas von einem lädierten Anus, was natürlich auch völliger Quatsch ist, und Arschlöcher aller Couleur gibt es schließlich auf der ganzen Welt.

Also, wer kann mir weiterhelfen 😉​ ?

Samstag, 210911

Und gestern war Freitag, obgleich im Titel Donnerstag stand. Hat wahrscheinlich keiner gemerkt, mich selbst eingeschlossen, oder es wollte netterweise keiner klugscheißen, wie auch immer. Danke dann dafür 😀

Wenn ich mich hier so umschaue, staune ich immer wieder, ob der vielen Talente, die hier präsent sind. Joachim zum Beispiel kann toll zeichnen und hat darüber hinaus ein paar grundlegend gute Ansichten, die ich teile. Ähnlich verhält es sich bei Ines, deren Präsens hier ich seit Anbeginn an begleite. Uns verbindet darüber hinaus der Wille zu überleben, trotz oder gerade wegen einer ähnlichen Grunderkrankung. Xeniana ist eine Weltgewandte und Reisefreudige, Alice kann Bilder und Geschichten – Vier Beispiele von so vielen, die Liste ließe sich endlos verlängern.

Und ich? Kann Worte, mittlerweile habe ich welche. Kann plaudern, Kleines groß machen, umherphilosophieren, Stichworte zu ganzen Sätzen aufplustern und manchmal heiße Luft zum stinken bringen, das geht unter anderen auch mit Worten. Darüber hinaus sagt man mir ein gewisses Maß an Mitgefühl nach, kann schon sein, dass es sich so verhält. Heute ist das ja ein Thema, Hochsensibilität nennt es sich. Darüber reden und schreiben in erster Linie Frauen, Männer haben es damit nicht so oder besser, sie verpacken es gut, damit es keiner so schnell mitbekommt. Bloß niemanden eine Angriffsfläche bieten, ganz wichtig. Oder sie machen eine Menge Getöse, unter anderen auch mit Worten (!) Da ist schreiben ein echter Vorteil, lässt sich dabei doch ein wenig mehr Zeit zum nachdenken finden, bevor sie final an die Öffentlichkeit geraten. Wobei ich dem alten Motto nicht mehr folge, von wegen woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich nicht höre, was ich sage. Kann in Gesellschaft ziemlich einsilbig sein oder werden, das hat mehrere mögliche Gründe. Manchmal bin ich derart damit beschäftigt, die Lage zu sondieren und zu verstehen erfassen, was um mich herum gerade geschieht – und manchmal ist dieser Prozess gerade abgeschlossen und ich langweile mich enorm. Mal bin ich auch stumm vor Glück, wie man so sagt, Ergriffenheit pur. So kann mein Schweigen durchaus mehrfach die Motivation wechseln und manchmal kann man das sogar meinem Gesicht ansehen. Sei`s drum.

Sonst so? Gibt naturgemäß auch einiges, was ich überhaupt mal gar nicht kann.
Tanzen zum Beispiel.

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Montag, 210809

Seit gestern wieder im Tal der Wupper, nach 8 Tagen Berlin. Es ist kalt im Westen, locker 4, 5 Grad kälter, Sockensommer halt. Fazit dieser Tage:

  • Es tut gut, am Leben der Familie teilhaben zu dürfen.
  • Der dicke Klecks in der Sandkiste Brandenburgs tickt in so vielen Dingen deutlich anders als West-Germanien. Vor allem im Bereich Wohnen.
  • Geschichte allerorten, ich staune oft, wie viel alte Bau-Substanz noch erhalten ist. Das ließen Aufnahmen unmittelbar nach Kriegsende nie vermuten. Während hier im Westen so viel seinerzeit noch rettbare Bausubstanz abgerissen wurde, scheint in Berlin vieles so gut es ging original wieder aufgebaut worden zu sein.
  • Die verschiedenen Kieze und Quartiere faszinieren mich immer wieder aufs Neue.
  • Auto fahren gehört definitiv nicht (mehr) zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Jede längere Strecke (hier 6 Stunden hin, 6 zurück) hat Kopfweh und Tinnitus zur Folge. Liegt gewiss zum Teil an dem rappeligen Gefährt, aber auch am älter-werden.
  • Jedes Mal Herz-erwärmend, wie die beiden Fellnasen auf unsere Heimkehr trotz liebevoller Versorgung nach ein paar Tagen Abwesenheit reagieren: Völlig unterkuschelt und unterspielt. Sichtbare echte Freude.

