Samstag, 240302

Wespe No.1/24 weckt gemeinsames Interesse. Honigbonbon zum Frühstück, keine gute Sache für Katzennasen. Aber spannend, das brummende Ding. Musste dennoch intervenieren, Katzen raus, Fenster auf, Wespe ganz raus. Wie enttäuscht Katzen dreinschauen können.

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Nett versteckt, zwischen Katzencontent und narzisstoidem Selbstbildnis – ein geschichtlicher Rückblick auf das Jahr 2025.

Wie konnte es soweit kommen? Bis heute streiten Historiker, es wird diskutiert, warum niemand dieser tödlichen Dynamik Einhalten bieten konnte oder wollte, gerade so wie in den Jahrzehnten nach den beiden letzten großen Kriegen zuvor. Wie konnten die europäischen Staaten einem Nicht-Nato-Mitglied vassallentreuen Beistand versprechen, wie konnten sie über 10 Jahre falsche Hoffnungen schüren und sich am Ende in ihren eigenen, substanzlosen Versprechungen so tief verstricken, dass kein glaubwürdiger Rückzug mehr möglich schien? Fakt ist, sie standen am Ende allein da, nachdem der große überseeische Bruder sich abgewandt hatte.

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Zum Schluss eure Verschlafenheit in Öl.

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Samstag, 240217

Damit nicht vergessen wird, was Kriege und Größenwahn mit Kindern und Heranwachsenden anrichten. Aber auch, weil es für mich einem Wunder gleichkommt, dass dieser Mensch sich heute in seinem 89sten Lebensjahr befindet.

Einmal hatte ich so eine Unterleibsgeschichte, mit 16 oder so. Der Arzt verschrieb mir Zäpfchen zum einführen. Die konnte ich nicht nehmen, weil in dem winzigen Zimmer kein Platz für mich allein war, neben den 4 anderen Bewohnern. Bin zurück zum Arzt und habe ihm das erzählt, hatte Glück, der verstand mich und wies mich für eine Woche in ein Krankenhaus ein.

1951, Zeitzeugin, Jg. 1935

Nein, aus Liebe habe ich ihn nicht geheiratet. Ich wollte da heraus, in ein eigenes Leben. Der hatte, nachdem seine Mutter fort war, zwei Zimmer in einer zerbombten Baracke, durch die der Wind blies. Eines davon drohte ihm das Amt wegzunehmen. Als wir endlich heiraten und ich zu ihm ziehen durfte, konnten wir die beiden Zimmer behalten.

1954, Zeitzeugin, Jg. 1935

Mit 15 hatte ich mein erstes Zwölffingerdarmgeschwür. Kein Wunder, bei dem Essen und dem drumherum. Erst gab es, wenn überhaupt, Kohl, Sauerkraut und Brennnesseln, ohne alles. Faule Kartoffeln und schimmeliges Brot. Später dann alles fett, keiner hatte gesund kochen gelernt. Ich sah aus wie aus dem KZ, so Ärmchen. Ständig am kotzen, konnte nix bei mir behalten.

1952, Zeitzeugin, Jg. 1935

Jeden Morgen nach dem wachwerden freue ich mich auf den kommenden Tag

2024, Zeitzeugin, Jg. 1935

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Samstag, 231111

Still ruht der See, allgemein im Blogland des späten Samstags sowieso und hier im Speziellen auch. Ein leicht melancholischer, verdauungslastiger Couchundwolldeckenabhängenachmittag, nach einem fulminanten aushäusigen Essen mit Mutter. Originalzitat: Seniorenteller – so weit isses noch nicht. Recht so, Mutter, hau rein, egal ist 88, ab 90 kann man mal drüber nachdenken. Hauptsache, der Zucker bleibt im grünen Bereich. Faszinierend am Rande zu vermerken, wie sehr sie sich an ihrem Leben allein erfreut.

