Montag, 201123

Vatertag, sagt der Kollege. So sagt er immer, wenn ich einen so genannten Akut-Pflegetag nehme. Wenn es die Fasson des Alten zulässt, fahren wir raus, irgendwohin, wo er sonst nicht mehr hinkommt. So, wie heute früh zum Beyenburger Stausee, wieder mal. Wir freuen uns auf dem sonnigen Höhenzug über das Wetter, doch während wir die über Windfoche zu Tale fahren, geraten wir in eine nicht enden wollende Wolke, die sich bis zum Stausee zieht und Nässe verbreitet. Zu früh gefreut, die Sonne hat es schwer, kommt nicht gegen den zähen Nebel an. Den Mann mit der Kamera freut`s, morbide Nebelbilder liebt er.

Es sind nur sehr wenig Menschen an diesem Montag Vormittag unterwegs, es ist still, nur hier und da eine kurze Unterbrechung durch Enten oder Kanuten. Eine feine Stimmung – Bilder, die für sich sprechen.

2-farbig hat auch etwas.

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Samstag, 201024

Gedanken über manch Anhaftung an die Vergangenheit. Für B., aber auch für mich, zur Erinnerung.

Wo bin ich, wenn nicht im Augenblick, in der Gegenwart? Mal versuche ich mir die Zukunft vorzustellen. Pläne gibt es keine mehr, eine Vision, eine Ahnung vielleicht, verbunden mit der Hoffnung, damit zumindest in etwa richtig zu liegen. Wohl wissend, das letzte Wort habe nicht ich.

Weit mehr Raum nimmt manche Erinnerung an die Vergangenheit ein. Je älter ich werde, desto mehr kommt zusammen, damit kann ich locker die Tage füllen, wenn ich es denn zulasse. Kann alles noch einmal präsent werden lassen, all die alten Irrwege und Wunden noch einmal spüren, ebenso wie die tatsächlichen oder vermeintlichen Fortschritte. Mal hat das seinen Sinn, für eine Zeit. Und ja, manches verblasst und hinterlässt allenfalls diffuse Bilder oder auch Schuldgefühle. Je mehr Zeit vergeht, desto unscharfer wird manches Bild.

Für mich ist wichtig, stets die Brücke zur Gegenwart im Auge zu behalten, denn gleich, in welche Richtung ich nun schaue, eines ist beiden gemein: Der Blick zurück, so sinnvoll er von Zeit zu Zeit auch sein mag, um mich neu zu verorten, er entfernt mich ebenso aus der Gegenwart wie zuviel Sandkastenspiele im Kopf, was die Zukunft angeht. Gehe ich nicht über die Brücke, laufe ich Gefahr, den Nebel der Vergangenheit mit in meine Gegenwart zu nehmen.

Als ich noch trank, sah ich keine Brücke. Alles war grau-schwarz, ein aufgewühltes, trübes Meer aus verpassten Gelegenheiten, gelebte, gefühlte Scham und vor allem Selbstmitleid, kombiniert mit teilweisen Realitätsverlust und beginnender Paranoia. Allein in diesem trüben Ozean, weit und breit kein Horizont in Sicht, weil die eingesetzten Mittel jeden schärferen Blick verhinderten. Das schlimmste daran war, mit den rechten geistigen Kniffen ließ es sich darin aushalten,, sich darin einrichten, der einsame Wolf lässt grüßen. Heute drücke ich es anders aus, Scheiße hält eben warm, zumindest eine Weile.

All dies ist lange her, meine Gegenwart heute ist, Gott sei Dank, eine andere. Die Fallstricke sind geblieben, aber sichtbar und lebbar. Der Hang zum grübeln scheint mir eigen zu sein, gleich wie der schwarze Vogel, der untrennbar zu mir gehört. Schatten sicher, aber auch das Licht ist in mir, reduzierter Sozialkontakte und manch Alltags-bedingt auf ein natürliches Mass geschrumpfter Träume zum Trotze. Leben ist – hier, jetzt. Im Licht, wenn gerade auch nur die Schreibtischlampe. Jemand liest all dies vielleicht bis zum Ende hier, und schon ist eine Verbindung da, wenn auch nicht sicht- und greifbar 😉

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PS: Gerade gelesen – Warum Deutschland drei mal mehr Corona-Kranke als Japan hat, trotz vergleichbar überalterter Gesellschaft. Eine Mischung aus gravierenden Unterschieden in Bürokratie und Verwaltung einerseits, aber – und das macht mich schon nachdenklich – auch in dem Sozialverhalten, dem Verantwortungsgefühl jedes Einzelnen. HIER für euch ohne Bezahlschranke bei den Krautreportern nachzulesen.

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Nebel

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Diese frühen Stunden, wenn die Kälte der Nacht noch nicht weichen will und die Sonne es schwer hat, den dichten Dunst zu durchdringen. Eine zauberhafte Zeit, in der vieles vorstellbar scheint. Es wäre nicht wirklich überraschend, nun einem Kobold zu begegnen. Wäre da nicht der Bahndamm – Kobolde mögen keine Eisenbahn. Die scheint zu weltlich, zu real. Da ziehen sie sich lieber zurück, in unschuldige Werkshallen, tarnen sich mit Blaumännern und täuschen Kompetenz vor.

Kobolde halt 🙂

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