Samstag, 240224

Meine beruflichen Umstände treiben mich zunehmend in fragwürdigen Sarkasmus. Details gehören hier nicht hin, nur so viel:

Das Alf-Zitat ist total mehrdeutig. Selbst werde ich tagtäglich mit Menschen konfrontiert, die etwas tun müssen, was sie nicht können und rundherum niemand da ist, der sie vernünftig anleitet. Auf der anderen Seite kann genau dies auch Motivation sein, sich nen eigenen Kopp zu machen. Unnötiges Lehrgeld inbegriffen, das sich heute eigentlich niemand mehr leisten kann. Das Rad ständig neu erfinden zu wollen, ist schlicht dumm und unnötig. Mit unserem Berufsaustieg verschwinden mit jeden Einzelnen Jahrzehnte Berufserfahrung. Nicht gut für unser Land.

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Die frühe Stunde – ich liebe diese Zeit. Jeder an seinem Platz. Und eigentlich isses auch keine Stunde, sondern allenfalls ein paar Minuten. Dem alten Mann wird die Heizung zu fad und er steht altersgerecht langsam auf. Was die Kleine als Aufforderung zum jagen versteht, und so schranzen die beiden von jetzt auf gleich übelst durch die Bude. Alles halt zu seiner Zeit.

Zum Schluss ein ohrwurmendes Liedchen über Vergänglichkeit.

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Sonntag, 231001

Freitag Abend, auf dem Heimweg zu Fuß hier im Kiez. Die steile und teils kurvige Hochstraße will überquert werden, die Ampel ist aus und sowieso nur für Kinder und Greise. Ich höre den Lärm der Sirenen schon, unterschätze aber die Geschwindigkeit des nahenden Notarztwagens, während ich noch knapp vor ihm über die Straße hüpfe. Wie einer mit 61 so hüpft.

Das wäre es jetzt noch gewesen, denke ich. Der notorische Sarkast wird vom Notarztwagen überfahren, gleich unterhalb der beiden größten Friedhöfe hier. Ich liebe den Humor meiner höheren Macht und bin zugleich dankbar, einmal mehr davongekommen zu sein, wie man so sagt. Wobei Davonkommen schon mehrdeutig ist.

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So, genug Besinnliches, flach kann ich auch. Dem Netzfund unten sei Dank durfte ich gestern Abend milde lächelnd einschlummern (Man beachte auch die unten stehenden Worte).

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Und zum Schluss noch ein paar romantische Touri-Bilder aus dem Tal der Wupper. Restlicht und so.

Donnerstag, 231028

Beengtes Zeitkorsett, das zunehmend auf die Nerven geht. Gestern schrieb ich einen Eintrag und nannte ihn Donnerstag … da war der Wunsch der Vater des Gedanken. Immer noch jeden Tag irgendwas mit Autos, und sei dankbar für dein täglich Brot. Ja, bin ich. Aber – ich kann dieses Wort nicht mehr hören und benutze es dennoch – aber leider sagt der Pass irgendwas mit 61+. Restzeit & tägliche Fristverlängerungen laufen längst. Fluchen will ich und tue es mitunter laut.

Wenn ich schon dabei bin. Es hat keine Wohnungen und einige, die ich teils auch persönlich kenne, spazieren schon monatelang am Rande der Obdachlosigkeit, haben jetzt noch aufgrund warmherziger Mitmenschen einen Schlafplatz und somit den Status der so genannten Wohnungslosen. Für mich ein Zwiespalt, einer von vielen übrigens. Man lernt damit zu leben. Jemand sagt, sollen sie doch in die Ukraine, da sind massig Wohnungen frei. Ok, will ich sagen, Zynismus kann ich auch, raus mit dem Elend der Welt, Hemd und Hose und so und was ist wohl näher. Sage ich nicht, denke ich aber, um mich gleich darauf dafür zu schämen. Elend geht mir nahe. Meine eigene Ohnmacht und die gottverdammten Widersprüche und Zwiespälte dieser Welt ebenso.

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und wild blühen die Phantasien, was damit wohl alles anzustellen und auszurichten sei. Meine auch. Andererseits reicht mir schon die natürliche Dummheit als eher harmloser Gegenpol. Weniger harmlos sind die natürliche Bosheit und der durchtriebene Vorsatz in Kombination mit gewissenloser Intelligenz, die sich der KI bemächtigen werden.

Über Politik wollte ich nicht mehr schreiben. Aber absolut alles, was heutzutage so geschieht ist zumindest auch politisch. ****** Dieser Absatz ging ursprunglich noch viel weiter, mein bester Freund am Schirm ist Gott sei Dank die Return-Taste. Ich hasse politische Diskurse, mittlerweile. Ach ja, wählen sollen wir. Die Wölfe im Schafspelz, gespickt mit Teilwahrheiten, die wähle ich nicht. Bevor ich also das wählen ganz sein lasse, werde ich wahrscheinlich die PARTEI wählen. Deren Vertreter haben hier im Kiez ein Büro, ein PARTEI-Büro sozusagen. Da sitzen sie bei schönem Wetter fröhlich schwatzend und Bier trinkend. Kann ich zwar aus Gründen nicht mithalten, aber so wie die ausschauen, sind die zu wenig Bösem fähig. Inhalte werden eh überbewertet und irgendwann versinke ich noch mal in meinem eigenen Sarkasmus.

