Jeden Tag drei Fragen, Tag 26

  • Zu wem wärst Du gerne ehrlicher ?

Zu mir selbst. Es ist ein steiniger Weg, sich selber aufrichtig zu begegnen. Dazu zählt ständige Bewusstheit der eigenen Impulse, Klarheit, möglichst zeitnah, ob der zahllosen kleinen und großen Entscheidungen, die ich tagtäglich treffen muss. Das gemeine daran (für alle Perfektionisten) : Es hat nie fertig damit. Tagtäglich geht es weiter, bis zum letzten Atemzug. Was habe ich davon, außer einer Menge Anstrengung und eine gewisse Langsamkeit mitunter ? Weniger Irrwege, weniger selbst gestellte Fallen, die oft mit dem fetten Ego zusammenhängen. Klarheit …

  • Würde Dir ein Engel helfen ?

Nicht würde, er oder sie tun es. Da bin ich mir sicher, und das kann ich als Mensch er Naturwissenschaften und der Technik natürlich nicht erklären. Es ist schwer zu beschreiben und hat gewiss auch nichts mit den zahllosen mehr oder weniger niedlichen Bildern und Figuren von Engeln zu tun, die der romantischen Vorstellung der Menschen entsprechen. Es ist ein Gefühl – geschützt zu werden. Wer so wie ich auch den Antipol dazu in ganz dunkler Zeit erlebt hat, versteht vielleicht, wie ich das meine.

  • Welche Menschen kannst Du mit einer Spende bei ihrer Arbeit unterstützen ?

Meine Selbsthilfegruppe in erster Linie, durch die Hutspende nach jedem Meeting. Und – durch meine Kirchensteuer die vielfältigen Arbeiten mit, an, und für die Menschen in der Gemeinde, wenn ich mich schon nicht selbst nützlich machen kann. 

~

Aus dem Zusammenhang gerissen…

Mutter hol mich vonne Zeche, ich kann dat Schwarze nich mehr sehn…

So las ich kürzlich in einem Kommentar. Manche Worte nisten sich in irgend einem Winkel meines Hirns ein, um da einen Moment zu pausieren, bevor sie sich wieder auf dem Weg machen, in eine gänzlich andere Richtung. Ähnlich vielleicht einem Über-Bande-Spiel beim Billard.

Das muss so um 1985 herum gewesen sein. Damals gab es eine Damen-Bekanntschaft aus dem Milieu, die für eine sehr kurze Zeit eine Bereicherung in meinem ahnungslosen Leben darstellte. Sie wiederum machte mich ihrerseits  bekannt mit einem ihrer damaligen Begleiter, einem weißen Pulver.

Zu dieser Zeit gab es einen Kumpan, mit dem ich sehr gerne auf Reisen ging, in die Parallel-Welt, gleich nebenan. Wir hatten altersgemäß eine tolle Kondition und schon öfter mal Grenzen ausgelotet, was den unsachgemäßen Gebrauch von Alkohol und Dope anging. Nun sollte also dieses Pulver noch hinzu kommen.

Es war ein Abend, die mir gut in Erinnerung geblieben sind. Zunächst war das weiße Pulver am Start. Für meine an groben Stoff gewöhnte Seele war das etwas völlig neues. Ich war hellwach, konnte angstfrei reden und denken (!) zeitgleich, ohne die damals übliche Unsicherheit. Ungläubig ob dieser wundersamen Wandlung, mein Kumpel muss das wohl ähnlich erfahren haben, taten wir unser Bestes, die vertraute Sedierung wiederherzustellen. Es folgten derartige Mengen Brandy, Haschisch, und Rock `N Roll, bis wir uns endlich zur Frühstückszeit auf allen Vieren fortbewegen konnten. Primaten unter sich, gewissermaßen.

Ich brauchte fast eine Woche, um danach wieder halbwegs bei mir selbst anzukommen. Die Dame verschwand ebenso schnell wieder aus meinem Leben, wie sie gekommen war, und mit ihr das weiße Pulver. Ein Glück für mich. Wie ich überhaupt ein Glückskind bin, oder, anders ausgedrückt, gut beschützt worden bin. So bin ich nie im Knast gelandet oder in einer entsprechenden Klinik. Die Wirkung des Pulvers und natürlich auch dessen Preis haben mich so erschrocken, das ich nicht daran kleben blieb.

Frei denken und reden lernen sollte noch eine beträchtliche Zeit dauern, ohne Pulver.

*