Sonntag, 201004

Blase

Mein Leben findet in einer Blase statt, so kommt es mir oft vor. Hell-Dunkel, Arbeit-keine Arbeit, viel allein, viel lesen, manchmal, so wie jetzt, schreiben. Die Nähe zu anderen Menschen beschränkt sich auf die wenige gemeinsame Zeit mit der Liebsten, seltene Besuche bei oder von Freunden, den Begegnungen in diversen Kaufmannsläden und natürlich hier, dem Kern der Blase. Die schreibende Community, die sich so nahe ist wie die Igel: Nahe genug, dass es gerade noch ein wenig wärmt und weit genug von einander entfernt, dass man die Stacheln des Nachbarn nicht spürt. Gerade recht für einen angehenden Misanthropen wie mich. Früher hatten die klassischen Brieffreundschaften diese Nische gefüllt.

An so Tagen wie gestern dann wird mir bewusst, das stimmt so nicht ganz. Den Vormittag verbrachte ich mit meinem Vater am Stausee, wo er allein nicht mehr hin kommt. Am Abend dann Besuch des großen Kindes samt Freundin, gemeinsame Stunden mit gutem Essen und viel Vertraulichkeit.

Von wegen gutem Essen: Es gab unter anderen Shakshuka, ein Gericht, das in Israel, aber auch in Nordafrika weit verbreitet ist. Falls jemand Interesse hat, es geht flott, alles zusammen vielleicht 45 Minuten:

Zutaten für 4 Personen:

1 Kg Tomaten
2 dicke Zwiebeln
ca. 500 g Paprika nach Wahl
8 Eier
1 kleine Dose Tomatenmark
Kräuter oder Lauchzwiebeln
Knoblauch nach Geschmack
Öl, Salz, Gewürze nach Wahl

Gemüse putzen und würfeln, Kräuter hacken. Zuerst die Zwiebeln mit dem Paprika heiß anbraten, ca. 10 Minuten. Die gewürfelten Tomaten, das Tomatenmark sowie den Knoblauch zugeben, verrühren und bei mittlerer Hitze weitere 10 Minuten ohne Deckel einkochen lassen. Dann mit einem Löffel Kullen in die bereits etwas feste Masse drücken und die Eier vorsichtig hinein schlagen, das Gelb sollte erhalten bleiben, das Weiß miteinander verlaufen. Eier würzen und salzen, Deckel drauf, die Eier weitere 10 Minuten bei niedriger Hitze pouchieren lassen. Zum Ende die Kräuter drauf streuen, fertig.

Kein Licht ohne Schatten …

»Hineni!« Ich bin hier, jetzt, mit Leib und Seele, um die Aufgabe zu erfüllen.

blog.de

Meine ersten Gehversuche im www: Refugium. Geboren aus einer Mischung aus Verzweiflung und Neugierde. Gut 6 Jahre war ich dort, seit über zwei Jahren mit dem Wassertiger auf eigenen Füßen und seit kurzen hier mit einigen Lieb-gewonnenen und einigen neuen Freunden.

Resümee?

  • Die Erkenntnis, das Nähe viele Gesichter hat.
  • Zwischen-den-Zeilen lesen ist eine Kunst.
  • Schreiben lernen auch.
  • Schein und Sein im www sind eine echte Herausforderung.
  • Das sich-auseinandersetzen mit Privatsphäre ebenso.
  • Die eigene wie die der anderen.

Ein „Punkt“ fehlt in der kurzen und sowieso unvollständigen Auflistung, weil ihm ein Extra-Platz gebührt: Die Liebste, die ich ohne meine ersten Online-Offenbarungen nie kennengelernt hätte. Unser erster, sich über Wochen erstreckender Schriftverkehr ist ausgedruckt und gebunden, damit er nicht das flüchtige Schicksal der virtuellen Welt erleidet.

Danke, Gott

&

R.I.P., blog.de