Sonntag, 230108

Neuanfang, geht das? Wobei doch rein äußerlich alles beim alten zu bleiben scheint. Sich wieder einmal neu erfinden? Da steckt finden drin, heißt also, ist schon da, es bedarf nur noch ein wenig Licht und Muße, es anzuschauen. Nur für heute, heißt es. Und doch gilt es für jeden Tag.

Der Maßstab meiner Reife ist der Grad, in dem ich Verantwortung für die Bewahrung meiner spirituellen Verfassung übernehme. Dies wird heute meine erste Priorität sein.

https://narcotics-anonymous.de/artikel/nur-fuer-heute/

Morgen geht es für mich wieder in den so genannten Alltag. Etwas anders machen, obwohl de facto alles gleich bleibt? Gilt im übrigen nicht nur für die Arbeit, auch für jede Form von Beziehung. Ich möchte meine innere Freiheit bewahren und mich weiterhin geborgen(er) fühlen, ganz gleich, wie andere sich mir gegenüber aufstellen.

Ein schönes musikalische Fundstück dazu 💓 

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Donnerstag, 221117

Es regnet, ein gutes Wetter zum ruhen, zum nachspüren, zum Frieden finden. Wenn die Betriebsamkeit allmählich nachlässt, steigt einiges nach oben. Eigentlich auch eine gute Zeit für Hausarbeit, aber die ist immer so laut und die Katzen schlafen so schön. Also lieber am PC sitzen, lesend, schreibend.

Blau

Blau scheint uns der Himmel und das Wasser, in dem sich der Himmel spiegelt. Blau ist auch die Urne meines Vaters, dessen Leben, so oft er konnte, am liebsten draußen stattfand. Fast schmucklos, nur mit einem kleinen silbernen Vogel drapiert. Passt zum Himmel und zum Wasser. Und so auch zu meinem Vater.

Blau war einmal ein beliebter Zustand, das ist lange her. Der letztendlich erfolglose Versuch, irgendwie heimzukommen, vorbei an die innere Leere, vorbei an dem Verstand, vorbei an der Verlassenheit. Blau ist auch abseits vom Rausch ein Gefühl. Tiefe fällt mir ein, eins-sein. Man sagt, Blau sei eine kalte Farbe und doch denke ich irgendwie an Geborgenheit, wenn ich mir die Stille der Ozeane vorstelle.

Abtauchen …

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PS: Da war doch noch was

Ich möchte mich mit dir über deine Zukunft unterhalten 😀

Sonntag, 210725

Gestern beim Abendessen gerne gesehen: Sie nannten ihn Mücke, Anno 1978. Herrlicher Klamauk, bar jedes intellektuell fordernden Inhaltes, immer schön auf die Fresse. Und gewonnen haben sie am Ende doch noch, die Spacken aus dem Küstendorf.

Und auch sonst gibt es zu dem Jahr 1978 noch einiges zu sagen. Ende meiner verhassten Schulzeit, Beginn meiner Berufsausbildung, der erste heftige Liebeskummer, viele neue Menschen, neue Kumpels und Freunde über die Lehrstelle. In Verbund mit ihnen der famose Start in meine Suchterkrankung, äußerlich sichtbar in bis an die Grenze des zeitlich machbaren, lautstark zelebrierte Wochenend-Besäufnisse, also von Freitag Abend bis maximal Sonntag Mittag. Erstes Gefühl von loser Zugehörigkeit, bis dahin weitestgehend unbekannt. Die Aussicht auf Befreiung von der Enge des Elternhauses, die sich vier Jahre später rein praktisch, aber natürlich innerlich erfolglos durchführen ließ. Einmal angelegte „familiäre Sozialisation“ im Kindesalter klebte wie Scheiße am Schuh, verband sich mit nicht sichtbaren Fesseln, wurde maskiert mit heftigen Besäufnissen, später im Verbund mit anderen Mitteln. Bis es nichts mehr zu maskieren gab, 22 Jahre später.

