Freitag, 230324

Erkenntnis:

Nicht nur lebendige Geschöpfe, auch die Dinge brauchen achtsame Berührung, ja mitunter gar Zärtlichkeit. Und wieder Dualität – die einen, weil sie ansonsten schnell(er) außer Funktion geraten und/oder an Ansehen einbüßen – die anderen, weil sich sich nur so berühren lassen wollen. Scharfkantiger, noch nicht entgrateter Stahl zum Beispiel. Der hat etwas Katzen-artiges an sich – falsch angefasst gibt es Kratzer. Und jetzt höre ich auf, den Tag vor dem Abend zu loben.

Entschluss:

Genug an mir selbst gelitten. Profaner Nebensatz mit Gewicht, gut versteckt zwischen Banalitäten. So fällt er nicht auf, der Satz, Bedeutendes muss sich tarnen. Nach dem Entschluss folgt die praktische Umsetzung, die wieder aus vielen kleinen Nebensätzen besteht.

Und – eine neue Folge Milieustudie. Heute: Niemand ist eine Insel und keiner ist allein. Auch beim kacken nicht. Vorteil – man wird weder vollgequatscht noch zum Smalltalk genötigt.

*

Zum Schluss – scheint dem Einzelhandel die Sonne. Wenn schon sonst nix los ist. Inflation, Konsumverweigerung und Onlinebestelleritis sorgen für entspanntes Bummeln in der City, ähnlich wie im Lockdown. Irgend etwas ist ja immer. Alle sagen, kaufen macht nicht glücklich. Ja aber – was, wenn das Schule macht. Keine Arbeit, kein Brot im Haus, dann macht nicht-kaufen unglücklich, derweil sich Geld und Dinge bewegen müssen. Auch keine Lösung; wenn Konsum schon nicht glücklich macht und kein Konsum auf Dauer auch nicht – vielleicht einfach mal drüber nachdenken, was genau ich haben möchte. Und warum/wie oft undsoweiter.

Musikalische Späterziehung, hart am Thema.

Wurstparadies, lese ich gerade.
Gilt nicht für Schweine.

🍄
Pilz ohne Sinn,
hat das Sternchen ja auch nicht.


Freitag, 201127

Manche Tage beginnen so. Mit Tages-Routine, die sich zieht wie zäher Schleim. Die Tausend morgendlichen Handgriffe nehmen kein Ende, die Zeit wirkt gedehnt, was auch die Uhr spiegelt. Wenn es hier und da zwickt und zieht. Altern nennt man das wohl. Wenn auch die meditativen Übungen nur wenig Erdung geben, dann ist es wieder soweit, erinnere dich, höre ich meine innere Stimme leise.

Narcotics Anonymus – Nur für Heute

Und so lasse ich zu, dass sich die Zeit dehnt und zieht. Nehme mich zurück, sitze still, spüre den Schmerzen im Arm nach und denke Gleitzeit – ist nicht so wichtig. Die Katze dreht ihre Runden, hinter dem Sofa sehe ich ein Ohr und rufe sie leise. Das gleicht stets dem Roulette, rot oder schwarz, 1 aus 2. Sie kommt oder kommt nicht. Heute kommt sie kurz schnuppern, um sich dann gleich auf ihrer Aussichtsplattform niederzulassen. Immerhin. Nähe light, kein Widerspruch zu den innigen Stunden auf dem Sofa, wenn sie sich bei mir anschmiegt und fest einschläft. Wem das nicht gefällt, der möge sich einen Hund zulegen.

Sonst so? Gestern Abend – Von außen kommen Durchhalteparolen, harter Winter und so. Wenn ich koche, läuft das Radio, eine von vielen Verbindungen zur Außenwelt. DLF, der verschont mich wenigstens mit dem trivialen Geschwätz der Regio-Sender. Die Menschen kaufen zu wenig, sagen sie. Och, wen wundert`s, denke ich. Ist ja auch die helle Freude, in den Kaufmannsläden. Alle Ersatzbefriedigungen funktionieren derzeit nicht wirklich. Taten sie übrigens noch nie, aber jetzt fällt es vielen auf. Drogen und Alkohol sollen dagegen bestens gehen. Das funktioniert immer, sofort und auf der Stelle, aber leider nur chemisch, scheinbar und zeitlich arg befristet, die bekannten Nebenkosten inbegriffen. Während ich darüber sinniere, zerlege ich Gemüse und steige ungefähr ein Dutzend Mal über die Katze, die mitten in der Küche liegt. Alles meins. Der Koch ähnelt mit seinen Schritten derweil einem Ballett-Tänzer, das schult die Achtsamkeit, passt gut, wenn man mit einem megascharfen Hackmesser arbeitet, das Teil verzeiht nicht die geringste Unachtsamkeit. Tut auch nicht weh, der scharfe Schnitt, fällt nur auf, weil es tropft und der Boden rot wird. Sehr vertrautes Szenario. Aber jetzt gerade nicht, dem Fellbündel sei Dank. Irgendwann ist es dann genug, ich nehme sie hoch und trage sie etwas abseits meiner Bahnen zwischen Anrichte und Spüle, was sie gutmütig hin nimmt.

