Der Personalausweis ist abgelaufen. Also jenes amtliche Dokument, das anderswo schlicht Passport oder so genannt wird. Schon seit Jahresanfang, aus mir wird wohl kein gutes Personal mehr, von wem auch immer. Also erst mal Bilder machen lassen. Der Fotograf ist nett, nicht nur, weil er mich 15 Jahre jünger geschätzt hat. Wir plaudern gepflegt, leider kann die gelöste Atmosphäre nicht verhindern, dass die Bilder unterirdisch werden ( Brille ab, nicht lachen, gucken Sie doch mal freundlicher – ich grinse – nee, so auch nicht…) Ja wie jetzt, also wird ne Fresse gezogen, das Personal ist unlustig.
Heute dann der Termin beim Einwohnermeldeamt (wieso eigentlich nicht Personalamt, wenn schon, denn schon). Die sind außergewöhnlich gut strukturiert, mittlerweile, mit Online-Terminen und überhaupt. 7.00 Uhr, draußen stehen locker 30 Mitmenschen. Alle Sieben-Uhr-Termine reinkommen, ruft ein Herr, als endlich die Türen aufgehen. Ab da geht es flott, ich komme sofort dran. Datenabgleich, jaja, der Name, Körpergröße, Augenfarbe, Adresse, alles beim alten. Fingerabdrücke sind Pflicht, ist mir recht, beabsichtige ich doch, das neue Ding auch online größtumfänglich zu nutzen, um mir Wege, Zeit sowie überflüssige Begegnungen zu sparen. Nachdem ich der jungen Frau meine grotten-häßlichen visuell herausfordernde biometrische Bilder überreicht habe, sollen Fingerabdrücke genommen werden. Irgend etwas stimmt nicht, die Dame wird etwas nervös. Isser noch nicht wach, frage ich, dem Lesegerät freundlich zunickend, und grinse. Doch, doch, hmm. Liegt wohl an meinen Fingern, wir gehen sie beidseitig der Reihe nach durch, irgendwann muss es ja mal klappen. Was soll ich sagen, das Teil erkennt nur meine Mittelfinger, den linken wie den rechten. Ausgerechnet, sage ich und zaubere der Dame ein kleines Lächeln ins Gesicht. Wir sind fertig, bezahlt wird am Automat mit Karte, abholen in ein paar Wochen. Pippi geht auf dem Amt auch noch, so dass ich entspannt zur Werkstelle fahren darf.
Nachdenklich macht es mich schon, das mit den Mittelfingern. Muss ich doch an mein letztes Arbeitszeugnis denken, dem jeglicher Hinweis auf mögliches Sozialverhalten fehlte, bei ansonsten umfänglich und qualitativ guten Ausführungen. Damals wurde mir erstmalig dokumentiert, was ich schon länger ahnte: Ich habe kein Sozialverhalten, zumindest nicht im landläufigen Sinne. Und nun steht es demnächst auch in meinem Personalausweis. Sei es drum, dann ist das jetzt so.