Sonntag, 231231, Silvester

Lampe, sagen sie lachend. Spiegel, meine ich beharrlich und fühle mich Kunst- und Designunkundig. Die Wahrheit liegt wie so oft im sowohl-als-auch, jedenfalls ein lohnendes Zielobjekt für ein gewagtes Selfie.

Kommt gut in das neue Jahr, Frieden und Gesundheit für uns alle 🙏

Haus des Lebens

Es ist in die Jahre gekommen, wie man so sagt. Das Dach hängt ein wenig durch, die Fassade bröckelt und auf einem gepflegten, die Nachbarschaft beeindruckenden Vorgarten wird keinen Wert gelegt – alles wächst, wie es mag, nur hin und wieder erfolgt ein Freischnitt, um die Wege noch begehbar zu halten. Haus und Grund wirken irgendwie heruntergekommen, wenn auch mit Charme, den speziellen, für den zweiten Blick. Die Tür macht einen gut gesicherten Eindruck – wer unwillkommen ist, dürfte es schwer haben. Auf Gastfreundschaft wird dennoch viel Wert gelegt, nur eben nicht für jeden.

Es ist ein kleines Haus, zweckmäßig, aber ursprünglich solide auf dem Fundament einer Ruine gebaut, der Typ Bauernkaten vielleicht. Keine hohen Etagen, nur ein geräumiges Erdgeschoss, einen großen Dachstuhl und einen verwinkelten Keller. Es gibt Wohn-Schlafräume ohne klare Trennung, sowie eine große, so schlicht wie zweckmäßig eingerichtete Wohnküche, in der es immer irgendwie so riecht, wie eine Küche riechen soll. Hierher wird der Gast geführt, es hat einen langen Tisch aus massiven Holz, der Platz und Gestühl für viele Menschen bietet. Wenn es des Nachts ganz still ist, flüstern die alten Balken noch von längst vergangenen langen Abenden und den vielen tiefen Gesprächen, aber auch von lauten Gelächter.

Nebenan befindet sich ein Werkraum, der mit den Jahren immer mehr verkleinert wurde. Zwar wird er noch regelmäßig betreten, aber seine Bedeutung ist nicht mehr so existenziell wie noch vor ein paar Jahren und es zeichnet sich ab, dass der verbleibende Teil dieses Raumes irgendwann nur noch zum Hausgebrauch genutzt werden wird. Er war ein großer Teil der Geschichte des Hauses und wird, obgleich er nicht mehr seine frühere Bedeutung hat, in Ehren gehalten.

Der Keller wird nur selten betreten. Nur spärlich beleuchtete Katakomben, Tunnelgewölbe voller Vergangenheit. Hier lagern verstaubte Geschichten, Schicksale, Bücher mit gelebten Leben, es riecht muffig und alt. In den Verschlägen türmen sich Kisten mit ebensolchen Zeug und in einer Nische läuft ein alter Bildschirm, den niemand ausgeschaltet hat, er zeigt eine erotische Romanze in Endlosschleife, ohne Zuschauer.

Die Wohn- und Schlafräume dagegen sind hell und licht, altertümlich und bunt zusammengewürfelt hat sich hier die Gegenwart eingerichtet, auch wenn sich der Staub längst vergangener Jahre seinen Weg aus dem Keller durch die Ritzen des alten Bodens gesucht hat. Allerorten sind Bücher zu sehen, und viele Bilder an den Wänden, Bilder von lieben Menschen aus der Zeit sowie Ecken mit Märchen, figürliche Sagengestalten wie Elfen, Zwerge, Kobolde. Auch hat es mehrere Schreibstuben, hinter dem leicht chaotischen Interieur ist durchaus Interesse für die moderne Zeit erkennbar, mit allen ihren vermeintlichen oder tatsächlichen Segnungen. Besucher werden hier nur selten eingelassen, nur der innerste Kreis hat Zutritt.

Das Dachgeschoss ist nur über eine Fallleiter betretbar, wird zwar nicht häufig, aber immerhin öfter als der Keller betreten. Der Bewegungsraum ist eingeschränkt, die Dachschrägen bieten einem Kind immer noch genügend Platz, ein älterer Mensch dagegen stößt schnell an seine Grenzen. Hier wohnt die Zukunft, es hat Dachluken mit Blick in den Himmel. Irgendwo steht ein Fernrohr, nach oben ausgerichtet, und in der Mitte des Raumes liegt eine Meditationsmatte.

