Donnerstag, 240509

Gespräch mit HP

Fein, dass du dich mir mal wieder zuwendest.  Was kann ich für deine Einsamkeit, ich war, bin, und werde immer sein. Bei dir, bei allen anderen, auch wenn sie gerade nichts von mir wissen wollen.

So wie du, wenn du durch deine Tage strauchelst, dich gefühlt zwischen Baum und Borke wiederfindest, die du Familie, Arbeit und Ehe nennst. Wenn du deine Pflicht tust, um mir zu gefallen. Eh, dann machs mit Liebe, dann nehme ich dir das sogar ab.

Du mutmaßt im Stillen, wer von den mehr oder weniger geliebten Seelen in deiner Nähe wohl als nächstes gehen wird. Wann du in deiner gefühlten Freudlosigkeit hier fertig hast und dito in die große Pause gehen darfst.  Na hör mal, erstens ist das meine Sache, schon vergessen? Und achte deine Wünsche, wäre nicht das erste Mal, dass ich sie höre und dir antworte, auf meine Weise. Wenn deine Zeit gekommen ist, bestimme am Ende ich. Übrigens, Schulstunden vor dem Klang der Glocke zu verlassen, ist auch keine gute Idee. Wird alles nachgeholt werden müssen, beim nächsten Mal.

Gerade feiert ihr die Rückkehr meines Sohnes zu mir. Und benehmt euch mitunter so, als würde er sich um euch nicht mehr kümmern, weil  – fort ist fort, denkt ihr. Nee, der ist schon noch unter euch, versprochen. Gerade du weißt das tief in deinem Inneren.

Deine Schwärze habe ich dir geschickt, damit du das Licht zu würdigen weißt. Halt mal öfter inne in deinem hausgemachten getrieben-sein. Dann wirds auch wieder heller, versprochen!

Sonntag, 240407

Es gab mal eine Zeit, da habe ich so Sinnsprüche verschlungen. Wie überhaupt alles, was nach Weisheit auf dem Weg der Heilung klang. Unter anderen auch die Geschichte von dem Typ, der in einer Gefängniszelle sitzt und aufgehört hat, an die Freiheit zu denken, sich nicht einmal vorstellen kann, wie das ist, nicht eingesperrt zu sein. Irgendwann stand sogar seine Zellentür offen, aber er wollte nicht hinaus. Fragt mich nicht nach der Quelle, die habe ich vergessen.

Wie frei bin ich denn, mein Gefängnis zu verlassen? Kann ich wirklich das eine oder andere transzendieren, auflösen, um dahinter weiterzugehen? Oder ist es am Ende doch nur transformierter alter Wein in neuen Schläuchen? Rückschau hilft und die Antworten sind nicht homogen. Ist das, was ich einst als Gefängnis meiner Selbst empfand, nicht zur Basis eines neuen Lebens geworden? Wie kann man von ständigen loslassen sprechen, ohne in die Falle des Verdrängens zu laufen?

Es geht wirklich, neuronale Netzwerke entstehen neu, neue Erfahrungen überschreiben zwar nicht die alten, sonst könnte ich mich nicht erinnern. Die Frage ist, wie erinnere ich mich. Fühlt sich etwas immer noch schambesetzt oder angstbehaftet an, oder spüre ich mit Blick auch mal weit zurück den ersehnten Frieden? Oder neige ich zum vergessen, weil sich das am leichtesten anfühlt? Die medizinische Entsprechung wäre dann am Ende die der Demenz.

Ich spüre keine Erlösung, aber Fortschritt. Und Neugier, das Leben ist spannend, auch mit Blick auf dich, der Du das gerade liest. Auch Du kommst irgendwo her, bist irgendwo und sehnst dich irgendwo hin, lässt die Resignation nicht gewinnen und lebst Hoffnung.

Dann wären wir schon zu zweit 🧑‍🤝‍🧑​ 🙂

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Zum Ende noch Lichtspiele eines frühen Frühjahrsmorgens. Immer nur für ein paar Minuten zu sehen, ich liebe es, die bildhaft festzuhalten.

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Samstag, 240406

Krankheitsgewinn – ein destruktives Geschäft.

Ich sah es bei anderen, die Geister riefen, um wahrgenommen zu werden, auf der Hatz nach Bedauern und Mitgefühl. Andere riefen sie, um den Berufsaustieg zu beschleunigen. Alle hatten am Ende ein großes Problem – die Geister blieben und wuchsen.

