Sonntag, 211031

Es heißt, in der Stille findet sich Frieden. Das kann sein, muss aber nicht. Heute früh zum Beispiel war ich um halb Sechs hellwach, konditioniert auf frühe Leistung und durcheinander von der unsäglichen Zeitumstellung. Keiner will sie, aber alle machen mit, weil man sich nicht einigen kann, ob denn nun das ganze Jahr Sommerzeit oder Winterzeit sein soll. So langsam isses mir scheißegal, Hauptsache ihr macht etwas. EU – ist ja berüchtigt für ihre grandiosen Kompromisse, darf es vielleicht eine halbe Stunde vor sein, im Frühjahr? Dann ist einmal so richtig Punk, bis auch der Letze geschnallt hat, wie spät es ist, und dann ruht still der See, stumm vor Glück. Boah … und ja, ich bin überzeugter Europäer und Weltenbürger. Wer fair und mit möglichst wenig Protektion Handel betreibt, bringt sich zumindest nicht so schnell gegenseitig um. Hat sich ja irgendwie bewährt, zumindest, was den Handel und das umbringen angeht. Von Moral und gemeinsamen Werten sollten sie allerdings angesichts der zahllosen unmenschlichen Zustände an den Rändern aufhören zu reden.

Eine „bessere Welt“ – ich glaube daran, dass sie möglich ist. Graswurzelarbeit, damit fängt es an. Hier vor Ort, mit der eigenen Sippe, den Nebenanskies, dem Scheff, dem Vermieter. Und vorneweg mit dem eigenen Selbstverständnis, „wie dich selbst“ und so weiter. Nur heute, da darf man eine kleine Ausnahme machen, ist ja Halloween. Danke für den genialen Netzfund, Marion.

Und noch etwas zur Feier des Tages, ein gekonnter Mix aus Allmachtsphantasien vom Feinsten, Macho-Gehabe sowie spezieller Ausgeh-Kultur. Wenn schon, denn schon.

Samstag, 211030

Samstägliche Zwischenzeit, man kennt das. Zeit für einen Blogeintrag, auch auf die Gefahr hin, von WP wieder einen Lauf angedichtet zu bekommen. Draußen fährt lärmend so ein Blätteraufsammelteil den Berg herauf und herunter, das Geburtstagskind samt Familie üben sich noch in verkommener Gemütlichkeit. Danke, liebe Fabulierlust, unter anderen auch für diesen genialen Ausdruck! Ich liebe eine kräftige Sprache, die das zu sagende kurz und knapp auf den Punkt bringt. Lyrische Schnörkel und Schleifchen drum lese ich auch sehr gerne und bewundere dies, kann ich leider so nicht. Meine zarten Versuche, zu dichten, mündeten meist in arg konzentrierter Prosa, eine Art ätzende Sole, die nicht gefallen möchte. Das ist dann so.

Sonst so? Von Idealen war die Rede, neulich, in einem Kommentar. In Bezug auf dem, was so möglich ist, zwischen zwei Menschen. Ein Thema, das mich schon länger beschäftigt, werde ich doch meinen eigenen Idealen nicht oder besser eher selten gerecht. Und nein, ich bin durchaus eine treue Seele, es geht mehr darum, in wieweit ich selbst dazu in der Lage bin, das zu leben, wonach mich einst die Sehnsucht trieb. Ernüchterung macht sich breit, verbunden mit einem steten hinterfragen der einstigen Ideale. Das ist nicht so dramatisch gemeint, wie es möglicherweise klingt, wahrscheinlich ist es ein sehr natürlicher Prozess, den viele Menschen durchlaufen. Und abhauen ist keine Option, war es in dem Kontext nie.

Fein darstellen lassen sich diese und andere Diskrepanzen in kleinen Bastelarbeiten, genannt Farbtiefenreduktion, das geht gut beim IRVAN-Bildbetrachter. Dort lässt sich aus einem möglichst kontrastreichen Bild eine pure schwarz-weiß-Darstellung kreieren. Ich muss immer grinsen, bei diesem Wort, erinnert mich irgendwie an eiern, sorry. In dem Sinne – ich eiere, also bin ich, frei nach sonst wem. Licht und Schatten, Hell und Dunkel Bild-gewordene Polarisierung. Mir gefällt es.

