Sonntag, 200830, am Abend

Was ist schon, wie es scheint? Ein Spiegelbild macht das deutlich, wenn auch nur auf visueller Ebene. In jüngster Zeit frage ich mich, woher diese weit verbreitete Orientierungslosigkeit kommt, die so seltsame Blüten treibt. Ist die Welt wirklich so unüberschaubar geworden, und falls ja, war es mal wirklich anders?

Würde mir die Deutung meiner eigenen Gefühls-Gemengelage stets so leicht fallen wie die der derzeitigen gesellschaftlichen Zu-und Umstände, mir ginge es noch ein wenig besser als nun. So kompliziert isses nun wirklich nicht, vielleicht gilt das auch auf persönlicher Ebene. Die letzten Jahre jedenfalls lassen hoffen.

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Pfingstsonntag

Aktion gegen den schwarzen Vogel: Raus, und wenn auch nur für eine gute Stunde. Über die überfüllte Nordbahntrasse fahre ich Slalom um Skater, Hunde, Kinder, Rentner. Da ich langsam bin, gehen mir die Menschen nicht über Normalmaß auf die Nerven, was gut ist. Nach langer Zeit bin ich wieder mal nach dem üblichen steilen Anstieg auf der Hardt und im dortigen botanischen Garten. Die Sonne genießend ziehe ich mir einen Kaffee am Automaten, wie früher, auf Arbeit. Photographiere danach Blumen und bunte Steine, um sie nun in`s Netz zu stellen, wo sie sich einreihen in die inflationäre Zurschaustellung Ihresgleichen, der Mai lässt grüßen.

Sonst so? Überraschend freundliche Gesichter. Eine Dame vermutlich gleichen Alters spricht mich an. Schöne Anlage, was ich bestätige, sie ist angetan. Schaut mir mitten in`s Gesicht und meint: Sie sind nett. Ich kann das beurteilen, ich bin Waage…die haben so ein Gespür, sagt man ja… Danke, sage ich freundlich, Sie vermutlich auch. Und Sie erzählt, Bochum, mal raus, die Sonne, und so toll hier. Worauf ich ein paar Details zu der Anlage loswerde, als Eingeborener kommt das immer gut. Während ihr Mann geduldig ein paar Meter weiter wartet, verabschieden wir uns freundlich und wünschen uns noch gegenseitig frohe Rest-Pfingsten.

Keine Ahnung, wie die Dame dazu kommt, mich nett zu finden – als Momentaufnahme lasse ich das aber gerne durchgehen, bevor ich anrege, sich doch mal mit meinem sozialen Umfeld zu unterhalten, zwecks realistischer Betrachtungsweise meiner Person. Wie auch immer, gefühlt waren das die ersten freundlichen Worte mit einem fremden Menschen seit langer Zeit. Ohne Maske …