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Ambivalenz. Innere Konflikte und Zwiespalt scheinen unauslöschlich zu mir zu gehören. Einerseits und andererseits. Wer schon länger hier liest, kennt diese beiden Worte sicher schon gut 😉 Zweierlei Themen möchte ich anreißen, die mich schon eine Weile beschäftigen:

Industrie vs. Naturschutz.

Als ein Kind der „alten Zeit“ weiß ich um die Bedeutung des Industrie-Standortes Deutschland. Verdiene ich doch seit Jahrzehnten mein Geld in Sachen „irgendwas mit Autos„. Und mit mir viele Millionen Mitmenschen hierzulande. Fahrzeug- Anlagen- und Maschinenbau, Automatisierungstechnik, tragende Säulen unser aller Auskommen neben dem Handel, der für mich ähnlichen Stellenwert hat. Der beste Garant für den inneren Frieden eines Landes ist allgemeines Auskommen, siehe oben, davon bin ich überzeugt. Das funktioniert nicht ohne Wettbewerb und Kommerz, alles und jedes muss sich rechnen, für den, der die Idee und das Risiko trägt, ebenso wie für alle anderen, die tatkräftig daran mitarbeiten. Über die Höhe dessen lässt sich streiten, ich rede hier sicher nicht von den nahezu perversen Gewinnen mancher Wirtschaftsfunktionäre und Börsenmakler.

Manchmal erschreckt mich die Losgelöstheit von diesen politisch-wirtschaftlichen Zusammenhängen mancher Zeitgenossen, die irgendwie vergessen haben, woher all die Segnungen wie Transferleistungen an jene, die nicht für sich selbst sorgen können, die medizinische Versorgung, die vielfältigen helfenden Berufen, dem Bildungswesen, um nur ein paar Stichworte zu nennen, eigentlich kommen? Sie werden erwirtschaftet, das ist Fakt, auch wenn das nicht allen gefällt. Mir gefallen lediglich die Auswüchse nicht, das Prinzip als solches schon. Gott sei Dank besteht die Welt ja nicht nur aus Mammon, es gibt so viel „unbezahlte“ Arbeit, Dienst am Nächsten mit unzähligen Gesichtern aus ebenso zahllosen Motiven jedes Einzelnen. Nur – so genannte Selbstlosigkeit (über den Begriff lässt sich auch streiten) muss Mensch sich auch leisten können, d.h., sein Auskommen muss gesichert sein. Das betrifft jene, die aktiv am Wirtschaftskreislauf teilnehmen ebenso, wie andere, die das aus vielerlei Gründen eben nicht können.

Die andere Seite: Die Gewissheit, es geht so nicht weiter, auch wenn die dramatischen Folgen von Wasser und Feuer in Sachen Klimawandel ein Produkt von weit über 100 Jahren Industriezeitalter sind, teils irreversibel und in der Korrektur sicher ebenso lange brauchen wie in ihrer Entstehung. Das, was heute unternommen wird, um dagegen zu steuern, wirkt sich erst nach sehr langer Zeit aus und leider denken immer noch viel zu Viele „nach mir die Sintflut“. Warum soll ich verzichten, wenn ich nichts davon habe.

