Freitag, 210917

Ein Musterbeispiel meines Verhaltens als Internet-Nutzer.

Da lese ich Die Kartenlegerin, nebenan bei Gisela. Das Bild dominiert, na klar, ich bin weder selig noch heilig gesprochen. Es folgt das überfliegen des Textes, das kenne ich. Woher nehmen, wenn es fehlt, das Vertrauen in den großen Plan? Da bieten sich solche selbst ernannten Weissager an, die im günstigsten Fall über eine ausgeprägte Intuition und Menschenkenntnis verfügen. Oder sogar ausnehmend hübsch sind, wie hier in diesem Fall. Wobei ich beim Maler, Georg Hom, ankomme, der mir bis dato unbekannt ist, was aber nicht viel heißt, Kunstbabause, der ich bin. Wer so toll malt, also aus meiner beschränkten Sicht, dem lohnt es sich nachzuspüren. Viel ist von ihm nicht überliefert, außer eben seine Bilder, und- er hatte einen Sohn, der früh verstarb und das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin besuchte. Mich interessiert diese alte Schule, zumal geschlossen und dem Verfall preisgegeben. Ich lese über die Historie des Ortes, bin fasziniert von dem schönen alten Gemäuer und freue mich über Pläne zur neuen (Schul-) Nutzung. Zur Schule gehört ein Garten sowie ein Leitspruch, als dessen Schöpfer ein gewisser Johann Michael Moscherosch überliefert ist (ich hatte kein Latein, aber diese alte Sprache fasziniert mich, offenbart sie doch zahllose Wortwurzeln unserer gegenwärtigen Sprache):

Dic cur hic
Sag, warum du hier bist.

So Aufforderungen am frühen Morgen, da denke ich schon ewig drüber nach, vielleicht fällt mir nach der Morgentoilette etwas mehr dazu ein. Vorerst gehe ich ein wenig jagen und sammeln, das allein kann zwar nicht der Grund meines Daseins sein, ist aber unerlässlich, um den Kühlschrank voll zu bekommen.

Zum Schluss nochmal zurück zu Giselas Eintrag von der Wahrsagerin und nein, nicht wegen dem Bild – jedenfalls nicht nur 😉 – meine ich doch die Weisheit in den Schlusszeilen:

Vergesst nicht euer tiefes Wissen,
das selber ihr in euch verspürt!
Wegweiser werdet ihr nicht missen,
wenn euer Weg zu MIR euch führt.

Darum geht es, nicht nur für die letzte Stunde. Der Weg zu ihm kann schon zuvor beschritten werden, jeden Tag neu. Danke für`s erinnern, Gisela!

Nachdenklich

Immer schon habe ich diejenigen Menschen ein wenig beneidet, die konsequent ihrer so genannten Selbstverwirklichung nachgingen, meist als Freiberufler mit allen Vor- und Nachteilen, aber hauptsächlich mit Liebe und Freude an ihrer jeweiligen Sache.

Selbst habe ich eine klassischen, sehr traditionellen Beruf gelernt, den ich immer noch ausübe. Oft habe ich mit zahlreichen, aus meiner Sicht höchst überflüssigen Regelwerken gehadert und mich über manche scheinbare oder tatsächliche Willkür meines Arbeitgebers empört. Wenn ich allerdings Resümee ziehe, habe ich (für mich) alles richtig gemacht, gerade mit Blick auf die derzeitige Lage, die sich die wenigsten haben vorstellen. Ich mag Tätigkeiten, die noch so etwas wie Wertschöpfung besitzen, bei allen Sinn für, bei aller Freude an Kunst und Kultur.

Systemrelevant (ein mittlerweile arg abgedroschenes Modewort) – das sind für mich, noch vor meiner eigenen Tätigkeit in der Industrie hauptsächlich jede medizinische und pflegerische Kraft, jede Putzfrau, jeder Handwerker. Die wirklich Unverzichtbaren eben.

Davon abgesehen freue ich mich auf eine Zeit, in der ich wieder ohne schlechtes Gewissen Verwandte und Freunde besuchen kann, Theater und Kinobesuche wieder möglich sind und man sich zum Plaudern neben einem alten Mann auf einer Parkbank setzen kann. Meinetwegen auch neben einer alten Frau 😉

„Maskenhaftes“ Plaudern – mich stört sehr die in großen Teilen nicht wahrnehmbare Mimik, verhüllt von dem schützenden Stoff. Fehlt nur noch so `ne verspiegelte Sonnenbrille dazu …