Freitag, 230303

Interessante Erfahrung, sich mal wieder in einer Randgruppe wiederzufinden, die gerade öffentlich zerrissen wird. HA, mögen manche jetzt sagen, siehste mal, wie das ist. Na ja, mag ich dann antworten, der Krieg ist kein Virus, so wie neulich. Letzteren kann man mit Wissenschaft beikommen, beim Krieg ist das anders. Da hilft keine Vernunft, wie man sieht. Im übrigen ist mir dieses Randgruppendasein schon vertraut, das hatte ich zeitlebens inne, gewisserweise. Darüber hinaus ist es mir scheißegal, ob meine Haltung die der Mehrheit oder der Minderheit entspricht und wer in Teilen noch so denkt wie ich. Das wiederum ist neu und fühlt sich nebenbei auch noch gut an.

Kleine Melodie zum Thema.

Gut angefühlt haben sich auch die ersten Sonnenstrahlen gestern Morgen. Ein werkfreier Tag mit Erledigungen downtown.

Ölberg, Wuppertal, Blick aufs Städtchen.

Montag, 221226

Es ging erstaunlich gut, die Corona-bedingte Isolation hier zu zweit, seit mittlerweile 8 Tagen, was für mich keine Selbstverständlichkeit ist, rückblickend. Morgen fangen wir an, damit aufzuhören. Ärger machen uns beiden noch die Bronchien, aber ansonsten geht es mir, geht es uns gut. Gott sei Dank 🙏 

Um Mutter kümmerten sich Tante & Co sowie das große Kind samt Anverwandtschaft, so dass niemand allein sein musste, der das nicht wollte. Es gab eine Zeit, in der mir allein-sein sehr schwer gefallen ist, darum ist mir heute der Blick diesbezüglich auf meine Nächsten wichtig. So eine gewisse Grundverlorenheit ist mir erhalten geblieben, das darf sein und gehört offensichtlich zu mir. Wenn ich mich an den Menschensohn, dessen Geburtstag wir dieser Tage feierten erinnere, verschwindet dieses uralte Relikt für eine Zeit aus meinem Herzen.

Eigentlich ist es so einfach, wenn für einen Moment das Ego und die alten Schmerzen Pause haben.

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Erster Weihnachtstag 2022

Zwar sind wir dem Test nach nicht mehr infektiös, aber die Vorsicht lässt uns Abstand halten, zumindest noch bis morgen. Und so besteht der weihnachtliche Sound 2022 hier zum großen Teil aus den Geräuschen zweier sich allmählich selbst befreiender Bronchien. Applaus gibt es für diesen Chor eher nicht, alles in allem Grund genug, sich der Gesellschaft vorerst zumindest noch zu enthalten.

Die zwei sind mittlerweile unzertrennlich …

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Freitag, 221223

Achtung, grenzwertige Satire.

In China staut sich der Zuliefererverkehr vor den Krematorien, Der freigeistige Querdenker – frei von Geist, welch ein schönes Wortspiel – weiß natürlich sofort, was es damit auf sich hat. Knapp drei Jahre hat die ebenso böse wie geheime Schattenweltregierung versucht, uns alle auf ewig mit Einschränkungen aller Art zu kontrollieren, man scheute sogar nicht vor Gift zurück, das man uns als Impfstoff verkaufen wollte. Alles vergebens, wie wir heute wissen. Das hat auch die geheime Schattenweltregierung mittlerweile verstanden, hat die breite – noch ein feines Wortspiel – Masse als unkontrollierbar eingestuft und zudem ihre Population als wildwüchsig eingeordnet. Darum hat man jetzt entschieden, die Dinge zumindest in Sachen Corona frei drehen zu lassen. Wenn schon keine Kontrolle, dann wenigstens Dezimierung.

Sorry, ist erst der 23ste, ja, ich bin ja schon still.

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Wieder Neumond. Neubeginn, in Sachen Gesundheit, was uns hier betrifft. Die Liebste ist mittlerweile negativ und ich selbst noch schwach positiv, da ich ihr in allen knapp drei Tage hinterher hinke. Ab jetzt wird es, so Gott will, aufwärts gehen.


Neubeginn auch heute genau vor 2 Monaten.
Am 23.10.2022 um 11.30 starb mein Vater.
Nicht an, sondern mit Corona.

Zuvor wünschte er sich, gehen zu dürfen.
Er ist erhört und erlöst worden.
RIP

Mittwoch, 221221

Hier ein neuer Beitrag für alle Freunde bildhafter Geschichten ohne Fotos, aus der Reihe: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Meine derzeit beste Freundin hat Holzbeine. Das ist nicht so tragisch, wie es klingt, sie ist eine Couch. Zudem wird sie sanft bedeckt von speziellen Heimtextilien, die noch ein wenig nach Schaf riechen, also von Schafsfellen, mit denen sich selbst die Katzen schnell anfreundeten, nachdem geklärt war, dass hier keine Gefahr droht.

