Sonntag, 230813

Ich mach mich schon mal warm, für nächsten Dienstag. Das war nicht so gedacht, hat sich aber so ergeben. Man erinnert sich vielleicht – Dreitagebart, Illusionen, erquickend – so waren die gewürfelten Worte aus Christines Buch. Danke an alle, die mich gestern Abend diesbezüglich inspiriert haben 💙

🧩

Was ich mag – ehrliche Häute, gerne mit Dreitagebart. Menschen, die Sätze zu Ende bringen können, die ich angefangen habe. Oder umgekehrt. Menschen, die wie ich des Lebens heitere List kennen, gerne erquickend laut und schräg lachen, dabei jedoch über die Tiefe und Beweglichkeit verfügen, von jetzt auf gleich ernsthaft zu werden. Auch hier – umgekehrt auch sehr gerne! Menschen, die Sarkasmus und Ironie verstehen und auch selbst leben können, ohne zynisch und boshaft zu werden.

Menschen, die Alleinsein und Gesellschaft gleichermaßen lieben. Menschen, die neugierig geblieben oder geworden sind, Menschen, die sich keine Illusionen mehr leisten und dennoch das Leben lieben.

🧩

Und – Danke an Sonja für das Wort des Tages heute. Beim lesen gingen in Sekunden so einige Filmsequenzen ab. Tragikomödien und auch Dramen. Keine Lustspiele, aber mit guten Ausgang. Lange her, das.

Und – weil es passt(e):

Sonntag, 201025

Wieder Winterzeit, inklusive Rückgabe der im Frühjahr gestohlenen Stunde. Wie wäre es eigentlich mit Zinsen, verehrte graue Herren? Sei`s drum, ehrliche Kaufleute seid ihr eh nicht. Mal davon abgesehen, dass diese eh schon nicht ganz so zahlreich sind, maßt ihr euch den Handel nur an. Mal sehen, ob sich eure Erschaffer doch noch einigen, diesen Unsinn zu beseitigen.

Sonst so? Wir haben Freunde besucht, gestern Abend. Das soll man sein lassen, lassen wir aber nicht. Die guten gemeinsamen Stunden sind Labsal für die Seele, was wiederum das Immunsystem kräftigt. Das gilt im weitesten Sinne auch für den Umgang mit meinen greisen Eltern, bzw. deren Seelen. Ok, auch für die Meinige, gibt es mir doch das gute Gefühl, alles mir mögliche zu tun. Selbstlosigkeit geht, wenn überhaupt, dann nur im Affekt. Plane ich einen Besuch, bin ich schon darüber hinaus, irgendwie. Sei`s drum. Meine Seele ist schon etwas älter und alles andere als unbefleckt. Aber auf einem guten Weg, glaube ich. Sollte reichen, weil vom strengen Richten wird sie auch nicht Reiner. Nomen est Omen wäre nett, erscheint mir allerdings illusorisch. Besser, wir sind gute Freunde, meine Seele und ich.

Und – weil`s irgendwie passt:

*

Sonntag, 201004

Blase

Mein Leben findet in einer Blase statt, so kommt es mir oft vor. Hell-Dunkel, Arbeit-keine Arbeit, viel allein, viel lesen, manchmal, so wie jetzt, schreiben. Die Nähe zu anderen Menschen beschränkt sich auf die wenige gemeinsame Zeit mit der Liebsten, seltene Besuche bei oder von Freunden, den Begegnungen in diversen Kaufmannsläden und natürlich hier, dem Kern der Blase. Die schreibende Community, die sich so nahe ist wie die Igel: Nahe genug, dass es gerade noch ein wenig wärmt und weit genug von einander entfernt, dass man die Stacheln des Nachbarn nicht spürt. Gerade recht für einen angehenden Misanthropen wie mich. Früher hatten die klassischen Brieffreundschaften diese Nische gefüllt.

An so Tagen wie gestern dann wird mir bewusst, das stimmt so nicht ganz. Den Vormittag verbrachte ich mit meinem Vater am Stausee, wo er allein nicht mehr hin kommt. Am Abend dann Besuch des großen Kindes samt Freundin, gemeinsame Stunden mit gutem Essen und viel Vertraulichkeit.