Zuhause. Sie hatte in ihrer Kindheit lange keines, das den Namen verdiente. Manchmal spricht sie davon, wie das damals war, mit 6 Personen in einem Zimmer. Man drehte ihr am Abend den einzigen Tisch um, paar Decken rein und fertig war ihr Nachtlager. Sie spricht manchmal vom Glück, jetzt so leben zu dürfen und dass sie nie gedacht hätte, im Alter mal so vergleichsweise gut dazustehen. Später Ausgleich für ein entbehrungsreiches Leben. So Gott will, hält das noch ein Weilchen an. Im nächsten Satz spricht sie über die Rückkehr der Kriegsfratze und wie schlimm das alles ist. Nicht für mich, sagt sie. Für euch …

Mal sinniere ich über unsere Familie nach. Irgendwie scheinen sich Schicksale wie Äußerlichkeiten jeweils über zwei Generationen zu gleichen. Mein Sohn hat die vollen Haare von seinem Großvater und ich die Beinaheglatze dito von dem Meinen. (Anmerkung: Eine kleine Glatze, eben Beinaheglatze, nennt man hier liebevoll Glätzken. Willkommen im Bergischen.) Meine Mutter wurde so alt wie ihre Großmutter, was sie selbst am wenigsten geahnt hat, bei allen Gebrechen in jungen Jahren. Ihre Mutter dagegen wurde nur 54 und starb jämmerlich in einem dunklen Loch an morphinbetäubten Tumordurchbrüchen. Alle Jahre wieder suche ich diese Gegend auf, das Haus steht noch. Hinterhof, zweite Reihe, nur durch einen Tunnel, die bergisch genannte Löv, erreichbar. Wurzelschau, ich war noch nicht in der Schule, als sie starb.

Mein Opa wurde 14 Jahre älter und hinterließ mir erschreckende astrologische Parallelen sowie besagte Haarpracht. Als Kind habe ich ihn geliebt, der so ganz anders lebte als alle anderen. Ein enger, bestens ausgestatteter Wohnwagen an einer Tanke bei Neuss, gleich um die Ecke sein Arbeitsplatz. Jedes Jahr Spanienurlaub, noch zu Francos Zeiten. Wenn er wiederkam, gab es Geschichten, Safran und Orangen. Später fuhr er einen Benz, hinten der Caravan und oben drauf ein Segelboot. Was er sonst noch (dem Vernehmen nach) gewesen sein soll, erfuhr ich erst viel später. Das dritte Reich und seine Kinder, die schon keine mehr waren. Tätergeneration, wie man heute sagt.

Von meines Vaters Familie weiß ich nur wenig. Das Umfeld bildungsfern, wie man es heute charmant nennt. Damals gab es andere Ausdrücke, die menschenverachtend brutal, aber nicht so verlogen klangen. Brutal auch der Umgang mit ihnen, die nicht so geraten waren wie das hochstilisierte Rassenideal. Da wurde geschnippelt, auf dass sich „sowas“ nicht mehr fortpflanze und weil es bei dieser Klientel eh nicht so genau kam, auch mal daneben, mit drastischen Folgen und frühem Tod im Krüppelheim, wie es damals hieß. Meine Mutter erzählte mir von den wenigen Besuchen bei meiner Großmutter väterlicherseits dort. Von Großraumschlafsälen und kaum vorhandener Betreuung. Die Bilder sind in meinem Kopf, man kennt sie aus alten Filmen, wenn dann. Ich mag sie nicht aufschreiben.

Ein Onkel des Vaters kümmerte sich nach Kräften um meinen Vater, der mit 14 allein da stand. Fernfahrer, ein Zwei-Meter-Schrank, der ab und an nach dem Rechten sah und was zu essen mitbrachte. Der im Spätsommer 44 nicht mehr nach Russland zurückging und sich mit geladener Waffe viele Monate erfolgreich bei seinen Liebschaften im Tal der Wupper versteckte. Er ist wie alle anderen seines Jahrgangs zum Militär gepresst worden, soff, um zu ertragen, was von ihm im Osten verlangt wurde zu tun. Bis er es nicht mehr konnte und sich auch im Vollrausch noch wahrnehmen musste. Ein Mensch, vor dem ich im Nachgang größten Respekt habe. Er starb früh, einst fuhren wir ihn besuchen, auch zusammengefallen ließ er Größe erahnen.