Eine Heimstatt auf Zeit. Auch, wenn das Verfallsdatum schon geschrieben steht, dominieren neben dem allgegenwärtigen Staub die Klarheit und die Wärme das alte Haus, auf das in manchen Zeiten niemand etwas gegeben hätte.

⏳​

Samstag, 231223

Schwarze, nasse Leichtigkeit

Nasse Füße hat sie, die stählerne Tausendfüßlerin. Ein wenig nachlassender Regen lässt mich eine kleine Runde drehen. Keine Einkäufe, nur so, gehen und die Gedanken leer laufen lassen. Schwarze Nacht und viel Wasser, Menschen auf dem Heimweg und ich fühle mich leicht. Geschenk von oben, denke ich und bin dankbar für mein Leben, wie es ist.

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Donnerstag, 231221

Der zweite werkfreie Tag, für mich, der ich keine Geschenke mache und erwarte, zumindest ohne den üblichen Punk kurz vor Schluss. Anstelle zahlloser Stehrumchen und Vollstaubchen habe ich wieder für unsere Nachbarschaftshilfe gespendet, die richtig gute Quartiersarbeit leistet.

Aktionsabschluss pünktlich zum Jahresende, nach mehrwöchiger Ordnungsaktion mit mehreren gut gefüllten Mülltonnen:

Das Werkzeugregal in der Wohnung ist leer (kann dann weg) und die neu erworbenen Alu-Truhen im Keller nummeriert, mit Rollen versehen, sinnvoll gefüllt sowie inhaltlich fotographisch dokumentiert, damit ich einst noch etwas wiederfinde. Das letzte Rad und der Montageständer werden im Frühjahr veräußert und dann ist Radfahren für mich erst einmal Geschichte. Was bleibt, sind ein kleines Auto, ein Deutschlandticket und gute Schuhe. Mobilität ist also gesichert.

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Befinden? Gut, dass morgen Sonnenwende ist, auch wenn Mensch davon zunächst nicht viel spürt. Gestern war ich nicht draußen und heute beim Blick aus dem Fenster könnte es ähnlich ausschauen. Das und die vorweihnachtliche Stimmung schlägt mir ein wenig aufs Gemüt, der schwarze Vogel lässt grüßen. Ich halte mal dagegen mit ausgedehnter Morgengymnastik und Meditation und – schreiben hier. Chef ist er nicht, der Schwarze.

Von wegen schreiben – der gute Wortman macht die Drabbelei noch bis einschließlich 2ten Januar weiter (Danke dafür!), ab dem 9ten übernehme ich wieder. Aus Zeitgründen lasse ich das mit den Buchpräsentationen und bildhafter Illustration der Begriffe mal fort, sprich, ich mache es einfacher. Gestern habe ich ein Bildchen vorbereitet, das ihr gern übernehmen könnt, wenn ihr möchtet. Ich werde es als Header nutzen. Das mit dem Wasserzeichen konnte ich mir nicht verkneifen und leider musste es aus Hintergrundgründen mitten in die Sonne 🙂

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So. Das Leben ist ja schwer genug, darum zum Ende mal etwas Mutmachendes und nicht ganz so ernstes:

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Endlich hat die Diskussion ein Ende, Öl, Gas, Kernkraft, erneuerbare Energien, alles Schnee von gestern. DER Treibstoff ist unendlich vorhanden.

Damit die Vorweihnachtszeit nicht zu kurz kommt:

Noch ein allerletztes Statement:

Kommt gut durch die Tage!

231219-Drabbles: Geschichten in 100 Worten

Wortman aka Torsten richtet aus und spendet Worte, heute:
Chemie – werfen – leihen

Best Buddies

Da bist du ja, lange nicht gesehen – so schallt es an mein Ohr. Alter, wie siehst du eigentlich aus? Hast du den Fahrer des Busses wenigstens angezeigt, der dich gestreift hat? Mein charmanter Freund, ich erkläre ihm die Kündigung und den folgenden Zug durch die Gemeinde – warum, ja warum nur. Man soll keine Werkzeuge werfen, auch nicht verdienterweise. Hätte ich wenigstens getroffen, den Arsch. Komm, leih mir mal nen Fuffi, kann was dauern, mit der Rückzahlung. Kein Geld, sagt der, aber hier gutes Kraut zum rauchen, garantiert pflanzlich, keine Chemie. Und dann gehen wir mal beim Arsch ne Abfindung einfordern …

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Mittwoch, 231213

Mimosen unter sich

Am Montag komme ich nach zweiwöchiger Krankheitsunterbrechung wieder in die Werkstatt und wundere mich. In einer Ecke hat es einen Kühlschrank, darauf steht so eine Kaffeemaschine für Pads. Wir sind zu dritt damit zugange und damit es bei verschiedenen Geschmacksvorlieben kein Durcheinander gibt, hat es für jeden eine eigene Kaffepad-Dose, verschiedenfarbig, zur besseren Differenzierung. Die drei stehen immer (Immer!) vereint auf einem Mauervorsprung direkt über dem Kühlschrank und sehen bei all der Verkommenheit hier echt dekorativ aus.

