Dienstag, 230704

Die Nacht war unruhig und die Träume wirr. Wer hat denn schon mal einen Tiger in der Wohnung? Wäre beinahe gut gegangen. Wach werden mit Harnstau bis obenan, den Vollmond und alles andere gleich mit verfluchend den Tag beginnen. Währenddessen scheint der Tiger der Nacht auf erträgliche Maße geschrumpft und schleicht mir um die Beine, bevor er sich in dem von mir gerade frisch zusammengefegten Dreck wälzt. Da ist also Hoffnung für den Tag und Luft nach oben.

Meine Mitfahrerin steigt zu, ich staune wieder einmal über ihr Outfit. Sie sieht oft aus wie auf dem Weg zu einer angenehmen Gesellschaft, dabei haben wir das gleiche Ziel. Ihr erstes Statement über das Leben provoziert einen Lachanfall meinerseits, und das muss man mit mir erst mal hinkriegen, morgens um halb Sechs. Arbeit, Arbeit, Arbeit, meint sie. Auch Samstag, immer nur Arbeit – und manchmal ein bischen Sex, fügt sie hinzu, auf dass ich beinahe ins Lenkrad beiße. Auch im weiteren Verlauf der kleinen Reise bin ich schwer von Begriff und leicht zu erheitern. Sie braucht Klamotten für die Hochzeit ihres Ältesten demnächst und will am Wochenende nach Dochtemunt, was ich in meiner frühmorgentlichen geistigen Trägheit nicht eingeordnet bekomme, drei mal nachfrage, bis sie wütend sagt, Na, Dochtemunt! Endlich fällt der Groschen und analog erhellt sich die Stimmung weiter.

Manche Menschen sind gesegnet und selbst ein Segen, morgens um halb Sechs.

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Donnerstag in Grün, 230406

Keine freien Tage, von den Feiertagen mal abgesehen. Immerhin. Dafür eine ToDo-Liste, die sich sehen lassen kann, verbunden mit einem Antrieb, der einem dicken Findling ähnlich sieht. Kommt kaum von der Stelle, wenn er jedoch in Bewegung ist, dann läuft es. Wenn. Der Schreibtisch, die Werkbank, das Katzenklo, die Steuer, verschusselte Ostereinkäufe, die Sommerreifen, die verranzte Wohnhöhle, sie alle kichern gerade leise.

Dazu gesellt sich ein gewisse Dünnhäutigkeit, der volle Mond und so, man kennt das, die Legitimation für alle Mimosen. Ein Grundgefühl, dass nicht nur wüste Träume, sondern auch obendrauf noch langsam und vorsichtig macht. Bloß nicht zuviel aus dem Bauch heraus, oder besser, nicht zu schnell. Spontanität, die gesellschaftsfähige Form der Impulsivität, die will eben gut überlegt werden. Noch so ne Kalenderweisheit, die ich irgendwie zum wiederholten Male hier zum Besten gebe, fällt mir gerade ein. Passt aber, seis drum, und die meisten geneigten Leser neigen auch zur Vergesslichkeit 😉 Wortspiele von einem, der gerade nichts zu sagen, aber gegen dieses verlorene Gefühl anschreiben möchte, um diese trostlose Uhrzeit. Der alte Kater spricht des Nachts mit Geistern, was sind da schon meine morgendlichen Ergüsse hier.

Apropos Zeitqualität, morgen haben sie dich verraten und umgebracht. Die Kirche verkauft uns diese Verbrechen als Segen, weil es nur zu unserem Besten gewesen sei. In drei Tagen warst du wieder hier, und ob die Geschichte so stimmt oder nicht, ist mir wurscht. Deine Nähe fühlt sich jedenfalls gut an, und das allein zählt für mich.

🐟

🍄
Scheisspilz, versteckt sich immer.
Zwischen Zwiebel und ner Erdnuss.

Freitag, 230106

Freunde des vollen Mondes, es ist wieder soweit – nicht wundern.
Und wieder hat er ein „Heimspiel“, im Zeichen Krebs.

