Karfreitag, 210402

Die Woche steckt mir in den Knochen, gut ist, dass wir daheim bleiben. Obgleich mir die Sippe schon fehlt. Es kommen auch andere Zeiten. Und sonst? Im Radio war gerade von Trost, vom trösten die Rede. Lange Zeit in meinem Leben war ich untröstlich, sozusagen. Das ist heute Gott sei Dank anders, hier und da darf ich auch Trost weiter geben, wenn ich kann und es angemessen ist.

Irgendwann ist für alle Menschen ein erstes Mal, eine Zeit, wo etwas völlig Neues erfahren, gefühlt wird. Derjenige kann von Glück sagen, wenn er/sie dann Menschen um sich hat, denen das für ihn Neue schon vertraut ist, Menschen, die beistehen können und sei es nur als Zuhörer. War mir nie so bewusst wie in der letzten Zeit, die Jahre bedingen viele erste Male für mich, von denen ich bei Gelegenheit erzählen kann, wenn es denn jemand hören möchte.

Was noch? Das erste Mal (!) den kranken Arm getapet, dank Anregung von Fabulierlust, Danke dafür nochmal. Eine für mich einigermaßen brauchbare Anleitung dazu fand ich hier, mal sehen, ob und wie das hilft.

Und – bin ja schon eine Weile wach – aber unmittelbar nach dem wach werden fühle ich mich so, wie die hier ausschaut…

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Samstag, 210320

Als ich gestern über die junge Dame schrieb, die sich im TV theatralisch über ihre gestohlene Jugend ausließ, rechnete ich schon mit der darauf folgenden, teils recht kontroversen Diskussion. Klar, dass da sehr unterschiedlich drauf geschaut wird, denke ich. Es ist auch nicht so, dass mich die notwendige Isolation gerade der Jugend nicht berührt. Auch mein großes Kind hatte eine schöne Abi-Feier, dafür Corona-bedingt keinen feierlichen Studienabschluss. Es geht gerade nun mal nicht, und – aus meiner Sicht ist das eine der am wenigsten schmerzhaften Einschränkungen dieser Zeit.

Mitgefühl

Ganz oben stehen bei mir all jene, die Angehörige verloren haben, die ohne Corona möglicherweise noch mehr Zeit gehabt hätten. Angehörige, die sich aufgrund der deutschen Behörden-Sturheit zumindest in der Anfangsphase der Pandemie noch nicht einmal von ihren Liebsten verabschieden durften. Ich hätte reinschlagen können, so sehr hat mich das empört. Dann möchte ich einfach einen meiner Subkommentare von gestern wiederholen, der so ziemlich alles sagt, was ich dazu sagen kann:

Schwer haben es viele andere, die keinen Ausbildungsplatz finden. Oder eine Praktikantenstelle. Oder ihren Lebensunterhalt während eines Studiums nicht mehr finanzieren können und gezwungen sind, wieder bei den Eltern einzuziehen oder das Studium abzubrechen. Schwer haben es auch jene, die in Kurzarbeit oder bereits ganz freigestellt sind, wie es heißt. Die nicht wissen, wie sie ihre Familie durchbringen sollen, ihre Rechnungen bezahlen sollen. Oder die zahllosen Selbstständigen, die vor ihren Ruin stehen. Und dann jammert so`n Gör, es könne nicht feien!!

Dazu gibt es einen sehr polarisierenden Teil in mir, auf den ich nicht stolz bin, den ich aber dennoch hier ausbreiten möchte. Ein nicht unerheblicher Teil der Kinder, die sich jetzt beklagen, stammen aus so genannten wohl geordneten Verhältnissen, wurden „gepampert“ bis zum geht-nicht-mehr, verwöhnt und gestopft mit Konsum aller Art. Ein Teil, wohlgemerkt, längst und Gott sei Dank nicht alle. All jene werden sich in einigen Jahren nach erfolgreichem Studienabschluss als Teil unserer geistigen und vor allem wirtschaftlichen Elite (ich verzichte hier auf bewusst auf Anführungszeichen) in den Führungsebenen der Konzerne, Banken, Versicherungen, Fonds und dergleichen wiederfinden und somit noch reichlich Gelegenheit haben, sich selbst ausgiebig zu feiern. Ich gönne ihnen den Erfolg, weiß aber leider auch genau, wozu jene Menschen einst fähig sein werden, wenn sie sich an das Kapital verkauft haben, mit Leib und Seele. Wenn ihr Tun und Lassen von Großaktionären bestimmt wird. Da wird ihnen das humanistische Gymnasium nichts nützen, auch keine christliche, oder, um das breiter zu fassen, allgemein Werte-orientierte Grundhaltung. Als dünnes Mäntelchen vielleicht, aber nicht als innerer Impuls des Handelns. Von daher – mein Mitgefühl hat andere Prioritäten, auch wenn das nicht alle teilen können.