Drabble – Dienstag, der 31.10.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Neu – das „Wort-würfeln“ findet ab nun analog statt. Blind drei Wörter aus einem Buch gepickt. Was dem Finger am nächsten kommt …

Wortspende heute:
Rafik Schami
Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte

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Von damals und von dieser Zeit

Es gab keinen Vertrag, alles war nur mündlich abgemacht gewesen. Oldschool, mit Handschlag, wie das früher eben so üblich war. Jetzt sitze ich hier, mit noch so ein paar alten Säcken. Man kennt sich aus der Zeit, bevor die KI übernahm und die Büros zumindest reduziert, wenn nicht geschlossen wurden. Wer braucht schon noch Redakteure und Journalisten.

Was tun ? Wieder ist Mitternacht durch, unsereins trinkt heute Tee, Kaffee, Wasser, nen Kurzen verträgt keiner mehr so richtig. Einer hörte von so einem Schul-Projekt, man könne den Kindern von früher berichten, während die Lehrkräfte die Vorzüge des Heute loben. Missbrauch oder Aufklärung?


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Drabble – Dienstag, drei Worte für den 31.10.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Verlinkungen unter diesem Beitrag erleichtern die Übersicht. Neu – das „Wort-würfeln“ findet ab nun analog statt. Blind drei Wörter aus einem Buch gepickt. Was dem Finger am nächsten kommt …

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Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte

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Donnerstag, 231026

Verantwortung

Das Leid der Menschen im Gazastreifen liege ganz in der „Verantwortung der Hamas“ (Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck). Quelle: Tagesspiegel, 15.10.2023

Sehe ich anders. Die Verantwortung für das Leid der Menschen im Gaza-Streifen liegt bei der israelischen Politik, bei der israelische Armee. Die Hamas trägt ihrerseits die Verantwortung für das Leid der getöteten Israelis und deren Angehörigen.

Das Ganze erinnert mich an das grundlegende Verständnis von Verantwortung. Jeder Mensch ist für sein Tun und Lassen voll verantwortlich, Kinder und geistig/seelisch kranke Menschen ausgenommen. Das Gleiche gilt für Gruppen und auch für Völker, und selbst hier haben Menschen Eigenverantwortung, auch im Rahmen ihrer staatsbürgerlichen Pflichten. Wenn ich die Prinzipien Ursache/Wirkung aka Angriff/Vergeltung mit Verantwortung verwechsele, begebe ich mich auf ganz dünnes Eis. Dann könnte es am Ende so ausschauen, dass niemand wirklich verantwortlich ist. Bis vielleicht Adam & Eva, die sind dann in der Folge für alles verantwortlich.

Zum Ende – bevor mich hier jemand missversteht – ich unterscheide sehr deutlich zwischen dem Staat Israel und seinen politischen Vertretern, den Zionisten einerseits und andererseits den Menschen jüdischen Glaubens, dem Judentum mit seinen zahllosen uralten Weisheiten, vor dem ich große Achtung habe.

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Umfassender Artikel zum Thema – hier

Drabble – Dienstag, der 24.10.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Neu – das „Wort-würfeln“ findet ab nun analog statt. Blind drei Wörter aus einem Buch gepickt. Was dem Finger am nächsten kommt …

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Nora Roberts
(ROBB)
Kälter als die Lüge

Eine Utopie

Laut ist es in der Zeltstadt, laut und staubig. Stimmengewirr, Tellergeklapper – in ihrem vergangenen Leben als Stewardess lernte sie ein paar Brocken Arabisch. Passt, denkt sie und schiebt das Halstuch zurecht. Nach dem letzten großen Krieg einigten sich die Großen und stellten die Levante vollständig unter UN-Mandat. Sie konnte unfreiwillig allein endlich die verhassten hochhackigen Dinger gegen Lederstiefel tauschen und sich hier im Lager nützlich machen. Ein neues, hoffentlich gottgefälliges Leben, entbehrungsreich, aber mit Sinn. Nie wieder würde sie für die Superreichen anheuern, hier unter diesen Menschen findet sie die Erfüllung und auch Anerkennung, die ihr so lange gefehlt haben.

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Montag, 231023

Heute genau vor einem Jahr starb mein Vater. Wenn ich ihm nachspüre, dann wird mir bewusst, dass die Wut weniger geworden ist und der Trauer Platz gemacht hat. Ernüchternd immer noch manche Erkenntnis, wie ähnlich ich ihm sehe, im Guten und im weniger Guten.

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Wochenstart: Ausparken auf Monte Petrol – Spiegel eingeklappt, es passt locker noch ne Rundschau Ali-Reklame links und rechts dazwischen.

Have a nice Day!

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Und – passend zum neuen Phon habe ich mir sogenannte Ear-Buds besorgt und bin begeistert. So höre ich früh am Morgen zu den Übungen Kitaro und staune über die Wirkung. Irgendwie bin ich immer noch selbst mein größtes Experiment, wenn auch Gott sei Dank nicht mehr so krass wie in längst vergangenen Zeiten.

Wie Kitaro vor 40 Jahren zu mir kam, #Experimente

Wir trafen uns bei den üblichen Verdächtigen, die ich aus einer kurzlebigen und tragisch endenden Kneipenszene kannte. Pillen- und Pulverleute, einer verrückter als der andere. Ich fühlte mich wohl, obgleich ich mich bis auf wenige Ausnahmen auf Haschisch und Alkohol beschränkte. Sie war abgehauen, fort aus dem Puff, mit Hund und Bollerwagen ein paar Tage vor dem Sozialamt ausgeharrt, bis die ihr eine Wohnung vermittelten. Sie kam mit zu mir, der ich damals weit ab wohnte. Weich und offen war ihr Körper, es kam zu dieser Zeit nicht oft vor, dass mich eine Frau so annahm, wie ich war.

