Ostern 2023 ist vorüber, mit viel Familie, was mich gefreut hat. Wieder ist so genannter Alltag, und doch ist etwas anders als zuvor. Die Arbeit läuft sich langsam warm, man urlaubt noch ein wenig. Zeit, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Auch mal gut. Kleiner Höhepunkt der Osterfeiertage: FB-Algorithmen im Verbund mit meiner angeborenen Neugier führen mich zu einem längst verloren geglaubten alten Freund. Das ist etwas besonderes, weil die meisten Menschen, mit denen ich einst zu tun hatte, entweder sehr gut mit sich selbst bzw ihrer Familie beschäftigt sind (in unserem Alter eher die Regel denn die Ausnahme) – oder tot. Auch das ist Teil der Wahrheit.
Der Wetterdienst hat mit dem Geschneie vermutlich übertrieben, zumindest hier im Tal der Wupper. Jedenfalls habe ich das Auto stehen gelassen und bin gelaufen. Mit dem gut gefüllten Montagsrucksack, Wäsche für die Woche inklusive. Neue Wanderschuhe – die Dinger tragen sich seltsam, weil sie hoch sind. Nach einer guten halben Stunde schmerzt es über den dicke-Zehen-Knochen, beidseitig. Ich experimentiere mit der Schnürung und trage so Wandersocken in Links/Rechts-Ausführung. Mal sehen, ob das nach einer Weile mit ein paar neuen Erkenntnissen in den Griff zu kriegen ist. Wäre schade drum.
Und arg düster isses auch.
Nordbahntrasse, Wuppertal
Sonst so? Ich entziehe mich, dem schenken. Habe anstelle dessen dem hiesigen Nachbarschaftsheim einen ordentlichen Betrag gespendet. Uns geht das sowas von gut, alle in Lohn und Brot und im Kiez gibt es Kinder, die noch nicht einmal eine warme Mahlzeit am Tag bekommen. Es fühlt sich richtig an, so zu tun. Angenehmer Nebeneffekt: Kein Gerenne ins Städtchen und/oder Paketdiensten hinterher. Und keine weiteren Staubfänger/Schrottwichtelkandidaten.
Wenn ich Radio höre, dann meist mit viel Text und wenig Geplärre. Netter Netzfund zum Thema, extra für Alice 🙉
Und – Filmtipp, gestern gesehen. Alt, aber gut, ich habe schallend gelacht.
Weil es sich so hübsch liest, das heutige Datum, Einsen, Zweien und eine verlorene Null. Das ist wahrscheinlich auch schon das spetakulärste an dem heutigen Tag, den man bekanntlich ja besser nicht vor dem Abend loben soll. Heute Abend jedenfalls ist Weihnachtsgefresse, erster Teil, mit meinem unmittelbaren beruflichen sozialen Umfeld. Teil 2 ist in zwei Wochen, da wird der Kreis der Erlauchten größer gezogen.
Die Teilnehmer heute gehen vor dem Essen Kart-fahren, als Appetit-steigerndes Vorspiel. Da mache ich nicht mit, sowas war schon früher mitm Autoscooter grenzwertig. Pure Adrenalin- und Testosteron-Show. Mit meinem Befund kann das Maßnahmen nach sich ziehen, so habe ich mich da rausgeredet. Das ist immer witzig, wenn ich von meinen potentiellen Befunden spreche, sie wissen nie, meint der das jetzt ernst, hat er sie wirklich nicht alle oder will er uns verarschen … würde ich natürlich nie tun 😇
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Sonst so? Putzlappen erzählen manchmal ganze Geschichten. So wie der hier, der mal ein Shirt eines sportbegeisterten Jung-Osmanen gewesen sein muss.Mag ich, so Spuren. Was wohl aus dem ehemaligen Träger geworden ist?
