Sonntag, 220213

Heute gibt es mangels kluger Gedanken vorwiegend Bilder, hier erstmal zwei von einer Abendrunde neulich:

Und – ganz frisch, Bilder von der Brötchen-hol-Runde gerade eben. Feine Gegenlichtdinger, die Tristesse der City, Schwebse, Johannisberg, Schwimmoper, Stadthalle, Deweehrt` scher Garten und – na klar, Ölberg. Kiez muss, geht nicht ohne. Und falls mal wer nicht weiß, mit seinen Schuhen wohin, nur zu, ist noch Platz auf der Leine. Kein schlechter Fund für einen wie mich, der sonst meist nur versunken nach unten schaut.

Sonst so?

Worte haben Kraft. Informierend, Emotions-geladen, heilend, zerstörend, und so vieles mehr. Die zerstörende Wirkung von Worten darf ich gerade im vertrauten Kreis der Herkunftsfamilie erleben. Wenn einer kurz vor Seitenwechsel aus seiner Hilflosigkeit Gift sprüht. Es macht etwas mit mir, sehr viel sogar. Sprengt den Rahmen hier.

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Samstag, 210911

Und gestern war Freitag, obgleich im Titel Donnerstag stand. Hat wahrscheinlich keiner gemerkt, mich selbst eingeschlossen, oder es wollte netterweise keiner klugscheißen, wie auch immer. Danke dann dafür 😀

Wenn ich mich hier so umschaue, staune ich immer wieder, ob der vielen Talente, die hier präsent sind. Joachim zum Beispiel kann toll zeichnen und hat darüber hinaus ein paar grundlegend gute Ansichten, die ich teile. Ähnlich verhält es sich bei Ines, deren Präsens hier ich seit Anbeginn an begleite. Uns verbindet darüber hinaus der Wille zu überleben, trotz oder gerade wegen einer ähnlichen Grunderkrankung. Xeniana ist eine Weltgewandte und Reisefreudige, Alice kann Bilder und Geschichten – Vier Beispiele von so vielen, die Liste ließe sich endlos verlängern.

Und ich? Kann Worte, mittlerweile habe ich welche. Kann plaudern, Kleines groß machen, umherphilosophieren, Stichworte zu ganzen Sätzen aufplustern und manchmal heiße Luft zum stinken bringen, das geht unter anderen auch mit Worten. Darüber hinaus sagt man mir ein gewisses Maß an Mitgefühl nach, kann schon sein, dass es sich so verhält. Heute ist das ja ein Thema, Hochsensibilität nennt es sich. Darüber reden und schreiben in erster Linie Frauen, Männer haben es damit nicht so oder besser, sie verpacken es gut, damit es keiner so schnell mitbekommt. Bloß niemanden eine Angriffsfläche bieten, ganz wichtig. Oder sie machen eine Menge Getöse, unter anderen auch mit Worten (!) Da ist schreiben ein echter Vorteil, lässt sich dabei doch ein wenig mehr Zeit zum nachdenken finden, bevor sie final an die Öffentlichkeit geraten. Wobei ich dem alten Motto nicht mehr folge, von wegen woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich nicht höre, was ich sage. Kann in Gesellschaft ziemlich einsilbig sein oder werden, das hat mehrere mögliche Gründe. Manchmal bin ich derart damit beschäftigt, die Lage zu sondieren und zu verstehen erfassen, was um mich herum gerade geschieht – und manchmal ist dieser Prozess gerade abgeschlossen und ich langweile mich enorm. Mal bin ich auch stumm vor Glück, wie man so sagt, Ergriffenheit pur. So kann mein Schweigen durchaus mehrfach die Motivation wechseln und manchmal kann man das sogar meinem Gesicht ansehen. Sei`s drum.

Sonst so? Gibt naturgemäß auch einiges, was ich überhaupt mal gar nicht kann.
Tanzen zum Beispiel.

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Samstag, 210703

Seit 4.45 Uhr bin ich auf. Geweckt von einer Katzengras-bedingten Kotzorgie in der Nacht. Sechs Mal hintereinander. Highscore! Keine Ahnung, ob das ein Gemeinschaftswerk der beiden war oder das eines Einzeltäters. Täterin wohl eher. Wer nur die Geräusche in der Dunkelheit hört, bei dem könnten sich so Bilder einstellen, Bilder von hohlem Katzenfell, derweil der Rest sich gerade in der Wohnung verteilt hat. Königsklasse in dem Kontext ist übrigens, nichts zu hören, dafür des Nachts pissen zu müssen und mit blanken Füßen in die mittlerweile kalten Placken steigen. Dann lieber Schlafstörungs-bedingt mitzählen dürfen und zeitig aufstehen, die Unreinheit beseitigen.

Sonst so? Es gibt Tage, da könnte ich mit Worten die Welt erklären. An anderen Tagen wiederum erscheinen mir Worte dermaßen sinnlos, derweil sich das Wesentliche doch eh nicht in Worte fassen lässt. Wer je versucht hat, ein Gefühl oder nur einen Geruch, einen Geschmack zu beschreiben, weiß, was ich meine. Es geht nur vergleichend, nicht wirklich beschreibend. Helfend wirken Metaphern, Gleichnisse und Märchen, Sagen. Auch Lyrik schafft die eine oder andere Abkürzung vom Hirn zum Bauch, als Sitz der Seele. Wenn man sie kann, die Lyrik, und nicht wie meiner einer erst mit Anfang 40 schreiben gelernt hat.

Und – ein Fundstück vom Wassertiger, gefunden beim sichten alter Einträge, gesehen auf einem Friedhof vor ca. 7 Jahren, irgendwo im Harz. Eine Definition von Größe, die ich unterschreiben kann, bei zeitgleichem erkennen-müssen, wie weit es dort hin sein kann, obgleich schon eine ganze Weile unterwegs.

Unterwegs zu sein bedingt älter zu werden, das wird mir bei meinen morgendlichen Übungen immer wieder klar. Schon längst geht es nicht mehr um irgendwelche Eitelkeiten – mit diesem Charaktergesicht und jenem Astralkörper ist eh kein Preis mehr zu gewinnen – eher um die Abwesenheit von Schmerzen. Um Haltung, innen wie außen, auf allen Ebenen des Daseins. Mehr wert als Eitelkeit – wer die als Todsünde deklariert hat, war sicher auch so umme 60 …

So ganz ohne Musik geht es denn auch nicht.

Für heute bin ich bei mir
Per oggi sto con me

Hach ❤

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