Sonntag, 230917

Mangels kluger Gedanken – ich schaue gerade gemeinsam mit dem alten Kater gelangweilt aus dem Fenster – gibt es nur ein paar gestrige Bilder vom Türmer, also von mir, der immer gut türmen konnte und andererseits den Job des so genannten Türmers in modernen Zeiten schon immer sehr unaufgeregt fand. Was macht so einer denn, Er/Sie sitzt an einem Klapptisch, um Turm-begeisterte Mitmenschen freundlich zu begrüßen, und ihnen anschließend einen spendablen Obolus abzuquatschen. Oder ihnen Vergissmeinnicht in Form von hübschen Jutebeutelchen mit Lokalbezug anzudrehen.

Nun denn … Elisenturm mit botanischen Garten zu Wuppertal.

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Sonntag, 230430

Samstag Abend, der Bauch ist noch voll vom auswärtigen Mittagstisch mit Mutter. Keine Ahnung, wo sie solche Mengen lässt, mit ihren fast 88 Jahren und als potentielles Leichtgewicht. Stoffwechsel de luxe halt. Mir ist jedenfalls pralle und so muss ich raus.

Auf meinem Weg durch die Stadt Richtung Hardt kommt mir eine Gruppe junger Mädchen entgegen. Sie ziehen schnatternd und lachend an mir vorbei und ziehen eine unglaubliche Parfumfahne von der preiswerten Sorte hinter sich her, die ich noch ein paar Häuser weiter rieche. Warum tut ihr euch das an, denke ich. Dezent geht anders und außerdem riecht mir Mensch am besten eher ohne alledem, nach einer gründlichen Wäsche, nicht älter als vielleicht 8 Stunden. So ganz subjektiv eingeschätzt als beinahe alter Mann, von daher mag das nicht viel heißen. Ihr Ding, sei `s drum.

Und so erklimme ich schwer atmend die städtische Grünanlage, auf halben Weg kommt mir ein junger Mann entgegen. Grüßt der mich freundlich – kommt nicht von hier, denke ich, derweil ich freundlich zurück grüße. Lederjacke, gepflegt, vielleicht Ende 20, gewählte  Sprache, freundliches, offenes Wesen. Ich bleibe stehen, kommt genau recht, das Päuschen, und so plaudern wir ein wenig. In der Tat ist er nicht von hier, die Gelegenheit, mich als Ortskundiger zu präsentieren. Orientierung – da der Hügel, dort der Schornstein, dahinten das Hochhaus, die beiden roten Kirchturmspitzen, St. Laurentius, Luisenviertel mit Cafes und Kneipen. Nützenberg rechts, Königshöhe links, Gigi Fremdenführer lässt grüßen, der junge Mann freut sich, einige Ziele zu haben, er sei noch ein paar Tage hier. Eine nicht alltägliche, sehr angenehme Begegnung.

Zurück nehme ich den Bus, zumal es  langsam Abend wird. Noch ein paar Bilder von einer kleine Runde über den Friedhof nebenan:

Kirschblüte auch im Quartierspärkchen umme Ecke.

Und – schon wieder finde ich ohne zu suchen einen alten, schon angewitterten Aufkleber, wieder an einem nicht mehr taufrischen Tor, so wie neulich, wenn auch ein paar Straßen weiter. Ein Blick auf die Website des Künstlers lohnt sich.

Einen guten Sonntag uns allen!

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Sonntag, 200830, am Abend

Was ist schon, wie es scheint? Ein Spiegelbild macht das deutlich, wenn auch nur auf visueller Ebene. In jüngster Zeit frage ich mich, woher diese weit verbreitete Orientierungslosigkeit kommt, die so seltsame Blüten treibt. Ist die Welt wirklich so unüberschaubar geworden, und falls ja, war es mal wirklich anders?

Würde mir die Deutung meiner eigenen Gefühls-Gemengelage stets so leicht fallen wie die der derzeitigen gesellschaftlichen Zu-und Umstände, mir ginge es noch ein wenig besser als nun. So kompliziert isses nun wirklich nicht, vielleicht gilt das auch auf persönlicher Ebene. Die letzten Jahre jedenfalls lassen hoffen.

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Pfingstsonntag

Aktion gegen den schwarzen Vogel: Raus, und wenn auch nur für eine gute Stunde. Über die überfüllte Nordbahntrasse fahre ich Slalom um Skater, Hunde, Kinder, Rentner. Da ich langsam bin, gehen mir die Menschen nicht über Normalmaß auf die Nerven, was gut ist. Nach langer Zeit bin ich wieder mal nach dem üblichen steilen Anstieg auf der Hardt und im dortigen botanischen Garten. Die Sonne genießend ziehe ich mir einen Kaffee am Automaten, wie früher, auf Arbeit. Photographiere danach Blumen und bunte Steine, um sie nun in`s Netz zu stellen, wo sie sich einreihen in die inflationäre Zurschaustellung Ihresgleichen, der Mai lässt grüßen.

Sonst so? Überraschend freundliche Gesichter. Eine Dame vermutlich gleichen Alters spricht mich an. Schöne Anlage, was ich bestätige, sie ist angetan. Schaut mir mitten in`s Gesicht und meint: Sie sind nett. Ich kann das beurteilen, ich bin Waage…die haben so ein Gespür, sagt man ja… Danke, sage ich freundlich, Sie vermutlich auch. Und Sie erzählt, Bochum, mal raus, die Sonne, und so toll hier. Worauf ich ein paar Details zu der Anlage loswerde, als Eingeborener kommt das immer gut. Während ihr Mann geduldig ein paar Meter weiter wartet, verabschieden wir uns freundlich und wünschen uns noch gegenseitig frohe Rest-Pfingsten.

Keine Ahnung, wie die Dame dazu kommt, mich nett zu finden – als Momentaufnahme lasse ich das aber gerne durchgehen, bevor ich anrege, sich doch mal mit meinem sozialen Umfeld zu unterhalten, zwecks realistischer Betrachtungsweise meiner Person. Wie auch immer, gefühlt waren das die ersten freundlichen Worte mit einem fremden Menschen seit langer Zeit. Ohne Maske …