Keinesfalls möchte ich schwer erkrankte Menschen diskreditieren. Es kann jeden treffen, ohne Ausnahme, sei Leben noch so bewusst. Für mich sind es Prüfungen, Herausforderungen. Ich möchte heil werden und verzichte darum auf potentiellen, fragwürdigen „Gewinn“ meiner Erkrankung.

Na und? Du hast diese oder jene Diagnose, deine Familiengeschichte, deine Lebensgeschichte. Na und? Willst du wirklich heil werden, mit deiner ganzen Seele, aus vollem Herzen?

Pfarrer Heinz Kappes, *1893 +1988, evangelischer Pfarrer, religiöser Sozialist, Quäker und Übersetzer

Von vielen guten Worten seinerseits sind diese unter anderen bei mir hängengeblieben. Ich möchte heil werden, soweit es mir möglich ist.

Der Schädelspalter

Dieser Eintrag ist Teil von Myriades Einladung zur Impulswerkstatt. Dort stehen inspirierende Bilder und Textfragmente zur Wahl, aus denen etwas gebastelt werden darf.

Gespaltene Seele, immer schön an den Polen. Gerade noch gernegroß und schon wieder am Boden festgetreten. Ausgelassene, teils anmaßende Selbstüberschätzung vs. tiefste, angstbesessene Niedergeschlagenheit. Dazu passend Sternbild Zwillinge und völlig ahnungslos, was Themen wie Traumata, Suchterkrankungen sowie Angststörungen angeht. Das einzige, was klar war, war die Ablehnung meiner Selbst, des Menschen, der ich nicht sein wollte.

Mittenhinein kommt irgendwann mit 18 der Schädelspalter. Das ist natürlich kein Handelsname, sondern ein eher an der Wirkung angelehnter, umschreibender Begriff für hochpotente Cannabisprodukte. Was genau geschehen sollte, wusste ich zuvor nie so genau. Das hing immer ab vom Set und dem Setting, wie man das heute nennt, also meiner psychischen Verfassung und der physischen Umgebung.

Die Vorgeschichte lief immer gleich ab. Vorfreude, Gier, die Geilheit auf die Flutung, auf den Kick in der Birne. Feuerwerk der Hormone beim Geruch des Brösels in der Nase. Wenn es gut lief, fand das Ganze draußen statt, irgendwo in der idealerweise menschenleeren Natur. Oder im Kreise mehr oder weniger verständnisvoller Mitkiffer, passende musikalische Untermalung inbegriffen, Rock N Roll, man kennt das. Dann gab es noch die Ungeduld, wenn oral konsumiert wurde, lecker Keks oder Tee mit ordentlich Honig. Dann wurde schon mal vorneweg eine Tüte angefeuert und vielleicht das eine oder andere alkoholische Getränk dazu genommen. Was folgte, war eine unglaubliche Achterbahnfahrt im Kopf, zeitversetzt dem folgend, was gerade dran war. Ein Zustand, der, wenn die Liebe durch den Magen ging, auch schon mal bis zu 24 Stunden anhalten konnte.

Die Wirkung. Alles scheint zigfach größer, als es ist. Physisch ebenso wie mental – die eigene Großartigkeit ebenso wie die eigene Unzulänglichkeit. Mit etwas Glück tat sie sich auf, die schädelgespaltene Parallelwelt, die den Alltag ebenso aussperrte wie das als unzulänglich empfundene Selbst. Mit weniger Glück blieb die Tür verschlossen und der innere Unrat quadrierte sich selbst. Am Ende gab es die geliebte Euphorie nicht mehr, nur noch den eigenen quadrierten Irrsinn.

Als mir klar wurde, einem großen (Selbst-)Betrug aufgesessen zu sein, als mir klar wurde, dass ich leben wollte und nicht an mir selbst zu Grunde gehen, da konnte ich von alledem lassen. Blieb etwas zurück – ja sicher. Der Kick fehlte, hinterließ eine dauerhafte Lücke, die ansatzweise höchstens durch Sex oder Sport zu füllen war. Daneben gab und gibt es reichlich schwarze Schatten, als Teil meiner Selbst. Nicht, dass ich sie liebe, aber sie dürfen bleiben, wenn sie schon nicht gehen wollen. Über ihnen steht das Licht, das Gefühl, von irgendwo da oben geliebt zu werden. An guten Tagen kann ich das sogar weitergeben und weiß darüber hinaus die eigene Stille mehr denn je zu schätzen.