Meiner Jugend hinterher trauern? Never. Älter werden hat echte Vorteile, allen damit verbundenen körperlichen Begleiterscheinungen zum Trotz. So grenzt es heute für mich an ein kleines Wunder neuronaler Art, dass sich trotz rauschbedingten massenhaften Zell-Sterbens in meiner Birne der schäbige Rest in einer bekömmlichen Weise neu formiert hat, wenn auch über viele Jahre harten Lernens, unzählige gefühlt hilflos ausgelieferten Lebenslagen inbegriffen. Gefühlt, weil letztendlich nicht real, ich habe Schutz und Geborgenheit gefunden, das größte Geschenk der Abstinenz.

Sonst so? Einen guten Youtube-MP3-Konverter gefunden, sauber von Viren, weitestgehend frei von Werbegezappel sowie lästigen, mit zu installierenden „Beifang“, der dann mühsam wieder rausgeworfen werden will. Und so entstand gestern schon eine schöne Live-CD von Judas Priest`s Epitaph., im Handel nur als DVD oder Blue-Ray verfügbar. Feine, zum privaten Gebrauch auch durchaus legale Mucke zum Auto-fahren.

Und – last not least – richtig, Katzen-Content. Es hat auf der Küchen-Fensterbank einen Korb, ursprünglich besiedelten den diverse Kräuter-Pötte. Soweit der Plan. Nachdem die Kleine diese ca. ein halbes Dutzend Mal auf den Boden geworfen hat, um Platz für ihren zarten Körper zu schaffen, haben wir kapituliert, das Ding gesäubert und ihr zur gefälligen Verfügung gestellt.

Tja.

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Nicht noch ein Eintrag, der „Sonntag“ heißt

Momentan gehört unser Abenteuerspielplatz von Wohnung den beiden Fellnasen und mir – in dieser Reihenfolge, alle Katzenliebhaber werden das bestätigen können. Die Liebste ist in Sachen Familie unterwegs, so wie auch ich in letzter Zeit, wenn auch aus anderen Anlass.

An solchen Tagen ist die große Kleine noch verschmuster, kommt zu mir in`s Bett und wartet, sucht fordernd mit ihrem Kopf meine Hand, um mit selbigen darin höhlengleich zu verschwinden. Warm und dunkel … irgendwie zieht es alle Geschöpfe aus Fleisch und Blut gelegentlich wieder dahin zurück. Eine glaubwürdige  Quelle hat mir mal ernsthaft versichert, Heroin hätte die gleiche Wirkung … nur gut, dass ich diese Erfahrung nicht teilen musste, ich habe andere, eigene, die mir durchaus genügen.

Und während der Flauschball dicht neben mir dunkel wie ein gut laufender Elektromotor ununterbrochen schnurrt, geht mir die gestrige Visite bei den Eltern nicht aus den Kopf. Oder besser, ein Gedanke währenddessen, der schon so etwas wie ein Grundsatz für mich geworden ist, mit den Jahren. Mit Grund- oder Glaubenssätzen bin ich vorsichtig geworden, das Leben ist zum einen dafür zu sehr in steter Veränderung, zum anderen werden aus Grundsätzen und auch bewährten Traditionen schnell Dogmen, die wiederum eine andere Liga bilden. Anstelle Halt und Orientierung schaffen sie Erstarrung und Ausgrenzung, keine gute Basis für die stete Veränderung um und mit uns. Einige wenige haben dennoch alle Zeiten überdauert, haben sich bewährt, im Wandel der Zeit. So der hier zum Beispiel.

Zu tun, was ich kann.

Das zieht sich durch alle Lebensbereiche, fängt bei den 51% an, die immer mir gehören, als mein eigener Mehrheitseigner. Wenn wer meint, alles geben zu müssen, schüttle ich nur den Kopf, keine gute Idee, bleibt dann doch recht wenig für den Akteur übrig. Oder für irgendwas zu brennen, auch keine gute Sache, in kurzer Zeit sozusagen ausgebrannt als Haufen Asche zu enden. Will sagen, Achtsamkeit im Umgang mit mir selbst ist die Basis für alles andere, für die 49% Außen-Gerichtetheit meinetwegen.

