Muttertags-Samstag, Nachlese vom Besuch in meinem Heimatdorf. Eigentlich isses gar kein Dorf, schon lange nicht mehr. Geblieben sind die engen Sträßchen, die mir als Kind so gewaltig vorkamen sowie seltsame Familienverhältnisse, die sich in den zwei dominierenden Familiennamen wiederspiegeln. Vom Gründer des Dorfes mal ganz zu schweigen, eure selbsternannte Heiligkeit Elias Eller. Der floh einst aus dem sündigen Elberfeld, um es auf den Südhöhen dann so richtig zu treiben und nebenbei die Sekte der Zioniten zu gründen. Der mündlichen Überlieferung zufolge gab es keine Eheschließung ohne seinen Segen, dem eine praktische Tauglichkeitsprüfung der Braut vorausging. Was selbst seinem alten Kumpel Daniel irgendwann zu bunt wurde, der daraufhin nach Arnheim floh.Zwar blieb man dem in seinem Dorf gewogen, aber die Macht der Coffee-Shops war einfach stärker und der gute Daniel irgendwann verschollen, vermutlich im dichten Rauch einer gewaltigen Tüte das Weite suchend.
Tja. So Sachen gehen mir durch den Kopf, wenn ich zuvorkommend fluchend mit meinem kleinen Auto die engen Gassen erkämpfe. So richtig authentisch wird das mit der passenden Musik. So lief letzten Samstag „Cowboys“ von Portishead. Dieses Lied passt so sehr in das Dorf, die Stimme der Sängerin lässt vor meinem geistigen Auge binnen Sekundenbruchteilen hinter jeder Hecke, hinter jedem Gemäuer fiese kleine, leise flüsternde Geister und Kobolde vermuten, mit spitzen Zähnen und boshaften Augen.
Bete, arbeite, fall nicht auf, machs jeden recht und halt ansonsten deine Fresse…
Did you feed us tales of deceit?
Conceal the tongues who need to speak?
Subtle lies and a soiled coin
The truth is sold, the deal is done