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Sonst so? Dieser Moment am frühen Morgen. Ich übe auf dem Rücken liegend mit angewinkelten Beinen und hinter dem Kopf geführten Armen die Bauchpresse. Liegend einatmen und in der Beuge ausatmen, alles synchron mit der Atmung. Plötzlich ein Luftzug der anderen Art, hervorgerufen von zwei sich jagenden Katzen, die dicht über meinem Kopf zu fliegen scheinen, um einerseits punktgenau auf der Heizung und andererseits auf dem oberen Etagendeck des daneben platzierten Kratzbaumes zu landen. Friede, Freude, Flugverbot! Auch Katzen haben Vollmond …

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Samstag, 221210

Ein arg angegrauter, stiller Morgen. Es gab die Überlegung, den heutigen Muttertag zu Fuß zu erledigen, was aber mit Blick auf gewisse, für sie bestimmte Postsendungen weitgehend verworfen wurde, es sei denn, ich freunde mich doch noch mit dem roten Riesenrucksack an. Darüber hinaus ist der Kopf jetzt gerade bemerkenswert leer, die Wohnung ruft immer noch nach dem Staubsauger, aber das Katzenklo ist gemacht. Banaler Alltag, Absprachen, wer kauft was und überhaupt.

Sonst so? Abnehmender Vollmond im Sternbild Krebs. Wieder mal vertraute Mimosenzeitqualität. Derweil der Mond zur Stunde meiner Ankunft hier Gleiches tat, wirkt so etwas derzeit doppelt. Fazit: Wenig hören & sehen, noch mehr fühlen als sonst. Nun darf man nicht nur alles anfühlen (wer schon wenig hört/sieht…), man möchte das schon erst gar nicht überall. Geschweige denn manch Zeitgenossen gleiches zugestehen. Und damit auch der Rest der Welt das versteht, gibt es die nichtssagende Wortgewalt, deren einzige Botschaft lautet: Komm mir nicht zu nah. Um dann kurz darauf wieder in introvertiertes Schweigen zu verfallen. Dann ist das jetzt so. Mit so einer Gemengelage Muttertag begehen, ist übrigens auch nicht ohne.

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Count the seconds, catch my breath
Feelings come and go again
Count my blessings, hope they hear me too, too

Ozzy Osbourne

Update: Belohnung für nichts. Gute Sache, ich liebe Waffel mit alles!

Freitag, 220812

Angebrütet. So fühle ich mich gerade, unmittelbar nach meiner freitäglichen Lieblingsbeschäftigung – Wohnung saugen. Ist eh schon warm hier, jetzt noch ein wenig wärmer. Sachen stehen noch umher, auch der Tisch wartet darauf, wieder an seinen Platz gestellt zu werden und ich warte darauf, dass das Gekatze die ungewohnt freie Fläche räumt, damit das Tischchen wieder Normalgewicht bekommt. Sonst nehme ich es, wie es ist, mit der Schönen obendrauf, die währenddessen stur sitzen bleibt. Jetzt nicht, ist warm.

Vollmond ist auch. Supermond, heißt es. Mir reicht der normale Vollmond schon, fängt der auch noch an, mit Superlativen. Aufgeblasener Trabant, mir reicht deine Normalgröße völlig, Wasser- und Träumeschieber.

Ich könnte jetzt Lokalzeit gucken, bergisches Klein-Klein. Das lasse ich, weil ich gerade eine sinnarmen Eintrag schreibe und weil mir diese Stadt wegen dem ausgefallenen Urlaub gerade ein wenig zum Halse heraus hängt. Die gegenwärtige Wurschtigkeit und das latente mich-angepisst-fühlen muss wohl auch mit dem dicken Ding da oben zusammenhängen. Die Liebste trifft eine Freundin. Meine Freunde haben alle keine Zeit, haben Arbeit und Familie, so wie ich auch. Oder wohnen sonst wo, jedenfalls zu weit weg. Außerdem ist morgen Samstag, da kann ich ausschlafen, stehe erst um 5 statt um 3.20 Uhr auf (grinst da wer?). Morgenroutine, dann einkaufen. Anschließend Mutter besuchen, dann Mutter mitnehmen zum Vater ins Heim. Wochenende fängt bei mir so gegen Zwei an, dann bin ich meist wieder hier.

Vater hat Humor, so zwischendurch jedenfalls. Ich solle doch nicht auf irgendwas verzichten, nur um ihn zu besuchen, meinte er neulich. Is klar, Vatter, als du so alt warst wie ich jetzt, ging die große Reise los. Neidisch? Nein. Möchte nur mal aus der Stadt raus, fürn paar Stunden, bin ansonsten gern zuhause. Und ich erzähle auch niemanden, wie ich mich fühle, wenn ich um 3.20 aufstehe, um 6 anfange, zu werkeln um 2 schnell dusche, um danach zum testen zu fahren und anschließend schön mit 30 Km/h (höchstens) über die A46 zu dir, weil du mir verdammt noch mal leid tust. Weil ich mich dito über Besuch freuen würde, wenn ich so am Arsch wäre wie du. An Tagen wie diesen bin ich um halb Acht im Bett. Mach ich auch nur einmal die Woche, zu mehr reicht es bei mir nicht.

