Donnerstag, 231221

Der zweite werkfreie Tag, für mich, der ich keine Geschenke mache und erwarte, zumindest ohne den üblichen Punk kurz vor Schluss. Anstelle zahlloser Stehrumchen und Vollstaubchen habe ich wieder für unsere Nachbarschaftshilfe gespendet, die richtig gute Quartiersarbeit leistet.

Aktionsabschluss pünktlich zum Jahresende, nach mehrwöchiger Ordnungsaktion mit mehreren gut gefüllten Mülltonnen:

Das Werkzeugregal in der Wohnung ist leer (kann dann weg) und die neu erworbenen Alu-Truhen im Keller nummeriert, mit Rollen versehen, sinnvoll gefüllt sowie inhaltlich fotographisch dokumentiert, damit ich einst noch etwas wiederfinde. Das letzte Rad und der Montageständer werden im Frühjahr veräußert und dann ist Radfahren für mich erst einmal Geschichte. Was bleibt, sind ein kleines Auto, ein Deutschlandticket und gute Schuhe. Mobilität ist also gesichert.

*

Befinden? Gut, dass morgen Sonnenwende ist, auch wenn Mensch davon zunächst nicht viel spürt. Gestern war ich nicht draußen und heute beim Blick aus dem Fenster könnte es ähnlich ausschauen. Das und die vorweihnachtliche Stimmung schlägt mir ein wenig aufs Gemüt, der schwarze Vogel lässt grüßen. Ich halte mal dagegen mit ausgedehnter Morgengymnastik und Meditation und – schreiben hier. Chef ist er nicht, der Schwarze.

Von wegen schreiben – der gute Wortman macht die Drabbelei noch bis einschließlich 2ten Januar weiter (Danke dafür!), ab dem 9ten übernehme ich wieder. Aus Zeitgründen lasse ich das mit den Buchpräsentationen und bildhafter Illustration der Begriffe mal fort, sprich, ich mache es einfacher. Gestern habe ich ein Bildchen vorbereitet, das ihr gern übernehmen könnt, wenn ihr möchtet. Ich werde es als Header nutzen. Das mit dem Wasserzeichen konnte ich mir nicht verkneifen und leider musste es aus Hintergrundgründen mitten in die Sonne 🙂

*

So. Das Leben ist ja schwer genug, darum zum Ende mal etwas Mutmachendes und nicht ganz so ernstes:

*

Endlich hat die Diskussion ein Ende, Öl, Gas, Kernkraft, erneuerbare Energien, alles Schnee von gestern. DER Treibstoff ist unendlich vorhanden.

Damit die Vorweihnachtszeit nicht zu kurz kommt:

Noch ein allerletztes Statement:

Kommt gut durch die Tage!

Samstag, 220108

Zwischenzeit, Zeit zwischen Bürostuhl und Stuhlgang, also Zeit mit freien Händen zum schreiben, bevor es gleich erst los und dann heraus geht, Mehrfachdeutung möglich. Das werte Befinden? Der Alltag hat mich wieder, unerlässliche Routine, die Schränke füllt, Seele ermüdet und Kreativität tötet. Es grüßt das Murmeltier aus dem Hamsterrad, frei drehend dank Novalgin, für die immer noch gereizten Nerven.

Dagegen halten also, hier und jetzt. Der Tag wird sich finden, es gibt einen Plan und es gibt das Chaos. Es gibt Vertrauen darauf, dass es gut wird, so oder so. Demut – war ein Thema, zu dem ich in einem Forum etwas schreiben wollte, aus Zeitgründen aber nicht dazu kam. Die Definition ist verschieden, sie hat einen Geschmack, die Demut. Viele denken an zu-Kreuze-kriechen, an Unterwerfung. Andere picken sich den Mut heraus und verknüpfen ihn beliebig, das verneinende „De“ davor außer acht lassend. Für mich heißt Demut, das meine zu tun, nach Stand der Erkenntnis und bestem Wissen und Gewissen. Tun, was ich kann, Ergebnis-offen, auch wenn es starke Wünsche oder Visionen davon gibt, und – meinem Schöpfer das seine überlassen, verbunden mit dem Wunsch, das wie auch immer geartete Ergebnis in Frieden annehmen zu können. Vom grollen und hadern wird es auch nicht besser, falls das Ego Gründe dafür sieht.

