Es gibt hier einen Mitarbeiter, hauptsächlich im Außendienst, der uns allmorgendlich beehrt. Sicherheitsschuhe sind ihm fremd, ebenso Arbeitskleidung, dafür bringt er ein dickes Fell mit, das ist immer hilfreich, ebenso sein stoischer Charakter. Leicht taub scheint er auch zu sein, was kein Nachteil sein muss, wie ich aus eigener Erfahrung weiß – Ich trage so dezenten, angepassten Gehörschutz – wenn mich wer anspricht, lasse ich mein Gegenüber erst mal freundlich lächelnd ein paar Sätze sagen, bevor ich mir die Dinger demonstrativ aus den Ohren porkele, verbunden mit einer Entschuldigung sowie der Bitte, doch noch einmal von vorne zu beginnen. Das schafft beim Gegenüber so eine gewisse Mischung aus Demut und Verzweiflung, was einer weiteren sachlichen Kommunikation durchaus förderlich sein kann.
Zurück zur Sache, der Außendienstler. Wie gesagt, er kommt jeden Morgen, immer dasselbe Ritual. Mit dem ersten Kollegen vor Ort betritt er die Werkstatt und fordert erst einmal lautstark Frühstück, er weiß auch schon genau, wo das so aufbewahrt wird und lässt einem kaum Gelegenheit, die Köstlichkeiten ordentlich zu servieren. Da wird gedrängelt und gepöbelt, wie gesagt, er kennt sich aus, im Geschäft. Ist er dann endlich gesättigt, wird Vertraulichkeit getauscht, oder besser, empfangen. Im Nehmen ist er richtig gut. Dann sucht er sich ein Plätzchen, welches nicht wirklich ruhig sein muss, stoisch & taub lassen grüßen. Da pennt er dann ein paar Stunden, bevor er sich träge erhebt und laut einen Nachschlag fordert, den er meist auch bekommt. Zum Abschied scheißt er noch in unseren Vorgarten, bevor er wieder seine Bahnen zieht, da draußen.
Wir lieben ihn sehr.