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Sonntag, 220814

Schlaflos bei molligen 28 Grad.

Gedankenkreisel, der gestrige Tag. Eigentlich ist alles in Ordnung, der Tag lief alles in allem wie geplant. Wäre da nicht die extrem kurze Zündschnur, was andere Verkehrsteilnehmer angeht. So stelle ich meinen Kleinstwagen in die allerletzten Mini-Lücken, im Kiez Alltag, in der bürgerlichen Nachkriegssiedlung meines Geburtsortes sorgt das für Empörung. Kommt mir gerade recht, da darf ich üben, die Fassung zu bewahren, mit meiner 87-jährigen Mutter neben mir. Allein wäre das möglicherweise anders abgelaufen.

Gottverdammter Stadtteil, ich komme nicht davon weg. Hier bin ich aufgewachsen, hier hat alles seinen lokalen Ursprung. In eine paar Stunden fahren wir wieder dorthin, diesmal liebe Freunde besuchen, die etwas außerhalb, aber immer noch in diesem Kaff wohnen. Ich mag sie sehr, darum nehme ich eine weitere Fahrt entlang der engen, miefigen, mit klebriger Erinnerung behafteten Straßen in Kauf.

Neulich hob wieder jemand Geld ab, am Automaten. Unkonventionell und nicht gerade leise, mitten im „Zentrum“ von dem Dorf. Das ist nicht fein, nein, und ein übles persönliches Saldo rechtfertigt auch nicht den gestörten Nachtschlaf sowie manch schiefhängendes Bild der Eingeborenen oder Zugezogenen dort. Und für mein Ego ist es auch herausfordernd, meine erste Reaktion war der Gedanke, dass wieder unsägliche Idioten am Werk waren. Tiefbegabte Möchtegern-Verbrecher, nehmt mehr Sprengstoff, dann hat sich jedes Parkplatzproblem schnell erledigt. Jagt das ganze Dorf hoch, dann gibt es auch fein Platz für die 2031 geplante Bundesgartenschau.

Und nein, ihr könnt alle nichts dafür. Die historisch leicht inzestuös veranlagten Dörfler ebenso wenig wie die die dusseligen Pseudo-Banditen, vom Vollmond fange ich jetzt mal gar nicht an. Ist nur meine eigene Gereiztheit, meine Schlaflosigkeit, die unter anderen solch grenzwertige Blogeinträge produziert.

Ich gehe jetzt meditieren und dann Brötchen holen. Danach meditiere ich weiter, solange, bis die potentiell üblen Schwingungen der anderen Brötchenholer sich von meinen eigenen getrennt haben. Zwar werde ich sie nicht alle lieben können, aber irgendwo muss ja angefangen werden.

I’m a loner in a claustrophobic mind

Mittwoch, 210623

85 db Dauerbeschallung, das ist irgendwo zwischen Hauptverkehrsstraße und Preßlufthammer, dank Hohlraumversiegelung via Otoplastik auf ein erträgliches Maß reduziert. Mensch ist dann für sich, mit gestopften Ohren. Bleiben noch die unvermeidlichen optischen und olfaktorischen Reize, bei den erfreulicherweise seltenen Begegnungen. Hohlraumversiegelt Scherze treiben geht auch: Freundliche Miene, den Besucher ein paar Sätze reden lassen, zustimmend nickend gestenreich die Hohlraumversiegelung entfernen und interessiert nachfragen, was des Gegenüber Begehr denn nun sei. War es von Belang, wird es wiederholt. Königsklasse: Disziplinarische Gespräche mit dem Vorgesetzten. Nein, ernsthaft, das würde ich natürlich nicht tun. Dann bleiben die Dinger drin …

Sonst so: Still ruht der See. Also abseits der Dauerbeschallung. Nachdenklichkeit angesichts der elterlichen Lebensumstände. Es macht etwas mit mir, der Situations-bedingt verstärkte Kontakt. Wer sagt eigentlich, dass am Ende alles gut wird? Überhaupt, definiere „gut“. Jemand meinte mal, gut sei nicht unbedingt schön, und vermeintlich schönes nicht zwangsläufig auch gut. Manchmal habe ich Lust, so Sprüche in irgend eine Kiste zu versenken, zunageln, ab in die Wupper. Gute Reise, klug geschissene Lebensweisheiten. Leben geht auch ganz gut (!) ohne Kalendersprüche, zumindest vorüber, der Zeit ist es wurscht, was ich von ihr halte. Kann ich auch gleich das werten, das urteilen einstellen, bei so viel Gleichgültigkeit. Hat auch für mich enorme Vorteile, die Dinge so zu nehmen, wie sie nun mal sind.

Konsequent dazu passend mein neues Gewand:

Mal sehen, ob der Alte recht behalten soll.

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