Und zum Schluss noch Musik zum Thema Intensität, auch wenn mir sonst solche Veranstaltungen am Arsch lang gehen (nach 2.05 Minuten lässt sich gut abschalten)

Freitag, 211029

Ein freier Freitag, wenn ich mal von dem gleich anstehenden Besuch des GWS-Installateurs absehe, der die jährliche Heizungswartung durchführt. Eine Gas-Therme, klassisch. Betrieben mit Gas aus Russland, aus Speichern, die kurz vor dem Winter nur zu 10% gefüllt sind, weil eine hunderte Milliarden teure Pipeline aus politischen Verhinderungsgründen seitens der designiert mitregierenden Grünen im Verbund mit den Amerikanern, die wiederum ihr eigenes Flüssiggas loswerden möchten, nicht in Betrieb genommen werden soll. Es werden geschäftspolitische Argumente vorgeschoben, von wegen Betreiber- und Liefergesellschaft identisch und so. Stimmt alles, ist aber kein Grund, die Betriebsgenehmigung einer solchen Anlage zu verweigern. Natürlich könnten die fast leeren Speicher auch über die bestehenden Pipelines gefüllt werden, das wiederum ist die politische Antwort der Russen. Geben und nehmen, im Kleinen wie im Großen. Über die Grünen ließe sich noch so viel sagen, ich habe sie selbst lange gewählt. Später vielleicht.

Sonst so? Es ist Herbst vom Feinsten. Auch heute soll es noch einmal Farbenpracht pur geben. Wir haben volles Haus, ein mir lieber Skorpion begeht morgen Geburtstag. Wenn der Brenner sauber ist und die Bäuche gefüllt, gehen wir wieder vor Tür. So wie gestern schon.

Kiez im Bilderbuch-Herbst:

Zwei Halbschattengewächse:

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Donnerstag, 211028

Wer allein werkelt und außer der Reihe einen Tag frei haben möchte, muss sehen, wie er die Arbeit erledigt. Ist aber alles in allem machbar und Zeit für ein paar dürre Worte im Blog findet sich auch noch. Kann also so wild nicht sein.

Die Wirklichkeit, die Realität. oder das, was Mensch gemeinhin dafür hält, war gerade nebenan bei Alice ein Thema. Ein Wesensmerkmal der so genannten Realität ist ja, dass sie uns nicht fragt, ob sie uns gefällt. Herausforderungen aller Art tun sich auf, lediglich die bertreffenden Lebensbereiche ändern sich mit der Zeit. Oder bleiben gleich und verlagern sich. Schmerzen, gleich ob körperlich oder seelisch, lassen mich innehalten, langsamer werden. Flüchten kann ich, möchte ich aber nicht mehr. Wohin auch? Also stehen bleiben, hinschauen, annehmen. Gleich, ob es sich um veränderte Beziehungen aller Art handelt oder um das letzte große Mysterium, den Tod. Besser gesagt, den mitunter sehr weiten und langsamen Weg dorthin.

Stehen bleiben hilft (mir). Vor Lebensumständen wie vor Menschen. Hier bin ich, Herr. Hineni. Immer wieder, bis zum letzten Gang. Stehen bleiben bedingt manchmal auch Gegenwehr, mit den Füßen fest auf dem Boden. Manchmal braucht es Biegsamkeit & Elastizität, ebenso erdverbunden. Manchmal auch gehe ich für eine Moment in die Knie, dann ist das so.

Da war doch noch was – richtig, Arbeit. Die Arme sind bandagiert, kann losgehen. Weiter gehen.

Montag, 211025

Bilder vom Samstag.

Kassel – bei richtig gutem Wetter. Eine Stadt, die im letzten Krieg stark zerstört wurde, man sieht im Innenstadtbereich nur wenige alte Häuser. Dennoch – allein die Wilhelmshöhe ist eine Reise wert, wie die Bilder weiter unten zeigen. Etwas morbid und gruselig wie so vieles Wilhelminische, aber schon einzigartig. Leider fließen die Wasserspiele nur im Sommerhalbjahr an bestimmten Tagen zu bestimmten Zeiten´, es hat sogar ein Viadukt, alles nur der Romantik wegen, ohne Funktion. Mein praktischer Sinn ließ mich zuerst an die Reste einer Wasserversorgung denken, Info-Tafeln belehrten mich eines besseren. Man kann natürlich dem ganzen Stein-gewordenen Trugbildern einen Sinn verpassen, wenn man die Romantik als sinnbehaftet sieht. Kommt irgendwie hin, mit ein paar Klimmzügen im Kopf. Jedenfalls sehenswert, das Ganze, wenn auch eine ewige Baustelle. Je näher man beim Anstieg dem „Herkules“ kommt, desto hässlicher wird das ganze Gebilde, das, so scheint es, nur noch von Balken, Gerüsten und Stahlstützen zusammengehalten wird. Macht halt viel Arbeit, so ein Weltkulturerbe.

