Sonntag, 230326

Ausgehen.

Ich kann nicht sagen, wann wir zum letzten Mal im Kino waren, das ist Jahre her, und mit dem gemeinsamen Ausgehen war es in letzter Zeit auch nicht so dolle, also wird es Zeit. Ein Film ist ausgeguckt, dazu später mehr.

Vorher etwas essen wäre gut. Mein Favorit findet keine Gnade bei der Liebsten, waren wir neulich schon. Immer das Gleiche. Ich experimentiere nicht gerne, wenn Bewährtes zur Wahl steht, aber es gibt Kräfte im Leben, gegen die Mensch machtlos ist. Also wird sich umgeschaut, alles voll, hamse reserviert, nee, tut uns leid. In einem Ableger der so genannten jungen und lebhaften Gastronomie finden wir noch einen Katzentisch, immerhin. Die Bude ist bumsvoll, die Bedienung bemüht, das Essen vorsichtig formuliert überschaubar und überteuert. Nepp, denke ich, und mit Blick auf manche berufliche Erfahrung der letzten Jahre geht mir durch den Kopf, du arbeitest für Nepp und gibst dein Geld zumindest teilweise wieder für ebensolchen aus. Stimmt so objektiv betrachtet nicht, klar, fühlt sich aber jetzt gerade so an. Ein kräftiger Wind, mitten in der Fußgängerzone absichtsvoll gut und geräuschvoll geführt, schließt das Ganze ab und provoziert temporäre Geringschätzung.

Wir haben Zeit und so fällt der Liebsten der neulich zerschmissene Zahnputzbecher ein, eine Geschichte für sich, vielleicht dazu später mehr. Ersatz muss her und ein großer Drogeriemarkt hat noch geöffnet, also rein da.

Die Luft ist zum schneiden, keine Ahnung, wie die Kollegen hier gesund bleiben. Die Liebste sucht und findet passenden Ersatz für das Malheure, wir stehen an der Kasse. Da ist kein Code dran, brüllt die Dame an der Kasse in Richtung Kollegin, die daraufhin verschwindet, Richtung Lager, wie ich höre, Ersatz für den Ersatz holen.

Es dauert, mir ist langweilig und ich lege los: Das Lager ist in Langerfeld, Langerfeld ist 15 Kilometer weiter. Die Kollegin steht verschwitzt vor der verschlossenen Tür, flucht laut über den vergessenen Schlüssel und ruft den Hausmeister an. Der flucht über den versauten Samstag-Abend und kommt mit rotgesoffener Birne verspätet zu Fuß, weil sein Fahrrad nen Platten hat und der Führerschein eh lange Geschichte ist …

Drama kann ich, denke ich, während der Ersatz-Ersatz bezahlt wird.

*

Das Kino ist in Oberbarmen, genauer auf Wupperfeld, also in etwa dort, wo Wuppertal anfängt, den letzten Rest vom eingebildeten guten Ruf zu verlieren. Eine Ecke, die ich kenne, meine Oma mütterlicherseits lebte und starb hier. Wir haben immer noch Zeit, im Foyer der Kinos gibt es nur so Bistro-Stehtische, gegenüber auf der anderen Seite der B7 ist ein Cafe, da will ich hin. Griechisch, wie mittlerweile der ganze Stadtteil. Obwohl in einer guten halben Stunde Schluss sein soll, ist es voll und megalaut, aber heimelig mit nettem Service. Wir nehmen zwischen zwei Cappuccino und staunen über die quietschbunten Torten in der Auslage. Definitiv ein Ort zum wiederkommen.

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Der Film


Wer bei diesem Film nicht lacht, hat keinen Humor.
Wer bei diesem Film nicht weint, hat kein Herz.

Berliner Zeitung

Wir finden unsere Plätze und schnell wird es sehr voll, die Vorstellung in dem kleinen Programm-Kino ist ausverkauft. Ich hatte ganz vergessen, wie sehr zusammengedrängte Menschen riechen können und halte gegen die aufkommende Platzangst. Der Film ist absolut sehenswert und berührend (spoilern werde ich hier nicht). Was mir auffällt – ein Großteil der Mitbesucher lacht an Stellen, die ich absolut nicht komisch finde. Und umgekehrt. Keine Ahnung, warum und mit wem hier was nicht stimmen könnte, falls. Ort der Handlung ist eine Psychiatrie, Zeit zu Beginn am Anfang der 70er, also diese Aufbruchszeit in die Moderne, die sich experimentell ausbreitete, während das Alte immer noch präsent war.

Ein richtig guter Film, der uns beide auf unterschiedliche Weise berührt. Die Liebste, weil sie als junge Frau mal in ebensolcher arbeitete, mich, weil ich immer schon diese merkwürdige Anziehung solcher Orte auf mich verspürte. Mir selbst sind sie als Patient erspart geblieben, hätte durchaus anders kommen können. Im Gegensatz zu meinen Ahnen. Ein Onkel väterlicherseits war Dauergast in einer „Anstalt“ der 30er Jahre, meine Familie teilweise in der Folge Opfer von Stigmatisierung bis hin zu Zwangssterilisation, Verstümmelung und frühem Tod. Währen die Erinnerung an die Erzählungen wieder in mir hochkommt, wird mir übel, verstärkt durch die jüngsten Ereignisse letztes Jahr mit meinem verstorbenen Vater.