Alles in allem eine millionenfache Familiengeschichte, die sich kaum von anderen Schicksalen unterscheidet, außer vielleicht durch die gewaltigen Brüche, die mitten durch die Sippen gingen. Und selbst die sollen so selten nicht gewesen sein. Wenn ich versuche, den Bogen in die Gegenwart zu schlagen, verliere ich die Lust am schreiben. Werde still und dankbar für die Altbaubude hier, für das Dach über dem Kopf und die vielen erlebten Wandel in meinem Leben. Selbst wenn diese merkwürdigen Gesetzmäßigkeiten über zwei Generationen sich bei mir fortsetzen sollten, hat es sich doch bislang schon gelohnt, zu leben. Melancholische Lebensfreude mit einer ausgewachsenen Portion Neugier treiben mich voran, auf dass da noch was kommen möge.

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300 Worte an einem Regensonntag

Folgender Eintrag ist Teil von Christianes Schreibeinladung.
Maximal 300 Worte mit „Horizont – kleinkariert – eintreten„.

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Ein unrasierter Windsonntag mit Kopfweh, wahrscheinlich von der schlechten Luft gestern Abend in der Gaststätte, die dem Hungrigen schon beim eintreten entgegenwabert. Der Treff mit den Freunden ist dagegen mehr wert als jede frische Luft, sei es drum.

Das schreiben fällt gerade nicht leicht, die Worte fließen nicht so wie sonst, zu viel der Logik, der Worte, zu schmal die Brücke zum Gefühl. Andernorts sichere ich nach und nach Blogeinträge. Das mache ich auch mit der kompletten Datenbank, an der ich im Gegensatz zu hier die vollen Rechte habe. Ich sichere über die PDF-Druckfunktion, das dauert, aber alles bleibt frei lesbar erhalten, alle Hyperlinks, die mitunter zum Verständnis wichtig sind, ebenso alle Bilder. Wer nach mir hat schon Interesse an einer WordPress-Datenbank, die nur mit einigem Wissen auch offline lesbar gemacht werden kann? Manches Geschriebene kommt mir im Nachgang nicht gerade kleinkariert, aber teils sehr oberflächlich vor. Spricht für eine geänderte Zeitqualität.

Es tut sich etwas. Ich möchte aufräumen, es gibt ein Ziel, der Umbau eines Zimmers hier. Dort steht ein großes, fein abgedecktes Werkzeugregal, das muss fort. Verschließbare und wasserdichte Boxen für den Keller müssen besorgt werden, Platz für eben jene muss geschaffen werden, Sachen entsorgt werden. So viel Ballast aus vergangenen Zeiten kann weg, auf dass der Horizont wieder besser zu sehen sein wird.

Kleine, aber feine Änderung – ich habe es getan, bin seit einiger Zeit Spotify-Kunde. Und so läuft immer weniger Radio (ich kann die Nachrichten nicht mehr gut ertragen), dafür mehr Sachen für das Herz. Bach, Beethoven ebenso wie klassischer Rock, je nach Stimmungslage. Und – Mensch erinnert sich an längst vergangene Zeiten, in denen auch Krieg unter den Menschen herrschte. Den habe ich mir friedlich gesoffen, was heute nicht mehr geht. Aber – Schönes bleibt, und so läuft Reggae, gerade der Yellowman, rauf und runter.

*Genau 300 der Worte, darf mitspielen* 🙂

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Freitag, 231013

Freitag, der 13te … beim befreien des Autos vom Blätterwald erwische ich ungeschickt die Dachantenne – und ab ist sie. Gibt schlimmeres. Gestern meine Gleitzeit ausgereizt und die Migration/Inbetriebnahme eines neuen Phons in die Hand genommen – von 4.30-8 Uhr, dann lief das Nötigste. Unfassbar, was heute alles damit geht/gehen muss. So Sachen kann ich nur am ganz frühen Morgen, wenn der Kopf noch einigermaßen frei ist. Am Abend ist dort keiner mehr zuhause, @ früher Vogel.