Samstag, 240323

Die Arbeit ruft und ich höre so schlecht. Gleich ist es 5 Uhr Nachmittags und der Plan war (ist immer noch), die Katzenklos zu säubern und staubsaugen. Anstelle dessen liege ich auf der Couch und schlafe, döse, tue mir nebenbei ein wenig leid, weil sich die familiäre Welt beruflich bedingt mal wieder weiter weg ohne mich dreht. Sei es drum, bis zum Rechner habe ich es schon mal geschafft.

Dazugehören, las ich gerade. Ein Blog weiter war von Therapie die Rede. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist ungebrochen, ebenso mein Hang, mich zurückzuziehen. Kling nach Spannungsfeld und ist auch eines. Therapien hatte ich einige. Zunächst einmal 22 Jahre Alkohol- und Drogenmissbrauch, natürlich erfolglos, aber immerhin verhinderte der Konsum suizidäre Tendenzen, die es in jüngeren Jahren (und natürlich am klatschnassen Ende) durchaus gab. Eine Ärztin half mir damals da heraus, ebenso die anonymen Alkoholiker, denen ich heute noch verbunden bin. Stolperjahre folgten, in so ziemlich jedem Lebensbereich. Wer bin ich?

Heute betrachte ich mich als austherapiert, ich komme mit den neuen Methoden nicht klar und andere haben weit größere Nöte. Das bischen schwarzer Vogel ist vergleichsweise wenig. Es blieb etwas zurück, aber ich weigere mich, Medikamente zu nehmen. Es gab eine Entscheidung für Licht und Schatten, das schließt psychoaktive Medikation aus. Eine gute Hilfe ist mir allerdings eine lebenserfahrene Ergotherapeutin, die ich monatlich sehe. Die hat mit den modernen Therapiemethoden nix am Hut, hört gut zu und stellt gerne die richtigen Fragen an den richtigen Stellen. Selten, so Menschen.

Mein Beruf fordert und schafft mich allmählich, fast 46 Jahre lassen grüßen. Jemand im Blogland schreibt von angenommener Lebenserwartung, stellt sich ein fiktives Datum auf und zählt die Tage bis dahin. Auch ein Plan, denke ich. Irgendwann ist man im Erlebensfall im Plus, wenn man so möchte und darf Bonustage leben. So hat jeder Mensch seine Art, mit Endlichkeit umzugehen. Selbst darf ich zunächst zuschauen und nach Kräften dabei sein, wie Endlichkeit am realen Ende ausschaut. Mutter gibt ein gutes Beispiel dafür ab, sie freut sich trotz mittlerweile chronischer Tagesanlaufschmerzen über jeden weiteren Tag auf Erden. Sie liebt Blumen, wir versorgen sie damit nach Kräften, erst heute Morgen brachte ich gewisse Pötte mit. Schön soll sie es haben, aufm Grab nutzen Blumen einen Scheiß.

Im Sommer soll es familiär bedingt in die Schweiz gehen, der Liebsten ist das wichtig. Mir ist wichtig, sie trotz nur 2 Wochen Sommerurlaub zu begleiten und rede mir die Vorzüge dieses Trips ein, ohne wirkliche Überzeugung. Was ich möchte sind Tage am Meer, die Füße müde und den Geist leer gehen lassen. Viele Kilometer gehen, gut essen, salzigen Wind spüren, gut schlafen. Knackige Widersprüche also, und dann war da noch etwas mit dem Wunsch nach Zugehörigkeit, siehe oben. Erlösung davon ist nicht irdisch, so scheint es. Was wäre irdisches Dasein schon ohne Widersprüche? Harmonisch oder doch nur langweilig 😉

Fürs Erste greife ich mir gleich die Earbuds und lasse meinen fragwürdig geringen Tatendrang musikalisch befeuern. Wat mut, dat mutt.

Samstag, 230902

Die Wildgans Sonja wirft ein Wort der Welt zum Fraße vor, die Beichte ist es. Es folgt ein leicht freidrehender Kommentar, der das Zeug für einen kurzen Eintrag hat. Na dann.

Eine der wenigen praxistauglichen Einrichtungen der Katholen. Vergebung to go. Die Evangelen sind da penetranter. Bereue, bete, arbeite, bete, und wenn du hinten fertig bist, fängst du nochmal vorne an. Und wehe denn, du kannst nicht wovon auch immer lassen, dann aber, so wird das nie etwas mit der Seligkeit!

