Sonntag, 230430

Samstag Abend, der Bauch ist noch voll vom auswärtigen Mittagstisch mit Mutter. Keine Ahnung, wo sie solche Mengen lässt, mit ihren fast 88 Jahren und als potentielles Leichtgewicht. Stoffwechsel de luxe halt. Mir ist jedenfalls pralle und so muss ich raus.

Auf meinem Weg durch die Stadt Richtung Hardt kommt mir eine Gruppe junger Mädchen entgegen. Sie ziehen schnatternd und lachend an mir vorbei und ziehen eine unglaubliche Parfumfahne von der preiswerten Sorte hinter sich her, die ich noch ein paar Häuser weiter rieche. Warum tut ihr euch das an, denke ich. Dezent geht anders und außerdem riecht mir Mensch am besten eher ohne alledem, nach einer gründlichen Wäsche, nicht älter als vielleicht 8 Stunden. So ganz subjektiv eingeschätzt als beinahe alter Mann, von daher mag das nicht viel heißen. Ihr Ding, sei `s drum.

Und so erklimme ich schwer atmend die städtische Grünanlage, auf halben Weg kommt mir ein junger Mann entgegen. Grüßt der mich freundlich – kommt nicht von hier, denke ich, derweil ich freundlich zurück grüße. Lederjacke, gepflegt, vielleicht Ende 20, gewählte  Sprache, freundliches, offenes Wesen. Ich bleibe stehen, kommt genau recht, das Päuschen, und so plaudern wir ein wenig. In der Tat ist er nicht von hier, die Gelegenheit, mich als Ortskundiger zu präsentieren. Orientierung – da der Hügel, dort der Schornstein, dahinten das Hochhaus, die beiden roten Kirchturmspitzen, St. Laurentius, Luisenviertel mit Cafes und Kneipen. Nützenberg rechts, Königshöhe links, Gigi Fremdenführer lässt grüßen, der junge Mann freut sich, einige Ziele zu haben, er sei noch ein paar Tage hier. Eine nicht alltägliche, sehr angenehme Begegnung.

Zurück nehme ich den Bus, zumal es  langsam Abend wird. Noch ein paar Bilder von einer kleine Runde über den Friedhof nebenan:

Kirschblüte auch im Quartierspärkchen umme Ecke.

Und – schon wieder finde ich ohne zu suchen einen alten, schon angewitterten Aufkleber, wieder an einem nicht mehr taufrischen Tor, so wie neulich, wenn auch ein paar Straßen weiter. Ein Blick auf die Website des Künstlers lohnt sich.

Einen guten Sonntag uns allen!

~

Drabble – drei Worte für Dienstag, den 2.5.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Verlinkungen unter diesem Beitrag erleichtern die Übersicht.

*

Jugendsünden ?!? 🫣

*

Gewürfelt wurde hier.
Mehrfach-würfeln macht es übrigens nur anders, nicht leichter 😉
Wortzähler – hier

Donnerstag, 230427

Mangels größerer Ereignisse – eine neue Folge Milieustudie.

Ich bin ein Indianer und habe drei Häuplinge. Einen Kleinen, einen Mittleren und einen Großen. In der Regel leben wir in großer Innigkeit miteinander, na klar, Ausnahmen gibt es, aber selten. Das bedingt auch gegenseitige Fürsorge, wie das so ist, in einer großen Familie.

Heute zum Beispiel kam der mittlere Häuptling sehr durch den Wind hier an. Bahn verpasst, den langen Weg mit einem betagten, stromlosen MTB geradelt, schweißnass von Kopf bis Fuß und obendrein noch das Fresspaket vergessen. So ein verschissener Tagesstart dauert mich und ich lasse ihm die Hälfte meines kalten Gemüsekuchens zukommen (Stell mal da hin, der ist gerade sonstwo, mach dir keinen Kopp, der frisst alles, kennze ja…). Nett kann ich, auch wenn das hier nicht so bekannt ist. Eine Rückmeldung über die potentielle Bekömmlichkeit steht im Übrigen noch aus, er wird es überlebt haben. Die Speise deklariere ich als eine Spielart des berühmten Elben-Lembas, sehr wenig macht satt bis nächste Woche.