Selbstmitleid? Auch was, ist nur der Scheißmond. Und außerdem bin ich es jetzt los, Blogland ist geduldig und Freitag Abend ruht hier eh still der See. Wer dennoch mitliest, darf sich seinen Teil denken und es besser machen. Wobei ich das alles schon gut mache, für mich. Ich bin ja auch nicht meine Leser 🙂

Bevor ich mich jetzt noch weiter emotional und verbal versteige, höre ich mal lieber auf. Die Schöne ist auch wieder vom Tisch, der Rest vom Budenzauber kann Ballast-frei beseitigt werden.

Schlusslied: Einer singt, ein anderer schreibt.

Ok, einer geht noch. Wenn schon dem inneren Kind via Ablenkung der nackte Arsch gezeigt wird – mein letzter „Therapeut“ sprach in dem Zusammenhang von der „kalten Schulter“, aber die hat gerade schön warm – also wenn schon, dann denn schon …

Montag, 220613

Wegen ausstehender Rechnungen setze ich mich an den Rechner, diese dann erfolgreich verdrängt und lieber bloggen. Es ist beinahe Vollmond, und der ist bekanntlich alles schuld. Darüber hinaus erinnert mich der 13te 6te an nunmehr schon zwei Menschen, die an diesem Tag Geburtstag haben und nicht mehr unter uns sind. Beide hatten und haben ihren Platz in meinem Leben, der eine über viele Jahre als mein treuer Saufkumpan und Berufskollege, die andere virtuell hier auf dieser Plattform. Macht es gut, gleich, wo ihr jetzt seid.

Sonst so?

Vollmond macht regelmäßig komische Sachen mit mir, vor allem in Sachen Nachtruhe. Außerdem fördert diese intensiv gefühlte Zeit allerlei Emotionen und das gerne unmäßig. Fressattacken sind noch die eher harmloseren Auswüchse dieser Zeitqualität. Seis drum, geht auch wieder vorbei.

Kleines Highlight am späten Nachmittag: Ich liege auf dem Sofa und versuche, den mangelhaften Nachtschlaf auszugleichen. Es klingelt, wie so oft, wenn ich ruhen möchte. Barfuß, in einem viel zu großen T-Shirt mit regionalen Bezug und mit einer unfrisierten, an ein geplatztes Sofakissen erinnernde fluchtwilligen Jungkatze unterm Arm öffne ich dem Paketboten die Tür. Sein Gesicht bei dem sich ihm bietenden Anblick – unbezahlbar. Gelacht haben wir beide – Originalgetreues fotografisches nachstellen des Auftritts wegen unwilligen Getier nicht möglich.

So ähnlich jedenfalls …

Montag, 220516

Montag früh
spätes Essen am Abend zuvor
Vollmond
Blutmond
kleine Kapitulation vor der Schlaflosigkeit
vor den wüsten Träumen

Noch wirkt die Meditation, die allmorgendliche Übung fein nach, die heute früh auch etwas länger dauern durfte. Eine Wohltat für die Seele, Geist und Körper. Eine gute Zeit für ein paar dürre Zeilen, bevor das Tagewerk mich wieder in Beschlag nimmt.

Sonst so?
Gedanken zum jagen und sammeln.
Beim Wassertiger, falls.

Und – Fundstück aus Übersee,
passend zur Nacht.
Greta der anderen Art.
Ohrwurm to go.

Feeling
Oh god, the feeling
We need some healing
We need some healing
God knows if you feel defeated
You have been cheated
You have retreated

~

Freitag, 220318

Mein arabischer Lieblingskollege – das relativiert sich, wenn man bedenkt, dass ich nur einen Kollegen habe – also mein arabischer Lieblingskollege hat die Seuche, mich scheint es verschont zu haben. Und so darf ich nun ganz allein werkeln, das ist gut und nicht so gut, derweil ein jeder mit seinem Kram angeschissen kommt werden doch Duldsamkeit und Flexibilität über das normale Maß hinaus getestet. Sei`s drum, ein jeder hat seine Not.