Auf dem Weg zur Stadtmitte.

Was treibt mich nach Kassel, was treibt mich überhaupt aus dem Haus? Nette Menschen hier aus dem Blogland, die wir uns dort trafen und bei guten Gesprächen die Höhe erklommen. Treff war ein Cafe mit leckerem Frühstück, echt empfehlenswert, aber mit Reservierung, weil gut besucht.

Mit der Straßenbahn ging es dann zum Fuß der Wilhelmshöhe, ab dort durch einen schönen, weitläufigen Park bergwärts.

Das „Viadukt“…

Ein Suchbild

Der Blick von oben ist phantastisch.

Bilder vom Wegesrand.

Zum Ende kratzt sich der Herkules gedankenverloren den Arsch, so scheint es. Mangels Teleobjektiv lasse ich das mal so stehen, wer möchte, kann das gerne nachlesen (irgendwas mit Äpfel).

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Samstag, 211023

Der 23ste, eine Schicksalszahl für mich, der ich mich über Numerologie lustig mache. Meine erste Frau und mein großes Kind haben an einem 23ten Geburtstag, astrologische Grenzgänger, die sie sind. Es gab auch mal einen guten Film zur Zahl. Kult, wie ich finde. Den haben mein Sohn und ich irgendwann im Programmkino gesehen, Anfang der Nuller. Ein entsprechendes T-Shirt musste dann auch her, für ihn. Lange her. Und – jeden Morgen nehme ich 23 Tropfen Kreuzkümmelöl zu mir. Plus/Minus 1 Tropfen als Toleranz. Das muss so sein, weil das Glanz auf`m Köttel macht weil es der Verdauung förderlich ist. Manchmal reden die Liebste und ich über Zwangsstörungen und haben gemeinsam viel Spaß mit meinen nicht enden wollenden seltsamen Gewohnheiten. Pathologisch isses eher nicht, sagt sie, also weiter so.

Sonst so? Gleich geht es raus, früh für einen Samstag. Kein Routine-Samstag wegen einer kleine Reise. Ich freue mich drauf, der Höhlenbewohner goes Bloggertreff.

Und – Fundstück bei FB. Den Autor kannte ich noch nicht. Erinnert mich an die Anfänge meiner Trockenheit, ein Lebensgefühl, das sich manifestiert hat.

24 Stunden am Tag.

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Mittwoch, 211020

Alltag – Werktag. Alles wie immer, Öl-verschmierter Werkstattboden, gemeinsam mit mir gealterte Maschinen, der Geruch von Kühlwasser und verbrannten Stahl. Zeit-Korsett, das nach Beständigkeit ruft. Fluch und Segen gleichermaßen. Gut, noch ein paar Bilder vom Sonntag zu haben.

Wuppertal, hinterm Funkturm, nördlich Westfalenweg.

Zurück zur Werkstatt – ich muss mal mit den Jungs reden, wie die Muse sie wohl geküsst hat, bei dem Liedchen. Wenn ich mir den verreckten Estrich hier betrache – so muss Poesie entstehen. Schon mal gebloggt, aber gerne nochmal:

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Sonntag, 211017

Es wird nicht richtig hell, aber ein freier Tag, immerhin. Nach einer Arbeit-freien Woche, die in der Hauptsache aus Arztbesuchen bestand. Ebenso hat das Autochen frisch Werkstatt, TÜV & Winterräder, sauber ist er auch mal wieder. Was so liegenbleibt.

Darüber hinaus mache ich mir Gedanken um den Wassertiger. Wird kaum noch beschrieben, von mir, der Blog, so recht weiß ich auch nicht, in welche Richtung es gehen könnte. Persönlich war es ja schon immer, dort. Einfach vom Netz nehmen wäre zu schade, 8 Jahre Autobiographie und Gedanken einfach so in die Tonne geht so auch nicht. Und sei es nur für meinen Sohn, falls der das irgendwann mal lesen will. Andere vererben Häuser und Geschäfte, ich Bücher und Gedanken, irgendwann mal.