Wie anders angenehm ist da doch die Beichte. Du flüsterst einem dir im Idealfall nur stimmlich bekannten und nicht sichtbaren Gegenüber deine vollständigen und ungeschönten Schweinereien ins Ohr, gibst ihm wie auch immer gestaltetes Futter für schlaflose Nächte, und – du bist es los! Zack, alles weg. Vielleicht noch ne Liturgie oder einmal Rosenkranz rauf und runter und dann darfst du weiter machen, wieder neu einzahlen, in der Drecksacksparkasse.

Gibt Gott sei Dank (!) auch noch einen dritten Weg. Danach streben, es irgendwie hinzubekommen, möglichst nix zu beichten zu haben. Also nix Größeres wenigstens 😉

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Mal gut gefunden, passt irgendwie immer noch. Wenn auch in einem ganz anderen Licht als `96 …

Schulschwänzer

Dieser Eintrag ist Teil eines Schreibprojekts von Myriade, Impulswerkstatt genannt. Schreiben nach Bildern, eine echte Herausforderung, finde ich. Die so genannten Mosaiksteine habe ich angesichts des biographischen Charakters des Eintrags nicht verwertet.

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Nette Vorstellung, einfach raus aus dem Unterricht. Dem Lehrer zum Abschied noch eine verpassen oder wenigstens mal ordentlich die Meinung sagen. Was das alles soll, denkt es in mir. Lernaufgaben nur zu meinem Besten, klingt es noch in den Ohren. Was für ein Hohn, angesichts der letzten Jahre.

Eine schwarze Woge aus Verzweiflung und Zorn überschwemmt mich. Die Vorstellung, einfach abzuhauen, die ist verlockend. Flüchten war immer schon meine Spezialität. Oder Duldungsstarre. Allein die Umsetzung macht Angst. Ein Wort streift mich, während ich mich selbst sehe, von weiter oben, da am Boden liegend. Auflösung – mehr gespürt als gehört, Worte haben keine Bedeutung mehr, angesichts der hämmernden Pumpe und dem kalten Schweiß, der sich stinkend auf meine Haut legt. Kannst mich haben, den Sitzenbleiber, es reicht, ich bin fertig.

Der nächste Morgen – es gibt ihn für mich, wider Erwarten. Du bleibst hier, höre ich eine leise Stimme. Das war noch nicht alles, ER wollte mich (noch) nicht. Nicht noch einmal – spüre ich, während etwas in mir kapituliert und ein anderer Teil leben möchte. Für einen wahren Aufbruch braucht es wohl erst die gespürte Auflösung des alten Ichs. Jedenfalls für Menschen wie ich einer bin.

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Donnerstag, 230803

Vom glauben angesichts des Realzustandes dieser Welt. Ein Kommentar – Danke für die Anregung, liebe Elisa.

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Ein weites Feld, liebe Elisa. Nach einer Serie von „Zufällen“ habe ich aufgehört, an diese zu glauben. Es gibt meinen freien Willen und den Willen meiner höheren Macht für mich. Sie hat keine Gestalt und auch keinen Namen, wobei ich mit Jesus schon etwas anfangen kann, als Mensch-Gewordener.

Diese höhere Macht, G*tt, ist weder gut noch böse, glaube ich. Sie IST. Wenn sie ein Wesensmerkmal hat, dann einerseits das Streben nach Gleichgewicht, wie es überall in der Natur zu finden ist. Verbunden mit dem Streben nach Wachstum, Weiterentwicklung – gerade für uns Menschen oft mit schmerzhaften Erfahrungen verbunden. Wir leben auf eine niederen Planeten und unsere evolutionär bedingten gewalttätigen Anlagen dominieren die Erde bis heute.

Hier setzt Wachstum an – wir sollen lernen, für uns zu sorgen, aber weniger als Individuum, sondern mehr für unsere Spezies, die in den nächsten Jahrzehnten arg dezimiert wird. Was dem so alles im Wege stehen kann, kenne ich zur Genüge. Gier, Misstrauen, Neid, Boshaftigkeit, Gewalttätigkeit und vor allen die Angst. Nichts davon ist mir als Mensch fremd geblieben, auch wenn ich nicht jede Neigung ausleben musste. Die Umkehr folgte dem selbst erlebten Leid, das wiederum folgte dem von mir anderen zugefügten Leid. Heute bin ich dankbar für diese Erfahrungen, die mich stets etwas weiter brachten, mal in großen Schritten, aber meist in kleinen, kaum wahrnehmbaren Alltagsdingen. Oft nicht mehr als ein warnendes Gefühl, dieses oder jenes jetzt zu unterlassen, zunehmend auch Impulse, dagegen zu halten, etwas Gutes zu tun, und sei es auch noch so gering.