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Und so geht dieser Eintrag unspektakulär zu Ende. Vielleicht noch etwas Lokales zum Schluss, ein verlorenes Schaufenster abseits vom vorweihnachtilichen Glanz, hier im Kiez:
Wegen ausstehender Rechnungen setze ich mich an den Rechner, diese dann erfolgreich verdrängt und lieber bloggen. Es ist beinahe Vollmond, und der ist bekanntlich alles schuld. Darüber hinaus erinnert mich der 13te 6te an nunmehr schon zwei Menschen, die an diesem Tag Geburtstag haben und nicht mehr unter uns sind. Beide hatten und haben ihren Platz in meinem Leben, der eine über viele Jahre als mein treuer Saufkumpan und Berufskollege, die andere virtuell hier auf dieser Plattform. Macht es gut, gleich, wo ihr jetzt seid.
Sonst so?
Vollmond macht regelmäßig komische Sachen mit mir, vor allem in Sachen Nachtruhe. Außerdem fördert diese intensiv gefühlte Zeit allerlei Emotionen und das gerne unmäßig. Fressattacken sind noch die eher harmloseren Auswüchse dieser Zeitqualität. Seis drum, geht auch wieder vorbei.
Kleines Highlight am späten Nachmittag: Ich liege auf dem Sofa und versuche, den mangelhaften Nachtschlaf auszugleichen. Es klingelt, wie so oft, wenn ich ruhen möchte. Barfuß, in einem viel zu großen T-Shirt mit regionalen Bezug und mit einer unfrisierten, an ein geplatztes Sofakissen erinnernde fluchtwilligen Jungkatze unterm Arm öffne ich dem Paketboten die Tür. Sein Gesicht bei dem sich ihm bietenden Anblick – unbezahlbar. Gelacht haben wir beide – Originalgetreues fotografisches nachstellen des Auftritts wegen unwilligen Getier nicht möglich.
Gestern war Ölbergfest, wir waren nur mal kurz schnuppern, uns war es zu voll. Bilder gibt es beim Wassertiger, dort habe ich das 30fache Datenvolumen und kann es mir leisten, die Bilder in voller Größe zu veröffentlichen. War jedenfalls eine schöne rund, derweil hier der Bär tobte.
Sonst so? Bei ARTE gibt es eine gute Doku zum Thema gehen, sehr umfassend. Was die Wirkung auf die Psyche angeht, das kann ich nur bestätigen. Ist mir in den vergangenen zwei Jahren sehr bewusst geworden, wie gut es mir damit geht, wenn ich mich genügend bewege.
Nachtrag zum gestrigen Sonntag. Ich traue dem Frieden nicht mehr und neige dazu, mich in düstere Visionen hereinzusteigern, angesichts der Nachrichtenlage und der Tatsache, dass die Liebste gerade in Berlin weilt. Dann wird es Zeit, mich zu bewegen, das fällt vergleichsweise leicht, wenn draußen ein so schönes Wetter ist wie dieser Tage.
Erste Station war das Gräfrather Marktfest. Gräfrath gehört zu Solingen, was aber nicht heißt, dass die Gräfrather auch Solinger wären. Sie sind natürlich Gräfrather, so wie die Lenneper eben Lenneper, die Lüttringhauser eben Lüttringhauser und keine Remscheider sind. In Wuppertal isses ähnlich, nur vielfältiger, da mache ich jetzt mal nen Schnitt, führt zu weit, das bergische Klein-Klein.
Das große Kind wohnt seit kurzem da in der Nähe, sonst wäre ich nie dahin gefahren. Zuviele Menschen machen mir derbes Unwohlsein, zumal, wenn sie feucht-fröhlich sind. Und so verweilte ich auch nur kurz.
Wieder zurück im heimatlichen Kiez stieg der Wunsch, den Bierdunst aus der Nase zu bekommen, und so suchte ich das kleine Cafe umme Ecke auf. Die meisten Kunden holen hier Kuchen für daheim, das ist mir genau recht, wenig los, gut so. Balsam für die Seele, nach dem Dorffest zuvor.
Und – zum Ende noch eine kleine Runde über den Friedhof nebenan.
Heute ist Sperrmüll im Kiez. Und am gestrigen Abend das übliche Bild, ausmistende Bergbewohner, Fußwege zu mit Müll, plündernde und streitende Lieferwagenbesatzungen, Volksfeststimmung allerorten. Ich muss öfter mal auf die Straße wechseln und schaue nur selten genauer hin, was da alles aus Kellern, Ecken, Abstellräumen den Weg ans Licht findet. Hier allerdings lege ich einen Stopp ein und gehe sogar ein paar Schritte zurück. Mitnehmen will ich sie nicht, so weit geht die Liebe nicht, mal davon abgesehen, dass nicht alle im Haushalt damit einverstanden wären. Aber ein Bild – das muss sein.