Zuhause – ich bin dankbar dafür.

*

Sonntag, 201011

Das böse Ego, so lese ich in letzter Zeit öfter. Gehe ich dem nach, denke ich, wieso eigentlich? Das Maß der Dinge ist es doch, wie so oft. Und wer hat eigentlich gesagt, dass sich das Ego mit Fairness, Menschenrechte und Achtsamkeit nicht verträgt? Gefährlich wurde mir mein Ego erst, als ich es an erster Stelle rückte. Als ich mich in meiner Unreife selbst als das Maß der Dinge empfand. Nach dem scheitern dieser Illusion konnte ich eine Macht, größer als ich selbst, annehmen, auch wenn es mir zu Beginn schwer fiel. Zwei Dinge weiß ich über Gott, meinen Schöpfer, so sagte eine Freundin, es gibt ihn – und ich bin es nicht. Reicht mir heute zur Orientierung, neben den 10 Geboten.

Manchmal denke ich, komische Heilige sind da um mich. Arg geläutert klingt so manche Geschichte und – ich gönne es einem jeden Menschen von Herzen. Wenn es denn echt ist. Für mich schließe ich solcher Art Läuterung aus, weil sich diese möglicherweise nicht mit meinem immer noch in Spuren vorhandenem Hang zum Perfektionismus verträgt. Und so darf sich der spirituelle Boden, auf dem ich mich bewege, unter anderen mit meinem gelegentlichen Hang zum lautstarken fluchen vertragen, sich mit meinem gestutztem Ego arrangieren, ohne es gleich exorzieren zu wollen. Hat ja auch so seinen evolutionären Grund, unser Ego. Beim jagen und sammeln zum Beispiel. Oder im Umgang mit Menschen, bei denen das Ego eben noch an allererster Stelle steht. Oder in Kombination mit der Lust. Als Triebfeder, überhaupt irgendetwas zu beginnen und vollenden zu können. Immer mit Umsicht, Achtsamkeit,, Selbst- und Nächstenliebe, soweit irgend möglich.

Das Liedchen passt irgendwie auch dazu…

Montag, 200928

Bevor mich die frisch begonnene Woche endgültig gefangen nimmt …

Füße

Sie sind eine oft missachtete Körperregion, bei genauerer Betrachtung wird ihnen damit grobes Unrecht getan. Was man an ihnen hat, wird erst so richtig klar, wenn sie krank werden, das gehen zur Qual wird. Kann also nur vorteilhaft sein, mit ihnen Freundschaft zu schließen, so wie mit den ganzen sich darüber aufbauenden Körper-Teilen.

Von der reinen Funktionalität mal abgesehen haben Füße durchaus auch eine starke sinnliche Komponente, gespeist zum einen aus den zahllosen Nervenenden, die in den Füßen zusammenlaufen und so bei Berührung alle inneren Organe und Körperregionen ansprechen können, helfen können, zu heilen. Andererseits bieten sie auch ein großes Maß an Ästhetik, durch ihre unwahrscheinliche Beweglichkeit dank der vielen kleinen Knochen und Gelenke.

Gut in Erinnerung geblieben sind mir ein spezielles Paar Füße, oder besser die Art des Menschen, dem sie gehören, sich mit ihrer Hilfe zu bewegen. Das war im letzten Jahr, im Rahmen der von einer Nachbargemeinde ausgerichteten kontemplativen Meditation, die ich eine Weile besuchte. Meist war ich früh dran und dank einer geheimnisvollen, sich wiederholenden Ordnung nahm die moderierende Pfarrerin stets neben mir Platz. Die Meditation ist eingeteilt in drei meist 20 Minuten dauernden Sitzmeditationen sowie zwischen den Blöcken eingelagerten Geh-Meditationen, die das ungewohnte stille Sitzen ein wenig auflockern. Der Ablauf ist stets der gleiche. Ertönt das Signal, erheben sich alle Teilnehmer, bringen ihre Meditationskissen, Decken, Bänke und dergleichen ein wenig auf Seite und gehen im Gänsemarsch stets im selben Abstand außen an den Wänden des unmöblierten Raumes entlang, den einzig in der Mitte eine kleine runde Decke mit einer dicken Kerze ziert. Der moderierende Mensch trägt dabei zwei Klanghölzer aus Hartholz, mit deren Hilfe er ein akustisches Signal zum starten gibt. Zweimal aneinander geschlagen bitten die Hölzer zum zügigen gehen, einmal geschlagen fordern sie alle Teilnehmer auf, so langsam als möglich weiter zu gehen. Wer, so wie ich, ein Freund von schnellen Wegen ist, darf hier das genaue Gegenteil lernen, die absolute Langsamkeit.