Davon berichte ich grinsend meinem arabischen Lieblingskollegen, Häuptling Klein. Lembas, sagt der, na klar, fehlt nur noch der Elbenmantel, dann isser unsichtbar, wie praktisch. Was ihm nichts nützen wird, entgegne ich, von dem Küchlein musser gut furzen, das verrät ihn garantiert.

Werde mal Nachmittags die Stimmung drüben erkunden.

Drabble – Dienstag, der 25.4.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Verlinkungen unter diesem Beitrag erleichtern die Übersicht.

*

Schweiß, umgekehrte Proportionen und Alltagsphilosophie.

Schwitzend und fluchend schiebt er das gut beladene Fahrrad die Steigung hinauf. Ein heißer Sommertag und der Akku ist leer. Wenn er endlich daheim ist, kann er mit dem leeren Akku zuständliche Verbrüderung feiern. Irgendwann in der grauen Steinzeit hat es noch für Muskelkraft gereicht, na klar, früher war ja bekanntlich auch alles besser. Fast, beinahe oder doch eher selten? Anders war es, auf jeden Fall. Geistiges, mentales und spirituelles Embryonal-Zeitalter, aber eine gute körperliche Kondition, heute ist es eher umgekehrt, rein sachlich betrachtet. Am Ende gehen sie ihm gewaltig auf die Nerven, die Beschwörer des Früher-war-alles-besser. Eigensaftschwimmer, ihr Elenden.

Und – wieder etwas gelernt – Wortzähler zählen verbindestrichtes Wortgetürm als ein Wort.

*

Gewürfelt wurde hier.
Mehrfach-würfeln macht es übrigens nur anders, nicht leichter 😉
Wortzähler – hier

Drabble – drei Worte für Dienstag, den 25.4.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Verlinkungen unter diesem Beitrag erleichtern die Übersicht.

*

Vielleicht irgend etwas mit Sisyphos 😏 ??

*

Gewürfelt wurde hier.
Mehrfach-würfeln macht es übrigens nur anders, nicht leichter 😉
Wortzähler – hier

Drabble – Dienstag, der 18.4.2023

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat.

*

*

Irreversibel … Rheinland, Mitte der 80er.

Da stand er draußen vor der Türe im matschigen Schnee, dieser Mann, der schon lange davor gedroht hatte, er würde kommen und dann würde ihn auch niemand aufhalten können. Als damals verbal aufgerüstet wurde, bekam er Hausverbot, ich wollte uns schützen, vor meinem Beinahe-Schwiegervater. Ich verstand nichts, war gerade Mitte Zwanzig. Hätte ich ihn hereingebeten, anstatt ihn draußen stehen zu lassen, wäre die Geschichte vielleicht anders ausgegangen. So ging er und zwei Wochen später war er tot. Man fand ihn mit seiner alten Ledertasche an einem Bahndamm, nahe des Männerwohnheimes.
Da war Hoffnung, sagte der Pfarrer wütend am offenen Grab.

*

Mit manchen Erinnerungen muss Mensch leben, mit allen Konsequenzen seines Handelns und Unterlassens.

Gewürfelt wurde hier.
Mehrfach-würfeln macht es übrigens nur anders, nicht leichter 😉
Wortzähler – hier

Sonntag, 230416

Das Leben der anderen.

Alle hatten eines, ich irgendwie nicht. Ein nebeliger Sumpf mit sehr kurzer Sichtweite beschreibt meine Jugend am besten, aus heutiger Sicht. Mensch der zweiten Lebenshälfte, so wurde ich einst genannt. Wenn ich die anderen meines Alters heute so höre, weiß ich, dass ich nicht allein mit dieser Einschätzung gemeint bin. Der Grund, warum ich sie damals bewunderte und teilweise auch nachahmte war, sie konnten ihre Unsicherheiten, Ängste, Verzweiflung einfach nur besser kaschieren. Es war ein langer Weg zu mir selbst.

2002 – Angekommen. Die ersten abstinenten Jahre, Anfang der Nuller zog ich in eine billige Bude an der hiesigen B7. Ein so genanntes Weberhaus aus dem 19ten Jahrhundert. Vorne dicke Mauern und hinten zog es durch die hauchdünne Wand. Bei Wind flackerten die Kerzen auf dem Tisch und warm wurde es nur mit Hilfe eines Katalyt-Brenners.