Im Außen geht es mir darum, das mir mögliche zu tun, ohne mir einst vorwerfen zu müssen, gegen besseres Wissen etwas unterlassen zu haben. Gleich, ob es um Verantwortung für diejenigen geht, die sich nicht (mehr) selbst helfen können oder darum, eine Arbeit zu meiner Zufriedenheit zu erledigen. Früher war dieses Streben mit Exzessivität und Perfektionismus verbunden, mit Euphorie und totalen Abstürzen, gefolgt von ebenso exzessiven Belohnungen oder eben (Selbst-)Bemitleidigungen. Mit den besagten 51% hatte ich damals nix am Hut… die Erinnerung macht mich hier beim schreiben schon dankbar, heute anders leben zu dürfen.

Noch einer zum Schluss? Ok, der ist auch gut, klingt zwar flapsig, ist auch nicht von mir, aber von mir zu eigen gemacht.

Zwei Dinge über Gott: Es gibt ihn und – ich bin es nicht.

In dem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Sonntag …

 

Widersprüchlich — Raus aus der Affenfalle

Das ist wunderschön geschrieben und berührt mich nicht nur jetzt …

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Wenn ich am späten Abend sitze. Neben mir zwei Tassen: die eine mit „Gute Nacht Tee“ und die andere mit Kaffee. Wenn ich mich nach tiefer Ruhe sehne, nach Entspannung, und dann erst einmal die neuesten mails checken, den AB abhören und schnell noch das Gröbste in der Küche aufräumen muss. Wenn ich mich […]

über Widersprüchlich — Raus aus der Affenfalle

Gemeinschaft

Kalte, nasse Novembertage fördern (nicht nur) bei mir die Grübelei. Früh wach geworden, kreisen die Gedanken schon. Aufstehen, die Morgenroutine abarbeiten und nun schreiben …

Die Sehnsucht nach Gemeinschaft in mir. „Einzelgänger“ schon so lange ich denken kann, Außenseiter, immer am Rand. Irgendwann machte ich aus der Not eine Tugend und gefiel mir in der Rolle des Nerds, wie man heute sagen würde. Früher gab es da andere Ausdrücke  …  Psycho war noch fast schmeichelhaft. Da gleiches immer Gleiches sucht und findet, war meine Gesellschaft irgendwann dem entsprechend.

Gemeinschaft in der Arbeitswelt habe ich nicht gefunden. Anstelle dessen Egoismus und Rücksichtslosigkeit, Gier, Neid, Boshaftigkeit. (Gleiches ??) Was folgte, war ein totaler Rückzug auf mich selbst, auf eine Funktion, für die ich bezahlt werde. Ein Nimbus der Unberührbarkeit, ein gewandelter Psycho, der nunmehr, wenn auch geschnitten, so doch für seine fachliche Kompetenz Anerkennung fand.

Beruflich hat sich daran nichts geändert, zu groß ist das Streben nach dem schützenden Kokon. Was dazu führte, dass vor langer Zeit schon in einem ansonsten glänzenden Arbeitszeugnis der sonst so übliche Verweis auf das Sozialverhalten schlicht fehlte. Wertung durch Unterlassung, auch hübsch. Damit habe ich beizeiten kokettiert, wenn mir wer schräge Töne vorwarf. Ich habe eben kein Sozialverhalten, sogar von höchster Stelle anerkannt …

Gemeinschaft in Familie … so allmählich bekomme ich ein Gefühl dafür. Nach weit über einem halben Jahrhundert, aber besser spät als nie. Wärme, die mich durchströmt, wenn die Kinder hier sind, wenn wir alle auf engstem Raum gemeinsam mit den beiden Katern hocken. Auch die Ahnen … wenn schon nicht liebevoll, so doch zumindest heute von einem gegenseitigen Respekt gezeichnet, auf den letzten Metern. Immerhin.

So allmählich weitet sich der Fokus. Seit vielen Jahren schon innerhalb der Gemeinschaft der anonymen Alkoholiker, aber zunehmend auch in der Welt „da draußen“ Vertrauen wächst, in die Schöpfung, in meine mich liebende höhere Macht, in ein geheimnisvolles Gleichgewicht der Kräfte, Vertrauen in Zusammenhänge, die mein eingeschränktes Ego nicht versteht, aber spürt. Da ist Veränderung und sie ist langsam, was die Aussicht auf eine gewisse Stabilität mit sich bringt.

Soviel dazu – der Tag geht gegen Mittag, Brunch steht an.
Habt einen guten Sonntag.

Und – auch, wenn sie nicht scheint …

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