@Schlimmeres – der neueste Deutschlandtrend.

23 – nichts ist, wie es scheint? Doch, leider. Europa und auch Deutschland befinden sich derzeit zwischen Baum und Borke. Noch gelingt es uns mehr schlecht als recht, die Drecksarbeit anderen Staaten zu überlassen, indem deren korrupte Regime dafür bezahlt werden. Ganz nebenbei – wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Kriegsflüchtling aus dem Sudan und einem aus der Ukraine? Finde den Fehler. In der Betrachtung sind all jene noch nicht enthalten, deren Heimat sie mangels Wasser nicht mehr ernähren kann oder – das andere Extrem – deren Heimat dabei ist, geflutet zu werden. Auch all jene nicht, die in Apartheitsstaaten in großen Freiluftgefängnissen gehalten und als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Oder die klassisch politisch Verfolgten und Gefolterten in den Verließen dieser Welt.

An Europas Außengrenzen ereignen sich bereits schmutzige Menschenrechtsverletzungen und dies ist erst der Anfang, weil hier kein Platz für all das zunehmende Elend der Welt ist. Europas Hände werden blutiger werden, im anderen Fall regieren hier bald ganz Andere und jene dürften noch weniger Skrupel haben.

Und ich? Habe auch keine Lösung. Faschisten zu wählen kann es für mich nicht sein, und wenn sie noch so sehr den Geist der Zeit bedienen und aus dem Kontext gerissene Teilwahrheiten verbreiten (günstigstenfalls). Ich möchte christliches Selbstverständnis leben und glaube darüber hinaus daran, dass es sein könnte, im Falle fortgesetzter Ignoranz oder gar Gutheißung von Gewalt im nächsten Leben dereinst vielleicht genau auf der anderen Seite geboren zu werden – hier, schaue mal, wie das so ist. Wozu bin ich persönlich bereit, im Sinne von Jesus folgen? Die Bilanz dessen gereicht mir nicht zur Ehre. Und so lebe ich weiter Zwiespalt, der innen wie außen offensichtlich zu meiner/unserer menschlichen Natur gehört und hoffe auf persönliche Besserung.

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Freitag, 230303

Interessante Erfahrung, sich mal wieder in einer Randgruppe wiederzufinden, die gerade öffentlich zerrissen wird. HA, mögen manche jetzt sagen, siehste mal, wie das ist. Na ja, mag ich dann antworten, der Krieg ist kein Virus, so wie neulich. Letzteren kann man mit Wissenschaft beikommen, beim Krieg ist das anders. Da hilft keine Vernunft, wie man sieht. Im übrigen ist mir dieses Randgruppendasein schon vertraut, das hatte ich zeitlebens inne, gewisserweise. Darüber hinaus ist es mir scheißegal, ob meine Haltung die der Mehrheit oder der Minderheit entspricht und wer in Teilen noch so denkt wie ich. Das wiederum ist neu und fühlt sich nebenbei auch noch gut an.

Kleine Melodie zum Thema.

Gut angefühlt haben sich auch die ersten Sonnenstrahlen gestern Morgen. Ein werkfreier Tag mit Erledigungen downtown.

Ölberg, Wuppertal, Blick aufs Städtchen.

Sonntag, 230212

Man muss sie nicht lieben, die beiden. Insbesondere mit Alice Schwarzer tue ich mich schwer, obgleich gebürtige Wuppertalerin. Aber wo sie recht hat, hat sie recht. Zu den über 60 Erstunterzeichnern gehören bekannte Gesichter aus Politik und Kunst, mittlerweile haben über 225 000 467.352 Menschen (Stand 16.2.2023, 11.00 Uhr) die Petition gegengezeichnet, darunter auch ich. Worum es genau geht, wird auf der unten stehenden Seite gut erklärt, im Kern geht es um die Aufnahme von Friedensverhandlungen und – um den Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Westen hat es als Unterstützer der Ukraine zu einem guten Stück weit mit in der Hand, , wie lange dieser Irrsinn noch dauert.

