Stimmung
Wir sind viel unterwegs, und auch allein bin ich gerne aushäusig, je nach Gelegenheit. Hier und da schreibe ich über meine, unsere Exkursionen kleine, manchmal bebilderte und auch nicht gänzlich humorlose Einträge, aber mein mich-der Welt-zuwenden hat auch eine andere Seite. So möchte ich verstehen erfassen, was vor sich geht, außerhalb meines eigenen Kopfes und denen meines vertrauten Kreises. Umfragen zu lesen ist eines, sich unter die Menschen zu begeben, etwas anderes.
Negativität und Aggression nehme ich wahr. In der Eisdiele, die beiden am Nachbartisch. Er hat so etwas von einem gemütlichen Ochsengesicht, der sich zumindest in Teilen nicht mehr grämen muss, sie dagegen strahlt wortlos eine Wut und eine Verachtung aus, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Oder das Paar neben uns im Bus, kaum älter als wir. Reden mehr als abfällig über den Busfahrer, weil der ihrer Meinung nach die Tür zu lange oder zu kurz geöffnet hat. Äußern sich in gleicher Weise über ihre Mitfahrer, während er demonstrativ im vollbesetzten Bus nach außen rückt und so zwei von vier Plätzen blockiert sind. Gemeinsames Wesensmerkmal solcher Menschen: Heruntergezogene Mundwinkel, „hängende“ Gesichtszüge. Alter-Native-Wähler im Wortsinn von alt geboren? Wobei ich mittlerweile genügend Alte mit ganz anderen Gesichtszügen kennengelern habe.
Die Kunst ist, bei mir zu bleiben. Diese Gesichter wahrzunehmen, ohne Gleiches mit Gleichem zu beantworten. Im Zweifel mal kurz nach oben schauen. Gelingt mir nur teilweise, aber da ist der Weg.
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Sorry, den hier braucht es jetzt, um die Schwere aus diesen Montag Morgen zu nehmen. So gesehen im Berger Hof zu Hattingen. So sieht ein glückliches Geschöpf aus …
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