Es ist tatsächlich ein Frei-Tag, immerhin. Ich schlafe aus, für meine Verhältnisse unglaubliche 7 Stunden beinahe am Stück, mit wüsten Träumen gespickt. Das Langfellmädchen will sich überhaupt mal gar nicht kämmen lassen, ich gebe auf und sage, ok, hast gewonnen. Ist nicht ihre Zeit und außerdem laufen auf der Liebsten PC schon nervöse Frühstückskrawalloserien mit Stoßfeuer, Knochenbrechen und so. Hat halt jeder so seine Tageseinstimmung.
Badezimmer – ich starte die Quetsche, in der Hoffnung auf informative Unterhaltung. Die ersten beiden Worte, die ich höre, sind Russland und Nordkorea. Die Entscheidung, lautlos Fassadenputz zu betreiben, kommt reflexhaft. Ich kann diese Scheiße nicht mehr hören. Macht doch einfach, beendet unser aller Dasein hier oder lasst es besser sein, aber hört auf, ständig darüber zu quatschen.
Heute ist also ein Arbeits-freier Tag. Zumindest, was den Brotjob angeht. Darüber hinaus ist es ein Mutterherumfahressengeh- und Klamottenzurdiakonierfahrhausarbeitstag. Beides hat seine Dringlichkeit und seine Berechtigung, sicher. Von hinten schleicht sich eine Frage an, wann ich denn das letzte Mal so richtig etwas für mich getan hätte. Ach geh, hau ab, jetzt gerade zum Beispiel schreibe ich den ganzen Sermon ins Netz, mir zur Erleichterung und anderen zur Unterhaltung, ist doch schon mal etwas, oder? Win-win auf neudeutsch.
Von wegen Sermon, wo ich gerade dabei bin: Der Wunsch, den Brotjob zu himmeln, wird zunehmend stärker. 45 Jahre Öldreck, Werkstattflair, Lärm und zumindest phasenweise Extremdummheiten reichen, allein der Weg da raus ist unklar. Was Hoffnung macht – immer wenn ich über längeren Zeitraum Ohnmacht fühlen sollte, wurden mir irgendwann Entscheidungen abgenommen. Hier, hast du, und jetzt werde endlich glücklich! Gestern zum Beispiel war von angesteuerten Eisbergen und schlimmen Zahlen die Rede. Das macht Hoffnung, zumindest für mich. Alle anderen sehen das natürlich anders, was ich mehr als gut verstehen kann. Die einen sind zu jung, manch andere brauchen selbst Brotjobs für ihr Ego. Geld braucht darüber hinaus jeder und Mischformen aller Art sind dito existent.
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Schluss jetzt mit Sermon, andere schreiben wirklich hübsche Lyrik. Hier ein wunderschönes Fundstückgedicht über nächtliche Lobpreisungen und so. Zu lesen ist es bei Frau Laengle und natürlich Danke, Frau Sharon Olds für die gelungene Urheberschaft. Zu hören isses hier.
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