Gendern.
Es wird sich gestritten und empört, auf Seiten derer, die auf den verbalen Unterscheidungen bestehen und jene, die alles so lassen wollen, wie es ist. So einer bin ich übrigens auch, nicht, weil ich etwas gegen Gleichberechtigung habe, sondern weil mich der verhunzte Lesefluss stört.
Nun bin ich ein eher Lösungs-orientierter Mensch und habe nachgedacht. Im Tal der Wupper gibt es eine wunderbare Regelung, was den alljährlichen Karnevalszug angeht. Ja genau, der Rosensonntagszug, der, bei dem, wenn man vorne das erste Funkenmariechen bestaunt, hinten schon die Jungs von der Müllabfuhr sehen kann. Unser sehr überschaubarer Karnevalszug also, der alljährlich, sofern gerade kein Krieg oder Corona, zu sehen ist.
Bevor ich jetzt komplett vom Thema abkomme – was hat der Wuppertaler Karnevalszug mit dem Gendern der 20er Jahre unseres Jahrhunderts zu tun? Er bietet einen famosen Lösungsansatz. Dazu muss man sich die Entstehungsgeschichte der Stadt Wuppertal etwas genauer anschauen. Einst bestand das heutige Stadtgebiet aus den beiden ehemals selbstständigen Städten Elberfeld und Barmen sowie das Drumherum auf den Höhenzügen und so, Details würden Auswärtige nur langweilen. Nach der Gründung der Stadt Wuppertal anno 1929 gab es Streit. So ziemlich über alles, selbst der Name der Stadt war umstritten. Und natürlich der Karnevalszug der nun vereinten Stadt. Sollte er von Barmen nach Elberfeld ziehen oder andersherum und wie wäre die jeweilige Botschaft dann zu deuten? Irgendwer ist immer angepisst, also fand man die salomonische Regelung, in dem einen Jahr den Zug von Barmen nach Elberfeld ziehen zu lassen und im nächsten Jahr dann genau andersherum. Das funktioniert seit fast einhundert Jahren tadellos, zu allgemeiner Zufriedenheit, und das heißt etwas, im Tal der Wupper, das sonst eher dem bekannten kleinen gallischen Dorf ähnelt.
Also? Ein Jahr wird gemännert, dann dürfen sich in alter Frische die Frauen mit gemeint fühlen und im Jahr darauf wird gefraut, dann dürfen sich auch die Männer mitgenommen fühlen. So kommt keiner zu kurz und unsere Sprache hört sowie liest sich etwas weniger Scheiße, alles in allem.
Un nu – Unterschriftenliste, Petition, wer macht mit?
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