Von wegen gutem Essen: Es gab unter anderen Shakshuka, ein Gericht, das in Israel, aber auch in Nordafrika weit verbreitet ist. Falls jemand Interesse hat, es geht flott, alles zusammen vielleicht 45 Minuten:

Zutaten für 4 Personen:

1 Kg Tomaten
2 dicke Zwiebeln
ca. 500 g Paprika nach Wahl
8 Eier
1 kleine Dose Tomatenmark
Kräuter oder Lauchzwiebeln
Knoblauch nach Geschmack
Öl, Salz, Gewürze nach Wahl

Gemüse putzen und würfeln, Kräuter hacken. Zuerst die Zwiebeln mit dem Paprika heiß anbraten, ca. 10 Minuten. Die gewürfelten Tomaten, das Tomatenmark sowie den Knoblauch zugeben, verrühren und bei mittlerer Hitze weitere 10 Minuten ohne Deckel einkochen lassen. Dann mit einem Löffel Kullen in die bereits etwas feste Masse drücken und die Eier vorsichtig hinein schlagen, das Gelb sollte erhalten bleiben, das Weiß miteinander verlaufen. Eier würzen und salzen, Deckel drauf, die Eier weitere 10 Minuten bei niedriger Hitze pouchieren lassen. Zum Ende die Kräuter drauf streuen, fertig.

Kein Licht ohne Schatten …

»Hineni!« Ich bin hier, jetzt, mit Leib und Seele, um die Aufgabe zu erfüllen.

Ohne besonderen Anlass

Weil ein Beitrag nun mal einen Titel braucht. Es ist Sonntag, wieder einmal. Mir geht es gut, jetzt. Die Zeiträume der Befindlichkeits-Beschreibung halte ich bewusst kurz, weil sich die Qualität öfter mal ändert. Was nicht ausschließt, dass es mir auch noch in Tagen oder Wochen gut geht, gut gegangen ist. Vielleicht ist es eine Art Aberglaube – dass Gutes nicht betont werden sollte, weil es einem scheuen Reh gleicht. Kann schon sein.

Und so pflegen wir unseren Sonntag hier, mit Brunch und langhälsigen Katzen um uns her. Vom Sommer dagegen bleibt ein Restgefühl beim Frühsport in der gut geheizten Wohnung, während sich da draußen der November breit macht. Dieser Monat, von dem Viele sagen, dass sie ihn nicht brauchen. Ich mag ihn, allein schon, weil eine Menge mir an`s Herz gewachsener Menschen in diesem Monat ihren Geburtstag feiern. Auch das typische November-Wetter geht in Ordnung, ich mag manchmal auch Regen und Nebel.

Wie auch immer …

… und, nicht zu vergessen:

*

Wieder Sonntag

~

„Nachts liege ich wach und Fragen bestürmen meine Seele.
Meine Gedanken grübeln im Kreis.
Angst und Wut vertreiben den Schlaf.
Nicht einmal in meinem Bett fühle ich mich sicher.
Also stehe ich auf und mache mich auf die Suche…“

Diese Worte stammen von einem Berliner Pfarrer, der damit zum Gottesdienst heute einlädt. Sie hätten allerdings auch die meinen sein können, derzeit. Von daher – Danke, lieber Richard, und wenn es nicht so weit wäre, würde ich gerne vorbei kommen.

Vor ziemlich genau 12 Jahren habe ich mich taufen lassen, spät, aber bewusst. Soviel, wie mir „zugefallen“ war, konnte kein Zufall gewesen sein. Es gibt ihn, den Glauben an meine höhere Macht, an meinem Gott, der es gut mit mir meint. Auch der Sohn ist mir sympathisch, war er doch Mensch … Allerdings ist dieser Boden, auf dem ich mich heute bewegen darf, immer aufs Neue derben Schwankungen ausgesetzt. Mein Vertrauen ist nicht unerschütterlich und oft genug fühle ich mich sehr allein und schutzlos. Das ist Gott sei Dank nur ein Gefühl, dem ich mich nicht dauerhaft hingeben muss, weil es lediglich das Residuum meiner ersten Lebenshälfte darstellt, den Restzustand von mangelnden oder besser damals nicht vorhandenen Urvertrauen.

„Gut“ fühlt es sich dennoch nicht an, obwohl ich um seinen Beistand weiß und dazu passend einige mir sehr liebgewonnene Menschen kenne, die mir derzeit eine große Stütze sind. Angefangen von der Liebsten sowie Freunden vor Ort als auch hier in der virtuellen Welt (Schnittstellen inbegriffen). Nähe und Beziehungen haben viele Gesichter.

Danke dafür.

~