Spieglein, Spieglein

Diese Augenblicke, die erinnern und vergegenwärtigen.

So geschehen neulich am Telefon. Geduldig höre ich mir die Dramen des Alters mütterlicherseits an. Derweil sitzt der Alte nebenan vor`m Fernseher und schaut irgend einen Unfug, der ihn sehr erheitert. Wobei das bei ihm durchaus wörtlich zu nehmen ist. Nicht, das er eine ausgesprochene Frohnatur wäre. Aber, wenn, dann richtig. Da wird gewiehert wie ein Pferd, laut, dröhnend, Schenkel-klopfend, und meist in einem Hustenanfall endend.

In solchen Momenten wird mir gleich mehrfach warm um`s Herz. Nicht nur, weil es ihm den Umständen entsprechend gut geht. Sondern, weil ich das ebenso drauf habe, manchmal. Ich, der alles immer übertreiben muss(te), aus seine Sicht. Der die Dinge gerne groß macht. Der ihm den Spiegel vorhielt, im guten wie im weniger guten.

Spiegel lassen sich umdrehen, problemlos. Und heute ist es gut so, wie es ist. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Sicht meines Sohnes, diesbezüglich…

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Wehrhaft

„Das sieht aber ziemlich gefährlich aus“, meine ich zu der jungen Dame vor mir an der Kasse. Diese dreht sich zu mir um und schenkt mir ein freches Lachen. „Das hat meine Omma auch gesagt, wie Ommas so sind. `Kind`, sagt sie, `so kann`ste doch nich`im Bus fahren, in dem Gedrängel.` `Omma`sag`ich, dat is`doch nur Gummi`“

Wir haben unseren Spaß über ihre Omma, sie muss zahlen und ist weg.Selbst bin ich eher der Praktiker, Rucksäcke sind Transportmittel, erst einmal. Manchmal allerdings wünsche ich mir auch so ein Ding, allerdings dann meinem Beruf entsprechend lieber mit Metall-Besatz. Dann haltet mal alle schön Abstand, an der Kasse und auch sonst.

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Buch-Tipp

„Ich bete nicht um Regen, ich bete Regen. Dabei fühle ich den Regen, rieche die nasse Luft, spüre Regentropfen auf meiner Haut. Halte keine Fürbitten, wenn Du betest. Du gibst den Dingen dann zuviel Macht über dich. Fühle so, als wäre dein Wunsch schon in Erfüllung“

Die Antwort auf das ungläubige Staunen des Freundes, der seinem indianischen Freund beim rituellen Gebet zuschaut. Wortlos, still.

Frei zitiert aus dem Buch:

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Lesenswert, für den, der offen dafür ist.

 

Unheimlich

Die abendlichen Rituale. Ich schaue beim essen Lokal-Fernsehen, dann die Tagesschau. Schalte die Glotze aus und beseitige den Kram auf dem Tisch in Richtung Küche. Dort höre ich beim Abwasch Radio, wie so oft. Nachdem alle Routine-Arbeiten erledigt sind, schalte ich das Radio aus und wundere mich über Stimmen aus dem Wohnzimmer. Die Liebste ist noch unterwegs … ?!?

Der schwarze Kater sitzt auf dem Esstisch, neben der Fernbedienung, und schaut TV. Möglicherweise hat die Fernbedienung auf sein Hinterteil reagiert oder auf seine unnachahmliche Art, Dinge zu ignorieren, die in seinem Wege liegen.

Musste es denn ausgerechnet RTL sein?

Das der Sender für`n Arsch ist – schon lange klar.
Für die Katz – das ist mir neu.

Manchmal

Manchmal verfeuere ich alles, um weiter zu kommen.
Manchmal verfeuere ich, weil ich etwas verfeuern will.
Manchmal werfe ich Schatzkisten Außenbords.
Manchmal finde ich überraschend Schlüssel,
lasse dem großen Vogel die Freiheit.
Manchmal steuere ich selbst, so gut ich kann.
Manchmal vertäue ich das Steuer.

Autopilot.

Guten Morgen, Welt.

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Grau mit ein wenig Farbe

So präsentierte sich heute Nachmittag der Rhein zwischen Düsseldorf und Krefeld. Mit dem  Rad bin ich per Regio-Bahn bis Düsseldorf, eigentlich wollte ich weiter bis Kaldenkirchen  an der Grenze zu NL, bis dahin reicht an Wochenenden das VRR-Ticket. Der Grenzwald dort lockt, aber ab Gruiten zog derart dicker Hochnebel auf, das ich den Rhein vorzog.

Etwa 35 Km Licht, Luft und leider nur wenig Sonne. Die Bilder sprechen für sich. Bilder – leider konnte mein Lieblingsmitfahrer heute nicht mit wegen Rücken, der vermutlich einzige, der nicht ausfällig wird, wenn ich an jeder Blume anhalte. Die Racing-Fraktion mag mir das nachsehen, ich frag`auch erst gar nicht 😉

Aber hier jetzt – Herbstbilder…
Etwas melancholisch, mit dem Vorgeschmack auf das nächste halbe Jahr.

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Netzfund mit Erinnerung

Remscheid, 1988

Unsere Aufgabe als Helfer des THW damals war unter anderen das suchen von Munition und anderen technischen, militärischen Gerät, welches über die Unglücksstelle verstreut lag. Zu diesen Zweck begleitete uns ein sachkundiger Soldat. Man erzählte uns zuvor etwas von „Übungsmunition“, welche der Flieger an Bord gehabt haben sollte. Klang harmlos, aber die Aussage des Soldaten belehrte uns eines besseren. Einzig das Projektil dieser Waffen sei ein anderes, Spreng- und Treibsatz der gleiche.

Ferner hatten wir menschliche Überreste einzusammeln. Zu diesem Zweck standen überall „Fleischwannen“ umher, in welchen dieses zu deponieren sei. Eine Szenerie wie in einem schlechten Horrorfilm, für mich unvergesslich.

Unvergessen auch das Auftreten der Amerikaner. Sie sperrten das ganze Viertel weiträumig ab, hinderten Anwohner daran, ihr Hab und Gut zu sichten, während durch die Hinterhöfe die Plünderer sprangen und sich bedienten. Hier erfuhr ich erstmalig live, was es heißt, in einem besetzen Land zu leben. Unvergessen auch der unselige Auftritt des damaligen Verteidigungsministers Rupert Scholz am darauf folgenden Wochenende in Remscheid, dem ein wütender Empfang bereitet wurde.

Es wurde in diesem Zusammenhang gelogen, das sich die Balken bogen…seit dieser Zeit kann ich nur jedem raten, im Falle eines solch großen Unglücks mehr seiner Intuition zu trauen als irgendwelchen staatlichen Institutionen.