Samstag, später Abend. Ich komme an, in meinem neuen Heim, vom Besuch bei Freunden auf den Höhen. Eigenheim, großer Garten. Bürgerlich eben. Hier – nasses Kopfsteinpflaster, es regnet in Strömen, ich finde eine enge Lücke für meine 15 Jahre alte Karre. Beim aussteigen stolpere ich fast über eine fette Ratte, die der Dauerregen aus den Untergrund vertrieben hat. Hier gehörst du also hin, dachte ich. Links ein Puff, rechts auch einer, türkische Teestuben, ein Methadondoktor im Haus, Autowerkstätte und mediterrane Lebensmittelläden umme Ecke. 300 Meter weiter eine Notschlafstelle für Männer.

Willkommen daheim.
Aber immerhin ein Zuhause.

*

Kleines Highlight der vergangenen Woche – ein langes Telefonat am späten Freitag Abend mit einem Menschen, den ich zuletzt vor 30 Jahren gesprochen habe. Wir kennen uns unfassbare 55 Jahre, jetzt, haben uns mehrfach aus den Augen verloren, aber immer wieder haben sich unsere Lebenswege gekreuzt. So auch kürzlich im blauen Buch, ich habe nicht gesucht, bin aber durch eine gemeinsame „Freundin“, der Macht der Algorithmen und meiner angeborenen Neugier auf ihn aufmerksam geworden. Die kurze Nacht zum Samstag war es mehr als wert.

Gestrige morgendliche Lichtspiele.

Drabble – drei Worte für Dienstag, den 18.4.2023

So, die Fastenzeit ist vorbei, wer will, macht mit 🙃 

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten, Überschriften zählen nicht mit. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht. Einen Preis gibt es auch nicht, der Lohn ist das entkrampfen der Hirnwindungen nach vollbrachter Tat. Verlinkungen unter diesem Beitrag erleichtern die Übersicht.

*

Paar einfache Worte zum warmwerden 🙂

*

Gewürfelt wurde hier.
Mehrfach-würfeln macht es übrigens nur anders, nicht leichter 😉
Wortzähler – hier

Dienstag, 230411

Ostern 2023 ist vorüber, mit viel Familie, was mich gefreut hat. Wieder ist so genannter Alltag, und doch ist etwas anders als zuvor. Die Arbeit läuft sich langsam warm, man urlaubt noch ein wenig. Zeit, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Auch mal gut. Kleiner Höhepunkt der Osterfeiertage: FB-Algorithmen im Verbund mit meiner angeborenen Neugier führen mich zu einem längst verloren geglaubten alten Freund. Das ist etwas besonderes, weil die meisten Menschen, mit denen ich einst zu tun hatte, entweder sehr gut mit sich selbst bzw ihrer Familie beschäftigt sind (in unserem Alter eher die Regel denn die Ausnahme) – oder tot. Auch das ist Teil der Wahrheit.

Zeit für Bilder, die für sich selbst sprechen.

Ölberg mit Morgensonne.

Friedhofskirche mit Angeber-Magnolien.

~

Ostersonntag, 230409

Auferstehung, Neuanfang – klingt gut, auch wenn ich bis heute davon überzeugt bin, dass sich kein Mensch über die Naturgesetze erheben kann, nie konnte. Wer die Welt der Geister betritt, ist auf der anderen Seite. Was irdisches Wirken und einstiges Wiederkommen nicht ausschließt. DU bist jedenfalls unter uns, und mir tust du gut.

Von daher – frohe Ostern uns allen.

Sonst so? Filmtipp – ich habe ihn sehr gerne gesehen, weil ich Tragikomödien liebe. Noch dazu in schwarz-weiß. Oh Boy – ein Tag und eine Nacht ohne Plan und ein früher Morgen mit Zeichen – ich glaube an Zeichen, ohne sie über zu bewerten. Trailer. Zu finden auf den bekannten Streaming-Plattformen.

Sonst so – Teil 2. Zeichen (!) und Fundstücke an Mauern und Türen, Wenn schon einkaufen, dann möglichst mit offenen Augen. Manchmal finde ich selbst hier noch für mich Neues.

Aufkleber an Schrottimmobilie – Ölberg zu Wuppertal.

Größere Sachen an Türen und Wänden.
Auer Schulstraße, Wuppertal

Frühling am Berg…

Lichtspiele an der Wand.

🍄