Der Regen rauscht, ansonsten ist es still, während ich meine morgendlichen Übungen mache. Die Zerdenkmaschine ist nicht ausgeschaltet, wird aber wenigsten etwas langsamer. Beten, denke ich, ich würde gerne für ihn beten. Während ich noch denke und gerne würde, spüre ich den Berg eigener Empfindsamkeiten, Narben, Wunden, die mich davon abhalten wollen. Es ist leichter, sich in alttestamentarische Gedanken zu flüchten, denen nach ein jeder das seine bekommt und fertig. Schon wieder Gedanken – ich lasse sie abfließen, so gut ich kann. Sie sind nicht hilfreich, allenfalls nun beim aufschreiben, in der Zeit der Brücke, zwischen „denken“ und spüren, fühlen.
Es gibt Gebete ohne Worte. Ich mache seins und doch meins, wenn ich in mir spüre, vor dem Tor zu stehen, in der Gewissheit, bald gerufen zu werden, den letzten Rest des alten Lebens auch noch abgeben zu müssen. Müssen in seiner Verzweiflung, dürfen in meinem Gebet ohne Worte. Spüre seine Wut und Hilflosigkeit, die auch die meinen sind. Ist also ein Ding für uns beide, was ich da gerade tue.
So tun, als ob. Als ob Friede einkehren würde. Früher nannte ich das Selbstverarschung. Heute weiß ich, „so tun, als ob“ manifestiert sich, wenn es zu mir passt, wird meins. Gibt viele Worte dafür, manche nennen es Autosuggestion, aber das trifft es nicht. Eher ein andocken, wieder verbinden, mit dem, was wirklich zählt. Wenn auch nur für einen kurzen Moment, aber der ist wiederholbar.
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