Überhaupt, das Ego. Es hält per se nicht viel von Demut, sie ist nicht seine Natur. Was soweit in Ordnung geht, demütig erlegt man keinen Säbelzahntiger. Oder so. Einzig die Grenzen sind wichtig, zu wissen, wo hört meine persönliche Macht auf, wo fängt göttliche Fügung an. Bis dahin darf man auch schon mal Spaß machen, King for a Day, Balsam für das Ego, das geht auch ohne Leder-String 😉 Danke für die musikalische Inspiration und die Erinnerung an längst vergangene Zeiten, VVN 🙂

*

Dienstag, 211221

So ein schönes Datum ist einen kleinen Eintrag wert, auch, wenn es nicht viel zu sagen gibt. Der vorletzte Werktag im alten Jahr, kurz vor Schluss hustet noch eine der Uralt-Maschinen hier. Wir haben alle so unsere Altersbeschwerden, die drei Fossile aus Stahl und meine Wenigkeit.

Sonst so? Fundstück aus dem Netz:

Definiere richtig und falsch … in meinem Fall kommt noch die vollkommene Unkenntnis irgendwelcher Träume im Sinne von Zukunftsgestaltung hinzu. Da bleibt das wilde Herz allein und tobt sich in der Gegenwart aus, mangels Perspektiven. Ich freue mich für jeden, der dieses und jenes noch alles tun möchte, in seinem Leben. Endlich Rentner, so höre ich oft. Bei mir kichert das Leben immer leise, wenn ich versuche, so zu denken. Sicher ist die Begleitung der Eltern auf dem letzten Weg. Der eigene letzte Weg. Enkelkinder? (es kichert schon wieder…) Mag sein oder auch nicht. Würde ich erleben, meint das große Kind. Falls mich mein Pessimismus nicht zuvor umbringen würde. Es kennt und liebt mich sehr, das große Kind.

Sonst so, Teil 2?

Warum Jesus heute Yoga machen würde – bei den Krautreportern.

Werktag jetzt. Die Säge will sägen …

*

Mittwoch, 201223

Nebenan wird noch geschlafen, derweil ich schon einkaufen war. Früher Vogel und so. Um halb Acht machte der Markt auf, kurz nach halb war ich drin. Viertel nach wieder raus und schon stand alles Schlange. Unnötige, aber unvermeidliche Sozialkontakte, die wie ich gute Gründe haben, kurz vor den ganz stillen Tagen noch mal schnell den Kühlschrank zu füllen. Ein super Übungsfeld, den Impulsen der Ungeduld nicht nachzugeben und sogar hier und da ein mildes Lächeln zu verschenken. Frohe Festtage wünschen. Jemanden den Parkplatz vor der Tür überlassen. Geht doch, nett sein.

Während ich über meine Ausbrüche von Nettigkeit nachsinne, läuft im Hintergrund die per Zufall-Mix die Playlist aller drei Studioalben von den Sisters of Mercy. Musik, die meine derzeitige Stimmung aus Planlosigkeit und Fatalismus verstärkt. Wenigstens der schwarze Vogel hält sich zurück, gut so. Nickt nur manchmal und schaukelt leise auf meiner Schulter – bin noch da, keine Sorge. Auf den ist Verlass.

Sonst so? Wir nutzen die freien Tage zum gemeinsamen Essen und Filme gucken. Lassen uns gemeinsam berühren. So wie gestern, Enkel für Anfänger, nettes Filmchen mit ernsthaften Hintergrund, das zum lachen und zum nachdenken anregt. Nachspüren, fühlen, was gehen könnte, für die Zeit nach der Arbeit. Für das, was man Alter nennt. Jeder für sich und idealerweise gemeinsam. Kommt leider nicht all zu viel bei heraus, meinerseits, Planlos eben. Im Grunde war ich noch nie viel anders, was irgendwelche Visionen, Pläne oder Träume anging. Es gab nie welche, das wurde spätestens, nachdem die klassischen Lebensentwürfe sich als für mich nicht praktikabel herausgestellt hatten (so feine Bilder wie Vater-Mutter-Kind ), klar.

Orientierung war nie meine Stärke. Praktisch sichtbar wurde das in grauer Vorzeit, als es noch keine Navigation im Auto gab. Die zahllosen Ehrenrunden in fremden Gefilden sind aus heutiger Sicht ein passendes Sinnbild und gut übertragbares Gleichnis in Sachen Orientierung. Was hoffen lässt, ist die Tatsache, dass ich meinen Weg eigentlich immer gefunden habe, wenn auch mit etlichen Schleifen, seltsamen Abzweigungen, Umwegen und Hindernissen wie z.B. Baustellen oder Unfälle.

