Freitag, 231006

Aus einem Kommentar von mir zum Thema Wiedererstarken des Nationalismus:

Ja, dass Nationalisten miteinander können, hat mich auch schon nachhaltig beschäftigt. So wie die Russen die Wahl Donald Trumps favorisiert und auch manipuliert haben. Sehr wahrscheinlich geht es um klar abgesteckte Einflusszonen, in denen ein jeder machen kann, wie er möchte. Das Prinzip der Macht setzt voraus, es gibt keine Gleichberechtigung unter den Völkern, was real ja auch so ist. Die Regeln bestimmen die mit den größten Eiern Waffensarsenalen und dem größten Handelsvolumen.

Nicht, dass ich das sonderlich fair, gerecht oder menschenwürdig fände, das ist es weiß Gott nicht. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, das ein Denken in Machtblöcken durchaus bei allen damit verbundenen Risiken Garant für eine lange Friedensperiode sein kann. Was geschieht, wenn kleineren Völkern in manipulativer Absicht Selbstbestimmungsrecht suggeriert wird, lässt sich derzeit leider gut beobachten. Und – die „Guten“, die gibt es nicht. Auch unsere Freunde größten Handelspartner und Waffenbrüder haben fremde Länder überfallen und besetzt, wenn ihnen nicht genehm war, was dort geschah. Und sie werden es wieder tun. Selbst bin ich davon überzeugt, der beste Friedensgarant sind für alle Seiten fruchtbare und faire Handelsbeziehungen. Das hat selbst zu Kaltenkriegszeiten gut funktioniert.

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Sonst so?

Das Jahr der großen Jubiläen – 45 Berufsjahre nonstop und 30 Jahre in diesem ehemalig kuscheligen Familienbetrieb, der ehemaligen Plattkloppe-Krummbiege-und-Abschneidefabrik. Dieser ehemals geflügelte Begriff stammt von einem launigen Ex-Kollegen aus einer Zeit, als es hier noch eine Stanzerei hatte. Von ihm stammt auch die Einschätzung, dies hier sei eine Manufaktur und er kriege jedesmal das Staunen, dass die Teile so ausschauten, als kämen sie aus einer Fabrik. Wir hatten nicht nur den Vornamen gemein 🧡.

30 Jahre „irgendwas mit Autos“, 45 Jahre ununterbrochen Lohn und Brot – bei allem, was war, ein Grund zur Dankbarkeit. Kann zumindest in diesem Lebensbereich so falsch das alles nicht gewesen sein. Man gedachte mir ein Körbchen zu, schön mit gesunden Sachen, auf dass ihnen meine Arbeitskraft noch lange erhalten bleibt.

Wie überlebt man in diesem industriellen Dschungel? So gut sein, dass man sich irgendwie zumindest ein wenig unverzichtbar macht – und, das ist der Trick, auf dem es ankommt – den Kopf immer schön unterm Radar halten. So bin ich heute der letzte verbliebene „Indianer“, der rein gar nichts zu sagen hat und nur knechten darf. Alle rotierenden Messer haben schlimmstenfalls für leicht kreisrunden Haarausfall ganz weit oben auf der Rübe gesorgt, was aber auch am Alter liegen könnte. Man nennt mich auch den Überlebenskünstler. Mehrere „überlebte“ Geschäftsführungen und viele Fachbereichsleiter lassen grüßen. Bei alledem habe ich nie vergessen – ein wenig glückliche Fügung gehört auch immer dazu.

Wo ich gerade bei der Arbeit bin – Netzfund zum Thema Strategische Inkompetenz. Kann ich nicht war gestern, heute will man nicht können. In dem Artikel geht es vorzugsweise um Männer, die sich vor der Hausarbeit drücken wollen – ich möchte ergänzend hinzufügen, es soll auch Frauen geben, die handwerkliches Ungeschick strategisch vortäuschen. Und wiederum Männer, die gern in diese Bresche springen, in der dito eher strategischen Hoffung auf lustvolle Stunden. Wenn`s funktioniert, ist ja auch allen geholfen. Alle Strategie darf nicht mit der natürlichen Blödheit verwechselt werden, also die noch nicht weiter bearbeitete Veranlagung, die Folgen des eigenen Tuns und Lassens nicht wirklich einschätzen zu können. Was sich trainieren ließe, ebenso wie die erlernte Selbstunterschätzung, auch ein Thema für sich.

Selbst hatte ich das Glück, immer wieder auf Menschen zu treffen, die mir bei alledem ein Stück weiter halfen. Vielleicht darf ich heute hier und da so einer sein, für andere.

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17 Gedanken zu “Freitag, 231006

  1. Herzlichen Glückwunsch, lieber Reiner, zu den vielen Jubiläen und den Lohn in Gestalt eines gesunden Körbchens hast Du Dir redlich verdient.😆
    Meinem Mann gefiel meine strategische Inkompetenz, die ich entwickelte, nachdem ich ihn kennenlernte. Ich denke, er brauchte mein Unvermögen und ich fühlte mich in vielen praktischen Bereichen tatsächlich immer dümmer, als ich war. Leider glich sich das nicht aus, denn er war auch in „meinen Bereichen“ sehr, sehr kompetent. Nachdem wir uns trennten zeigte es sich, dass ich alles lernen konnte, was nötig war, sogar das Tanken und „richtige“ Fensterputzen.😉
    Liebe Grüße und schönes Wochenende! Regine 🙋‍♀️

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    1. Soviel zur „erlernten Unselbstständigkeit“. Lässt sich auch wieder verlernen und das kriegst du ziemlich gut hin! Ähnliches beobachte ich bei meiner inzwischen 8jährigen Mutter.

      Liebe Grüße & auch dir ein gutes Wochenende, liebe Regine!

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      1. Deine Mutter ist wirklich noch sehr jung für Dein Alter 😉. Das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, aber ich weiß natürlich, was Du meinst. Ich finde es so schön, dass Deine Mutter diese Erfahrung machen darf. 💝

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  2. 45 Berufsjahre … herzlichen Glückwunsch 🙂
    In deinem Text dazu kann ich mich teilweise wiederfinden, auch wenn es bei mir in diesem Jahr gerade „nur“ 40 Jahre waren, alle bei nur einem Arbeitgeber. Ich bin mir aber nicht sicher ob ich es noch weitere fünf bis zehn Jahre durchhalten möchte.

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  3. Ingwer zum Jubiläum. Ja, warum nicht? Wenn dieser auch bei aller nachgesagten Bekömmlichkeit nicht eben zu den Leckereien gehört, die man so mal nebenbei nascht, ja, sich gegen diese Anwendung geradezu sträubt, so dürfte das auch für die diesem hier ursächliche Welt der Arbeit zutreffen. Es bleibt meist doch ein eigenartiger Geschmack zurück.
    Na, dann auf… die Arbeit macht sich ja nicht von alleine! Gut durchgehalten, bravo, und also weiter so!

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Senf dazu?