Wobei ich wieder zur Pfarrerin komme, die mir bedingt durch die ungeschriebene Sitzordung stets voran ging und auf eine unbeschreiblich anmutende Weise langsam gehen konnte, ihren schmalen Füße auf eine unglaublich achtsame Weise extrem langsam voreinander setzen, jeden Schritt auf ihnen mit viel Bedacht abrollen konnte. Nie zuvor habe ich einen Menschen mit so viel Anmut gehen sehen.

Manchmal übe ich mich daheim zur Freude unserer Katzen darin und genieße die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Darf ich meinen Vater beim Spaziergang mit Rollator begleiten, ähnelt die Geschwindigkeit stark der Gehmeditation und bringt Ruhe in den oft aufgewühlten Geist, was gerade in seiner Gegenwart sehr gut tun kann.

Nicht noch ein Eintrag, der „Sonntag“ heißt

Momentan gehört unser Abenteuerspielplatz von Wohnung den beiden Fellnasen und mir – in dieser Reihenfolge, alle Katzenliebhaber werden das bestätigen können. Die Liebste ist in Sachen Familie unterwegs, so wie auch ich in letzter Zeit, wenn auch aus anderen Anlass.

An solchen Tagen ist die große Kleine noch verschmuster, kommt zu mir in`s Bett und wartet, sucht fordernd mit ihrem Kopf meine Hand, um mit selbigen darin höhlengleich zu verschwinden. Warm und dunkel … irgendwie zieht es alle Geschöpfe aus Fleisch und Blut gelegentlich wieder dahin zurück. Eine glaubwürdige  Quelle hat mir mal ernsthaft versichert, Heroin hätte die gleiche Wirkung … nur gut, dass ich diese Erfahrung nicht teilen musste, ich habe andere, eigene, die mir durchaus genügen.

Und während der Flauschball dicht neben mir dunkel wie ein gut laufender Elektromotor ununterbrochen schnurrt, geht mir die gestrige Visite bei den Eltern nicht aus den Kopf. Oder besser, ein Gedanke währenddessen, der schon so etwas wie ein Grundsatz für mich geworden ist, mit den Jahren. Mit Grund- oder Glaubenssätzen bin ich vorsichtig geworden, das Leben ist zum einen dafür zu sehr in steter Veränderung, zum anderen werden aus Grundsätzen und auch bewährten Traditionen schnell Dogmen, die wiederum eine andere Liga bilden. Anstelle Halt und Orientierung schaffen sie Erstarrung und Ausgrenzung, keine gute Basis für die stete Veränderung um und mit uns. Einige wenige haben dennoch alle Zeiten überdauert, haben sich bewährt, im Wandel der Zeit. So der hier zum Beispiel.

Zu tun, was ich kann.

Das zieht sich durch alle Lebensbereiche, fängt bei den 51% an, die immer mir gehören, als mein eigener Mehrheitseigner. Wenn wer meint, alles geben zu müssen, schüttle ich nur den Kopf, keine gute Idee, bleibt dann doch recht wenig für den Akteur übrig. Oder für irgendwas zu brennen, auch keine gute Sache, in kurzer Zeit sozusagen ausgebrannt als Haufen Asche zu enden. Will sagen, Achtsamkeit im Umgang mit mir selbst ist die Basis für alles andere, für die 49% Außen-Gerichtetheit meinetwegen.

Im Außen geht es mir darum, das mir mögliche zu tun, ohne mir einst vorwerfen zu müssen, gegen besseres Wissen etwas unterlassen zu haben. Gleich, ob es um Verantwortung für diejenigen geht, die sich nicht (mehr) selbst helfen können oder darum, eine Arbeit zu meiner Zufriedenheit zu erledigen. Früher war dieses Streben mit Exzessivität und Perfektionismus verbunden, mit Euphorie und totalen Abstürzen, gefolgt von ebenso exzessiven Belohnungen oder eben (Selbst-)Bemitleidigungen. Mit den besagten 51% hatte ich damals nix am Hut… die Erinnerung macht mich hier beim schreiben schon dankbar, heute anders leben zu dürfen.

Noch einer zum Schluss? Ok, der ist auch gut, klingt zwar flapsig, ist auch nicht von mir, aber von mir zu eigen gemacht.

Zwei Dinge über Gott: Es gibt ihn und – ich bin es nicht.

