Samstag, 200710

Viel zu sagen gibt es wenig. Gleich muss ich wieder raus, Kaufmannsladen. Kauffrausladen. Kaufrauschladen. Jedenfalls raus, unter Menschen. Unvermeidlich, wegen Hunger.

Sonst so? Lebensprinzip Wachstum durch Krise – so war das bislang immer. Rückblickend kaum zu glauben, dass es wirklich stets nach vorne ging, natürlich nicht ohne vorher so richtig in die Tiefe zu stürzen.. Andere können das auch, siehe Einstein. Ok, in der Liga spiele ich nicht, aber so Treffer kenne ich nur zu gut. Aus Schaden wird man klug, heißt es volkstümlich. Oder tot, auch eine Option. Dazwischen ist natürlich eine Menge Raum für alle möglichen Varianten, je nach persönlicher Neigung.

Ich gehe dann mal Ball spielen.

Und – die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Daseins. Unverdächtiger Katzencontent geht immer. Nur scheinbar flach, von denen lässt sich einiges lernen. Von der hier sowieso, und sei es nur die Erinnerung an eine fellige Rasur.

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Donnerstag, 210708

Gendern.

Es wird sich gestritten und empört, auf Seiten derer, die auf den verbalen Unterscheidungen bestehen und jene, die alles so lassen wollen, wie es ist. So einer bin ich übrigens auch, nicht, weil ich etwas gegen Gleichberechtigung habe, sondern weil mich der verhunzte Lesefluss stört.

Nun bin ich ein eher Lösungs-orientierter Mensch und habe nachgedacht. Im Tal der Wupper gibt es eine wunderbare Regelung, was den alljährlichen Karnevalszug angeht. Ja genau, der Rosensonntagszug, der, bei dem, wenn man vorne das erste Funkenmariechen bestaunt, hinten schon die Jungs von der Müllabfuhr sehen kann. Unser sehr überschaubarer Karnevalszug also, der alljährlich, sofern gerade kein Krieg oder Corona, zu sehen ist.

Bevor ich jetzt komplett vom Thema abkomme – was hat der Wuppertaler Karnevalszug mit dem Gendern der 20er Jahre unseres Jahrhunderts zu tun? Er bietet einen famosen Lösungsansatz. Dazu muss man sich die Entstehungsgeschichte der Stadt Wuppertal etwas genauer anschauen. Einst bestand das heutige Stadtgebiet aus den beiden ehemals selbstständigen Städten Elberfeld und Barmen sowie das Drumherum auf den Höhenzügen und so, Details würden Auswärtige nur langweilen. Nach der Gründung der Stadt Wuppertal anno 1929 gab es Streit. So ziemlich über alles, selbst der Name der Stadt war umstritten. Und natürlich der Karnevalszug der nun vereinten Stadt. Sollte er von Barmen nach Elberfeld ziehen oder andersherum und wie wäre die jeweilige Botschaft dann zu deuten? Irgendwer ist immer angepisst, also fand man die salomonische Regelung, in dem einen Jahr den Zug von Barmen nach Elberfeld ziehen zu lassen und im nächsten Jahr dann genau andersherum. Das funktioniert seit fast einhundert Jahren tadellos, zu allgemeiner Zufriedenheit, und das heißt etwas, im Tal der Wupper, das sonst eher dem bekannten kleinen gallischen Dorf ähnelt.

Also? Ein Jahr wird gemännert, dann dürfen sich in alter Frische die Frauen mit gemeint fühlen und im Jahr darauf wird gefraut, dann dürfen sich auch die Männer mitgenommen fühlen. So kommt keiner zu kurz und unsere Sprache hört sowie liest sich etwas weniger Scheiße, alles in allem.

Un nu – Unterschriftenliste, Petition, wer macht mit?

Dienstag, 200728

Jetzt ist es soweit. Bin nun einer, über den ich früher meine Scherze gemacht habe. Eine Stockente, richtiger Weise gegendert ein Stockerpel. Weil zu steif in den Schultern, habe ich mir so ein paar Stöcke zugelegt. Theoretisch wusste ich schon bestens Bescheid, zahllose Youtube-Tutorials lassen grüßen. Ist auch nicht wirklich schwierig, unterstützen die Dinger doch lediglich die natürlichen Armbewegungen beim gehen. Fühlt sich harmonisch fließend an und ist ein wenig schweißtreibender als normales gehen. Hat etwas, solcher Art werde ich mich jetzt öfter locker machen.

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Apropos „schwierig“ – das ist out, „negative“ Wortwahl allgemein. „Herausfordernd“ klingt um Längen besser und wenn irgend etwas mal nicht ganz so gut lief, dann ist es nicht schlecht, sondern suboptimal, das klingt doch nicht ganz so Scheiße ungut… anbei ein netter Zeitungsartikel aus der „Wuppertaler Rundschau“ zu dem Thema. Der Zustand unserer Schwebebahn ist bekannt auch eher „herausfordernd“. Müßig, zu erwähnen, was ich davon halte, komme ich doch aus einer Zeit, in der noch Klartext gesprochen wurde und das gerne kräftig. Wenn ich dennoch danach strebe, negative Wertungen zu meiden, dann um der Reinheit meiner Seele willen, wozu allerdings auch gehört, die Dinge gelegentlich deutlich beim Namen zu nennen.

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Sonst so? Eine der ersten Erkenntnisse als frisch gebackener Stockerpel ist – das photographieren wird mit den Handschlaufen an den Dingern „herausfordernder“, was mich nicht daran gehindert hat, ein paar dunkle weniger helle Ecken des benachbarten Kiezes mal in schwarz-weiß festzuhalten. Hat auch etwas.

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