Sonntag, 230917

Mangels kluger Gedanken – ich schaue gerade gemeinsam mit dem alten Kater gelangweilt aus dem Fenster – gibt es nur ein paar gestrige Bilder vom Türmer, also von mir, der immer gut türmen konnte und andererseits den Job des so genannten Türmers in modernen Zeiten schon immer sehr unaufgeregt fand. Was macht so einer denn, Er/Sie sitzt an einem Klapptisch, um Turm-begeisterte Mitmenschen freundlich zu begrüßen, und ihnen anschließend einen spendablen Obolus abzuquatschen. Oder ihnen Vergissmeinnicht in Form von hübschen Jutebeutelchen mit Lokalbezug anzudrehen.

Nun denn … Elisenturm mit botanischen Garten zu Wuppertal.

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Mittwoch, 230719

Dieser Tage, im botanischen Garten zu Wuppertal, der schon so etwas wie unser oder besser mein sommerliches Wohnzimmer ist. Eine meist friedliche, menschengemachte Oase, die gerade im Sommer vor Leben nur so strotzt. Ich liebe es, ruhig dazusitzen und den zahllosen Hummeln wie Wildbienen bei der Arbeit zuzuschauen. Dieser Ort söhnt mich ein wenig mit meiner Spezies aus, mal kommt durch Menschenhand nicht nur Hübsches, sondern auch Nützliches zustande.

Nebeneffekt: Milieustudien und soziales Training meinerseits. Wenn ich das Haus verlasse, nehme ich mir jedes Mal vor, meinen Mitmenschen mit dem gleichen Respekt zu begegnen, den ich mir auch von ihnen wünsche. Banal? Mitnichten, für mich. Nicht zuletzt deswegen habe ich mir ein so genanntes Deutschlandticket besorgt, Reisen bildet, mal davon abgesehen, dass die Liebste auch so ein Ding hat und wir so auch gemeinsam umherziehen können. Heute also Milieustudie, schön am Seerosenteich. Ich bin jetzt allein hier, kommt öfter vor. Allein habe ich einen etwas anderen Blick auf meine Mitmenschen, kann ihnen schlicht mehr Aufmerksamkeit widmen. Nebenbei ist das auch eine Kunst, dies zu tun, ohne aufdringlich zu wirken.

Es sind versammelt – die schlanke alte Dame mit ihren Gehhilfen, Alter schwer zu schätzen, irgend etwas um die 80 vielleicht. Sie strahlt mit ihrem dicken blonden Pferdeschwanz eine möglicherweise ostpreußische Form von Schönheit und Würde aus, spricht nicht viel und sitzt dort, wo sie immer sitzt, wenn die Sonne scheint. Selten ist sie allein, irgendwer gesellt sich immer zu ihr.

So auch heute, zwei weitere übliche Verdächtige sitzen mit am Seerosenteich. Auch sie kenne ich flüchtig vom sehen dort. Er um die 70, schlank, Raucher, nervös und mit irgendwelchen neurologischen Schäden behaftet, die sein ganzes Gesicht regelmäßig zucken lassen, gerade, wenn er sich in Stimmung redet, was oft vorkommt. Die Dritte im Bunde ist jünger, in etwa mein Alter, also um die 60. Sie redet ohne Punkt und Komma, macht sich ständig kryptische Notizen in einem Block und hat etwas in ihren Augen, was mich vorsichtig formuliert zurückhaltend agieren lässt.

Er redet viel von Gott. Am Ende würde abgerechnet, meint er und fragt mich, glauben Sie an Gott? Schon, sage ich, aber mein Gott straft nicht. Nicht?, meint er. Nee, sage ich, wenn er gerade nicht bei mir ist, habe ich mich von ihm abgewandt. Wenn ich es zulasse und mein Ego auf seinen Platz verweise, dann isser bei mir. Ist schon eine verlässliche Größe, mein Gott. Und so entspannt sich ein kleiner theosophischer Austausch, wie ich ihn liebe.