Sperrmüll-Prinzessin, du hast wahrlich bessere Zeiten gesehen. Aber selbst in deinem morbiden Charme jetzt strahlst du noch Anmut und Würde aus, passt auf deine Weise in dieses ebenso ramponierte Quartier mit seinem bröckelnden Fassaden. Gerne hätte ich dich an deinem angestammten Platz gesehen, in irgendeinem Hinterhof-Beet hier in der Straße. Was du alles gesehen und gehört haben muss, in den vielen Jahren, in denen deine schönen Füße Moos ansetzten. Zum Zeichen deiner Würde hat man dich obenauf gestellt, auf dem Haufen, auf dass ich dich sehe und wenigstens für eine kleine Weile dein Andenken hier bewahren kann. Machs gut, Prinzessin, auf der anderen Seite, vielleicht sieht man sich mal.
Heute gibt es mangels kluger Gedanken vorwiegend Bilder, hier erstmal zwei von einer Abendrunde neulich:
Und – ganz frisch, Bilder von der Brötchen-hol-Runde gerade eben. Feine Gegenlichtdinger, die Tristesse der City, Schwebse, Johannisberg, Schwimmoper, Stadthalle, Deweehrt` scher Garten und – na klar, Ölberg. Kiez muss, geht nicht ohne. Und falls mal wer nicht weiß, mit seinen Schuhen wohin, nur zu, ist noch Platz auf der Leine. Kein schlechter Fund für einen wie mich, der sonst meist nur versunken nach unten schaut.
Sonst so?
Worte haben Kraft. Informierend, Emotions-geladen, heilend, zerstörend, und so vieles mehr. Die zerstörende Wirkung von Worten darf ich gerade im vertrauten Kreis der Herkunftsfamilie erleben. Wenn einer kurz vor Seitenwechsel aus seiner Hilflosigkeit Gift sprüht. Es macht etwas mit mir, sehr viel sogar. Sprengt den Rahmen hier.
Es ist nebelig und nass-kalt, aber mir fällt die Decke auf dem Kopf, ich muss raus. Eine der üblichen Runden, nebenan, raus aus meinem leicht verkommenen, aber gemütlichen Kiez.
Fast zuhause…ohne Kehrwoche, aber bunt.
Auf den Höhen geht es anders zu. Bungalows, Eigenheime mit Car-Ports, Wall-Boxen und E-Autos, Kameras an den Toren. Wohnt das Glück eigentlich gleichmäßig verteilt hinten den Mauern? Ich denke an die zahllosen Studien und Statistiken, die belegen sollen, dass Menschen mit potentiell gesegnetem Einkommen nicht nur länger, weil gesünder leben, auch „Bildungs-näher“ sein sollen. Unmittelbar darauf denke ich an den verängstigten Mittelstand, der den „sozialen Abstieg“ fürchtet und sich in hauen-stechen-schlagen übt. Und das Glück? Keine Ahnung, mich machen schicke Häuser immer irgendwie misstrauisch, wegen dem Verdacht auf mehr Schein als Sein. Was natürlich ein Vorurteil sein mag. Oder ein Produkt meiner lebhaften Phantasie, gepaart mit einiger Lebenserfahrung, diverse Kollegen, Mitmenschen betreffend. Schließ die Fensterläden, bring mir das MG und so, siehe das Liedchen weiter unten. Vielleicht isses nur so, dass man sie in ihren gutsituierten Behausungen einfachweniger wahrnimmt, das macht verdächtig. Verdächtiger als Osman nebenan, wenn der sein Kinder verbal faltet, kriegt das die halbe Straße mit. Der jedenfalls ist eine ehrliche Haut, der seine Kinder liebt. Wenn er sie nicht gerade lautstark abbürstet. Wahrscheinlich geht es um wenig bis nichts, ich kenne das. Normale Gesprächslautstärke bei manchen.