Also – wie sichert man einen selbst gehosteten Blog? Die große Suche im Netz beginnt, ich lerne, es gilt eine Datenbank als Ganzes, die quasi die Umgebungsstruktur darstellt, zu sichern, sowie die WordPress-Ordner und Dateien. Das sind viele, über 9000, wie sich herausstellte. Mein Datendealer gestattet keinen Ordner-Download, geschweige denn Unterordner mit was drin. Nur einzelne Dateien gehen ?!? Das ist so, lese ich. Um das komfortabel zu lösen, braucht es ein kleines Programm, das mit den FTP-Zugangsdaten (der Dealer stellt sie übersichtlich bereit) gefüttert wird und danach ähnlich wie der Windows-Explorer ein löschen, kopieren und überschreiben via Copy & Paste gestattet. Zwei Telefonate mit dem Support, der sehr speziell ist, bringen Klarheit über ein gut zu verwendendes Programm und eine saubere Downloadseite. Der Support – schon witzig. Hatte schon einige Male die Erfahrung gemacht, erst beim zweiten Anruf wirklich ernst genommen zu werden, dann aber sehr zuvorkommend und freundlich. Jedenfalls hat alles gut funktioniert und ich habe nun eine brauchbare lokale Datensicherung.

Hmm – vielleicht doch stehen lassen, aber dann mal modernisieren. Anderes Theme, die letztaktuelle WordPress-Version mit allen modernen Feature. Wie das im einzelnen geht, steht hier gut beschrieben. Geht bei vorhandener Funktion automatisch, aber gerne mal mit einigen Problemen. Manuell ist sicherer, wenn man weiß wie. Manche Ordner und Dateien müssen gelöscht/überschrieben werden, andere dürfen das auf keinen Fall. Aha…könnte spannend werden. Die aktuelle Version ist gezogen, was genau ersetzt werden muss, ist geklärt, ein brauchbares Backup vorhanden. Fehlt nur nur der Mut, anzufangen. Vielleicht 😉

Sonst so? Es gab gestern einen schönen Abendspaziergang mit einigen herbstlichen Bildern. Die Größe der Runde (fast 12 Km bei knapp 15000 Schritten) war so nicht geplant, darum war auch kein GPS dabei. Jedenfalls ging es über den Wuppertaler Nordhang hinaus, jenseits der Wasserscheide Wupper/Ruhr über Felder und durch Wälder Richtung Dönberg und von dort wieder Downtown.

*Laufen ist der Versöhnung mit dem schwarzen Vogel förderlich. Es dauert, ist wie alles, was nicht sofort und auf der Stelle wirkt, für einen Menschen mit Suchtstruktur immer wieder eine Herausforderung, aber es funktioniert, das kann ich versichern. Licht, Luft, manchmal sogar Sonne und Bewegung machen den Gefiederten friedlich.*

Freitag, 211015

Nächtliche Rituale.

Meine Schlafstätte ist eine Couch. Nächtens kommt die Kleine mich besuchen, weil sie das schon immer so gemacht hat. Aber nicht einfach so, nein. Ich muss in einer ganz bestimmten Position liegen, auf meiner rechten Seite nämlich, mit Bauch und Gesicht zur Rückenlehne. Liege ich anders, wird so lange Gedöns (scharren, grabbeln, buddeln, laut gurren) gemacht, bis ich mich gefällig positioniere. So entsteht eine Kulle zwischen meinen Bauch und der Lehne, die sie über alles liebt. Vom meinem Körper huscht sie dann auf die Lehne, von hier aus möchte sie eingeladen werden, mit leisen, freundlichen Worten und Fingerspiel am Bettlaken, dann hüpft sie hernieder und lässt sich bekuscheln. Aber auch nicht einfach so, ihr Kopf will in meine hohle Hand, das muss so und nicht anders sein.

Nach eine Weile wird mir der Arm lahm, je nach Grad der Schläfrigkeit mal früher oder später. Dann habe ich ihn unter ihren Vorderpfoten zu schieben und still zu verharren. Während der ganzen Zeit schnurrt das Fellbündel dunkel, wie aus dem Keller, durchgehend, ohne Punkt und Komma. Wie es weiter geht? Entweder gnädige Frau schlafen selbst ein, dann wird das Keller-schnurren erst leiser und geht dann in einem sehr süßen leisen Schnarchen über. Oder das schnurren bricht abrupt ab, weil sie irgend etwas gehört hat, das mehr Spannung verspricht als ihre augenblickliche Lage. Dann weiß ich, gleich isses soweit, dann springt sie auf und fort ist sie. Die dritte Möglichkeit besteht in dem Beginn einer ausdauernden und gründlichen Putz-Session, für meine eigene Nachtruhe die ungünstigste Variante. Da wird geleckt, geschmatzt, Schnurrhaare kitzeln beim steten auf und nieder meine nackte Haut und ständig wird sich neu positioniert. Das dauert so lange, wie es dauert, irgendwann haut sie ab und putzt anderswo weiter.

Auf ihre Weise ist sie sehr berechenbar, wenn man sie ein wenig kennt 🙂

Vorbild in Sachen Tiefenentspannung.
Siesta mitten in der Küche …

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