Nach der Arbeit mache ich das, was die meisten so machen. Steige in mein Auto und fahre heimwärts, den inneren Blick auf mögliche Besorgungen gerichtet. Der Supermarkt liegt gleich am Weg, mal eben schnell, denke ich, während ich einen Parkplatz suche.
Der Einkauf ist zügig zusammengestellt, mir sind Einkäufe eigentlich ein Angang, andererseits aber auch eine gute Gelegenheit, ein paar andere Gesichter zu sehen, abseits der teils Jahrzehnte-lang vertrauten Antlitze. Wobei sich der Unterhaltungswert in engen Grenzen bewegt. Den Mienen nach zu schließen, hat keiner die rechte Freude am Geschehen. Oder den Kaffee auf vom Tag an sich. Wahrscheinlich beides..
Das Finale kommt, wie immer, an der Kasse. Es sind schöne neue Kassen installiert, intuitiv stelle ich mich natürlich an die falsche Kasse, also dort, wo mindestens drei Rentner Tonnen von Kleingeld sorgfältigst abzählen und mindestens ein Kartenzahler irgend einen Punk mit seiner EC-Karte hat. Endlich bin ich an der Reihe, mein Zeug wird am Scanner vorbei gezogen. Hinter mir wartet eine Dame, vielleicht ein paar Jahre jünger als ich. Schon länger habe ich sie gerochen, sie hat ein etwas ausgefallenes Parfum. Ein wenig verkniffen wirkt sie, fast unablässig in ihr Smartphon starrend, während ihre Tochter (oder eher Enkelin?), vielleicht 6,7 Jahre jung, das Kassenband mit Einkäufen bestückt. Weil sie kaum darüber schauen kann, liegt einiges etwas quer und fällt in Richtung der Kassiererin, als das Band wieder mal anläuft. Die Gute hinter dem Band an der Kasse hat es eh nicht leicht, mit ihrer Leibesfülle wirkt sie in dem eher engen Kassenverschlag ein wenig deplatziert, wenigstens verhindert ihre Statur die Weiterreise der sich auf Irrwegen befindlichen Ware nach ganz unten.
Mein Zeug ist durch, bis auf den kleinen Beutel Zwiebeln. der nicht zu scannen geht. Oweiah, denke ich mit Blick auf die Schlange hinter mir, gleich hat mich hier keiner mehr lieb, während die Kassendame vergeblich die Kollegen nach dem Preis von den Zwiebeln befragt. Weil keiner Bescheid weiß, mich selbst eingeschlossen, zwängt sie sich mühsam aus ihrem Verschlag, um die Kollegen aus der Gemüseabteilung zu befragen, während ich in eine andere Richtung schaue, um mögliches Grinsen zu unterbinden. So wendet sich mein Blick nach hinten, trifft den Blick der Dame hinter mir. Die wirft mir einen sehr langen, ebenso wissenden wie missbilligenden Blick zu und meint dann tatsächlich etwas wie „typisch Mann“ von sich geben zu müssen. Gespielt entrüstet lege ich meinerseits los: „Das Zeug ist einfach Scheiße ausgezeichnet, muss nix gewogen werden, Sack Zwiebeln, Stückpreis – von wegen typisch Mann ...“, während die Kleine im Anhang umher hüpft und lustig nachplappert: „Typisch Mann, typisch Mann, hihi ..“ Hat das Gör wieder etwas für`s Leben gelernt, denke ich, während mein Gegenüber mich neckt, kumpelhaft mit der Schulter anrempelt, ein mildes Grinsen im Gesicht. Während wir unseren Spaß haben, kommt die Kassiererin zurück, locht sich wieder in ihren Verschlag ein und endlich kann es an`s Bezahlen gehen, bar und ohne Kleingeld.
Ein feiner Wortwechsel, denke ich.
Immerhin überhaupt irgend eine menschliche Begegnung heute.
Was den Feierabend ein wenig abrundet.
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