Meine, wie sich herausstellt Jahrgangsgenossin dagegen ergeht sich in Unverständnis, hart an einer Schimpfkanonade vorbei, was die kommunalen Ordnungsbehörden einerseits sowie die Exekutive allgemein angeht. Die hätten ihr die Fahrerlaubnis einkassiert, und das ihr, die sie ihr Auto so geliebt hätte. Auch an Ärzten lässt sie kein gutes Haar, sie solle Medikamente nehmen, was sie aber nicht täte, alles ungesund, überhaupt.

Nun weiß ich, das hierzulande niemanden einfach so der Lappen abhanden kommt und in der Regel auch niemand anlasslos irgendwelche Medikation verordnet bekommt. Vorsichtig frage ich nach, um die Kommunikation in Schwung zu halten, was zur Genüge wirkt. Es folgt ein weiterer Schwall lautstarkes Unverständnis. Man dürfe hier gar nichts mehr, ihr Nachbar damals und so, sie hätte ihm Bescheid gegeben, noch nicht einmal beleidigend, nur eine kleine Ordnungsschelle, das sei doch weit weniger schlimm als manche persönliche Verunglimpfung. Eine Einschätzung, die sei ernst meint. Sie könne noch ganz andere Sachen, hätte mal Selbstverteidigung gemacht, meint sie, während sie blitzschnell aufsteht, sich vor mir aufbaut, ein Arm gerade auf mich richtet und mich mit einem irre glitzernden Augenausdruck bedenkt, den ich kenne, von vor langer Zeit. Andere Geschichte, da ging es um Tavor-Dauerkonsum einer Damenbekanntschaft und was passieren kann, wenn für einen Moment das Tavor-Lächeln Pause macht.

Ich nehme es gelassen und freundlich, weil ich schon wesentlich derangiertere Menschen getroffen habe, erzähle ein wenig von mir, wie ich einst zu meinem Glauben gefunden habe, so Sachen. Sie sitzt längst wieder und wir plaudern weiter, nur scheinbar belanglos, denke ich.

Sie wirken so ruhig, sind Sie vielleicht Lehrer, fragt der Nachbar. Höre ich auch nicht zum ersten Mal, möchte ihn gerne an die Liebste verweisen, die das mit dem ruhig-sein glaubwürdig richtig stellen könnte, was sie natürlich nie tun würde. Nee, sage ich, Industrieschauspieler, kriege auch keinen Lohn, eher Gage und wir haben Spaß, bevor meine Uhr mir rät, so langsam an den Heimweg zu denken. Den lege ich zu Fuß zurück, ein leichtes Übermaß an Plauderei produziert bei mir Bewegungsdrang.

Bis zum nächsten Mal, bei schönem Wetter.

Freitag, 230519

Milieustudie.

Wenn es passt, nehme ich sie frühmorgens mit zur Arbeit. Sie ist 47, hat 7 Kinder, von denen 6 noch daheim wohnen sowie mehrere Putzstellen und wundert sich über gelegentliche Schwindelattacken. Ich plaudere gerne mit ihr, trotz mannigfaltiger Herausforderungen hat sie etwas Strahlendes in ihrem Wesen., lacht oft und ehrlich.

Sie telefoniert mit ihrer kleinen Schwester in Afrika. Der Mann macht sich lustig, weil sie die kleine Schwester ständig Cherie nennt. Sagen doch Liebende zur Frau. Sie entgegnet, kleine Schwester bliebe immer kleine Schwester. Männer könnten andere Frauen haben und dummes Zeug machen, gleiches Blut bliebe immer gleiches Blut. Darum Cherie – auf ewig.