In dem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Sonntag …

 

02022020 – und auch wieder Sonntag

Danke, Richard, für deinen Beitrag zur numerischen Tagesqualität des heutigen Tages. Auch ich mag solche Daten und auch Wörter, die von beiden Seiten gelesen werden können.

Beim lesen der Timeline hier bleibt meine Aufmerksamkeit gerade eben bei einem Eintrag beim Alltagsklunker nebenan hängen. Beim Thema Diskriminierung von Frauen, Ausgang des Eintrages sind die Erfahrungen einer Trans-Frau, die für sich nach ihrer Geschlechtsumwandlung feststellt, um wie viel anders, aus ihrer Sicht weniger respektvoller sie als Frau denn als Mann behandelt wird.

Diese Wahrnehmung möchte für mich erweitern. Natürlich bin ich keine Frau und sollte möglicherweise aus der Sicht mancher Zeitgenossin besser schweigen. Was mich davon abhält, ist meine eigene Lebensgeschichte einerseits und die Ausstrahlung mancher Frauen, die ich kennenlernen durfte, andererseits. Achtsamkeit, Respekt und Ausstrahlung eines Menschen haben für mich weniger mit dem Geschlecht zu tun als mit den Signalen, die jeder einzelne Mensch aussendet. Die subtilen Botschaften aus Körperhaltung, Stimmlage, Duktus, dem Auftreten allgemein. Als Kind und Jugendlicher, auch noch weit darüber hinaus war ich beherrscht von Scham, Blockade, Gefangensein in mir selbst, Angst und Unsicherheit. Mit der entsprechenden Ausstrahlung, mit dem entsprechenden Umfeld, mit den entsprechenden Lebensschwierigkeiten.

All dies hat sich mehrfach stark gewandelt, über einer langen Phase dessen, was die Psychos Kompensation nennen, bei mir verbunden mit meiner Suchterkrankung, hin zu echtem und wirklichen Wachstum. Vieles hat sich aufgelöst oder zumindest auf ein erträgliches Maß reduziert – genug ist noch vorhanden, scheint es mir, darum ist es manchmal wichtig, zurück zu schauen, um zu erkennen, welcher Weg schon hinter mir liegt.

Solch ein rückwärtiger Blick macht mich dankbar und erinnert mich an die Magie des Wandels, den ich erfahren durfte, etwas, was bis zum heutigen Tag anhält und vermutlich erst an meinem letzten Tag enden wird.

Veränderungen pflegen sich allmählich zu vollziehen. Das Ausmaß des Wandels ist größer, als wir es täglich spüren. (Richard von Weizsäcker)

Sonst so? Na klar- Sonntag Morgen 🙂

 

Kleines Wunder

Zwei mal 10 Minuten Meditation, um den Affen etwas zu beruhigen. Entgegen der reinen Lehre auch mal mit geschlossenen Augen, aber aufrecht sitzend und ruhig atmend. Der Affe ist tatsächlich etwas friedlicher geworden, und – ich habe warme Hände. Echt selten bei mir, um diese Jahreszeit.

Sonst so, @ Hände? Gestern Abend – ein wenig aufmerksamer Augenblick, kombiniert mit einem sehr scharfen Küchenmesser und der Zubereitung des Abendessens. Ratsch, schön über zwei Fingerrücken. Zwei feine, saubere Schnitte wie mit einem Skalpell, dünn, aber tief. Der Küchenboden hatte etwas von einem Schlachthaus und unsere Baby-Katze ihren Spaß an meiner Unfähigkeit, mit den fliegenden und tropfenden Flossen das Pflaster zu entpacken.

Heute gehe ich auswärts essen, so.

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Jeden Tag drei Fragen, Tag 30

  • Siehe, es war sehr gut (Mehr dazu in der Bibel: 1 Mose 1.31)

Anfang und Ende – die kleine Fragereihe geht hiermit nun zu Ende. Vor ein paar Tagen erzählte ich einem Freund davon. Sein Einwand war, ich möge doch mein Gold nicht verschenken, in Bezug auf mein mich-öffnen hier vor aller Welt. Darüber denke ich nach, eigentlich schon, solange ich blogge, also seit nunmehr fast 10 Jahren. Immer wieder komme ich zum Fazit – jedes Mal entscheide ich neu, wie viel und in welcher Form ich von mir preisgebe. Und – Gold strahlt heller, wenn auch andere daran teilhaben können. Es bleibt trotzdem immer noch das meine.

  • Für was bist Du in diesem Moment dankbar ?

Für mein leckeres Frühstück hier um 5 Uhr in der Früh 🙂

  • Was hat dich bei dieser Achtsamkeitsübung am meisten inspiriert ?

Die aufrichtige Auseinandersetzung mit den Fragen. Die übliche Jonglage mit Worten, mal mit der Wahrhaftigkeit, mal mit mehr oder weniger Humor. Gut war, siehe oben 🙂

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