Zur Petition

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Sonst so? Ein unspektakulärer, grauer Sonntag, nach einem unspektakulären grauen Samstag. Mir fehlt die Sonne und mir fehlen freie Tage. Soweit der Mangel – und die Habenseite? Zumindest in mir ist Friede, mal mehr, mal weniger. Meine Alltagsroutinen geben mir eine gute Struktur und einen brauchbaren Fahrplan für die Bewältigung meiner Resterwerbstätigkeit, manchmal allerdings bricht sich der Punk in mir seiner Bahn und möchte am liebsten gegen jede Vernunft mal kräftig ausholen. Mache ich natürlich nicht, auch, weil es nicht nur um mich geht.

Aber dieses Gefühl, zu können, wenn ich wollte (übrigens dem Vernehmen nach eine der Hauptmotivationen der so genannten Sportschützen), nur mal kurz die Bremse lösen und dem Meister Unstet-Unberechenbar (feiner Doppelname übrigens) mal so richtig freie Bahn lassen. Das geht natürlich nicht, weil der in noch so kurzer Zeit soviel Durcheinander und Kleinholz produziert, dass die anschließend notwendigen Aufräumarbeiten, sofern überhaupt möglich, in keinem Verhältnis zu dem fragwürdigen Spaß stehen würden. Also mache ich es ihm gemütlich, dem Doppelnamigen, und gestatte ihm gelegentliches Rederecht, wenn er schon Mal zu mir gehört. Entscheiden darf er nicht, aber mitreden geht.

Passt ganz gut zum Thema – Bilder und Töne sprechen für sich.

Samstag, 230128

Nebenan bei meiner hoch geschätzten Blog-Freundin Christine läuft so etwas wie eine konzertierte Aktion in Sachen Frieden. Da darf ein jeder, der sich berufen fühlt, seinen Teil zu beitragen, nicht nur musikalisch, auch sonst wie, je nach Talentlage. Nun kann ich nicht gut dichten und singen überhaupt mal gar nicht, aber Worte kann ich, vorzugsweise geschrieben, weil da in der Regel (der Weise ist sich nie sicher) mehr Zeit zum vorherigen Nachdenken zur Verfügung steht.

Wohlan, hier also mein Beitrag dazu. Die Form mag humoristisch erscheinen, der Inhalt ist es sicher nicht.

Also – ich arbeite bekanntermaßen in einer Fabrik. Da werden eine Menge sinnhafter Dinge produziert, die in großen Kisten umherstehen oder gefahren werden. Manchmal fällt aus so eine Behältnis etwas heraus und bleibt achtlos auf dem Boden liegen, bis irgendwer sich berufen fühlt, die Bude zu fegen. Oder, wenn einer schneller als der Besen ist und zudem noch in tiefer Demut den Blick auf den Boden gerichtet hat. So wie ich zum Beispiel, der solcherart Dinge manchmal aufhebt, sie gedankenverloren betrachtet und sie allermeist wieder in den dafür vorgesehenen Behälter befördert, ordnungsliebend, wie ich bin. Hin und wieder allerdings stecke ich mir so ein Artefakt ein, erinnert es mich doch an was auch immer. So wie neulich eben, und nun erfüllt mich tiefe Freude, dass dieses alberne Selfie unten doch noch einen Sinn macht.

Dies ist also mein Beitrag zu Christines Aufruf. Ein bildhaftes Statement an alles, die es angeht. Das sind in allererster Linie die, welche glauben, Gewalt sei tatsächlich eine Lösung, egal, auf welcher Seite sie stehen. Es ist auch eine Botschaft an jene, die unter dem Deckmantel der Freiheit andere Völker verführen, um ihren eigenen Machtbereich zu erweitern. Es ist eine Botschaft an alle, denen nicht klar zu sein scheint, dass mit jeder Granate, mit jedem sinnlos geopferten Menschenleben das einzige, was wirklich friedensschaffend wirken kann, auf Generationen zerstört wird – gegenseitiges Vertrauen!