Das sind, wie gesagt, meine Erfahrungen mit meiner höheren Macht, die es gut mit mir meinen muss, nach alledem. Nicht alle haben diese Gnade. Viele Menschen leiden furchtbar auf dieser Erde und müssen früh sterben. Das kann ich weder verstehen noch finde ich einen Sinn darin. G*tt-gewollt kann das jedoch meiner Meinung nach nicht sein und den Beweis dafür muss ich schuldig bleiben. Wenn das alles irgend einen Sinn haben soll, dann den, die Verbleibenden zur Umkehr zu bewegen. Ein Prozess über Jahrhunderte bis Jahrtausende oder länger und jeder von uns ist ein winziger Teil davon.

Liebe Grüße, Reiner

Donnerstag, 230713

Sollen wirklich alle Dämme brechen? Ist Kernschmelze aushaltbar? Im Grunde reicht der liebevolle Blick. Den Menschen am Stück anzunehmen. Wobei miteinander reden nicht schadet, meistens. Wenn man mitbekommt, ab wann besser geschwiegen werden sollte.

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Wir nutzen die gut 6 Minuten am frühen Morgen, meine Mitfahrerin und ich. Wie gehts, gut geschlafen, und so kommt eigentlich jeden Tag ein kleiner Dialog zustande. Manchmal holpert die Verständigung, die Umlaute und so, vor allem die mit den Pünktchen. Dazu kommt die frühe Stunde, meine temporäre geistige Trägheit sowie gewisse straßenverkehrstechnische Herausforderungen, aber mit ein wenig Phantasie und dem wiederholten einsetzen mehrerer Begriffe findet sich immer der passende Sinn.

Dann wieder sind die Dinge klar, kurz und bündig umschrieben. Was ihr wichtig ist, passt in wenige Worte, deren Reihenfolge alles andere als beliebig ist.

Mein Gott
Meine Kinder
Mein Mann

Sie erzählt von ihrem Großen und dass die Mama für alle Söhne immer die erste Liebe sei. Das sitzt, bei einem wie mir, der aus einer zumindest in Teilen dysfunktionalen Familie stammt, wie es heute heißt. Sie leiert keine Stereotype herunter, wenn sie so etwas sagt, sie strahlt innerlich und äußerlich dabei, was mich schwer beeindruckt und mir das Gefühl gibt, noch viel lernen zu können.

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Sonntag, 230702

PSA macht Sinn, die so genannte persönliche Schutzausrüstung. Jeder zertifizierte Betrieb kennt das, nur im privaten Bereich sieht das leider oft anders aus. Warum sollte ich auch ein Haarnetz tragen, um zu verhindern, dass anderen die Speise „verhaart“ wird. Ist ja nicht die meine.

Oder mal Klartext – darf ich ungebremst und unkontrolliert meine eigenen Abgründe auf die Menschheit loslassen? Klar darf ich das – wenn ich die Antwort des Universums ab kann. Wenn ich es aus moralischer Einsicht unterlasse oder schlicht aus Angst vor den potentiellen Folgen unterdrücke – was geschieht dann mit den dürftig vom Haarnetz zusammengehaltenen „Auswüchsen“? Transformieren sie sich von allein? Mag sein, sie ändern die Erscheinungsform, im Sinne des Wortes. Macht es auch irgendwie nicht besser.

Transzendenz – also das Auflösen – gefällt mir besser. Da, wo es möglich ist. Aber wie … mir ist dabei mein Glaube und die tägliche Übung hilfreich. Ohne Anspruch auf Perfektion. Ein zähes, langwieriges Ding alles in allem, eine Lebensaufgabe. Und ja, manchmal gestatte ich mir auch sehr bewusst, aus meinem Herzen keine Mördergrube zu machen und mein Innenleben frei drehen zu lassen. Muss es ja nicht kultivieren, sprich den Wolf nicht füttern.

Sehr geiles Bild, wie ich finde 🙂

Passt so am Rande – Der letzte Traum war auszusieben – Sinnsuche und so.