Gestern, am späten Nachmittag. Es ist schon fast 5, die Sonne scheint. Die Samstags-Routine ist erledigt und ich beschließe, an die Luft zu gehen, um die düsteren Gedanken loszuwerden. Das Radio schweigt die letzte Zeit öfter mal, ich kann die Kriegsberichte nur noch limitiert ertragen. 32 Jahre war Ruhe vor diesem Lebensgefühl der permanenten Bedrohung, und nun sind die alten Geister wieder da. Neugier ist in dem Zusammenhang wenig hilfreich, und dennoch kann ich es als technisch versierter Mensch manchmal nicht lassen, nachzuschauen, womit heute Kriege geführt werden.
Ein Ex-Nato-General ließ sich neulich in irgend einer Talkshow ganz sachlich darüber aus. Erzählt mit leicht zynischem Zungenschlag, aber durchaus glaubwürdig von den Kreationen kranker Hirne, um größtmögliches Leid zu verbreiten. So erfahre ich von Aerosolbomben, umgangssprachlich Vakuumbomben, die Bunker und Höhlensysteme sprengen können. Hyperschallraketen tragen solche Sachen schnellstmöglich in die programmierten Ziele, Fluggeräte, die aufgrund ihrer Geschwindigkeit nicht vom Himmel geholt werden können. Ich erfahre von so genannten taktischen Atombomben, die kleinen Geschwister der großen strategischen Bomben, die ganze Großstädte und Landkreise verwüsten können. Die kleinen atomaren Bomben, Bömbchen sozusagen, gibt es in allen erdenklichen Größen, um zielgenau definierte Flächen zu zerstören, angefangen bei Dorf-Größe.
Ich denke an die Prepper-Szene, also solche Menschen, die das alles schon immer gewusst haben und ihre Lebensenergie seit ewig schon darauf ausrichten, für den Tag X gewappnet zu sein und so nach Möglichkeit zu denen zu gehören, die erst später dran sind. Mal davon abgesehen, dass es sehr fraglich ist, ob sie sich damit wirklich etwas Gutes tun – was für ein Hirnfick. Ich gehe hier nicht weg, falls es soweit kommt. Wohin auch. Außerdem bin ich im 60sten Lebensjahr, das meiste ist zumindest quantitativ sowieso gelaufen.
Schon klar, warum ich nur noch selten Nachrichten höre. Talkshows vermeide ich gänzlich, aus genannten Gründen. Und ja, ich höre nun auch auf, ans aufhören zu denken.
Weil der Tag schon etwas älter ist, gehe ich hinunter in die Stadt und gegenüber, auf der anderen Wupperseite wieder hinauf. Am Südhang ist die Wahrscheinlichkeit größer, noch ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen.





Immer wieder staune ich, tatsächlich noch unbekannte Wege und Plätze zu finden, so wie hier am Friedrichsberg. Typisch für die Stadt, so morbide Orte. Irgendwann mal zur Verschönerung angelegt, heute ein eher unschöner, öder Platz, der Kinder zum lauschigen Treff einlädt, um ungestört gewisse Kräuter und Destillate zu konsumieren.


Ein Stück weiter geht es schon zivilisierter zu, Eigenheime mit Fernblick ins Tal.

einfallslose Namensgebung irgendwie. Warum nicht mal Friedrich-seine Frau-Allee usw…
An einer Bushaltestelle im Nirgendwo denke ich kurz darüber nach, mit dem Bus wieder heimzufahren, was ich wegen fortgesetzten Sonnenschein schnell verwerfe.




Bilder vom Arrenberg, wieder mal, und doch immer anders.



Und…

und ist nicht mehr
Ein stolzer Elch
hier röhrt er sehr
Bewacht das Tor der Nummer 2
Dem Laufvolk ist es einerlei
Und einer gar aus ungut Stalle
macht mehr aus sich
und fickt uns alle.
Der Elch ins grübeln nun gerät
ob ihn das wirklich was angäht
Sein Fazit ist ganz deutelich
so röhrt es unterm Werbelicht
Komm näher ran, du Schmieren-Jan
auf dass du spürst, wie ich es kann
Ab nun weiß auch der Schmieren-Jan
wie schnell er selbst so rennen kann.
Versprechen doch des Elches Enden
Naturgewalt auch in den Lenden
*
Das waren knapp 15000 Schritte und ich spüre meine Füße…
So – und um das alles fein abzurunden, zum Schluss noch etwas in Sachen Wiedergeburt, früher oder später. Sag `s mit Musik.
~