Gefahr droht hingegen in meiner derzeitigen Lage eher von anderer Seite. Die Gefahr des Verwachsenes mit genannten Gegenständen der Muße, bei meinem derzeitigen Allgemeinzustand. Und so erhebt sich Dittsche sehr steif vom Krankenlager und meint mehr laut gedacht zu sich selbst:

Wenn ich mit dem Scheiß hier durch bin, habe ich derart Rücken, dass ich meinen Arsch am Bändel tragen kann.

Milana guckt irritiert, sie spricht gutes, fließendes Deutsch und ist auch schon länger mit dem lokalen Slang hier vertraut. Aber es gibt noch kleine Lücken, was die erste Frage erkennen lässt: Was bitte ist ein Bändel? Na, son dünnes Seil halt, bisken dicker als n Bindfaden, antwortet Dittsche. So ganz scheint die Sinnhaftigkeit besagten Ausspruchs noch nicht geklärt, Milanas Gesichtsausdruck nötigt Dittsche zu einem erläuternden Exkurs in die Gestik. Und so schlurft Dittsche in leicht gebückter Haltung mit kleinen Schritten durch das Zimmer, mit einer Hand ein imaginäres Seil über der linken Schulter festhaltend: Na, was macht der Rücken hauptsächlich – er trägt den Arsch.

Wäre das zur allgemeinen Erheiterung auch geklärt. Besagten Flachspruch habe ich in meiner Berufsausbildung Ende der 70er erstmalig vernommen und wie das mit solchen Worten so ist: Sie sind Schläfer, die vierzig Jahre reglos wie Krokodile im Schlamm liegen, um dann plötzlich loszubrechen.

Und die Moral von der Geschicht
Wer weiter übt (1)
braucht Bändel nicht.

Zu (1): Allmorgendliche Übungen aus Yoga u.v.a.

Dienstag, 221220

Besondere Erkenntnisse der letzten Tage: Ein Smartphone-Akku hält bei exzessiver Nutzung keine 12 Stunden, interessant. Befinden: Nase mittlerweile rappelzu und immer noch diese Eiseskälte in den Knochen. Kopf an der Stirn wie in Watte und besonders die Ohren schein gerade keine Lust zu haben, ihren Job zu machen. Gerade kocht so als Gegenmaßnahme gegen die Kälte ein Topf Hühnersuppe auf dem Herd. Das große Kind war netterweise für uns einkaufen, gestern, und stellte alles im Treppenhaus ab.

Früher – also in meinem Fall ganz früher – kannte ich so etwas als landläufige Grippe. Habe ich letztes Mal vor weit über 20 Jahren gehabt, seitdem dank geänderter Lebensführung nicht mehr. Selbst jetzt sind die Nebenhöhlen frei, dank zweimaliger isotonischer Spülung am Tag, die ich immer mache. Ist ja schon mal etwas.

Man leidet gemeinsam. Die Optik sorgt für Heiterkeit zwischen Milana, der sibirische Marktfrau, erkennbar an den Teddyplüschsocken und leicht überdimensionierten Stulpen einerseits und Dittsche, dem bebademantelten Vollasi andererseits, heute Gott sei Dank ohne Bierpulle. Und so hustet man sich gegenseitig eins und begrinst sich schief. Heilungsprozess der anderen Art.

Feiertagspläne: Eigentlich wollte ich Mutter Heiligabend hier her holen, aber angesichts der durchseuchten Bude ist das keine gute Idee. Wenigstens gibt es Telefon. Mal sehen, was die Infektiosität am Wochenende sagt.

Und – Filmtipps für alle Mitleidenden und /oder sonst wie Gelangweilten:

In Berlin wächst kein Orangenbaum – hier in der Mediathek. Ein sehr bewegender Film.

Und – was mich sehr berührt hat, ein Film vom sich-gerade-machen, in der Welt, in der man hineingeboren wird.

Gipsy Queen – hier in der Mediathek.

Montag, 221219

Momente des Staunens

Wenn der Test dann doch „positiv“ anzeigt, wenn auch weder plötzlich noch unerwartet.

Natürlich während des Urlaubs. Krank schreiben lassen bringt keinen Vorteil, weil die so „gesparten“ Urlaubstage verfallen, am Jahresende. Und gesünder macht es auch nicht.

Wenn die von sachkundiger Stelle (im doppelten Sinne, von Am-nächsten-dran und Profession) ausgesprochene Sozial-Phobie meinerseits einmal nicht als (alleinige) Begründung für Rückzug gelten muss.

Wenn ich kurz davor bin, diese dürren Zeilen wieder zu löschen, weil sie so selbstmitleidig klingen.

Es dann doch veröffentliche, weil reden derzeit noch übler ist als schreiben.
Und ein paar gute Wünsche sicher nicht schaden können.

Sonst so?

Nase frei
Bronchien total zu
Allgemeinbefinden: Fürn Arsch
Gliederschmerzen
Übelste Laune

Gibt schlimmeres.