Nachvollziehbare Logik, denke ich. Auch ohne Geschwister. Mit Kosenämchen habe ich, haben wir dagegen es eh nicht so. Wenn ich manchmal höre, wenn auf freier Wildbahn Frauen ihre Männer Schatz nennen, muss ich grinsen. Wort wie ein Joker – passt immer und birgt keine Stolperfallen in Sachen unpassender Anrede. Dazu die Phonetik. Schatzzzz – so ein Geräusch macht in etwa ein gekonnt geworfenes Messer, das vibrierend in einem hölzernen Türrahmen stecken bleibt. Heinrich Böll fällt mir ein, Der Mann mit den Messern. So Assoziationen … Schatzzz ….

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Und – bildhafte Himmelfahrtsnachlese.
Botanischer Garten Wuppertal.

Zum Schluss – heute 14.00 isses wieder soweit: Neumond. Ich gehe Blut spenden. Wenn schon Leere, dann richtig.

🍄

Sonntag, 220612

Gestern war Ölbergfest, wir waren nur mal kurz schnuppern, uns war es zu voll. Bilder gibt es beim Wassertiger, dort habe ich das 30fache Datenvolumen und kann es mir leisten, die Bilder in voller Größe zu veröffentlichen. War jedenfalls eine schöne rund, derweil hier der Bär tobte.

Sonst so? Bei ARTE gibt es eine gute Doku zum Thema gehen, sehr umfassend. Was die Wirkung auf die Psyche angeht, das kann ich nur bestätigen. Ist mir in den vergangenen zwei Jahren sehr bewusst geworden, wie gut es mir damit geht, wenn ich mich genügend bewege.

Werde ich heute fortsetzen 🙂

Sonntag, 200614 – früher Abend

Ohne jede Erwartung fahre ich eine kleine Runde Rad, wieder einmal in den botanischen Garten, den Wetterradar im Auge. Es geht flott, keine 20 Minuten bis dahin. Ich nehme auf einer Bank am Teich neben einer etwas älteren Dame Platz, packe meine Thermoskanne aus. Oh, Selbstversorger, sagt sie, während sie mich freundlich aus kleinen, blitzenden grauen Augen, gerahmt in immer noch oder immer wieder blonden Haaren, mustert. Worauf ich um Verzeihung für meine Unhöflichkeit bitte, ihr in Ermangelung eines zweiten Bechers nichts anbieten zu können. Sie wolle eh gerade los, sagt sie, wegen ihrem Garten – das Wetter, sie müsse schauen, ob sich im Winde nichts verselbstständigen könne … ich bitte darum, doch noch einen Moment zu bleiben. Und so tauschen wir noch ein paar Sätze über das Wetter, während ich über die tiefen, aber feinen Linien in ihrem Gesicht staune, bevor sie aufbricht. Jedes ältere Gesicht ist ein kleines Kunstwerk – erzählt Geschichten aller Art, regt die Phantasie an.

Was bleibt, ist das Rauschen der riesigen Rhabarberblätter im auffrischenden Wind, vermischt mit türkischen Wortfetzen im Hintergrund. Zeit, für den Heimweg, sagt die Wetter-App.

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Kleine Runde

Botanischer Garten, Wuppertal.

Oben ist noch nicht so viel lose…

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Weiter unten dagegen schon – der Elisenturm.

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Interessante Muster, hier im Gewächshaus:

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…oder draußen in Blau.

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Achtung, ein Suchbild.
Finde den Fehler.

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Zum Schluss noch ein Schnappschuss vom Wegesrand.
Tolles Holz-Rad.

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Detail-verliebt: Das Ding da am Sattel ist eine Rückleuchte aus Silikon – schwingt während der Fahrt lustig auf und ab im Fleisch-farbenen Licht. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich mal im Netz danach gesucht habe … und dann für mich entschieden habe, solche Gags den Jüngeren zu überlassen 🙂

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Wird langsam …

…das mit dem Frühling.

So gesehen heute auf der ersten kleinen Ausfahrt mit dem neuen Rad. Neben Licht, Luft und zumindest kein Regen konnte ich die absolute Laufruhe der frisch gefetteten Radnaben genießen. Hat sich das Gefummel also gelohnt.

Die Bilder sprechen für sich…

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Schwarz-Weiß geht auch gut…

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