So Sachen werden immer dann klar, wenn gerade mal nichts abzuarbeiten ist. Also kein industrielles Gewerke, kein Elterndienst, kein sonst was. So wie jetzt eben. Was da bleibt, ist weiter auf Führung, auf innere Navigation vertrauen, darum zu bitten, weiter machen, wach bleiben, sich dem stellen, was ist.

Und – nach den Tagen wird es kälter, das passt gut.

*

Samstag, 201128

Zeitig aufzustehen, hat echte Vorteile. Jetzt sitze ich hier mit Frühstück im Bauch, verdaue vor mich hin, harre dem großen, freudigen Ereignis, bevor es raus geht, den Kühlschrank füllen. Kann ich auch gleich noch einen Blog-Eintrag schreiben… Nach dem Einkauf die Eltern besuchen, anschließend unsere besten, langjährigen Freunde. Sie hat Corona, er Quarantäne – es rückt immer näher. Werde ihnen das Gewünschte vor die Tür legen, rein traue ich mich nicht.

Sonst so? Irgendwo zwischen dem hier…

…und dem hier, weiter unten. Da bin ich noch nicht, könnte ich aber hinkommen. Oder auch nicht. Die Reise geht jedenfalls weiter. Nebel-Land, Fahrt auf Sicht. Aus der schnellen Fahrt auf dem bewegten Fluss ist ein langsames, eher bedächtiges Gleiten durch die zahllos verästelten Arme des Deltas geworden. Alles fließende Wasser mündet im Meer, da kann man nicht viel falsch machen. In Totarmen geraten, lässt sich wenden, stehendes Wasser ist was für Schlammbewohner.

Die Grinsekatz hat mal wieder die besten Antworten:

Mein Avatar kommt nicht von ungefähr.

Übergang, wie Fertigung ergibt

Das ist in der Technik des Werkzeugmachers liebste Qualitätsanforderung. Sie beschreibt den Übergang von einem Teilbereich des fertigen Produktes, meist in der Blechumformung (beim biegen, ziehen, stauchen, prägen ect.), der funktional in Ordnung und maßhaltig sein soll, zu dem nächsten Teilbereich. Auf gut deutsch also: Mach`, was du willst, Hauptsache, es funktioniert und sieht auch noch gut aus.

Das hat schon fast etwas Philosophisches. Übertragen in das tägliche Leben könnte man frei übersetzt sagen, dass der Zweck eben die Mittel heiligt. Eine Horror-Vorstellung für all jene, die stets einen Plan brauchen, oder besser eine genaue Wegbeschreibung. Pläne an sich sind schon in Ordnung, sofern sie nicht in Gängelei ausarten. Wie war das noch, frei nach Birne? Entscheidend ist, was hinten heraus kommt. Auch, wenn sich meine Sympathie für den mittlerweile verstorbenen Ex-Kanzler stets in engen Grenzen gehalten hat, hemdsärmeligen Pragmatismus konnte der. Eine Fähigkeit, die ihm bei der deutschen Bankenöffnung Richtung Osten Wiedervereinigung 1990 gut zupass kam. Ok, hätte auch anders kommen können, oder wenigstens humaner, aber dazu hätte es etwas mehr Mut und einiges mehr Phantasie gebraucht. Und nein, ich bin kein verträumter noch-nicht-ganz so-Alt-Linker, sondern wünsche mir schlicht etwas mehr Menschlichkeit in der Welt der freien Märkte.

Um  nicht noch weiter herumzupolitisieren und wieder zum Anfang zu kommen, sei noch ein weiterer schöner Anwendungsbereich dieses Lebensprinzipes erwähnt, unsere Wohnung nämlich. Wer so wie ich als Kind und Jugendlicher in den Sommerferien stets Camping betrieben hat und obendrein noch mit einer künstlerisch begabten Frau gesegnet ist, kann selbst die Improvisation zur Perfektion (!) treiben. Wer dann noch, so wie wir, Katzen liebt, der lässt irgendwann von den schief gespielten Bildern an der Wand ab, hinter denen sich wenig ansehnliches wie zum Beispiel alte Bohrlöcher verbergen. Gibt wichtigeres – Katze gesund zum Beispiel.

~

 

So Erinnerungen

Wir sitzen am Tisch in diesem Restaurant und lassen es uns gut gehen. Die Treffen sind seltener geworden, die beiden richten sich in ihrem Leben ein, lernen und arbeiten viel, schrauben an ihrer beruflichen Zukunft, an ihrer materiellen Existenz. Und während wir da so sitzen und über die letzten Wochen plaudern, gibt es immer wieder kleine Augenblicke, an denen ich in die Vergangenheit gleite, damals als das große Kind noch nicht ganz so groß war, zumindest nicht an Jahren.