Sonst so? Es hat vollen Mond. Der macht unruhige Nächte und seltsame Träume, stiftet Verwirrung und diente in ferner Vergangenheit gerne als Ausrede für kräftige Besäufnisse, die im übrigen auch bei Neumond stattfanden. Was bleibt, ist die getriggerte weibliche Seite des Mannes und die strubbeligen Nächte. Selbst die Jungkatze benimmt sich seltsam, aber das muss nicht mit dem Vollmond zu tun haben.

Hier nötigt er mich zum verweilen, strahlt er doch um die Wette mit diversen Scheinwerfern und Straßenlampen. Es kratzt ihn auch nicht, dass hinter mir gehupt wird. Wenn es ihm schon gleich ist, mir erst recht …

Hier noch ein Klassiker in Sachen Mond…

PS: Es schreibt ein Mensch mit Mond im Sternbild Krebs, obendrein noch im 12ten Haus.
Dazu die Sonne im Zwilling und einem feinen Löwe-Aszendenten,
damit das mit dem Mond nicht so auffällt …

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Dienstag, 210921

Wieder so ein Datum, ein Anna-Datum,
weil von vorne wie von hinten lesbar.
Und – Vollmond.

Leider bekomme ich ihn nicht besser eingefangen, mit dem Phon und der Licht-verseuchten Stadt. Aber immerhin etwas. Wenn ich ihn sehe, bleibe ich stehen und staune. Früher war er für mich das Symbol für Durst und gnadenlose Gier. Nachdem ich lernen durfte, dass bei mir demzufolge jeder Tag Vollmond war, konnte ich ihn anschauen und einfach nur staunen, über den Trabanten, der Meere hebt und senkt, über den Zauber der Gravitation und über die Mystik hinter dem hellen Ding. Auf unser Befinden soll er auch einigen Einfluß haben, sagt man. Astrologisch steht der Mond in meinem Geburtshoroskop in seinem Heimathaus, dem Krebs und so ziemlich das meiste von dem, was darüber geschrieben steht, kommt irgendwie hin. Isso. Und damit niemand merkt, was für eine Mimose ich bin, hat mein Schöpfer mir ein großes Maul und eine mitunter ruppige Art verpasst. Aszendent Löwe eben. Das alles im Zeichen der Luft, Sonne im Zwilling. Wenn viel Wasser auf noch mehr Luft trifft, entstehen Wellen. Viel Wellen manchmal. Mensch lernt damit zu leben, auch bei Vollmond, der mir, der ich solcher Art astrologisch gesegnet bin, regelmäßig wüste Träume beschert. Irgendwann habe ich das große Buch der Astrologie zugeklappt und beschlossen, mit alledem irgendwie zu leben, anstelle mit ständig Erklärungen für das eine oder andere herauszusuchen. Kommt Mensch nicht weit mit und führt in der Regel nur zu heftigen Kopfnicken. Oder Schütteln, je nach dem Grad der Erkenntnis.

Sonst so?
Da war doch noch was – genau, 1988 …

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Sonntag, 210328

Eine Woche zum abhaken. Durcheinander im Beruf, Eltern, Sommerzeit, Vollmond, Corona, wegfahren – ja/nein, eher nein derzeit. Und jetzt ist Sonntag, da soll ich ruhen, das muss ich nur noch meinem unruhigen Geist erklären.

Sonst so? Keine klugen Gedanken heute, schuld sind oben genannte Zu- und Umstände. Oder Merkel. Wobei die schon meinen Respekt hat – vor dem versammelten Berliner Haifischbecken um Verzeihung für eine gemeinschaftlich fabrizierte Eselei zu bitten, hat in meinen Augen schon Größe. Also geht es hier heute trivial zu, das darf auch sein. Katzenbilder passen gut dazu, die gehen immer und bergen wenigstens keinen politischen Konfliktstoff. Bitteschön, Madam Lilit in bunt und träge. Sie hat jeden Tag Sonntag, im übrigen.

Wenn schon, denn schon…

Suchbild …

Und – es geht flach weiter. Ein zeitgeistiges Fundstück vom Kaufmannsladen, letzte Woche. Es wird Mensch offensichtlich einiges zugetraut, einschließlich einer missratenen oder zumindest unvollständigen Überwindung der oralen Phase. Neben den allseits bekannten lustvollen Varianten gibt es da noch etwas – wie sagte meine Mutter immer: Dat hab ich dir schon tausend Mal gesagt, du sollst dat sein lassen!

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Und…

Nette Aufmerksamkeit aus den Kommentaren letzte Woche. Passt immer noch gut.

Einen guten Sonntag allseits!