Gegenwelt, sie verdiente damals bis zu ihrer Flucht an einem Tag soviel wie ich in einem Monat, fuhr des Morgens über die werktätige Welt lachend im offenen Wagen durch die Stadt. Bis sie es nicht mehr aushielt. In ihrer Geldbörse steckte ein altes, verknittertes Bild von ihrem Vater, mit dem kleinen Mädchen an der Hand. Ein vierschrötiger, stiernackiger Kerl in Hosenträgern, Brutalität atmend. Ein Bild, an dem ich mich noch gut erinnere, wenn auch sonst an nicht mehr viel dieser Zeit.

Neben einer schönen Nacht brachte sie Kitaro und Pulver in mein Leben, verschwand nach kurzer Zeit wieder aus selbigen, derweil ihrem Kerl die Einnahmen stockten und er ihren neuen Aufenthaltsort herausfand. Ihren Namen habe ich vergessen, weiß nicht, ob sie noch lebt. Wir waren annähernd gleich jung… mit ihr ging das Marschierpulver (es sollte nicht wiederkommen), Kitaro dagegen blieb.

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Etüdengeschichtchen

Mir ist gerade fad, drum schreibe ich mal mit. Dieser Eintrag ist Teil der so genannten abc-etüden, die Schreibeinladung mit Regelwerk und so steht nebenan bei der Christiane. Maximal 300 Wörter dürfen es sein, die ich frech ausreize, und drin sein sollen Lehrer – grob – hauchen. Nun denn.

Kaffeeduft und Kuchenkrümel

Viel los ist nicht, in dem Café. Stadtrand, schon beinahe im Wald – nach einem fast dreistündigen Spaziergang freue ich mich auf Kaffee und Kuchen. Still ist es, und so höre ich unfreiwillig selbst das leise Gespräch der beiden Frauen vom Nachbartisch. Offensichtlich arbeitet die eine in der nahegelegenen Grundschule, die andere dito als Lehrerin an unbekannter Wirkstätte. Die Luft flirrt vor leiser Erregung, Kuchenkrümel üben sich in Flugkünste. Diese Schüler ließen verzweifeln, höre ich. Das große Gejammer über den Geist der Zeit, über die Eltern, die Erziehungsaufgaben an die Schulen delegieren und zugleich maßlos aufträten. Empörtes Geflüster, dennoch für mich verständlich, gekrönt von dieser beinahe gehauchter Feststellung, ja, dort, in jener Schule mit diesem Ausländeranteil, da wolle man schon gar nicht arbeiten.

Mir ist wieder warm, gut taten Kaffee und Kuchen. Zahlen, sage ich und gehe, nicht ohne den beiden Grazien noch freundlich einen guten Tag zu wünschen. Draußen rumort es nicht nur im Bauch, auch die dunkle Wolke ist nicht zu übersehen, die ob des Gehörten meinen Geist überschattet. Geht doch was anderes machen, denkt es grob in mir, und wenn schon irgendwas mit Menschen, dann vielleicht auf dem Friedhof – dankbar schweigende Klientel ist gesichert.

1000 Schritte weiter ist die Luft wieder klarer. Sicher haben sie es nicht leicht und mal muss auch ordentlich vom Leder gezogen werden. Es bleibt diese Empörung über das große Abschreiben von Kindern. Aus dem wird nix, hieß es auch über mich einst, nicht dumm, aber stinkend faul, Muttertränen inbegriffen. In der Summe 17 Schuljahre lassen grüßen, Regel-, Beruf- und Abendschule, gekrönt von einer temporären Schwiegermutter, die ebenso lehrend tätig war. Lange her, das, aber so ein krümelsprühendes Geschwätz piekt doch wenn auch nur kurz an. Besser machen möchte ich es, fort vom werten und urteilen, dem ich auch ohne akademische Laufbahn gerne unterliege.

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Freitag, 231020

Mein Herz gehört denen, die leiden müssen, unabhängig von Nationalität oder Religion. Und weiter schreibe ich nichts dazu, es würde eh nichts ändern. Dort nicht und hier auch nicht.

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Neues aus dem Zentrum für technische Schönheit:
Landkarte SPANien in Dezent-Blau

Und – Note to myself:

Und ein schönes Wochenende!

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Drabble – Dienstag, drei Worte für den 24.10.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Verlinkungen unter diesem Beitrag erleichtern die Übersicht. Neu – das „Wort-würfeln“ findet ab nun analog statt. Blind drei Wörter aus einem Buch gepickt. Was dem Finger am nächsten kommt …

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Nora Roberts
(ROBB)
Kälter als die Lüge

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Drabble – Dienstag, der 17.10.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Neu – das „Wort-würfeln“ findet ab nun analog statt. Blind drei Wörter aus einem Buch gepickt. Was dem Finger am nächsten kommt …

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Andreas Izquierdo
Kein guter Mann

Verlaufener Lidschatten

Der lauwarme Sommerregen lässt nach, die Straßen der Stadt strömen ihre gewohnten Gerüche aus, während ich taumelnd nachhause irre. Ja, schaut nur, in den Klamotten kann Frau sich sehen lassen, nur der tumbe Türsteher verwehrte mir den Einlass und wollte nicht diskutieren, mit mir, dem Mann im Frauendress und mit provozierenden Habitus. Ganz freundlich war er, du gehst jetzt besser, sagte er lächelnd, dicht vor mir stehend. Ohne meine Antwort abzuwarten, schlug sein Schädel im meinem ein, er war ein guter Kopfschläger.

Im Krankenhaus nähten sie den Riss und empfahlen mir eine medikamentöse Neueinstellung, bin neugierig, wohin das führen wird.

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