Damals gab es die weit verbreiteten, 14-tägigen Besuchs-Wochenenden und einen Teil der Schulferien, nach mehr oder weniger mühsamen Absprachen. Und – es gab Geschichten, am Abend. Jeden Abend, wenn das große Kind zur Ruhe kommen sollte, las ich ihm vor. Gebrüder Grimm rauf und runter, Räuber Hotzenplotz und viele andere Bücher. Am liebsten Märchen, so ein paar Seiten und fertig.

Eines davon war gestern Abend wieder präsent, ich weiß nicht, wie wir darauf kamen, ob irgendwer eine Bohne auf dem Teller hatte oder so, egal. Jedenfalls kam mit der Bohne die Erinnerung an diese krause Geschichte, die uns nicht mehr so recht einfallen sollte, zunächst. Zunächst heißt, als etwas älterer Mann erinnere ich mich schon mal öfter an Sachen, die gut 20 Jahre her sind als daran, wo ich dieses oder jenes neulich abgelegt habe … nach einem Moment bekam ich die die Geschichte zur allgemeinen Erheiterung wieder zusammen, ganz ohne Suchmaschine, ehrlisch! Darum hier aus der Erinnerung eine kurze Zusammenfassung, ohne Anspruch auf jegliche Korrektheit.

Es war einmal – eine Bohne, ein Strohhalm und ein glühendes Stück Kohle, welche einer alten Frau beim Kochen entfleucht waren. Und wie sie da so sinnfrei auf dem Küchenboden liegen, entschließen sie sich, gemeinsam auf die Wanderschaft zu gehen. 

Als nun die drei Gefährten an einem Bachlauf geraten, beratschlagen sie sich, wie sie denn an das andere Ufer gelangen könnten. Dafür braucht es einen Plan, eine wie auch immer geartete Strategie und so macht der Strohalm den Anfang, indem er sich quer über das Wasser legt, um die anderen zu bitten, ihn doch als Brücke zu nutzen. Die Bohne macht den Anfang, erreicht unversehrt das gegenüber liegende Ufer. Die glimmende Kohle folgt der Bohne – und ach, genau in der Mitte verbrennt sie den Strohhalm, beide stürzen in`s Wasser, verbrannt und erloschen werden die beiden vom Wasser mitgenommen.

Das Geschehen erheitert die Bohne wiederum derart, dass sie laut lachend platzt, oh weh. Ein mitfühlendes Schneiderlein, das zufällig des Weges kommt, erbarmt sich der Bohne und näht sie wieder zusammen und so haben fortan haben alle Bohnen eine Naht.

So, jetzt wisst ihr`s, warum die Bohnen heute so ausschauen. Und nun genug gemärchenonkelt, die Philosoph in mir will natürlich noch den tieferen Sinn der Geschichte erkennen. Soweit vorhanden. Was sagt uns das Netz dazu? Wikipedia nennt die Geschichte einen ätiologischen Schwank. Als Plattenbaukind mit gesunder Halbbildung muss ich da schon wieder suchen. Ätiologie – also eine Erklärungssage oder sinnstiftende Erzählung und obendrein noch komisch, genau mein Geschmack.

Ja dann frisch an`s Werk, der Märchenonkel versucht sich als Erklärbär. Zunächst einmal scheint es eine gute Idee zu sein, sich ein paar Gedanken zu machen, wenn man seiner ursprünglichen Funktion durch Schicksals Fügung, Gottes Wille oder meinetwegen der Vorsehung wegen beraubt wird. Auch noch in bester Ordnung ist es, sich einfach mal auf den Weg zu machen, wenn man nicht sofort so genau weiß, wohin. Interessant wird es, beschließt man, dies nicht allein zu tun. Die Wahl der Gefährten also scheint wichtig zu sein. Jedem seine Natur, aber nicht alles harmoniert so wirklich miteinander, wie man eindrucksvoll erkennen kann. Wird nun die Verschiedenheit der Naturen nicht erkannt, hat es mitunter fatale, sogar möglicherweise Existenz-vernichtende Folgen, sobald die erste Bewährungprobe ansteht. Abschließend scheint es auch keine gute Idee, sich  zum einen zu früh in Sicherheit zu wiegen oder sich gar ungebührlich über die tragischen Schicksale der anderen zu erheitern.

Also – nicht zu laut lachen, wenn das Leben sich wieder einmal als Realsatire darbietet, nicht immer ist ein großherziges Schneiderlein in der Nähe.

Sonst so? Ach ja, Sonntag…

 

Bohne