Wie passt all dies am Ende zusammen? Ich habe die Hoffnung, dass sich gerade hierzulande die verschiedenen Kräfte zusammenfinden. Naturschutz, Kommerz und unser Standort als Industrienation mit einem fundamental guten naturwissenschaftlichen Bildungssystem, um das uns andere beneiden. Es geht um nichts weniger als unser aller Überleben, ökologisch und ökonomisch. Ansätze gibt es viele, ich beobachte das gespannt. Wenn ich wüsste, welche die richtigen sind, säße ich jetzt nicht hier, sondern würde mich sicher anderweitig beschäftigen 🙂 Beruflich bin ich für meinen Teil ein „Auslaufmodell“ mit einer sehr begrenzten „Restlaufzeit“, aber als Mensch mache ich schon so meine Gedanken, wie es wohl mit unseren Kindern und Kindeskindern weiter gehen könnte. Dabei ergehe ich mich sicher nicht in dystopische Szenarien, sondern schaue eher hoffnungsvoll auf die Möglichkeiten, die sich auftuen, für jene, die noch so viel vor sich haben. Weil – selbst erfüllende Prophezeiungen nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene funktionieren, da bin ich mir sicher. Alles ist Energie – auch schreibend und lesend.

Zum Ende – Mein Herz und mein Gefühl haben auch solche Menschen wie sie in dem Film Wild Plants vorgestellt wurden. Ein stiller, beinahe meditativer Streifen, den ich mir immer wieder mal gerne anschaue.

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Donnerstag, 200723

Wieder daheim, nach einer Woche Berlin, in Sachen Familie. Besondere Erkenntnisse:

  • Alternde Kater nehmen längere Abwesenheit persönlich und können trotz Grundversorgung tief beleidigt sein.
  • Jung-Katzen dagegen verwildern im Laufe eine Woche innerlich und äußerlich, ohne Kontakt mit einer Bürste und den Lieblingsmenschen.
  • Wohnungen verwildern in 7 Tagen ebenso erheblich, was erwartbar und alles in allem schnell behoben ist.
  • Aus gegebenen Anlass in der Familie – Wohnungssuche in Berlin ist ein Irrsinn. Ein teurer Irrsinn. Genau genommen ist der Preis mindestens der doppelte als im Tal der Wupper. Und die Nachfrage gefühlt die zehnfache … was desillusionierend wirkt, auf manche Pläne für das Alter.

Beobachtung am Rande: Banken achten die Kunst, fast ein jedes größere Haus hat irgend eine Plastik von meist zweifelhaftem Wert vor der Tür stehen. Den Vogel abgeschossen hat in meiner Sammlung allerdings die altehrwürdige (?) Investitionsbank zu Berlin. Ich meine, nix gegen Fülle, gerade weibliche, aber im Kontext mit Geld zu Geld machen, also eine Fruchtbarkeit und Vermehrung der besonderen Art, widert mich die gezeigte Kunst doch etwas an. Spricht sie doch für die eigentliche Absicht einer jeden Bank, lässt man alles schmückende Beiwerk mal weg: Fett werden, sonst nichts.

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Update: Die gezeigte Plastik nennt sich Yolanda, die Künstlerin war ihrer Zeit Miriam Lenk. Mehr von ihr gibt es hier zu sehen.

„Das Zentrum ihres Werkes bildet ein weiblicher Archetyp: groß und prächtig, raumgreifend und dominant. Dies soll eine Galionsfigur für alle Frauen sein, die sich in der Gesellschaft zu dick, zu laut oder zu anders fühlen.“

Quelle: Wikipedia

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Höhlenbewohner

Gerade gesehen: Friendship – ein Beinahe-Roadmovie mit ernsten Hintergrund von 2010. Viel gelacht und am Ende tief bewegt … ein Stück deutsch/deutsche Realität.

Sonst so? Früher kannte ich Jungs, die auch so drauf waren. Selbst habe ich mich nicht getraut. Klar konnte ich verreisen, als einer, der durch Fügung auf dieser Seite Deutschlands geboren wurde. Was ich nur selten tat – von einigen verrückten Touren mal abgesehen. Zudem waren mir bis 1990 die Niederlande als gelobtes Land näher als der Osten Deutschlands, nicht nur geographisch, bis ich sozusagen über Nacht ostzonale Anverwandtschaft bekam, was eine Geschichte für sich war. Und heute? Bin ich dankbar, gerne zuhause sein zu dürfen. Wenn ich Bewegung brauche, bin ich mal `ne Weile unterwegs. Ansonsten viel Familie, die teils weit weg wohnt. Was mir echt fehlt, ist das Meer. Wobei das Wasser schneller kommt, als meist gedacht. Wenn auch nicht plötzlich und unerwartet.