Sonntag, 211010

Urlaub – das bedeutet Arztbesuche mit dem Vater und auch einen für mich. Der Hausarzt geht in Rente, so Sachen bekomme ich immer spät mit, weil ich Gott sei Dank meist gesund bin. Schon der zweite … der nächste Onkel Doktor wird dann wohl deutlich jünger sein. Die alte Gemeinschaftspraxis nennt sich jetzt großkotzig Medizinischen Versorgungszentrum, sehr wahrscheinlich alter Ranz mit neuem Titel. Noch isser also da, der alte Doc, bis Jahresende. Werde ihm mal n guten Tag wünschen, nächste Woche, nach Empfehlungen fragen und ihn um Rat bitten, was gewisse altersbedingte ungebetene Begleiter angeht. Er ist so ein Ganzheitlicher, von daher, mal sehen.

Sonst so? Zu bleiben habe ich gelernt, was gelegentliche Fluchten nicht ausschließt. Harmlose Sachen mit Rückkehr-Garantie, weil Drogen-frei. Mein Leben nehme ich an, wie es ist und bin über weite Strecken auch dankbar dafür. Dennoch will ein Teil von mir unterwegs sein, der unstete Bruder des Höhlenbewohners, ein loser Vagabund mit viel Neugier, aber auch mit Fluchtimpulsen. Dem gegenüber steht besagter Höhlenbewohner, der den Rückzug von der Welt liebt, gelegentlich breitbeinig, die Streitaxt in beiden Händen wiegend, vor dem Eingang der Behausung steht, an sich friedvoll, aber wachend, zum Kampf bereit und Respekt einflößend. Die beiden ungleichen Brüder symbolisieren die Pole, an und zwischen denen ich mich bewege. Mit den Jahren kommen sie klar, miteinander, lässt der eine doch dem anderen seinen Sinn, seine Aufgaben, man erkennt einander an. Meistens jedenfalls. Nur selten muss der König ein Machtwort sprechen.

Auf eine kurze Reise vor dem Frühstück nun also das Duo hat seine eigene Art, das kleine Land ihrer Herkunft gewaltig zu vergrößern. Psychedelic-Trance vom feinsten mit viel für Augen und Ohren. Genial inszenierte und zelebrierte Illusion – ganz ohne geht es nicht.

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Donnerstag, 200723

Wieder daheim, nach einer Woche Berlin, in Sachen Familie. Besondere Erkenntnisse:

  • Alternde Kater nehmen längere Abwesenheit persönlich und können trotz Grundversorgung tief beleidigt sein.
  • Jung-Katzen dagegen verwildern im Laufe eine Woche innerlich und äußerlich, ohne Kontakt mit einer Bürste und den Lieblingsmenschen.
  • Wohnungen verwildern in 7 Tagen ebenso erheblich, was erwartbar und alles in allem schnell behoben ist.
  • Aus gegebenen Anlass in der Familie – Wohnungssuche in Berlin ist ein Irrsinn. Ein teurer Irrsinn. Genau genommen ist der Preis mindestens der doppelte als im Tal der Wupper. Und die Nachfrage gefühlt die zehnfache … was desillusionierend wirkt, auf manche Pläne für das Alter.

Beobachtung am Rande: Banken achten die Kunst, fast ein jedes größere Haus hat irgend eine Plastik von meist zweifelhaftem Wert vor der Tür stehen. Den Vogel abgeschossen hat in meiner Sammlung allerdings die altehrwürdige (?) Investitionsbank zu Berlin. Ich meine, nix gegen Fülle, gerade weibliche, aber im Kontext mit Geld zu Geld machen, also eine Fruchtbarkeit und Vermehrung der besonderen Art, widert mich die gezeigte Kunst doch etwas an. Spricht sie doch für die eigentliche Absicht einer jeden Bank, lässt man alles schmückende Beiwerk mal weg: Fett werden, sonst nichts.

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Update: Die gezeigte Plastik nennt sich Yolanda, die Künstlerin war ihrer Zeit Miriam Lenk. Mehr von ihr gibt es hier zu sehen.

„Das Zentrum ihres Werkes bildet ein weiblicher Archetyp: groß und prächtig, raumgreifend und dominant. Dies soll eine Galionsfigur für alle Frauen sein, die sich in der Gesellschaft zu dick, zu laut oder zu anders fühlen.“

Quelle: Wikipedia

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