Anatomische Grundkenntnisse sind bei der Deutung des Bildes sicher hilfreich 😉

Sonntag, 230122

Heute ist Neujahr, jedenfalls in China. Das heißt, das Wassertigerjahr 2022 ist endgültig Geschichte, nun folgt das Jahr des Hasen, dito im Element Wasser, eine Kombi, die im alten China für Harmonie und Friedfertigkeit steht. Kann die Welt gut gebrauchen.

Von Wegen Frieden. Sie liefern Waffen in ein Kriegsgebiet außerhalb der Nato, was das Zeug, die Fabriken hergeben. Die Kinder derer, mit denen ich Anfang der 80er im Bonner Hofgarten gegen die Hochrüstung demonstriert habe, schreien derzeit mit am lautesten, gemeinsam mit der Göbbelsschnautze dem populistischen Kopf der Union. Verunglimpfen einen Kanzler, der all dies nicht frei drehen lassen möchte. Nein, ich bin nicht solidarisch mit dem Staat Ukraine, als Nicht-Nato-Mitglied, warum sollte ich. Mein Herz gehört den armen Menschen, die aus den nasskalten, zerbombten Kellerlöchern hier her kommen, nicht dem Staat.

Unser Kanzler wäre klug beraten, würde er endlich sagen, was hinter seinem Zögern steht, meiner Meinung nach. Dem ukrainischen Staat eben genau soviel zukommen lassen, um den derzeitigen Frontverlauf zu halten, um zu verhindern, dass russisches Militär noch mehr Land besetzt. Vermutlich ist er derzeit einer der wenigen, der sich vorzustellen vermag, was geschieht, wenn die Atommacht Russland vollständig aus der Ukraine vertrieben würde, so wünschenswert das auch ist. Meine Hoffnung ist, dass dieser Konflikt am Verhandlungstisch gelöst wird, unter Einbeziehung aller Beteiligten, also auch der Amerikaner. Wenn der Blutzoll allerseits endlich hoch genug ist.

Dein Wille geschehe, wieder einmal mehr.

Und – für alle, die mich jetzt rechts verorten: Nein, bin ich nicht. Die AfD ist als faschistische Partei für mich nicht wählbar, aus meinem christlichen Selbstverständnis sowie aus meiner unseligen Familiengeschichte heraus. Die regierenden Parteien sowie die Union sind es ebenso wenig, aus anderen Gründen. Bleibt also nicht mehr viel übrig. Ich arbeite daran.

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Sonst so: Wieder einmal Neumond. Ob der jetzt was für mein derzeitiges Plattsein kann oder ob es schlicht die auslaufende Woche als Ganzes war, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich den gestrigen Nachmittag horizontal verbracht, die einzig sinnvolle Beschäftigung im Anschluss daran war die Zubereitung eines leckeren Ofengemüses, mit viel Schwarzwurzeln, Möhren und Knoblauch, unter anderen. Was spät genossen eine unruhige Nacht nach sich zog, sei`s drum.

Zum Schluss noch Musik, um auf andere Gedanken zu kommen. Ein Filmchen, das zum träumen einlädt, zu einer Flucht in eine Vergangenheit, die es so nicht gegeben hat, aber hätte geben können.

So many Miles …

Donnerstag, 220915

Auf dem Arbeitsweg läuft das Radio.

Papa, passt du auch auf mein Spielzeug auf? Ja sicher, meine Liebe. Papa, hast du auch ein Maschinengewehr? Ja, ich habe ein Maschinengewehr. Papa, ich möchte auch ein Maschinengewehr. Warum in aller Welt möchtest du ein Maschinengewehr? Ich möchte Russen töten, Papa.

Telefonat eines ukrainischen Soldaten mit seiner vierjährigen Tochter, die vor der Front in Sicherheit gebracht wurde (DLF)

Zwei Generationen. So lange dauert es, bis der Horror wieder aus den Seelen verschwindet. Und hier – schreien sie wieder Hurra. Waffen, Waffen, Waffen liefern.

Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte

Max Liebermann

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Zitiert und geschrieben wurde von einem Kriegenkel