Jack Nicolson holt mich wieder aus dem Tief, während wir schweigsam heimwärts ziehen. Alles in allem ein gelungener Abend.

🍄 

Mittwoch, 230118

Im Laufe der ersten Viertelstunde wird mir warm. Nach einer halben Stunde wird mir langweilig. Es scheint sich nichts zu bewegen, ich scheine nicht von der Stelle zu kommen. Der Verstand weiß es besser und so atme ich und gehe. Einen Schritt nach dem anderen. Und komme doch an, wacher denn je.

Begegnungen

Kauernde Katzen
Hungrige Hunde
Forteilende Fahrradfahrer

Bonus:
Ein verpeilter Vogel, der den Frost ansingt.

Montag, 221010

Noch knapp 2 Stunden bis zum offiziellen Tagesbeginn. Eine bebilderte Nachlese der gestrigen Wanderung über die Südhöhen des Wuppertal.

Schlaflos wie selten. Dann ist das jetzt so. Die Zwerge werden schuld daran sein. Keine Ahnung, warum, die sehen einfach so scheiße aus, dass es schon fast wieder gut ist.

Irgendwann dann kommt die Jungkatze. Licht an, noch was los, toll. Nach der üblichen Ankommensprozedur springt der Motor an. RRRRRRrrrrrrRRRRRRrrrrr, während ihr schmaler Kopf in meiner hohlen Hand liegt. Wie früher, bei Mama im Bauch. Dunkel und warm. Auch Katzen lieben Illusionen, so eine gefühlte Heimkehr für einen Moment. Nach einer Weile schläft die kleine Seele und ich auch. Wenn auch nur für eine knappe Stunde.

Dienstag, 221004

Bebilderte Nachlese zum gestrigen Spaziergang: Elberfelder Südstadt – Friedrichsberg – Cronenberg – Sambatrasse – Zoo Stadion – Schwarzer Weg – Arrenberg

Links und Infos zur Sambatrasse

Die Trasse führt weiter unten mitten durch das Zoo-Gelände. Mittlerweile war es stockfinster und ich muss Wasser lassen, unweit der Zoo-Mauer. Eicheln kullern durchs Laub, irgend etwas raschelt im Unterholz und zur Krönung schnarcht Gustav Gnu oder sonst wer hinter der Mauer. Pipi mit ein wenig Gänsehaut 🙂

Montag, 220926

Was macht man an so einem Tag, um diese Uhrzeit? Am besten zurück blicken, auf den gestrigen Sonntag mit Spaziergang.

Friedhof Hochstraße
Grünes Licht

Hier kann man lecker essen. Der Name, zudem noch in Frakturschrift, erinnert irgendwie an den Obersalzberg, die Lokalität ist aber gastlich und leicht verträumt. Außerdem macht der Bergische aus dem Berghof einen Berchhof und keinen Berrghof.

Sonnenuntergang, irgendwo am Westfalenweg. Die Wasserscheide zwischen den Flüssen Ruhr und Wupper.

Muss auch mal gesagt werden, man beachte nebenbei den Kronleuchter mit den weißen Kreuzen am Himmel.

Brombeerspielplatz für die kratzfesten Kleinen…

Hamburger Treppe, schon später am Abend.

Und:

Einen guten Wochenstart allseits.
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Sonntag, 220731

Ein paar Stunden abseits von Pflegeeinrichtung, Elend, Wassereinlagerungen, Auseinandersetzungen mit Bank, Versicherungen, GEZ, Krankenkasse. Bilder von gestern Nachmittag.

Ölberg, frisches Wand-Tattoo

Und – irgendwo an der B7. An Blütenmeeren gehe ich vorüber, schaue und denke, wie schön. Aber eine Einzelne unter Zahlreichen ihrer Art, die blühen könnten, es aber warum auch immer nicht tun – da bleibe ich stehen und staune.

Sonntag, 220612

Gestern war Ölbergfest, wir waren nur mal kurz schnuppern, uns war es zu voll. Bilder gibt es beim Wassertiger, dort habe ich das 30fache Datenvolumen und kann es mir leisten, die Bilder in voller Größe zu veröffentlichen. War jedenfalls eine schöne rund, derweil hier der Bär tobte.

Sonst so? Bei ARTE gibt es eine gute Doku zum Thema gehen, sehr umfassend. Was die Wirkung auf die Psyche angeht, das kann ich nur bestätigen. Ist mir in den vergangenen zwei Jahren sehr bewusst geworden, wie gut es mir damit geht, wenn ich mich genügend bewege.

Werde ich heute fortsetzen 🙂