Mittwoch, 210407

Gedanken zur Zeit – HIER beim Wassertiger.

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Sonst so? Freie Tage zuhause, mitten im April-Winter. Vorteil: Zeit für aufgeschobenes wie zum Beispiel der alte Laptop, nunmehr ein Linux-Maschinchen, zunächst ausgestattet mit einer alten, nicht mehr supporteten Version. Also lesen und machen – seit diese Nacht halb eins läuft eine LTS-Version, nachdem ich es geschafft habe, einen Boot-Stick zu kreieren, den richtigen USB-Port dazu zu finden (das geht noch lange nicht mit jedem), das Teil erkennbar werden zu lassen, aus Linux heraus einen einmaligen USB-Boot zu initiieren und die neue Frische parallel zur alten Version zu installieren. Selbst der Mann und groß die Freude wie die Dankbarkeit.

Eine gute halbe Stunde

So 30-40 Minuten dauern sie, meine morgendlichen Übungen. Die liebe Anna, die ähnliches für sich selbst übt, hatte die Idee, das gemeinsam mit mir aufzuschreiben und zeitgleich zu veröffentlichen.

Meine Übungen bestehen aus einem Mix von so genannter HWS-Gymnastik sowie teilweise in`s Dynamische geführte, altbekannte Yoga-Übungen wie zum Beispiel das Dreieck, dynamisch durchgeführt (manche nennen sowas auch „Power-Yoga“). Der bekannte „Baum“ lässt sich auch dynamisieren, immer im Kontext mit der Atmung, wie bei allen anderen Übungen auch. Vieles geht aus dem Stand heraus, manches auf dem Boden wie die guten alten Planks oder der Vierfüßler-Stand, als Variante auch dynamisiert. Ferner finden sich Vorbeugen aus der Rückenlage, dynamisch mit angewinkelten Beinen oder klassisch statisch aus dem Langsitz heraus als reine Yoga-Übung (An alle „echten“ Yogis: Ich kann mir keine wohlklingende indische Bezeichnungen merken…). Das „Maß“ der Dinge sind meine Atemzüge, sie dienen als Einheit bei allen Übungen. In der Ruhe atme ich vielleicht 6 Mal in der Minute ein und aus, in der Dynamik natürlich mehr. Die Reihenfolge der einzelnen Übungen variiert von Tag zu Tag, das hat seinen zusätzlichen Reiz und verhindert zuviel Wiederholung. Was ist bei alledem sonst noch wichtig – auf der rein körperlichen Ebene? Bei Übungen aus dem Stand zur Vermeidung eines Hohlkreuzes Becken nach vorne und Bauchnabel zu den Wirbeln ziehen und – ganz allgemein – Respekt vor Dehnungs- und Schmerzgrenzen. Die HWS-basierten Übungen sind dem Verschleiß der Nackenwirbel mit seinen Auswirkungen (Rippenblockaden ect.) geschuldet und halten mich auf ihre Weise beweglich und Beschwerde-frei.

Was macht das mit mir?

Vielschichtig – zum einen habe ich einen leichten Schlaf, bin des Nachts oft heftig in Traumwelten unterwegs, so dass ich am Morgen zwar aufstehe, aber weder im hier und jetzt noch wirklich bei mir bin. Die Übungen helfen mir, mich wieder im so genannten Tagesbewusstsein einzufinden, mich neu zu erden. Auch helfen sie mir, mit meinem so langsam älter werdenden Körper Freundschaft zu schließen, ein Prozess, der wie so vieles andere täglich wiederholt werden möchte, wichtig, weil mir die Jahrzehnte der gelebten Autoaggression (nichts anderes sind Süchte) noch gut in Erinnerung sind.

Dann hat diese Zeit am Morgen auch meditativen Charakter, ich bin jedes Mal erstaunt, in welchem Maße sich zu so früher Stunde schon die Herausforderungen des Tages in mir breit machen möchten. Die Zentrierung auf den Atem und auf die Übungen schaffen Ruhe im Geist, ähnlich wie bei der zwar nicht so regelmäßig praktizierten, aber immer sehr hilfreichen, nicht Objekt-gebundenen kontemplativen Sitzmeditation. Dazu kommt das Üben des Gleichgewichtes, Balance halten – was sich durch die Wechselwirkung auch auf das seelische Gleichgewicht überträgt.

Ein anderer, für mich nicht zu unterschätzender Aspekt ist die mit den Übungen verbundene Disziplin und Konzentration. Von Haus aus halte ich mich zumindest in Teilen für träge, faul und disziplinlos. So kann ich hervorragend ganze Tage vertrödeln, wenn ich mir selbst nicht eine Form von Struktur schaffe, mich selbst nicht bewusst in Disziplin übe. Boheme stand mir immer nahe, mit und ohne Stoff und trotz ununterbrochener Erwerbstätigkeit.

Schlussendlich bietet diese gute halbe Stunde mir die Gelegenheit, mich bei meinem Schöpfer zu bedanken, mich mit SEINEM Willen anzufreunden und um Führung zu bitten.