Freitag, 221216

Feiner Jahresabschluss.

Als hätte es nicht gereicht, dieses Jahr, Hält zum krönenden Ende noch Corona hier Einzug. Die Liebste saß gestern elendshäufchenmäßig hier herum, hustig und schnupfig positiv getestet. Und so bestand mein erster freier Tag in einem sportlichen Hopping von Bürgertest zu PCR-Test. Zwar gibt es auch Stationen, die beides können, die sind aber nur fußläufig erreichbar, also nix für akut kranke Menschen.

Dann muss auch noch eine Krankmeldung her. Sie hat keinen Hausarzt, dafür aber eine ebenso robuste wie ignorante Statur. Selbst habe ich seit kurzem einen Neuen und weil der Alte unvergleichbar war, blieben wohl schon Menschen fort. Wir kommen klar, er und ich, seine neue Mit-Ärztin ist auch in Ordnung. Also kurz vor Praxenschluss dahin, die Liebste frierend draußen lassen müssend. Alles ging gut, sie wird dort aufgenommen und bekam die Krankmeldung.

Selbst bin ich (noch) negativ, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, mir auch etwas davon abzubeißen. Alle Pläne sind also erstmal Makulatur, bis auf weiteres. Tut mir mehr für meine Mutter leid als für mich. Mal abwarten und Abstand halten.

Kalte Füße und nicht mehr als 17 Grad tun ihr übriges …

Cold feelings in the night
You know, this feeling just ain’t right
And though I try I just can’t hide
Cold feelings in the night

Freitag, 221111

Ein Stadtbesuch am späten Morgen, das im Auftrag gegebene, gerahmte Bild vom Vater abholen. Es ist angesichts der dürftigen Vorlage gut geworden und der Rahmen wirkt edel, aber dennoch schlicht. Wo gibt es Trauerflor – auf Umwegen lande ich in einem Blumengeschäft und erstehe einen Meter samt einem kleinen Stück Bindedraht. Es soll schon nach was ausschauen.

Passende Klamotten. Es hat eine schwarze Jeans, die seit Jahren schon nur für solche Anlässe im Schrank hängt. Ich mag sie nicht, eben wegen ihrem Verwendungszweck. Außerdem hat sie keine aufgesetzten Taschen für meine zahllosen Kleinigkeiten. Dafür liebe ich meine Cargo-Hosen, habe aber keine in schwarz und außerdem sind die alle böse verschossen. In den großen Läden hängt nur der übliche Kram, eine schaut so aus, als könnte sie was sein. Ich suche schwitzend und innerlich fluchend eine Umkleide, am anderen Etagenende werde ich fündig. Nebenan zieht sich eine Dame um und diskutiert währenddessen mit einer draußen wartenden Freundin. Nie hätte ich gedacht, dass ein Mensch so viel Geräusch und Nichtssagendes in so kurzer Zeit von sich geben kann. Im meinem Kopf sitzt in einer Ecke einer, der schräg belustigt ist und ihm gegenüber auf der anderen Seite ein anderer, der meint, kann die nicht mal die Fresse halten. Die Hose passt zwar, fühlt sich aber lappig an und außerdem stehe ich angesichts der warmen Luft voll im eigenen Saft.

Schnell raus da, ohne Hose.
Also schon mit der eigenen, nicht ganz ohne.

Es gibt einen Outdoor-Laden, aber der ist weit weg und ich spüre meine desolaten Knochen bereits. Außerdem ist der überteuert, dazu kommt, das heute jeder Rentner Markenklamotten von sagichnicht trägt. Zwar bin ich mittlerweile 60, aber so weit isses dann doch noch nicht. Mir fällt so ein Emo-Laden ein, der hatte zumindest früher mal neben dem üblichen Headshop-Kram und Tattoo-Metallsammlung auch interessante Klamotten. Den also suche ich auf, vor mir sind allerdings zwei Mädchen schneller. Eine trägt eine Maske und wird prompt von dem großmäuligen offensichtlichen Geschäftsführer angegangen. Könne sie abnehmen, würde nur schlechten Atem machen, die Zeit sei vorbei und im übrigen nie wirklich dagewesen. Ein distanz- und respektloses Arschloch wie aus dem Lehrbuch. Gerade will ich mich umdrehen und gehen, da tönt der zu mir herüber – was kann ich dir den antuen? Ich trage im übrigen auch eine Maske, habe keine Lust mehr auf Geschäfte mit dem Arschloch und schon gar keinen Bock auf fruchtlose Diskussionen mit ebensolchen. Schon gut, sage ich und verschwinde.

Dann wird es halt die ungeliebte schwarze Jeans sein, eine schwarze Weste dazu, die packt auch so einiges. Es ist nicht wichtig, und wird immer weniger wichtig, wenn ich an Vaters Haltung zu Mode aller Art denke. Ein Jogginganzug wird es jedenfalls nicht sein, auch wenn ich nie Kontrolle über mein Leben hatte.