Sonntag, 210221

Ein feiner Tag, mit Blick aus dem Fenster. Da werde ich mal schauen, wo zu gehen sein könnte, ohne all zu vielen Artgenossen zu begegnen. Das ist schwierig, in dieser Zeit, wo alle heraus wollen, was nur zu verständlich ist. Und analog zu den momentan wieder steigenden Fallzahlen passt, leider.

Sonst so?

Die Liebste hat die gestrige Erstimpfung mit Astra-Zeneca sehr gut vertragen. Mittlerweile ist eine Drittimpfung mit diesem Serum im Gespräch, welches an die Mutanten angepasst werden soll.

Was mich schon lange beschäftigt – was bleibt, wenn der Verstand Pause macht?

Die liebe Luxus hat das gut formuliert, gefällt mir sehr. Ein für mich teils elektrisierendes Thema, als Mensch, der ich mit der Maxime aufgewachsen bin, der Verstand sei das höchste menschliche Gut. Der Schul-Scheiterer, weil Angst-besetzt und völlig blockiert. Erste berufliche Erfolge – da sollte doch noch mehr sein als die vermeintlich angeborene Dummheit oder ängstliche Hilflosigkeit. Tatsächlich, so war es auch, das Unkind fand einen ausgeprägten Hang zu den Naturwissenschaften, zog Selbstbewusstsein aus seiner Fähigkeit, zu lernen. Irgendwo war immer diese leise Stimme – übertreib es nicht – während nebenan das Ego leise kicherte. Der Teil in mir, der keinen Raum bekam, forderte ihn im Rausch ein und fand ihn auch, Nebenkosten inbegriffen. Die wurden erst nach langer Zeit präsentiert.

Heute lerne ich, mir als ganzer Mensch den Raum zu geben, den ich brauche. Ohne großes Ritual. Die können hilfreich und wohltuend sein, sind aber nicht sehr Praxis-tauglich, im Alltag. So kann ich schlecht in der Werkstatt eine Yogamatte ausrollen, Stille von allem und jeden einfordern und Räucherstäbchen anzünden, um mich mal der gängigen Klischees zu bedienen. Es soll also anders gehen, mitten im Geschehen nur atmen, sonst nichts. Das fühlt sich immer noch teils sehr befremdlich an, der Teil in mir, der gerne wertet und urteilt, ist zwar leiser geworden, aber immer noch gelegentlich aktiv.

He, komm` mal wieder bei dir an, keiner zuhause da oben, oder wie? Gleich hält dir der erstbeste Kollege ne Taschenlampe an`s Ohr und freut sich, wenn deine Augen so schön leuchten. Wirst hier nicht für`s dösen bezahlt …

So tönt es kurz, der innere König lächelt derweil milde, weiß er doch einerseits um das Überkommene dieser Stimme, andererseits um die heilende Wirkung einer Minute nur. Und .- ganz wichtig – der Rückweg ist jederzeit offen, anders als bei den zahllosen Substanz-gebundenen Erfahrungen, die erst „verstoffwechselt“ werden wollten.

So. Musik sollte nicht fehlen, aber was passt denn nur zum Thema? Wer sucht, der findet. 1988 – endete eine vierjährige Zeit der weltlichen Abwesenheit des Geistes, der mit einem 8-Stunden-Job und fordernder Abendschule, man erinnert sich, der Kreuzzug gegen die Dummheit, beschäftigt war und mündete in rauschende Ballnächte, in einer zwei Jahre andauernden Belohnungs-Orgie. Gehört auch zur Geschichte…