Uns so stehe ich am Montag vor der Kaffee-Kühlschrank-Bar und wundere mich. Meine Dose ist weg. Also nicht richtig weg, der zweite Blick verrät, sie steht deplatziert auf dem Kühlschrank. Wie sieht das denn aus und – mal zwei Wochen krank und schon abgeschrieben oder was? Ich frage die Kollegin als Dritte im Bunde, wie das denn sein könne, dass meine Dose nicht an ihrem Platz stünde -kann mich nicht erinnern, sie da stehen gelassen zu haben, kann es aber auch nicht ausschließen. Nee, die stand da, sagt sie. Hab sie da stehen lassen, dachte, du wolltest nix mehr mit uns zu tun haben. Na dann war ich das wohl selbst – Erlösendes Gelächter.

Auch so können Kriege entstehen, denke ich und stelle das Artefakt wieder an dem ihm angestammten Platz. Ist übrigens die Blaue, die Farbe der Introvertierten und die der Psychopathen, hab ich mal irgendwo gelesen. Die finale Differenzierung mag der geneigte Leser treffen …

🧡​💙​💚

231212-Drabbles: Geschichten in 100 Worten

Wortman aka Torsten richtet aus und spendet Worte, heute:
jammern – denken – Illustrierte

Austeilen und Einstecken

Mit einer gelangweilten Geste befördert sie die Illustrierte zurück auf das Tischchen im Wartezimmer. Es ist Zeit für den kleinen Unterschied zu den übrigen Nerds mit ihren an den Händen verwachsenen Phonen hier, denkt sie. Zwar kann sie mit den verquollenen Augen kaum sehen, aber sie spürt die verschiedenen Lebensenergien der anderen im Raum, hört ihren Atem. Im spüren ist sie gut, Überlebensstrategie in ihrer Kindheit, immer ein wenig früher mitbekommen, was abgeht. Dank an den Erzeuger, der ihr dies mitgab, letzte Nacht konnte sie es wieder brauchen. Nicht lustig für den jammernden Datingpartner mit der jetzt enorm schiefen Nase.

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Sonntag, 231210, zweiter Advent

Still ist es, von der armenischen Duduk in meinen Ohren mal abgesehen. Passend zur Stimmung und dem ab morgen wieder beginnenden Jahresendspurt. Wir sind noch genau 2 Mitarbeiter, man hat festgestellt, dass rein arithmetisch nur 0.8 erforderlich sind bzw. uns zugestanden werden könnten. Wenn das mal nicht ausbaufähig ist 🙂 Mir trieft langsam der Sarkasmus aus den Hosenbeinen …

Der zweite Ring

Rechterhand glänzt er hell silbern und fein abgerundet. Selbst die Jahre konnten ihm nur wenig anhaben. Er steht für die helle Seite, für die Innigkeit, Symbol des gegebenen Versprechens. Ein sehr schönes, aber etwas einseitiges Symbol der Verbundenheit – zeigen sich doch mit der Zeit auch dunkle Schatten, Abgründe und alte Narben.

Darum der zweite Ring, linkerhand. Dunkles, facettenreich geschmiedetes Titan, nicht so geschmeidig wie sein glänzender Bruder. Er steht für besagten Schatten, für die Schärfe, aber auch für die Vielfalt.

Es gibt sie beide je zweimal. Vereint in Licht und Schatten.

Deutsch für den Alltag

Back to the roots. Ich bin Diplom Pädagogin, habe an der Uni im Bereich Wissenschaftliche Weiterbildung gearbeitet und war pädagogisch beratend und als Dozentin in der Erwachsenenbildung tätig. Ab sofort biete ich Deutsch für den Alltag an. Persönlich oder online. Ich würde mich freuen, wenn mein Angebot sich weit herumspräche und ich mich vor Interessenten […]

Deutsch für den Alltag

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