Sonntag, 231001

Freitag Abend, auf dem Heimweg zu Fuß hier im Kiez. Die steile und teils kurvige Hochstraße will überquert werden, die Ampel ist aus und sowieso nur für Kinder und Greise. Ich höre den Lärm der Sirenen schon, unterschätze aber die Geschwindigkeit des nahenden Notarztwagens, während ich noch knapp vor ihm über die Straße hüpfe. Wie einer mit 61 so hüpft.

Das wäre es jetzt noch gewesen, denke ich. Der notorische Sarkast wird vom Notarztwagen überfahren, gleich unterhalb der beiden größten Friedhöfe hier. Ich liebe den Humor meiner höheren Macht und bin zugleich dankbar, einmal mehr davongekommen zu sein, wie man so sagt. Wobei Davonkommen schon mehrdeutig ist.

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So, genug Besinnliches, flach kann ich auch. Dem Netzfund unten sei Dank durfte ich gestern Abend milde lächelnd einschlummern (Man beachte auch die unten stehenden Worte).

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Und zum Schluss noch ein paar romantische Touri-Bilder aus dem Tal der Wupper. Restlicht und so.

Donnerstag, 210715

Land unter im Tal der Wupper, das ist seit dem Bau der Wuppersperre 1987 noch nicht vorgekommen. Die Nacht lief die Sperre wohl kurzzeitig über, jedenfalls mussten die Betreiber in kurzer Zeit eine große Menge Wasser ablassen, um schlimmeres zu verhindern. Wir wohnen am Berg, diesmal blieb sogar der Keller trocken. Weiter unten sieht das teilweise nicht so gut aus.

Sonst so?

Dienstag war ein freier Tag. Ich hätte sonst was erledigen können, tat ich aber nicht. Traf mich mit einem Jugendfreund, nebenan, in Remscheid. Das wird übrigens mit einem kurzen „e“ ausgesprochen, Nicht-Eingeborene machen da gerne „Rehmscheid“ draus. Wie auch immer. Habe lange in der Stadt gewohnt und komme so nach Jahren mal wieder dort hin.

Zwei nette ältere Herren mit Tagesfreizeit treffen sich. Es gab einen nichtöffentlichen Teil, sozusagen, und einen öffentlichen, beim Spaziergang in der Stadt und umme Ecke, in der Eisdiele. Da saß schon wer, einer der üblichen Verdächtigen. Man kennt sich, großes Hallo. Stühle-rücken, setzt euch, töttern (das ist Solinger Slang und meint Smalltalk machen) Der geneigte Leser erinnert sich, ich übe mich gerade in Sachen flach, das kann durchaus erheiternd sein, zeitweise. Und lustig hat es nicht so oft, also üben.

Der Verdächtige hat dito Tagesfreizeit und ist neugierig. Kennt er doch den Kumpel nur ohne Begleitung oder wenn, dann in Begleitung seiner Konkubine, die aber heute verhindert ist. Woher kennt ihr euch, wird gefragt. Wuppertal, Remscheid?

Nein, sage ich. Das war göttliche Fügung. Es begab sich einst im Jahre des Herrn 1969, mein Vater parkte seinen ersten Wohnwagen in den finsteren Wupperbergen nahe einer Hofschaft. Da gab es nur ein paar Hunde und halt Freund A., genau zwei Monate jünger als ich. Die Hunde wollten nicht mit mir spielen, trotz Kotelett um den Hals. Da blieb nur A. übrig und seitdem kennen wir uns.

Gelächter, der Verdächtige hat keine weiteren persönlichen Fragen mehr und das Gespräch verliert sich im Ungefähren, was uns allen recht ist. Fazit: Ich könnte mich daran gewöhnen, zumindest zeitweise mal so richtig nichts zu tun außer dem Herrn die Zeit stehlen, in einer Remscheider Eisdiele. Töttern, Leute angucken. Mich in der deutschen Sprache üben: Lass mich arbeiten oder lass mir arbeiten? Lass andere arbeiten, so heißt das!

Der winkende Grüßonkel in Miniatur bin übrigen ich…

Remscheid, Theodor-Heuss-Platz, städtische Webcam…

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Sonntag, 210711

Vollständiger Impfschutz ab heute. Mich lässt das erstaunlich unberührt, angesichts der Tatsache, keine Lust auf gesellschaftliches Trallalla zu haben. Aber zu können, wenn man nur wollte, das finde ich gut. Manche haben aus diesem Grund eine scharfe Waffe daheim. So Analogien veranlassen zur gedanklichen Abdrift, also schnell wieder zurück, schließlich ist heute Sonntag und ich habe am Nachmittag soziale Kompetenz zu beweisen.

Menschen besuchen, die ich nicht kenne, Kontakte der Liebsten. Wurde schon gewarnt, nicht zu tief zu schürfen, schön an der Oberfläche zu verweilen. Flach kann ich auch, meine Lieben wissen das, foppen mich gelegentlich ob meines speziellen Humors. Sorry, sage ich dann, bin halt Kind meiner Zeit und außerdem echt simpel gestrickt, mitunter. Ok, flach mit Niveau also. Sonntäglich halt, und nach Möglichkeit nicht mit dem Kinski-Shirt, kann da nur hoffen, dass jenes nicht auf dem Stapel Shirts obenauf liegt. Ein Zeichen, Herr, ich folge, Nee, würde nicht zum Sonntag passen. Und nicht zur gemutmaßten sozialen Kompetenz, will ja nicht mit der Tür ins Haus fallen und den Rahmen noch gleich mitnehmen, in alter Frische. Natürlich gibt es bestimmt etwas, was ich lieber täte, aber wenn ich fertig bin mit darüber nachzudenken, was genau das denn sein könnte, ist es wieder Zeit für Tageschau oder so. Jedenfalls später am Tag. Also gehe ich mit und übe den Umgang mit der eigenen Gattung. Kann nicht schaden, um des sozialen Wachstums willen.

So. Die flachen Achtziger. Wenn schon, denn schon. Release 1985, laut Netz. Ein seinerzeit von der Presse verrissenes Album, so`n Außenseiter-Ding. Na dann.