Sonntag, 230402

Nullsummenspiel

Am Morgen kaufe ich Lebensmittel ein. Die Butter ist sagenhaft preiswert, von sonst so um die 3.30€ nun jetzt gerade für 1.80€ zu haben, warum auch immer (ich lese keine Werbeblätter/Sonderangebote und dergleichen). Ich nahm reichlich mit, zum einfrieren. Mittags dann braucht es noch Katzensteine, so ein 18-Liter-Sack kostete bis vor einem halben Jahr noch 9€, manchmal im Angebot auch 7€. Dann stieg der Preis auf 10€, ok, dachte ich, kommt hin mit der allgemeinen Teuerung – um dann neulich 13€ pro besagten Sack berappen zu müssen. Alles in Butter, oder was?

Ich lese jetzt doch Werbeanzeigen.

Wir kommen mit nichts hier an und gehen wieder mit nichts. Dazwischen wird uns etliches leihweise überlassen, von dem wir sagen, wir haben es uns verdient, auf die eine oder andere Weise, oder es ist uns „zugefallen“, per glücklicher Fügung. Der Umgang damit oder die Sehnsucht danach, auch die daraus entstehenden Abgründe sind so vielfältig wie wir Menschen. Mit Erfüllung oder gar Glück kann Materie nicht zu tun haben, wenn ich an einen der unglücklichsten Menschen denke, den ich ein wenig kennenlernen durfte, ein ehemaliger Arbeitgeber von mir, Millionen-schwer. Dagegen steht eine Begegnung neulich – ein Mensch im fortgeschrittenen Lebensalter, der hier fremd ist, unsere Sprache nur in Fragmenten spricht, sich für seine 7 Kinder mit mehreren Bullshit-Jobs abrackert, vor Müdigkeit manchmal im stehen einzuschlafen scheint, aber dennoch ein derart strahlendes, helles Wesen hat, dass es mich tief berührt.

Es gibt sich also nicht, die eine Wahrheit, von den Grundbedürfnissen wie Frieden, frisches Wasser, saubere Kleidung und eine warme Behausung mal abgesehen – für uns (noch) Selbstverständlichkeiten, die andernorts Milliardenfach mit Füßen getreten werden. Muss jeder für sich selbst herausfinden, wie er am besten zurecht kommt, mit dem, was er hat. Etwas anderes ist es mit jungen Menschen, gerade jene, die daheim in dieser Richtung nicht viel Gutes vorgelebt bekommen. Mir fallen die vielen Gespräche mit meinem Sohn diesbezüglich ein, mein Streben, ihm die „Basics“ des Haushaltens damals zu vermitteln. Oder ich denke an die Gespräche mit meiner Mutter vor noch nicht langer Zeit, die im hohen Alter nach dem Tod meines Vaters erstmalig in ihrem Leben alleine haushalten musste, was ihr anfangs viel Unruhe bereitete. Ihr Jahreshaushalt passte auf die Rückseite eines Standard-Briefumschlags, die Klärung dessen dauerte keine 2 Stunden und wirkt bis heute.

Kann ich auch anderen weiterhelfen, später vielleicht? Analyse ist eines, das kann ich. An meinem Hang zur – beim Gegenüber manchmal gefühlten oder tatsächlichen Arroganz dagegen muss ich noch arbeiten. Es findet sich, bislang sind es nur Gedankenspiele für die Zeit nach meiner Werktätigkeit.

Musik hart am Thema.

Der Mammon sagt, man, sei ein schnöder
Doch ohne ihn ist’s noch viel öder
Im Westen, Osten oder Süden
Überleben nur die Liquiden

EAV – Geld oder Leben – Lyriks komplett

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Ganz anderes Thema.
Vom zurückbleiben
HIER beim Wassertiger

 🍄

Freitag, 230324

Erkenntnis:

Nicht nur lebendige Geschöpfe, auch die Dinge brauchen achtsame Berührung, ja mitunter gar Zärtlichkeit. Und wieder Dualität – die einen, weil sie ansonsten schnell(er) außer Funktion geraten und/oder an Ansehen einbüßen – die anderen, weil sich sich nur so berühren lassen wollen. Scharfkantiger, noch nicht entgrateter Stahl zum Beispiel. Der hat etwas Katzen-artiges an sich – falsch angefasst gibt es Kratzer. Und jetzt höre ich auf, den Tag vor dem Abend zu loben.

Entschluss:

Genug an mir selbst gelitten. Profaner Nebensatz mit Gewicht, gut versteckt zwischen Banalitäten. So fällt er nicht auf, der Satz, Bedeutendes muss sich tarnen. Nach dem Entschluss folgt die praktische Umsetzung, die wieder aus vielen kleinen Nebensätzen besteht.

Und – eine neue Folge Milieustudie. Heute: Niemand ist eine Insel und keiner ist allein. Auch beim kacken nicht. Vorteil – man wird weder vollgequatscht noch zum Smalltalk genötigt.

*

Zum Schluss – scheint dem Einzelhandel die Sonne. Wenn schon sonst nix los ist. Inflation, Konsumverweigerung und Onlinebestelleritis sorgen für entspanntes Bummeln in der City, ähnlich wie im Lockdown. Irgend etwas ist ja immer. Alle sagen, kaufen macht nicht glücklich. Ja aber – was, wenn das Schule macht. Keine Arbeit, kein Brot im Haus, dann macht nicht-kaufen unglücklich, derweil sich Geld und Dinge bewegen müssen. Auch keine Lösung; wenn Konsum schon nicht glücklich macht und kein Konsum auf Dauer auch nicht – vielleicht einfach mal drüber nachdenken, was genau ich haben möchte. Und warum/wie oft undsoweiter.

Musikalische Späterziehung, hart am Thema.

Wurstparadies, lese ich gerade.
Gilt nicht für Schweine.

🍄
Pilz ohne Sinn,
hat das Sternchen ja auch nicht.


Die Balance — miasraum

Menschen, die alles haben, zumindest materiell gesegnet zu sein scheinen, neigen dazu, nicht genug zu bekommen. Ein mir vertrauter Zustand, auch aus meiner eigenen Geschichte. Ein Zustand, den ich auch aktuell immer wieder erleben muss, bei anderen.

Genug ist der Schlüssel …

Danke für das zeitlose Dostojewski-Zitat, liebe Mia.

~

Zwischen Tag und Abend nachgedacht: Das Leben würde ja wirklich weniger Spaß machen, wenn alles immer einfach wäre und alles immer reibungslos verlaufen würde. Wir würden das Gute gar nicht zu schätzen wissen, es irgendwann auch gar nicht mehr wirklich registrieren und wir wären weniger achtsam mit uns und unserem Leben.Es ist immer die Mischung,…

über Die Balance — miasraum